Der Scheidungstermin wird sich wohl noch etwas verschieben. Er ist zu der Zeit in Holland (wäre aber zum Termin vorher zurückgekommen), aber seine Anwältin ist da auch in Urlaub. Nicht zu ändern, ich habe mich schon damit abgefunden. Seltsamerweise. Tochterherz bescheinigte mir, ich hätte seit dem Erhalt des Briefes mehr Gleichgültigkeit ihm gegenüber an den Tag gelegt. Habe tatsächlich festgestellt, dass ich nicht mehr so oft an ihn denke und es mir relativ egal ist, ob ich etwas von ihm höre oder nicht. Vielleicht ist es deswegen, weil nun das definitive Ende fest steht. Nur noch dieser Termin. Danach kommt nichts mehr, wovor ich mich fürchten müsste. Alles andere habe ich selbst in der Hand. Was mir fehlt, wenn ich mir gegenüber ehrlich bin, ist nicht mehr er als Mensch. Es ist vielmehr das Gefühl, jemandem wichtig zu sein, jemand, der die kleinen und großen Dinge mit mir teilt, jemand, der einfach da ist, der genau so bedingungslos ist wie ich. Gleichzeitig weiß ich, es wäre unfair demjenigen gegenüber, weil ich noch nicht völlig frei bin, noch längst nicht alles aufgearbeitet habe. Weil ich nicht weiß, ob ich mich auf ihn einlassen könnte. Ich bin nun mal kein oberflächlicher Mensch, der mit Gefühlen anderer spielt.
Heute ist wieder mal einer dieser Tage, wo ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause komme, eigentlich froh sein müsste, meine Ruhe zu haben - und mich statt dessen einsam fühle. Bedürfnis nach Nähe, und da ist niemand. Zum Glück ist dieser Tag fast geschafft und ich weiß, dass es mir morgen vermutlich schon wieder besser geht.
Vielleicht liegt es auch daran, dass er mir heute auf dem Weg zum Außendienst entgegen kam, er kam von der Arbeit und winkte mir, so wie früher. Da sind wir uns auch immer begegnet. Und ich wusste, wenn ich heim komme, ist er da und fragt mich, wie mein Tag war und ich ihn, wie seiner war. Es ist manchmal immer noch schwer und heute irgendwie besonders. Merkwürdig.
22.07.2020 21:08 •
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