Liebe Susan,
Deine Geschichte - auch wenn sie ein Klassiker ist - berührt und bekümmert mich auch. Denn Du hast unglaublich viel Angst in Dir.
Du kommst mir vor wie ein kleines Mädchen, das Angst vor seinem Vater hat. Es möchte dem Vater sagen, dass es ihn lieb hat und gerne mehr Zeit mit ihm verbringen würde. Aber der Vater verhält sich ambivalent, zeigt wieder mal Interesse, geht dann wieder seiner Wege und das kleine Mädchen bleibt traurig zurück und leidet unter der Missachung und Funkstille.
Deine Angst blockiert Dich, Dinge, die eigentlich einfach sein sollten, anzusprechen. Es kostet Dich Überwindung, ihm Belangloses zu schreiben und jetzt sitzt Du wie das Kaninchen vor der Schlange und wartest, was die Schlage tun wird.
Du schreibst, Dein Selbstbewusstsein ist im Keller. Ja, kein Wunder, denn Du sitzt zwischen den Stühlen und kannst Dich und ihn nicht einordnen. Wer Angst hat, ist nicht selbstbewusst. Angst bedeutet Verzagen und Zaudern und genauso verhältst Du Dich auch.Ich tue lieber mal nichts aus Angst, es könnte ihm zu viel werden.
Und dabei wünschst Du Dir doch gerade die Dinge, die eine Beziehung ausmachen. Nähe, Vertrauen, Zuversicht, Zuverlässigkeit, das Gefühl dem anderen wichtig zu sein und nicht für Wochen wieder vergessen zu werden. Aber das traust Du Dir ja nicht mal zu denken geschweige denn zu sagen. Es muss ja keine Beziehung sein, aber ...
Mädchen, was denn sonst? Es gibt kaum richtige Freundschaften zwischen Mann und Frau, weil immer wieder Gefühle dazwischen funken und irgendwann der Eine mehr möchte als der Andere. Der der Eine traut sich dann nichts zu sagen und traut sich nichts zu, weil man ja die berühmte F+ hat oder eine unverbindliche Affaire. Also kann man doch nicht nach Monaten sagen, dass man es lieber anders hätte. Dass das alles zu wenig ist zum Leben, aber eben auch zu viel zum Sterben.
Wenn er dann wieder antrabt, positiv auf Dich reagiert, bist du wieder glücklich, ehe Du wieder kalt gestellt wirst. Ein Wechselbad der Gefühle, das Dich verunsichert und Verunsicherung führt zu Angst und Angst zu Blockade. Da hilft es auch nichts, wenn andere sagen, los, trau Dich, red mit ihm, spring über Deinen Schatten. Denn die Angst ist leider mächtiger, denn es könnte auch schlecht ausgehen. Also fährst Du die typische Vermeidungsstrategie und überwindest Dich und schreibst ihm eine belanglose Nachricht, die wieder nichts bedeutet, aber zu etwas Großen hochstilisiert wird, Denn jetzt ist ängstliches Warten angesagt und Du überlegst, ob er wohl heute noch darauf reagiert oder erst morgen. Ach nein, heute sicher nicht, so schnell ist er nicht - und schon machst du Dich selbst wieder klein.
Armes kleines Mädchen, das Worte interpretiert und Dinge heraus liest, von denen es nicht weiß, wie sie gemeint sind.
Ja, er verhält sich ambivalent, aber Du Dich genauso. Wobei er im Vorteil ist, denn er braucht ja nicht viel zu investieren. Du stehst ja bereit und passt Dich an. Also wozu sollte er in die Puschen kommen und begreifen, dass es fünf vor zwölf ist und Du mit der Beziehung oder auch Nicht-Beziehung todunglücklich bist? Du sagst nichts, Du ziehst Dich zurück, Du flüchtest Dich in leidende Passivität. Und wartest, was er tut. Derweil hast Du viel Zeit, seine Worte zu zerpflücken und zu interpretieren.
Worte bedeuten nichts oder nicht viel, Taten zählen.
Im Grund genommen brauchst Du nicht zu jammern, Du hast Dir mit dieser Affaire das eigene Grab geschaufelt. Ach, Beziehung brauche ich nicht, aber so eine lockere Freundschaft mit Sx darf es schon sein. Schön für ihn, denn wenn gerade nichts Anderes ist, dann trabt er wieder an und holt sich seine - ich sag's nicht, aber so ist es eben.
Neu ist, dass er gemeinsame Unternehmungen anpeilte und Dich Freunden vorstellt. Das tut man normalerweise dann, wenn man in Richtung Beziehung geht. Ich finde, es ist ein Schritt in eine andere Art von Beziehung. Du wirst vorgestellt als was? Vermutlich als eine Freundin, ja ein wenig blass, aber er kann ja schlecht sagen, dass Du die F+ bist.
Aber leider bist Du von Angst so blockiert, dass jedes Invest von Dir mit der Überwindung dieser Angst richtig gehend mühsam wird.
Du hast Dich auf etwas Halbherziges eingelassen, was Dich nicht zufrieden macht und womit Du nicht zurecht kommst.
Dein innere Druck wird wachsen, wenn Du nicht irgendwann in die Gänge kommst. Also zieh nicht dauernd den Schw... ein und warte was geschieht und was gnädiger Herr zu tun gedenkt.
Dann fährst Du halt volles Risiko, aber sei wenigstens mal ehrlich und tu nicht ständig so, als ob Dir alles egal wäre.
Sag, was Du willst und erwartest und gerne hättest. Kostet Mut, zweifelsohne. Und dann schau was passiert.
Viellecht ist er erstaunt weil er ja gar nicht wusste, dass Du ... eigentlich mehr willst als das.
Vielleicht freut er sich sogar, weil er auch nicht recht wusste, woran er mit Dir ist.
Vielleicht geht er auf Distanz und fühlst sich überfahren und unter Druck gesetzt. Dann weißt Du jedenfalls Bescheid.
Und Bescheid zu wissen ist allemal besser als Ungewissheit und Feigheit, in der Du verharrst.
Du begibst Dich freiwillig in eine Art Vorhölle, denn Du agierst nicht mehr frei, sondern Du bist voller Blockaden.
Feigheit zu überwinden heißt auch, Blockaden zu überschreiten und zu zerschlagen. So was macht freier, baut inneren Druck ab und vermindert die Angst.
Ich denke, das ist etwas was Du lernen musst. Du bist zu passiv, zeigst wenig Initiative und eigentlich weiß man bei Dir ja nicht, was Du eigentlich willst und anpeilst. Aber innerlich hast Du Erwartungen, die sich nicht erfüllen. Er kann diese Erwartungen auch nicht ansatzweise erfüllen, wenn er sie nicht kennt.
Anderes Modell, sie sind im egal. Das heißt dann aber auch, Du bist ihm egal. Und das heißt in letzter Konsequenz, weg mit einer Halbbeziehung, die Dir nicht gut tut.
Ich glaube es wäre an der Zeit, dass Du mit ihm darüber redest und die Dinge klärst, was das zwischen Euch jetzt sein soll. Dann fährst Du halt auf Risiko, aber das ist der Lauf des Lebens.
Sachen,die man nicht versteht und die einen quälen, muss man klären. Denn sie vergiften Dich innerlich und verstärken Dein mangelndes Selbstgefühl. Ich bin womöglich mehr nicht wert, also tu ich lieber nichts, denn dann läuft es so wie bisher und das ist vielleicht besser als gar nichts mehr. Nur dass dieses Halbe Dich nun unglücklich gemacht hat.
Mach was mit ihm aus und schenke ihm reinen Wein ein. Aber höre endlich damit auf, Dich so klein zu machen. Du kommst eh nicht davon, denn ungeklärte Dinge holen Dich immer wieder ein. Das Leben, insbesondere das Innenleben will klare Verhältnisse und keine F+ oder wie das neumodische Zeug heißt, wofür sich Frauen einfach mal hergeben für das Eine und dann darunter leiden, dass das Andere ausbleibt.
Lerne Dich kennen und gesteh Dir ein, dass diese F+ was für Fortgeschrittene ist. Für Frauen mit Selbstbewusstsein, die wissen wo sie stehen und wo sie stehen wollen. Die sind tough genug für so was. Ich wäre es nicht, aber im Unterschied zu Dir weiß ich es. Sx nur mit Gefühlen und Anspruch auf Exklusivität. Alles andere brauche ich nicht.
Könnte auch passieren, dass Du eines Tages weg vom Fenster ist, weil da eine Andere seinen Weg kreuzt, für die er tatsächlich alle Register zieht. Dann bist Du raus und das wird dann erst richtig weh tun. Benützt und weggeworfen, aber das ist eben so mit der F+.
27.10.2021 10:47 •
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