Hallo Lars,
scheint, als wäre die Büchse schon ein bischen auf, oder?
Also, ich kann ihre Gedanken immer noch nachvollziehen, ich versuch mal zu erklären, wie das bei mir war. Ich denke, sie kämpft schlicht und einfach mit Eifersucht. Da muss man halt durch, wenn man in irgendeiner Form offene Beziehungen leben möchte.
Also, klar war ich auch eifersüchtig, wenn mein Mann auf Dates gegangen ist, wobei das recht gut zu handeln war, und sich eher in einer diffusen Traurigkeit geäußert hat.
Und dann, als mein Freund mir erzählt hat, dass er jemanden im Auge und auch bereits geküßt hat, hab ich einen Nachmittag lang geheult.
Meiner Meinung nach, ist Eifersucht kein Gefühl an sich, sondern eine spezielle Ausdrucksform von Angst. Bei mir war es z.B. die Angst, dass ich nicht mehr besonders bin, wenn meine Partner mit anderen Partnern Dinge machen, die sie sonst nur mit mir machen. (Und, wie es ein bischen bei dir zu sein scheint: ich hatte Angst, dass ich ihn verliere, wenn die neue Freundin ihn für sich allein haben will.)
Genau das lese ich bei deiner Freundin auch heraus, wenn sie was mit anderen Frauen macht, bist du immer noch besonders, weil du der einzige Mann bist, mit dem sie so Sachen macht, aber sie ist weniger besonders, weil du die gleichen Sachen mit anderen Frauen machst. Soweit so einleuchtend?
Unter dieser Brille könnte man ihre Gedanken und Ängste ungefähr folgendermaßen formulieren:
Ich würde gerne mit anderen Frauen intim werden. Ja Mist, ich kann das ja schlecht für mich reklamieren, und es meinem Partner nicht erlauben. Ok, biete ich ihm einen dreier an, dann habe ich die Situation unter Kontrolle, und kann dafür sorgen, dass ich besonderer bin, als die andere Frau. Oh Mist, er ist nicht nur einverstanden, sondern sogar ein bishen angetan, bedeutet das, er will gerne mit anderen Frauen schlafen? Bedeutet das, ich bin nicht besonders genug, so dass er das nur mit mir machen will? Gebe ich ihm nicht genug, bin ich nicht gut genug, so dass er das will? Ist die Partnerschaft vielleicht gar nicht so sicher, wie es sich angefühlt hat?
Nicht umsonst gibt es bei offenen Beziehungen nicht selten die Regel, sie darf mit anderen Frauen, und er mit anderen Männern, um genau diese Ängste nicht (oder zumindest weniger) zu triggern.
In einer normalen Monogamen Partnerschaft kommt sowas nicht vor. Wenn man die Partnerschaft mal hat, ist klar, dass sie für den Rest des Lebens gedacht ist. Auf die Frage: Würdest du gerne mit anderen Frauen schlafen? wäre die Standardantwort: Nein, Liebes, du gibst mir alles was ich brauche!, weil es ohnehin nicht in Frage kommt.
Sprich: Solange die Büchse zu ist, muss man sich viel weniger damit auseinandersetzten, dass Beziehungen endlich sein können (und in aller Regel sind!), oder dass wir manche Bedürfnisse des Partners nicht befriedigen können, oder dass vielleicht auch jemand anders besonders für unseren Partner sein kann. (Unter dieser Brille läßt sich z.B. auch Eifersucht auf die beste Freundin der Partnerin und andere Phänomene verstehen)
Schreib mir doch kurz, ob ich grob ins Schwarze getroffen hab, dann schreib ich weiter, wie ich damit umgehen würde.
Sonst artet das hier aus, kurz kann ich immer noch nicht.
12.12.2020 10:18 •
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