Auch wenn du paul528 in deinem letzten Post markiert hast, antworte ich mal frech „von der Seite“ rein, wenn es OK für dich ist…
Die Gefühle, die Verzweiflung, die du beschreibst, sind eine nachvollziehbare und eben traumatische Reaktion auf das, was und wie es dir - vor relativ kurzer Zeit - widerfahren ist. Du müsstest schon ein totaler emotionaler Holzklotz sein, wenn dich so etwas nicht bis ins Mark erschüttert. Die Art und Weise, wie sich deine Ex-Partnerin von dir trennte, ist wie ein dreifacher Kanonenschuss auf den eigenen Selbstwert! So etwas streckt selbst Menschen mit relativ hohem Selbstbewusstsein nieder und löst zwar irrationale aber dennoch elementar fühlbare Selbstzweifel aus. Auch wenn's nicht tröstet: Dein Gehirn und deine Seele reagieren also, wie sie bei einem normal emotional eingestellten Menschen bei so etwas reagieren müssen.
Es gibt leider nicht den einen Schalter im Gehirn bzw. in der Seele, den man nur umlegen muss, um sich aus dieser sch** Situation einfach zu „erwecken“. Was ich dir aber einfach mal aus dem Bauch heraus empfehlen möchte (sofern du diese Dinge nicht eh schon machst):
- Wenn deine starken Schlafprobleme nicht nur ein paar Tage andauern, konsultiere bitte deinen Hausarzt (wenn du einen guten hast) und besprich das mit ihm. Dauerhafter unruhiger Schlaf oder Schlaflosigkeit zerrütten unser Nervenkostüm noch mehr (Stichwort „Panikgefühle“); in so einer emotionalen Ausnahmesituation muss man rechtzeitig gegensteuern. Wenn nichtpharmazeutische Maßnahmen wie bspsw. Sport oder Einschlafmeditationen (es gibt wirklich gute auf Youtube) nicht helfen, dann kann dir dein Arzt hochdosierte pflanzliche oder, wenn auch das nicht hilft, sanfte synthetische Mittel verschreiben. Das ist ab einem bestimmten Punkt eine rein rationale Nutzenabwägung: Es wäre viel schlimmer, wenn du dich selbst über längere Zeit aufgrund Schlafmangel quälst; dein Körper und deine Seele brauchen jetzt nachhaltig guten Schlaf.
- Lass dich gern auch ein paar Tage krank schreiben (sofern der Gang zur Arbeit nicht eine wirksame Ablenkungsstrategie ist sondern eher eine zusätzliche Belastung).
- Führe Tagebuch, d.h. schreib dir den ganzen Kram für dich selbst von der Seele, regelmäßig, am Besten zu Anfang wirklich täglich - und lass die Gedanken dabei einfach fließen, wie sie kommen und egal, wie sie sich wiederholen. Das hilft vielen Menschen in so einer Situation wirklich! Und in dem Tagebuch kannst du auch ein kleines „Logbuch“ deiner Stimmung führen (bspsw. mit einem Score von 1 - ganz schlimmer Tag bis 5 - sehr guter Tag o.ä.) und wie du jeweils letzte Nacht geschlafen hast (sehr schlecht/ganz OK/sehr gut). Dieses Log hilft dir, über längere Zeiträume hinweg, ohne im aktuellen Moment verhaftet zu sein, nachvollziehen zu können, wie der Verlauf insgesamt ist.
- Da ich befürchte, dass du niemals (und schon gar keine ehrlichen) Antworten von deiner Ex-Partnerin bzgl. der Beziehung und der Trennung erhalten wirst und einen so etwas sehr quält: Zur Not erfinde einen für dich selbst plausiblen Trennungsgrund (ja, klingt doof, ist aber eine gute Abwehrstrategie gegen so genanntes Overthinking). Schreib in dem Kontext einen langen Abschiedsbrief an sie und lass darin alles raus, was dich bewegt. Aber - vielleicht kennst du diese Einschränkung ja schon - schicke ihn keinesfalls ab! Er ist wirklich nur für dich selbst (und dient dem inneren Dialog und dem „Ausspeichern“ stetig kreisender Gedanken). Mit deiner Ex aktuell in irgendeinen Kontakt zu treten, das weißt du ja, ist nicht nur nicht sinnvoll sondern absolut schädlich für dich und deinen Selbstwert.
- Falls du es dir jetzt zeitlich und finanziell leisten kannst, Urlaub zu machen, rate ich dir persönlich dazu. Also richtigen Urlaub, den man nicht nur fünf Tage und zuhause verbringt sondern bewusst auf Reisen, raus aus der Home Zone geht. Meine persönliche Erfahrung: Eine bewusste Alleinreise in diesem Zustand (je weiter weg, je besser) mit einer guten Mischung aus Erlebnissen (Ablenkung und Funktionieren müssen) auf der einen und Ruhe zur Beschäftigung mit den eigenen Gedanken und Gefühlen auf der anderen Seite, in einer für einen selbst wohltuenden Umgebung, ist wie eine Notfall-Kur für das eigene Ich.
- Falls du es noch nicht gelesen hast, lies mal das zutiefst ehrliche Buch „Was dir niemand sagt, wenn du verlassen worden bist“ des spanischen Bloggers Mandelrot, den ich hier schon mal zitiert habe. Auch das wird dich natürlich nicht wunderheilen, aber es kann eine kleine und mitunter auch ein Lächeln hervorrufende Hilfe auf dem Weg sein, mit den eigenen Gefühlen besser umzugehen, die einen jetzt so unkontrollierbar heimsuchen.
Und wenn du mindestens mit deinem Dad und seiner Lebensgefährtin zwei emphatische Zuhörer und Unterstützer gefunden hast, mit denen du offen reden und in all deinem Schmerz immer ganz du selbst sein kannst, ist das enorm viel wert.
Don’t let it bring you down…
27.06.2024 20:39 •
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