@hük:
Du möchtest, dass sie sich ändert. Mehr Rücksicht auf Deine Bedürfnisse nimmt.
Das ist verständlich.
Die Krux ist nur (und das hab auch ich auf dem harten Weg lernen müssen), dass Du nie einen anderen Menschen ändern kannst.
Du kannst nur
A) Dein eigenes Verhalten ändern und darauf hoffen, dass bei ihr dadurch was angestoßen wird (Spiegeltheorie), oder
B) Dich trennen, weil es für Dich nicht mehr passt.
Ein gutes C) dazwischen gibt es nicht.
Die eigenen Bedürfnisse unerlaubter Weise bei Dritten befriedigen und darauf hoffen, dass irgendwie die Beziehung zur Freundin dadurch oder zufällig zwischenzeitlich besser wird, verlängert nur den Leidensweg der Lösung B).
Nach dem von Dir Geschriebenen wirkt es auf mich so, als würdest Du mit einer Frau, mit der Du grundsätzlich über alles reden kannst (z.B. über Dein Wolke4-Gefühl, ohne dass sie am Tag drauf gleich den Umzugswagen bestellt), nicht sehr viel besprechen.
Wie kann das sein, dass eine Entscheidung wie das Stillen nur von ihr getroffen wird?
Wie Dein Kind ernährt wird und dass Du dadurch z.B mit Deiner Tochter ja nie alleine ein Wochenende wegfahren könntest, ist doch eure gemeinsame Sache.
Hast Du sie denn diesbezüglich nach ihren Gründen gefragt und auch Deine Ansichten und Bedürfnisse vorgebracht?
Und habt ihr den Hund damals gemeinsam angeschafft? Oder warst Du dagegen bzw. hast klar gemacht, dass Du mit dem nicht raus gehst?
Auch die Elternzeitverlängerung hört sich so an, als hätte sie die ganz ohne Dich getroffen. Kann ja nicht angehen, oder?
Ich habe den Eindruck, als würdest Du ihr wirklich viele Entscheidungen überlassen. Oder Dich ihren Wünschen beugen? Und das danach bereuen und von ihr verlangen, sie möge doch dann auch die Alleinverantwortung für die Konsequenzen tragen.
Wenn das so ist, habt ihr effektiv keine Partnerschaft mehr, sondern nur noch ein Täter-Opfer-Verhältnis.
Und empfindet vermutlich wechselseitig den anderen als Täter und euch selbst eher als Opfer?
Oder geht sie mit Dir daccord, dass sie die Beziehung und Familie gestaltet und Du nur der Beifahrer bist?
Ist das für sie in Ordnung so oder will sie, dass Du Dich mehr einbringst?
Mich würde wundern, wenn Du unter diesen Bedingungen auch Deine anfänglichen Wolke4-Gefühle hättest aufrecht erhalten können. Ich wäre da schon lange bei Wolke 2 und darunter.
Was Deine Freundin angeht, habe ich den Eindruck, dass sie mit allen ihren Handlungen einer Unzufriedenheit entkommen, etwas reparieren möchte, in dem Glauben, dass sie ein glücklicheres Leben führt, wenn X oder Y erst mal da ist. Und dazwischen apathisches bis erschöpftes Verharren im Erreichten.
Die Liebe ist nicht sehr spürbar, dann kommt ein Hund.
Die Beziehung ist nicht mehr gut, dann kommt das Kind. Die Elternzeit ist okay, wird verlängert, ist aber doch nicht 100%, dann soll es ein Job richten.
Bei Dir ist das ja ganz ähnlich. Wenn erstmal X passiert, DANN wird es schon irgendwie ok werden und ich wieder glücklich.
Und dabei habt ihr wohl auch noch ganz unterschiedliche Bedürfnisse, die ihr versucht, auf Umwegen zu erfüllen.
Da weiß ich gar nicht, was man in so einer verzwickten Situation raten soll. Von allein wird das nicht mehr gut werden.
Der Anstoßrat von nocheinchance ist gut. Aber was, wenn es nicht reicht, um Deine Freundin so glücklich zu machen, dass auch sie Dich wieder glücklich machen kann?
Ihren Akku aufzuladen, damit sie Deinen wieder aufladen kann, kann auch im Sand verlaufen oder zu einer Einbahnstraße werden.
Und ob Du in Deiner jetzigen enttäuschten Stimmung wirklich durchhalten kannst, ohne direkt eine positive Reaktion von ihr dabei zu erwarten, bezweifle ich.
Da wird irgendein vorwürflicher Kommentar kommen und das ganze Wellnesswochenende zunichte machen.
Vielleicht hilft ja Abstand? Dass Du Dich mal örtlich rausziehst, vielleicht für 3 Wochen zu Deinen Eltern ziehst und Dich nach 3 ausgiebigen Partynächten (aber ohne Nemesis und andere Nymphen) hinsetzt und präzise formulierst, was Dir fehlt und wie Du Dir ein Zusammenleben mit ihr wünschst.
Und auch sie Dir in den 3 Wochen schriftlich mitteilen, wie sie sich das Leben mit Dir wünscht. Und ihr das mal sacken lassen könnt und erfahren könnt, ob ihr den anderen vermisst und was der Partner alles für euch im Alltag tut. Denn so einfach, dass Du nur mehr weggehen können willst und mehr 6 haben möchtest und sie an und für sich mit allem zufrieden ist, scheint es bei euch ja nicht zu sein.
Die Gefahr besteht dann natürlich, dass ihr euch daraufhin trennt oder sie nur Dir zuliebe Deine Wünsche erfüllt und selbst unfroh bleibt. Aber ersteres wäre dann wenigstens im Sinne des Kindes gerade noch rechtzeitig, bevor sie wirklich darunter leidet. Und letzteres wäre aus Deiner Sicht ja nicht schlimm.
Blöde Situation, die da (meiner Meinung nach) aus einer lauwarmen Vernunftliebe deinerseits entstanden ist. Für durch dick und dünn ist bei sowas das Fundament nicht stark genug. Und für eine saubere Trennung, nachdem sie den Kinderwunsch geäußert hat und für Dich die Beziehung schon nicht mehr reichte, war eben noch zu viel Zuneigung da.
Unabhängig von Deiner Freundin und der Situation mit ihr hast Du ja noch die Dauerbaustelle Verletzung und Anziehung durch Nemesis, die noch gar nicht verarbeitet ist.
Ich denke, solange Du das noch nicht für Dich reflektiert und sauber wegsortiert hast, werden auch alle anderen Paarbeziehungen weiterhin schräg verlaufen müssen. Da hast Du noch zu viel Sand im Getriebe, um überhaupt mit Vollgas ins Glück brausen zu können. Egal ob ins heiße oder lauwarme Glück.
04.05.2017 00:22 •
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