Servus!
Ich bin 28 Jahre und meine Freundin ist 22 Jahre alt. Kennengelernt haben wir uns vor 3 Jahren über Lovoo wo sie mich angeschrieben hatte.
Es ist für uns beide die erste feste Beziehung. Als wir uns kennen lernten stand für sie fest, dass sie 5 Monate später nach Baden-Württemberg ziehen würde um ihre Ausbildung anzufangen. Hintergrund ist der, dass dort ihre Ausbildung ohne Mathematik angeboten wird, und sie eine nachgewiesene Mathematikschwäche hat, in Zusammenhang mit der Erkrankung ADS.
Auch wenn mir jeder davon abgeraten hatte, hatte ich mich mit ihr für die Fernbeziehung entschieden. Am Anfang bin ich alle 2 Wochen zu ihr gefahren, nach ein paar Monaten alle 3 Wochen. Sie kam nur zu bestimmten anlässen zurück mit dem Zug, da sie bis dato noch keinen Führerschein hat.
Ich bin frisch in eine WG gezogen als wir uns kennenlernten, mit 2 Freunden (1 Frau, 1 Mann) in einem großen Haus. Am Anfang stellte ich schon fest, dass sie immer nur in meinem Zimmer war, wenn ich gekocht hatte oder sonstiges gemacht hatte. Auch zum Hallo sagen von meinen Mitbewohnern kam sie sehr selten raus. Sie hatte also schon von Anfang an schwierigkeiten mit offenheit. Mich hat das von Tag 1 an gestört! Ich bin sehr extrovertiert und habe einen großes stabilen Freundeskreis der sich regelmäßig trifft.
Sie wurde in ihrer Jugendzeit gemobbt, d.h. ihr Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen waren im Keller, und ist bis dato nicht wirklich besser geworden. Dadurch, dass wir uns nur an den Wochenenden für 1 Jahr sahen, störte es mich nicht zu sehr, wobei ich mir schon eine offenere und impulsivere Frau gewünscht hätte.
Ich hatte ihr dann einen neuen Ausbildungsbetrieb wieder in unserer Heimat gesucht und gefunden. Sie zog wieder Heim zu ihren Eltern bis wir schließlich letztes Jahr am 1. Mai zusammengezogen sind. Immer noch sehr schüchtern, auch meinem Vater und Schwester gegenüber, jedes Gespräch mit ihr ist ein Monolog, sie antwortet nur das mindeste. Zusätzlich macht ihr ADS alles auch nicht einfacher, sie ist vergesslich, kann sich nicht gut konzentrieren etc.
Das Positive: Sie liebt mich über alles. Sie ist warmherzig, will viel (manchmal zu viel) Zeit mit mir verbringen, ich komme immer an erster Stelle.
Das Negative: Durch ADS hat sich zwischen uns eine Eltern- Kindrolle entwickelt, in der ich alles Wichtige (Finanzen, Verträge etc.) regele, bis hin zu Kochen (ich koche sehr gerne und gut) einkaufen, putzen etc. Unsere Beziehung ist somit nicht auf Augenhöhe, da ich im Hinterkopf habe, dass ich es wohl besser selbst mache, sonst wird es nicht ordentlich gemacht. Natürlich lasse ich sie ihr eigenes Ding durchziehen und lasse sie auch ihre Erfahrungen sammeln und auf die Nase fallen, aber hier und da bin ich dann doch der 2. Papa.
Sie hat ihre Ausbildungsstätte 3 Mal gewechselt bis sie schließlich mit einer 5 in der praktischen Note nicht zur Prüfung zugelassen wurde und nun eine Stufe niedriger eine andere Ausbildung beenden kann (auch ADS bedinkt).
Das sie nicht spricht kotzt mich dermaßen an! Ich bin schon lange an dem Punkt angekommen wo ich mich für sie schäme wenn ich sie mit zu meinen Freunden und Familie bringe, da sie nach 3 Jahren immer noch nicht in der Lage ist zu reden!
Zusätzlich kommen noch ein paar kleine Dinge aus dem Haushalt dazu, aber das Problem hat man halt hier und da.
Nun hatte ich vor 2 Wochen quasi aus dem nichts für sie mit ihr Schluss gemacht. Beim verlassen unserer Wohnung meinte sie Hättest du dir mal das Buch durchgelesen und die Podcasts angehört, dann wüsstest du warum ich so bin. Damit meine sie ein Buch über ADS und Podcasts über das Thema. Gesagt, getan. Ich habe dann 5 Tage damit verbracht dieses Thema mehr zu recherchieren (Ich hatte mich am Anfang unserer Beziehung über ADS informiert, aber nicht im Bezug auf Beziehungen). Und sie da, jede Menge gleiche Verhaltensweisen. Wir sind nun wieder zusammen, mit dem bitteren Beigeschmack, dass ich sie nicht akzeptieren kann wie sie ist. Wir haben uns eine liste geschrieben, was sich ändern muss, und für mich ganz oben REDEN, REDEN, REDEN und offener werden.
Nun hatte sie gestern bei meiner Familie etwas mehr geredet und gibt sich anscheinend Mühe. Aber ehrlich gesagt, sind die Gefühle schon etwas verflogen und ich gebe ihr auch nicht lange Zeit, da ich ihr 3 Jahre schon Luft gegeben habe zum endlich auftauen. Wir hatten nie viel Streit, aber dieses Thema gab es 5-6 mal in den letzten Jahren wo es richtig geknallt hatte, und ich immer ihr bewusst gemacht hatte, das ich das einfach in einer Beziehung brauche.
BTW: Sie ist seit 2 Monaten in Therapie. Ohne Medikamente bis jetzt.
Ich glaube nicht daran das sie sich ändert, oder zumindest nicht in der Zeit die ich ihr gebe (2-3 Monate, sie weiß natürlich nicht wie viel Zeit ich ihr gebe, sie weiß lediglich nicht mal ein halbes Jahr). Hört sich ungesund an, ist es auch. Ich habe jetzt keine Ahnung ob ich so verdammt traurig war wegen Liebe oder Gewohnheit, da sonst vieles einfach sehr angenehm und ruhig abläuft.
Am liebsten würde ich wieder schluss machen und es dabei belassen, aber ich habe ihr nun Mal jetzt die aller letzte Chance gegeben.
Es ist meine erste feste Beziehung. Spinne ich, weil ich eine wirklich liebende und kümmernde Freundin habe aber mich das so extrem stört? Verlange ich einfach zu viel?
26.06.2023 22:45 •
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