Hallo, Pommes,
ich könnte jetzt nen kleinen Roman schreiben - versuche aber, den auf paar wenige Absätze zu kürzen...
Zunächst mal ist klar, daß für Deine Freundin das Thema ganz offensichtlich NICHT vom Tisch ist, nicht geklärt und ohne tragfähige Zukunftslösung. Mit dem, was sie sagt, versucht sie wohl irgendwie, das zu ändern. Der Punkt ist: WAS ist ihr WIRKLICHES Problem? Es kann prinzipiell übrigens sein, daß sie selbst das gar nicht weiß... Es folgen Mutmaßungen und Überlegungen meinerseits, an denen was dran sein KANN, nicht sein MUSS.
Aaalso. Beziehungen funktionieren ja so, daß Menschen sich betrogen fühlen, wenn der Partner irgendwen anderen nahe an sich heranläßt oder gar extremst nahe, also S.. WARUM der das tut, wird oft gar nicht hinterfragt, allein, DASS er es tut, ist quasi das Maximalverbrechen an Treue und Beziehung. Das hat komplexe Ursachen, angefangen bei einem in meinen Augen vollkommen absurden Gesellschaftsbild von Beziehung, welches aus der S. Treue ne heilige Kuh gebastelt hat und die ALLEN quasi mir der Muttermilch reinballert, ob sie nun nen Sinn hat oder nicht, und weitergemacht über reale Gefahren für die Beziehung und die Partner beispielsweise durch andauernde Gefühlskonflikte oder gar Geschlechtskrankheiten.
Anders gesagt: Daß sich das Modell Monogamie irgendwie verbreitet hat, hat genau mit diesen Dingen zu tun, von denen die Krankheiten wohl die objektiv bedeutsamsten sind. Nur, wer mit einem monogamen Partner lebt, hat ansatzweise die Gewißheit, morgen nicht mit einem verdammten Präsent aufzuwachen, an dem er möglicherweise elendiglich verreckt oder sonstwie extrem leidet.
Insofern gibt es VERDAMMT GUTE Sachargumente für Monogamie. Was es jedoch NICHT gibt, NIE gab und NIE geben wird, ist irgendein MORALISCHES Argument dafür. Ob man mit irgendeinem anderen Menschen extatisch nen Film im Kino sieht oder extatisch nen Orga. von dem geschenkt bekommt, ist ERSTMAL unterm Strich exakt dieselbe Soße, es werden einfach ordentliche Mengen an körpereigenen Dro. zum Zwecke der Lebensluststeigerung produziert und das ist per se in absolut keiner Weise zu verurteilen und wenn die Leute, die das tun, WIRKLICH nur DAS wollen und sonst nichts und ansonsten gesund sind, wüßte ich nicht, was daran objektiv schlimmer sein sollte als ein Kinobesuch mit einem Freund.
Dazu kommt, daß Gehhirne bei nahezu ALLEM einen Abstumpfungseffekt haben. Ergo MUSS der eigene Partner in nahezu allen Fällen an Begeisterungsauslösungsfähigkeit nachlassen und Ausnahmen bestätigen maximal die Regel. Wer ernsthaft behauptet, daß nicht in nahezu allen Beziehungen die Erregung durch den eigenen Partner im Laufe der Zeit nachläßt (außer vielleicht, man kämpft aktiv dagegen mit tausend Tricks), der lebt wahrscheinlich in irgendner Traumwelt.
Wer also S. um des S. Willen auch mag, der hat mit langjährigen S. Beziehungen dann gerne mal ein Problem, weil die Knallererregung, die er sucht, dieses KOMPLETT neue, eben irgendwie nicht mehr da ist. Und weil das quasi ne Art Naturgesetz ist, neigt der Mensch dazu, polygam zu sein. Und zwar LETZTLICH jeder. Viele wollen das für sich selbst nicht wahrhaben und bei manchen mags so sehr verschüttet sein, daß sie gar nicht merken, daß da irgendwo DOCH ab und an mal Lust auf irgendjemand anderen ist.
Das hat mit der konkreten Beziehung oder deren Güte zunächst mal REIN GAR NICHTS zu tun, sondern ist einfach so. Und manche haben halt nie das Bedürfnis, diese Seite an sich näher zu entdecken oder auszuleben, warum auch immer - und andere haben sie sehr wohl und tun das auch.
Und nun nehme ich an, war bei Deiner Freundin exakt das der Fall und es hatte mit Eurer Beziehung wirklich nichts zu tun, sondern war einfach so ne Art spezieller Kinobesuch mit Extraspezialfilm. Es hat ihr mutmaßlich gefallen und trotzdem war ihr klar, daß sie sämtliche Zivilisationsgesetze und den mindestens impiziten Vertrag mit Dir bricht.
Und MUTMASSLICH ist sie innerlich zerrissen, weil der eine Teil in ihr sagt Das war gut und AN SICH ja auch gar nicht schlimm... und der andere sagt Aber für die Beziehung wars Mist! und sich beide Teile in ihr nicht einigen können, was nun stimmt. Der, der Dich liebt und der die Beziehung mit Dir will und der darin auch glücklich ist, der will die Oberhand gewinnen - der andere aber, der sagt Es war gut und AN SICH spricht ja auch gar nichts dagegen!, der kommt aus irgendeinem Hinterzimmer und will irgendeinen Weg finden, beides miteinander zu vereinen, nämlich die Liebe und die Beziehung zu Dir und andererseits eben auch spezielle Kinobesuche mit körperlichem Mehrwert.
Insofern ist die Feststellung Deinerseits, sie drehe durch, wahrscheinlich ziemlich nahe an der Wahrheit - in ihr dreht sich wohl alles. Und ihre interne Absolution wird sie mutmaßlich erst dann wirklich finden, wenn eine der Stimmen schweigt. In einem Falle hättest Du ne bekehrte Polygamistin, die heim ins Reich der Monogamie gefunden hat und niemals nicht was anderes je wieder wirklich will - und im anderen Falle hättest Du ne Frau, die ernsthaft etwas mehr Offenheit in S. Hinsicht will, trotzdem aber an der Liebe zu Dir festhalten will.
Jetzt kann man fragen, was wahrscheinlicher ist. Irgendwo in ihr scheint da eine gewisse Gier auf mehr zu sein und mutmaßlich wird die auch nie weggehen, würde mich zumindest wundern.
Nun bleibt die Frage: Liebst Du sie WIRKLICH? Dann würdest Du mutmaßlich einen Weg finden, damit zu leben, also zumindest schonmal vom moralischen Standpunkt aus. Das Thema Krankheiten ist leider eines, wo es unendlich schwer ist, gute Lösungen zu finden, so daß ichs nachvollziehen kann, wenn jemand sagt Nein, diesem Risiko möchte ich mich nicht aussetzen.. Das Problem: Er braucht dann nen neuen Partner und wenn der nicht blutjung ist, hatte er auch schon soundsoviele Partner und kann genauso dies und das haben, so daß man nicht PRINZIPIELL besser dasteht als bei jemandem, der vielleicht sehr genau weiß, er mit anderen macht und was nicht.
Kurz: Wenn Du WIRKLICH offen wärest für die Wahrheit, würdest Du wahrscheinlich von ihr gesagt bekommen, was wirklich los ist. Mutmaßlich ist da eben Reue, weil sie Dich verletzt hat und weil sie Dich WIRKLICH liebt. Und andererseits wohl aber eben auch ein Bedürfnis, welches sie IRGENDWIE gerne leben würde, ohne Dich zu verlieren. Und selbstredend ginge dies am einfachsten, wenn Du selber ähnliche Gelüste in Dir entdecken würdest. Hand aufs Herz, so sehr ich lesen kann: Gibt es da wirklich NULL andere Interessen in Dir? Gibts da nicht doch ab und an ne Frau, die Du nur mit Mühe von der Bettkante stoßen könntest, wenn sie Dir ein sehr konkretes Angebot machen würde? Das wäre nämlich VIELLEICHT am Ende Eure Rettung, weil Du erstens verstehen könntest, was in ihr vorsichgeht, ohne es in eine moralische Richtung zu schieben - und weil Du zweitens am Ende gar WIN-WIN aus der Sache machen könntest.
Vielleicht unterhält sie sich auch mal mit einem GUTEN Psychologen über das Thema, die allerdings schwer zu finden sind. Aber derjenige muß frei von jeder Wertung sein, sondern darf ihr nur helfen, sich selbst zu verstehen und ihr ihre Optionen im Leben aufzuzeigen.
Kurz und gut: Ich sehe da ein wirkliches Interesse an Dir, worüber Du vielleicht froh und glücklich sein solltest - und gleichzeitig eben ihre Erkenntnis, daß etwas Naschen am großen Buffet doch eben auch seinen Reiz hat und daß daran nicht per se etwas schlecht ist und wo in spätestens 200 Jahren auch das Krankheitsthema keine Rolle mehr spielen wird. Dummerweise leben wir halt JETZT und da spielt es leider eine Rolle.
Vielleicht helfen Dir meine Gedanken, die Sache klarer und vielleicht auch unverkrampfter zu sehen. Daß sie irgendwas anderes will, heißt in keiner Weise per se, daß irgendwas mit Dir nicht stimmt oder sie von Dir zu wenig bekommt. An meiner Lust auf Erdbeeren ist nichts kaputt, wenn ich mal mit Genuß nen Apfel esse...
Besten Gruß!