Ich denke, normalerweise zieht es eher die Verlassenen hierher.
In meinem Fall ist es anders.
Ich bin ein eher sensibler, nachdenklicher Mann. Vor drei Wochen habe ich mich von meiner ehemaligen Freundin getrennt nach zwei gemeinsamen Jahren, was von ihr scheinbar nicht akzeptiert wird.
Doch beginnen wir einmal von vorne.
Wir haben uns in den Wintermonaten 2022 über eine gemeinsame Bekannte kennen und lieben gelernt. Von ihrer Seite aus ging das alles total schnell, nach nur zwei Wochen gestand sie mir ihre aufkommenden Gefühle und überrumpelte mich mit Zukunftsvisionen. Ich erwiderte das Interesse an ihr, ich fand sie wunderschön, intelligent und sympathisch. Sagte ihr jedoch, dass ich nach zwei Treffen in Zweisamkeit und keinerlei körperlicher Nähe noch keine Gefühle entwickelt habe und dass ich gerne unverbindlich schauen möchte, worauf es hinaus läuft. Das hat sie akzeptiert, hat mich aber seitdem sehr vereinnahmt, weil sie wohl befürchtete, dass ich sonst wieder abspringe.
Ich bin beruflich und privat gut vernetzt, ich treibe Sport und sehe meine Freunde regelmäßig. So war es immerhin vor der Beziehung… Während dem Kennenlernen habe ich mir ca zwei mal pro Woche Zeit für sie genommen, inklusive Übernachtung. Wir verbrachten tolle Stunden zusammen, aber es war ihr nicht genug. Wenn ich beispielsweise Freitagnachmittag zur ihr gekommen bin und am Samstagnachmittag mit einem Freund im Fitnessstudio verabredet war, dann hat sie mir ein schlechtes Gewissen und Druck gemacht mit Aussagen wie „Ich weiß nicht, was ich heute Abend machen soll. Wieso willst du nicht lieber bei mir bleiben?“ oder „dann müssen wir uns aber am Sonntag sicher wiedersehen“. Ich bin dem eine Zeit lang nachgekommen oder habe mir zumindest Mühe gegeben ihre Wünsche zu beachten, da ich sie auch schon echt gerne hatte, obwohl ich oft noch ein bisschen was zutun hatte und anderweitig angefragt wurde.
Wir haben viel gemeinsam unternommen, uns über die Zeit beieinander integriert, tolle Gespräche bis tief in die Nacht geführt und auch auf körperlicher Ebene harmonierte es gut. Zu Beginn war sie total schüchtern, grade bei den ersten Treffen habe ich mehr Monolog geführt als Dialog, da sie total verlegen und gehemmt war. Ich habe gemerkt, dass ich auch Gefühle entwickle. Gleichzeitig hatte ich aber auch den Eindruck, dass sie mich total hoch positioniert und ein bisschen idealisiert, auch, wenn es arrogant klingen mag. Aber sie hat mich nunmal sehr „verehrt“, was sich natürlich auch schön anfühlte.
Ich wollte damals die Gegebenheiten klären bevor ich die Beziehung einging. Ich stellte nach 3,5 Monaten klar, dass ich eine Beziehung mit ihr möchte, aber eine auf Augenhöhe, bei der sie bitte auch zwei Tage ohne mich zurecht kommt und nicht auf meine Freunde eifersüchtig ist. Sie versprach mir daran zu arbeiten.
Die Zeit plätscherte so dahin. Ihre Unsicherheit blitzte immer wieder durch, ich habe mein bestes gegeben ihr stets anzubieten dass wir darüber reden können. Ich versicherte ihr dass ich sie liebe und gerne Zeit mit ihr verbringe. Ich habe gefragt womit ich ihr helfen kann, woraufhin sie immer nur sowas sagte wie „mehr Zeit mit mir verbringen“ oder „nicht so viel mit meinen Freunden unternehmen, weniger Zeit in Sport investieren“. Wenn ich den Gegenvorschlag gebracht habe dass sie ja mit könnte zum Sport, zu meinen Freunden oder sich selbst mehr vornehmen könnte/sollte, verneinte sie nahezu alles.
Es hieß immer meine Freunde mag sie nicht, ihre Freunde haben wenig Zeit (da alle ihre Partnerschaft mehr priorisieren als ich es bei ihr tue) und auf Sport hat sie keine Lust. Sie war kein Stubenhocker wenn wir zusammen waren, aber sie konnte und wollte nicht ohne mich sein. Nur fürs Protokoll, wir haben uns zu dieser Zeit (nach 1 Jahr Beziehung) bei einer Fahrzeit von 35 Minuten ca 4 mal die Woche gesehen. Davon jedes einzelne Wochenende, entweder halb oder komplett, und unter der Woche noch mindestens zwei mal, manchmal mit Übernachtung und manchmal ohne.
In einem dieser Gespräche hat sie dann vorgeschlagen, dass wir zusammenziehen sollten. Ich war total perplex, fragte, wie sie denn jetzt darauf kommt.
Sie begründete, dass das für sie das Problem lösen würde. Wenn sie wüsste, ich kehre jeden Abend zu ihr zurück, dann wäre das ja kein größeres Problem mehr, wenn ich nachmittags alleine unterwegs bin. Ich sagte ihr dass ich sie sehr liebe und mir auch eine gemeinsame Wohnung in Zukunft wünsche, aber erst in ferner Zukunft, da unsere Probleme nicht dadurch gelöst werden und ich es noch etwas früh finde. Zudem, dass ich mich eingeengt und unter Druck fühle und möchte dass sie ZUERST alleine klarkommen kann, bevor sie sich an mich heftet durch eine gemeinsame Wohnung.
Sie war sauer, meinte ich verletze sie damit extrem und scheine sie nicht ausreichend zu lieben und würde sie das ihren Freundinnen erzählen, dann wäre ich bei denen angeschrieben. Außerdem meinte sie, das erweckt den Eindruck, als hätte ich eine andere. Ein paar Tage darauf war Funkstille, bis sie mir dann eine Nachricht schrieb und meinte, dass ich mich nicht gemeldet habe zeigt wieder meine mangelnde Gefühle und sie will die Trennung.
Ich antwortete dass ich das sehr schade finde, sie liebe und nicht wusste wie ich mich verhalten soll. Aber dass ich ihre Entscheidung akzeptiere. Ich war wirklich, wirklich traurig. Woraufhin sie mir vorgeworfen hat, ich würde nichtmal kämpfen… das lies ich unbeantwortet, sie bat dann aber um ein persönliches Gespräch welches ich auch zuliess, wo sie mir dann versicherte sie würde jetzt an sich arbeiten, ich hätte Recht mit allem.
Das ging ca ein halbes Jahr gut, bis sie mir gestand, dass sie sich fremdverliebt hat in einen Arbeitskollegen, mit dem aber nichts lief außer flirten. Mein Vertrauen war gebrochen und war nie wieder das selbe, sie meinte als Begründung das wäre weil ich ihr nicht genug Aufmerksamkeit gebe und dann hätte sie sich unterbewusst anders orientiert und einen gesucht, der besser zu ihr passt und sie begehrt. Dann meinte sie wieder, wenn wir damals zusammengezogen wären, dann wäre das niemals soweit gekommen. Ich meinte dann, wir können uns ja langsam mal nach Wohnungen umschauen, aber dass ich jetzt erstmal ein paar Tage alleine sein möchte und mich alleine mit ihrer fremd Verliebtheit befassen möchte.
Tatsächlich schauten wir uns in den Wochen danach nach Wohnungen um, nachdem sie mir versicherte, dass uns das helfen würde und sie mit dem Kollegen definitiv nichts anfangen würde. Es war schwierig etwas zu finden was finanziell und optisch beiden zusagte, im Endeffekt verblieben wir so, dass ich gefühlt halb bei ihr einziehen sollte und nur noch total selten bei mir Zuhause war. Ich hatte keine freie Minute mehr für mich ganz alleine. Es besserte sich auch rein gar nichts, ich sah meine Freunde immer weniger, da sie stets fragte wann ich nach Hause komme und Druck machte, wenn ich z.B. eine Uhrzeit nannte und mich dann 30 Minuten verspätete.
Nun, nach einem weiteren halben Jahr, habe ich ihr gebeichtet, dass das so nicht weitergeht.
Ich sagte ihr dass mich ihr Kollege und ihre damalige plötzliche Trennung mich noch beschäftigte und mein Vertrauen seitdem angeknackt ist, dass ich nicht jeden Tag in ihrer Wohnung sein möchte da ich auch meine eigene noch zahle und 35 Minuten weiter zur Arbeit fahren muss, dass ich meine Freunde vermisse und ich keine Lösung mehr weiß, da es sich um Dauerthemen handelt.
Es liegt immer in der Luft.
Sie brach in Tränen aus, Anfang Oktober, fragte mich wie ich ihr das nun „aus dem Nichts“ antun könnte nachdem wir endlich „zusammengezogen“ sind.
Wir redeten noch ca eine Woche täglich darüber, aber dann habe ich mich endgültig getrennt.
Sie ließ mich nicht gehen, hat mich festgehalten und geweint. Als ich Zuhause ankam fühlte ich mich so leer wie noch nie, hatte vor Augen wie es ihr jetzt wohl grade geht und bekam ein furchtbar schlechtes Gewissen. Ich hatte Nachrichten von ihr, aber antwortete an diesem Tag nicht mehr.
Am nächsten bat sie um ein Gespräch, am übernächsten auch. Ich lehnte beide Male ab, entschuldigte mich, aber machte klar, dass ich nicht mehr möchte und wir schon alles durchgekaut haben.
Sie hat angerufen und geschrieben im Stundentakt, versprach mir Besserung und alles nach meinen Bedingungen zu gestalten, ich solle ihr nur noch eine Chance geben.
Manchmal antwortete ich gar nicht, manchmal sagte ich sie soll bitte was mit ihren Freunden unternehmen, sich ablenken und erstmal abwarten.
Sie hörte aber nicht auf, letzte Woche stand sie dann vor meiner Haustür und wollte reden, was ich abwimmelte und mich massiv bedrängt fühlte. Das hat mich noch weiter von ihr weggebracht und jegliche Gedanken an ein Comeback zunichte gemacht. Sie sah nicht gut aus, warf mir wiederum später im Chat vor ich würde ja glücklich aussehen und hätte wohl schon eine Neue… was ich verneinte.
Ich bin nicht glücklich, ich bin ebenfalls traurig, weil ich sie liebe. Aber mir geht es besser, ich fühle Erleichterung und ich glaube, wir beide passen nicht zusammen. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll, ich will dass sie aufhört und versöhnlich mit ihr auseinander gehen. Das einzige was aus ihr herauskommt sind Vorschläge für ein Comeback, sie redet immer von der Zukunft, sagt nach ein bisschen Zeit auseinander können wir ja nochmal reden. Dabei möchte ich das gar nicht und teile ihr das auch so mit.
Nun hat sie mir am Wochenende geschrieben dass sie sich jetzt auch nichts mehr vorstellen kann, weil ihr Vertrauen ebenfalls weg ist und wir nicht zueinander passen. Sie wünscht sich jetzt eine Freundschaft, direkt mit dem Vorschlag, sich manchmal zu treffen und einfach nur was unternehmen und hin und wieder zu schreiben. Sie wartet noch auf meine Rückmeldung.
Ich möchte nicht den Kontakt zu ihr abbrechen, aber eine Freundschaft halte ich gerade auch für unrealistisch, ich glaube nicht dass sie das kann. Ich weiß nichtmal ob ich selbst es könnte, ich will einfach mal Abstand. Ich möchte sie auch nicht alleine lassen und abwimmeln, muss aber zurück zu mir selbst finden.
Was meint ihr?…
02.11.2024 21:53 •
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