Hallo zusammen,
heute wollte ich Euch mal fragen, ob ihr das auch kennt: Freunde, die sich ganz der Partnerschaft verschreiben und manchmal förmlich in dieser zu versinken scheinen.
Versteht mich nicht falsch - eine Partnerschaft braucht Raum und lebt von der gemeinsamen Zeit, ich denke da sind wir uns alle einig. Doch ich erlebe es immer wieder, dass Kontakte drastisch reduziert, Freundschaften sehr eingeschränkt und andere hinten an gestellt werden, weil nun Partner XY im Leben die größte Rolle spielt und extrem viel Raum einnimmt.
Das Freunde, die zuvor single waren und nun (endlich) ihren Partner gefunden haben, nicht mehr 3x die Woche auf der Matte stehen und erst einmal total in love sind, finde ich völlig normal. Doch gibt es viele Partner, die sich auch über die Verliebtheitsphase hinaus völlig vereinnahmen: Aktivitäten außerhalb der Partnerschaft finden nur noch extrem selten statt und die bessere Hälfte sorgt nun für das neue Seelenheil und stellt 90% des Lebensinhaltes dar.
Ich persönlich war schon immer der Ansicht, dass Freunde gleichwertig sind (die wirklich engen) wie der feste Partner an der Seite. Sie sind ein ebenso großer Bestandteil des Lebens, denn sie sind (im Normalfall) auch dann da, wenn es mit dem Partner mal nicht rund läuft und sind die Basis, die es außerhalb der Zweisamkeit gibt. Wieso sollte ich sie also unter meinen Partner stellen, wo wir doch ebenfalls schon einiges an Lebenszeit miteinander verbracht und durchgestanden haben?
Ich mache dies nun nicht an einer einzigen Beobachtung fest, sondern an so einigen: Plötzlich finden diese Treffen unter Freunden nur noch alle paar Wochen statt und dann aber auch nicht mehr ausgiebig, sondern mit einer Deadline, da der ungeduldige Partner schon zu Hause sitzt und mit dem Essen wartet, nicht alleine sein will, eifersüchtig ist etc.
Auch in einer Partnerschaft erlaube ich persönlich es mir darüber hinaus gerne mal, mit meinen Freunden einen 2- oder 3-Tagesausflug inkl. Übernachtung zu machen - einfach mal Zeit außerhalb der Partnerschaft ist doch auch was schönes und sich freuen, wenn man wieder heim kommt, oder nicht? Doch sobald die Freunde dann in Partnerschaften sind, scheint das kaum mehr möglich, weil der andere zu Hause rotiert, sich ausgeschlossen fühlt, in der Zeit alleine ist ussswww. Also ich habe natürlich auch nichts dagegen, mal einen Pärchen-Ausflug für ein paar Tage zu machen, das ist doch auch toll. Aber ebenso darf doch auch gern mal was alleine unternommen werden, oder bin ich ab der festen Bindung auch für die Dauerbespaßung meines Partners zuständig?
Oftmals frustriert mich das - inzwischen habe ich da so aber ein bisschen die LMAA-Haltung und denke mir Ach, dann machs halt so. Oftmals scheint mir, da ich dies auch kommuniziere, als sehe man mich mit einem hohen Ideal, was die eigene Freiheit und Gestaltung der eigenen Freizeit betrifft. Ebenso verbringe ich aber Tage auch gerne nur mit meinem Mann - das eine schließt ja das andere nicht aus. Und auch er darf gerne mal ein paar Tage weg gehen (Festival, Junggesellenabschied etc.) ohne dass ich zu Hause das Kopfkissen durchbeiße. Hat er umgekehrt Probleme damit (ich brauche/mache das öfter als er), dass ich gehen möchte, ignoriere ich das nicht und nehme ihn auch ernst und gehe mit Verständnis auf ihn ein, doch lasse mich deshalb nicht einschränken oder verzichte künftig. Doch genau so kommt es mir im Umfeld vor: Es wird verzichtet, sich stetig zurück genommen, hier und da kaum noch hin gegangen und lieber zu 2. auf der Couch gehockt, damit der Partner keinen Anlass zur inneren Unruhe hat. Oder es braucht Gründe, damit Treffen ohne den Partner stattfinden (Du, ich würde heute mal wieder zu meiner Freundin gehen, der geht's nicht so gut) - echt jetzt?
Nun will ich Euch mal fragen - kennt ihr das vom Umfeld auch? Das so gekuscht wird, statt auf einer gesunden Ebene Zeit miteinander zu verbringen? Anders kann ich es gerade nicht bezeichnen und bin manchmal regelrecht frustriert, dass die Freundezeit so drastisch abnimmt/hinten an gestellt wird, obwohl sie in den ganzen Jahre zuvor einen sehr hohen Stellenwert hatte. Das ändert nichts daran, dass man im Ernstfall füreinander da ist, wofür ich auch sehr dankbar bin und auch das kommuniziere ich oft, diese Dankbarkeit. Aber ich rede auch von der Zeit außerhalb des ich bin für Dich da, wenn es Dir schlecht geht - einfach um Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen, die ich immer als wichtig erachtet habe.
Ich freue mich auf Eure Sichten und Antworten!
23.03.2020 18:33 •
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