Hallo liebe Trennungsschmerzies,
mein Mann hat mir am letzten Sonntag mitgeteilt, dass er mich nicht länger verletzen will, mich zwar noch mag, aber nicht mehr liebt und deshalb die Trennung möchte. Da wir seit 4 Jahren verheiratet sind, seit 9 Jahren ein Paar, lässt man sowas natürlich einfach zu, sodass ich gefragt habe, ob er wirklich nicht mehr an uns arbeiten möchte. Wenn wir es nicht allein schaffen, dann könnte doch auch eine Therapie eine Idee sein. Er meinte, er habe da schon sowas.
Mein Mann war schon immer ein Gamer, vor mir war er lange Single, hat seine gesamte Freizeit am PC verbracht. Er erzählte mir auch mehrfach, wie einsam er war, dass er so fertig war, dass er nach der Arbeit im Auto saß und vor Einsamkeit geweint habe. Erst mit mir hat sich das geändert, erstmal. Er hat beim Spielen immer entspannt, wie er sagt, je fordernder der Job war, desto mehr brauchte er da. Ich habe das zugelassen, soweit ich zumindest noch eine Rolle gespielt habe und er nicht die ganze Zeit am Rechner saß. Vor 1,5 Jahren habe ich eine Fortbildung angefangen, war dadurch stark gebunden und in Teilen dann sogar froh, dass er gespielt hat. Am Ende, meine Freundinnen haben ihre Männer in Teilen nur selten gesehen, weil sie auf dem Fußballplatz waren, mein Mann war nur eine Tür weiter. Aber es wurde immer mehr - quasi, je mehr er spielte, desto weniger Zärtlichkeit und S. und Zweisamkeit und schließlich Gespräche gab es. Ende letzten Jahres hat er nach Jahren wieder mit World of Warcraft angefangen. Jetzt folgten TERMINE mit Leuten aus dem Spiel. Abendessen, um 20 Uhr am Rechner und spätestens um 1:30 Uhr habe ich ihn gefragt, ob er nicht doch noch schlafen möchte, bevor er um 6:00 Uhr aufstehen muss. Wir hatten immer häufiger Streit, wegen der fehlenden Zweisamkeit, aber auch weil er im Haushalt nichts mehr gemacht hat.
Am Samstag sind wir dann zu seinen Eltern gefahren, nachdem wir zwei Tage vorher noch eine Diskussion hatten und ich meinte, ich möchte wieder mehr Zeit und er soll doch wenigstens einen Abend für mich freiräumen. Ja, Mittwoch wäre ganz gut. Wie wäre Samstag?! Als wäre ich auch nur ein Termin. Ich habe erstmal geschluckt und hingenommen. Samstag gings dann zu seinen Eltern. Er war den ganzen Tag sehr still, zog sich zurück, hing bei jeder sich bietenden Gelegenheit am Handy im WoW-Chat. Nach dem Abendessen wollte er sich schon ins Bett verabschieden. Noch 1 Stunde konnten wir rauszögern, dann bin ich mit ins Bett gegangen. Ich bin erst eingeschlafen, aber schon nach einer Stunde wieder aufgewacht und sehe ihn mit dem Handy unter der Bettdecke. Ich bin ausgeflippt, meinte, ich sei nicht seine Mutter, er müsse nichts vor mir verbergen und dass ich mich verarscht fühle. Es ging noch ein bisschen hin und her, er würde mich nicht verarschen, da wäre keine andere, er würde mich nie betrügen. Am Ende waren wir da wo wir jetzt sind. Er meinte, er habe im Spiel eine Dame aus Finnland kennengelernt, die sich im als Therapeutin vorgestellt habe. Ich müsse mir keine Sorgen machen, sie sei verheiratet und führe mit ihrem Mann einen Bauernhof in der Umgebung von Helsinki. Der Therapeutin - im Spiel ein grüner Gnom namens Mary - habe er sich öffnen können und sei zu der Erkenntnis gekommen, dass da keine Liebe mehr für mich ist.
Noch war ich gefasst. Habe dann darauf bestanden, dass wir mit seinen Eltern sprechen, damit wir ihnen nicht noch einen Tag heile Welt vorspielen oder einfach so nach Hause fahren. Seine Eltern wie alle unsere Freunde waren geschockt, konnten es nicht glauben. Sein Vater meinte, er habe das Thema doch schon einmal gehabt, dass der PC sein Leben bestimmt hat und ob er glaubt, mit einer anderen Frau das besser hinzubekommen.
Wir sind dann nach Hause gefahren. Ich war immer noch recht gefasst, konnte nicht weinen, war im Schock und auch nach den Streits der letzten Monate über Haushalt und Zeit wohl durch. Am Sonntagnachmittag wollte er nochmals reden, meinte er wolle an seiner Spielsucht arbeiten - ich war überrascht, weil er das noch nie so gesagt hat - und nach Finnland fliegen, um zu der Therapeutin (in Anführungsstrichen, weil ich nicht sicher bin, ob sie das wirklich ist) und ihrem Mann zu reisen, die ihn eingeladen haben, nochmal richtig zu sprechen und an seinen Problemen zu arbeiten. Was sollte ich dazu sagen? Heute ist er geflogen.
Die Woche war schlimm, nach Tag 3 muss ich auch immer heulen und ärgere mich über mich selbst. Ich weiß nicht mal richtig, ob ich IHN noch liebe! Er ist für mich 9 Jahre der wichtigste Mensch in meinem Leben, seine Eltern sind mir wertvoller als meine, wir haben viele schöne Zeiten gehabt. Aber dieser Frust über besonders das letzte Jahr war so schlimm! Ich habe schlimm zugenommen, weil ich den Frust in mich reingefressen habe, was mich natürlich optisch auch nicht attraktiver macht. Ich wollte Kinder, was aber wegen des fehlenden S. - der auch noch mit Erektionsschwierigkeiten bei ihm einherging, was er mir aber erst im Silvesterurlaub gestanden hat - nicht möglich war. Nun bin ich 39 Jahre alt, das Thema Kinder ist rum und ich habe das aus Liebe hingenommen für jemanden, der mich jetzt gegen Computerspiele austauscht. Ich bin verletzt, klar, muss überlegen, ob ich mir unsere noch gemeinsame Wohnung allein leisten kann und wie ich es hinbekomme, mich jemals wieder jemandem anderen zu öffnen. Ein Zurück halte ich für unwahrscheinlich, aber wenn doch, würde ich das wollen? Sollte ich das wollen? Ich muss immer mit mir ringen, wenn ich ihn sehe, nicht in Tränen auszubrechen. Würde ich ihn nur noch aus Bequemlichkeit und wegen der vergangenen Zeit wollen? Ich mache mir auch Sorgen um ihn: Seit unserer Trennung ist er ins Arbeitszimmer gezogen. Wir haben Anfang der Woche noch zusammen gekocht, weil wir noch eine Kochbox hatten, die Sachen aber nicht wegschmeißen wollten - Hunger hat da keiner, das ist klar - dann ist er ins Arbeitszimmer gegangen und spielt bis in den Morgen. Soviel zum Arbeiten an der Spielsucht.
Jetzt ist er über das Wochenende in Finnland und ich mit meinen Gedanken mehr oder weniger allein. Was will ich eigentlich? Könnte man hier auch nur im Ansatz noch was retten? Hat er nur einen einfachen Weg gesucht, die Nervensäge, die ihn vom Spielen abhält, loszuwerden, liebt mich aber doch noch? Sollte das noch eine Rolle spielen? Mir ist die ganze Zeit so kalt ohne ihn, beim Essen denke ich, dass ich jetzt keinen mehr habe, der meine Reste isst - albern, ich weiß, aber das war unser Running Gag. Mein Chef überlegt, uns wegen Corona alle ins Home Office zu schicken - mein GAU! Vielen Dank für Eure Kommentare.
13.03.2020 17:06 •
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