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Freund zockt nur noch und vernachlässigt alles

C
Hallo! Ersteinmal, ich schreibe sowas gerade zum ersten Mal; wahrscheinlich möchte ich einfach nur mal die Meinung von Leidensgenossinnen/-genossen hören.

Mein Freund (28) und ich (23) sind seit etwas mehr als 3 1/2 Jahren ein Paar; etwa 3 davon wohnen wir zusammen. Kennengerlernt haben wir uns in einer Kneipe beim Feiern. Soweit, so gut.
Die erste Zeit war natürlich toll, rosarote Brille etc.

Nun bin ich an dem Punkt, wo ich alles nicht mehr kann und will.
Mein Freund war schon immer ein Nerd und Zocker, Eigenschaften, die mich nicht stören; ich war selbst einmal Typus 10std nonstop am PC sitzen (in meiner Teenager Zeit).
Seit geraumer Zeit jedoch sitze er NUR am PC. Dies beginnt morgens gegen 6uhr; er spielt bereits während der Arbeit das Online-Spiel World of Warcraft. Dies zieht sich bis 23uhr durch; währenddessen schmeiß ich den Haushalt (Habe im Moment Semesterferien, studiere in Vollzeit und arbeite nebenbei). Zwischendurch isst er was und geht auf die Toilette, wenn ich Glück habe duscht er und putzt sich die Zähne vor 14uhr.
Logischerweise bewegt er sich wirklich garnicht mehr. Dies hat zur Folge, dass er gut 25kg zugenommen hat. Sport macht er keinen mehr, obwohl er am Anfang der Beziehung leidenschaftlich Eishockey gespielt hat.

Aber am schlimmsten ist seine Wesensveränderung. Er hängt in diesem blöden Spiel seit neustem mit neuen Leuten ab - seine Freunde (die mittlerweile mehr meine sind) vernachlässigt er total. Er will nix mehr mit ihnen machen, nicht raus, schreibt nicht auf WhatsApp und co. zurück. Mein Freund findet an allem etwas negatives beschwert sich nurnoch, seitdem er mit diesen anderen Leuten zusammen ist. Selbst sein bester Freund weiß nicht mehr, wie man ihn da raus holen kann (wir haben guten Kontakt).

Ich habe ihn unzählige Male versucht darauf anzusprechen. Wirklich, ich habe es echt versucht.
Er blockt jedes mal ab; streitet alles ab und am Ende bin ich die Doofe. Oder er sagt etwas wie Ich bin sch., ich ändere mich. Das geht meisten ein paar Tage gut und er ist wieder wie vorher.

Ab und an geht er zwar mal mit mir auf die Couch, wir essen zusammen zu Abend o.ä., allesdings weiß ich ganz genau, er hat da keine Lust drauf und würde viel lieber spielen. Da kommen dann auch schonmal solche Aussagen wie Ich war ja jetzt bei dir auf der Couch, darf ich dann jetzt spielen gehen?, als würde er nur deswegen angekrochen kommen.

Bezüglich der S. Seite der Beziehung kann ich nur sagen: Flaute. Die einzigen Momente, wo er wirklich liebevoll ist sind die, wo er Druck hat (Versteht mich nicht falsch, das war früher nicht so!). Natürlich lehne ich dann ab. Überdies finde ich ihn nicht mehr so attraktiv, er vernachlässigt sein Äußeres (siehe oben).

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Reden? Ein Ultimatum setzen? Aber ich bin doch nicht seine Mutter. Und im Endeffekt wird es nix bringen. Am liebsten würde ich seinen PC aus dem Fenster werfen und ihn anschreien, dass er jeden um sich herum verlieren wird, wenn er so weiter macht.

Vielen Dank fürs zuhören.

27.08.2022 11:21 • x 1 #1


tina1955
@callmechristina , dann spiele mit offenen Karten.
Sage ihm klipp und klar, dass er sich zum negativen verändert hat und Du nicht mehr gewillt bist, diese Partnerschaft so fortzusetzen.

27.08.2022 11:28 • #2


A


Freund zockt nur noch und vernachlässigt alles

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I
Zitat von tina1955:
@callmechristina , dann spiele mit offenen Karten. Sage ihm klipp und klar, dass er sich zum negativen verändert hat und Du nicht mehr gewillt bist, ...

Ich fürchte allerdings, dass er erst aufwacht wenn es zu spät ist. So wie ich es herauslese, hast du das ja schon versucht, dann wirds ein paar Tage besser und dann ist wieder alles beim Alten

27.08.2022 11:34 • x 2 #3


tina1955
@Iunderstand , dann sollte sich die TE überlegen, wer in der Wohnung verbleibt, wer die Kosten dafür bisher getragen hat.
Notfalls kann man die Partnerschaft in eine Art WG umwandeln und jeder bezieht ein Zimmer.
Der Partner scheint nicht gewillt zu sein, den Zustand zu ändern. Bei so einer krassen Art von Sucht, wird dies ohne Therapeuten wohl nicht möglich sein.

Die TE ist nicht gewillt, die Partnerschaft so wie sie ist , weiter zu führen ....

Dann müssen halt Konsequenzen folgen.

27.08.2022 11:38 • #4


C
Um ehrlich zu sein habe ich bereits mit dem Gedanken gespielt es zu beenden, aber es ist halt immernoch ein Fünkchen Hoffnung da, dass alles wieder gut wird. Lieben tu ich ihn ja trotzdem, auch wenn mir bewusst ist, dass Gefühle alleine nicht reichen um eine gesunde Beziehung zu führen.
Aber wie spricht man am besten an, dass der Partner eventuell eine Therapie braucht? Ich habe wirklich Angst, dass er die ganze Situation umdreht und es am Ende heisst, dass ich mich unnötig aufrege.

27.08.2022 11:50 • x 1 #5


J
Klingt nach einem Suchtverhalten das schon latent vorhanden war in der Kennenlernphase und sich jetzt manifestiert hat. Dem Spiel, der Sucht, da das ganze Leben und auch Du untergeordnet wird.

Das geht so natürlich nicht. Du bist nicht seine Mutti oder die gelegentliche Matratze sondern auch ein Mensch mit Bedürfnissen, Gefühlen und Zielen im Leben.

Ich würde ihn knallhart vor die Wahl stellen, das Spiel oder ich .... und auch mal fragen wie er sich die weitere Zukunft vorstellt.

Und auf diese Selbstkritik ala Jaja, ich bin doof etc. darauf kann man verzichten. Im Grunde äfft er Dich da nur nach, ... Du hast Recht und ich meine Ruhe so, ungefähr. Einsicht ist dies sicher nicht.

Zur Not eben einfach trennen, nicht mehr reden und gehen. Manche Menschen merken es nur durch Schmerz und nicht durch Worte.

27.08.2022 11:57 • x 4 #6


tina1955
@callmechristina , Du kannst es ansprechen, in dem Du ihm aufzeigst, dass Du ihn schon mehrmals gebeten hast, diese Zockerei drastisch einzuschränken. Er muss doch merken, dass er der Partnerschaft schadet und selbst Freunde seine Wesensveränderung bemerken und dies auch bestätigen.

Ich würde mich auch nicht darauf einlassen, wenn er sagt, täglich eine Stunde...

Das würde bedeuten, Du erlaubst einem Al.ko.ho.liker auch täglich 1 B. oder Schnäpschen...
Damit hilfst Du ihm nicht, von dieser Sucht los zu kommen.

Wenn Du es aber weiterhin tollerierst und immer wieder Zugeständnisse machst, begibst Du Dich in eine Art Co-Abhängigkeit.

Natürlich fällt Dir das schwer, weil Du ihn liebst.... aber Du siehst auch, er ist nicht mehr der Mann, in den Du Dich verliebt hast.

Du leidest unter den Zuständen.

27.08.2022 11:57 • x 2 #7


W
@callmechristina : das klingt nicht nach einer Freizeitbeschäftigung oder einem Ausgleich zum stressigen Job.

Ich bin keine Fachfrau, aber für mich hat das Verhalten Deines Freundes Suchtcharakter. Auch, dass er sich selbst so vernachlässigt und auf der Arbeit spielt, spricht dafür.

Für Dich heißt das: Du kannst nichts, absolut nichts dagegen machen. Die Sucht ist stärker als alles andere und wird am Ende immer gewinnen. Wenn er also nicht selbst darauf kommt, dass das Leben draußen an ihm vorbei zieht, während er in seiner virtuellen Welt untergeht, und sich da raus helfen lassen möchte (nicht von Dir, sondern professionell!), dann bist Du auf verlorenem Posten.

Dass Reden, Bitten oder Meckern nichts nützen, haben Du und eure Freunde ja schon festgestellt. Wenn Du Dich nicht löst aus dieser Beziehung, wirst Du mit in den Strudel geraten. Ich nehme an, Du kümmerst Dich jetzt schon um alles? Einkaufen, Kochen, Haushalt? Und ist das Deine Vorstellung vom Leben?

Das Beste, was Du tun kannst, ist ihm zu sagen, dass er ein Problem hat und Du jetzt gehst. Und nein, Du bist nicht für ihn verantwortlich und Du lässt ihn auch nicht im Stich. Den Tiefpunkt in seinem Leben hat er noch lange nicht erreicht. Möglich, dass er noch seinen Job verliert, ich kenne keinen Arbeitgeber, der Online-Spiele während der Arbeitszeit duldet.

Je länger Du ihm den Boden für seine Sucht bereitest, indem Du da bist und Dich um alles kümmerst, desto weniger wird er eine Veranlassung sehen, sich seinem Problem zu stellen.

Alles Gute für Dich!

27.08.2022 11:59 • x 4 #8


Küstenkind
Bin ja kein Fan von Ferndiagnosen, aber hier schreit es förmlich nach starker Spielsucht

Und an der Stelle muss ich dir leider sagen, dass du und seine Real Life Freunde allesamt extrem schlechte Karten habt, solange er selbst keinen
Leidensdruck verspürt und für sich selber etwas ändern will.

Für ihn ist es sein Hobby und er scheint ja auch (noch) ganz glücklich damit zu sein. Das ist sein gutes Recht, er ist ein freier Mensch und kann sein Leben gestalten wie er mag.

Für dich gilt das Gleiche! Wenn er sich nicht anpassen will und lieber zockt, bleiben dir eigentlich genau 3 Optionen:

1) Du passt dich ihm an (denn du selbst bist der einzige Mensch an dem du arbeiten kannst) und zockst den ganzen Tag mit ihm zusammen.

2) Du akzeptierst die Situation so wie sie ist und, dass du ihn nicht gegen seinen Willen ändern kannst.

3) Du ziehst einen Schlussstrich und lebst mit allen Konsequenzen dein eigenes Leben so weiter, wie du es dir für dich wünschst.

Es tut mir leid für dich, dass dein Freund sich so verändert hat - ich wünsche dir viel Kraft ️

27.08.2022 12:04 • x 2 #9


J
Und vor allem, übernehme keine falsche Verantwortung zb. aus Liebe !

Die Partner/innen sind keine kleinen Kinder sondern erwachsene Menschen und wissen sehr wohl was sie tun. Und sie tun eben auch mal schlechte/negative/dumme Dinge.

Aber mit den Konsequenzen müssen sie dann eben auch leben und auch zwangsweise in die Situation gebracht werden daraus dann (hoffentlich positive) Schlussfolgerungen/Entscheidungen zu ziehen/zu treffen.

Und das geht am besten wenn man sich da völlig raushält, auf sich selber achtet und auch die Reißleine zieht. Heißt ja nicht das man sich später vielleicht nicht mal wieder annähern kann aber für den Moment muss man eben hart durchgreifen denn so geht das natürlich nicht weiter. Da geht man nur selber noch kaputt und verschwendet sinnlos Energie die man woanders besser einsetzen könnte.

27.08.2022 12:10 • x 4 #10


C
Ersteinmal vielen lieben Dank für die ganzen Antworten, das gibt mir defintiv das Gefühl, mich nicht vollkommen daneben zu verhalten bzw. falsch zu fühlen.
Ich werde mir wohl ersteinmal ein paar Gedanken machen und ihn darauf ansprechen; vielleicht nochmal zumindest mit seinem besten Freund Rücksprache halten, wir sind ja schließlich irgendwo Leidensgenossen, so blöd das klingt.

Aber in diese Abwärtsspirale rein ziehen lassen werde ich mich auf keinen Fall, dafür ist mir mein eigenes Leben dann doch zu wertvoll!

27.08.2022 13:01 • x 1 #11


tina1955
@callmechristina , viel Glück für die Zukunft.
Es ist eine gute Idee, besonnen und mit dem Freund gemeinsam zu überlegen, wie es weiter gehen könnte.

27.08.2022 13:13 • #12


I
Du bist mit ihm zusammen aber im Grunde bist du einsamer als wärst du schon von ihm getrennt.

Für mich klingt das auch nach einem krassen Fall von Spielsucht. Da nützt es auch nichts Spielzeiten auszuhandeln oder Forderungen à la die Konsole oder ich zu stellen. Er braucht Hilfe und davon loszukommen und zuvor die Einsicht es auch wirklich zu wollen.

Die könnte kommen, wenn du ihm ganz deutlich den Spiegel vorhältst, damit er erkennt, dass er seiner Zockerei langsam aber stetig alle anderen Lebensbereiche inklusive seiner Beziehung untergeordnet hat.

Erst wenn er begreift, dass er dich verliert wenn er nichts ändert, könnte es ihn wachrütteln. Nur mit Versprechungen alleine ist nichts getan, er würde schnell wieder in sein altes Muster zurück fallen. Auch bei dir sehe ich diese Gefahr, denn du hast seine Sucht schon sehr lange unbewusst unterstützt und mitgetragen.

Meiner Meinung nach braucht ihr ein klares Konzept und professionelle Unterstützung.
Ansonsten sehe ich für eure Beziehung keine Chance.

27.08.2022 14:12 • x 2 #13


Kummerkasten007
Zitat von CallMeChristina:
er spielt bereits während der Arbeit das Online-Spiel World of Warcraft

Ist er im Home Office?

27.08.2022 16:36 • #14


A


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