@Kaline:
Ich kann die Beiträge schon verstehen der Leute, die für meinen Freund Partei ergreifen. Sicher kann man es von der Warte aus sehen: ihr seid noch nicht so lange zusammen und es ist doch toll, wenn er seine Ex so unterstützt.
Das stimmt beides, aber eben gerade zu Beginn werden die Ausrichtung für die Qualität und Stabilität einer Beziehung gelegt.
Das Thema Ex-Partner ist für die meisten Menschen schwierig, ich denke selbst wenn der Partner offen zu der neuen Beziehung steht. Ich kenne das bereits aus vergangenen Beziehungen, da hat das ganze jedoch reibungslos funktioniert. z. B. musste ein Ex von mir regelmäßig mit seiner ehemaligen Frau Kontakt haben wegen der gemeinsamen Tochter, deren Betreuung 50:50 war.
Da habe ich mir überhaupt keinen Kopf gemacht, obwohl sie ihn wegen eines anderen verlassen hatte.
Es ging bei ihren Kontakten eben nur um die Tochter und ein bisschen Small-Talk. Ich fand die Ex-Ehefrau sogar ziemlich nett und habe mich gelegentlich mit ihr unterhalten. Da waren die Fronten klar und ich habe deutlich gemerkt, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Soweit zu meiner eifersüchtigen Seite. Ich fühlte mich von beiden Seiten einbezogen, auch mit der Tochter hatte ich ein super Verhältnis. Das hätte bestimmt nicht so reibungslos funktioniert wenn seine Exfrau im Hintergrund schlecht über mich geredet hätte. Sprich: Die Beziehung der beiden war geklärt und auf einem Level mit dem man als neue Partnerin gut klarkommen kann.
Bei meinem aktuellen Freund gibt es diese klare Fronten nicht, es fehlen mir deutliche Grenzen.
Zunächst: seine Ex hat mit ihm vor über einem Jahr, ich glaube es sind fast schon 2(!) Jahren Schluss gemacht. Danach blieben sie Freunde und haben regelmäßig etwas miteinander unternommen.
Seit Beginn 2016 gab es keinen Kontakt mehr, weil sie angeblich wegen irgendetwas ausgerastet ist und er dann die Nase voll hatte.
Schon diese Situation ist mir völlig fremd. Ich könnte niemals nahtlos vom Beziehungs- in den Freundschaftsmodus wechseln. Ich bräuchte einen klaren Schnitt und mindestens ein halbes Jahr Funkstille.
Dazu kommt noch seine Aussage, dass manche Männer weiter mit Exen befreundet bleiben in der Hoffnung, dass es wieder etwas wird. Wenn ja - gut, wenn nicht hat man wenigstens freundschaftlichen Kontakt. Er hat aber auch gesagt, dass er insgeheim froh war als Schluss war, weil ihn der ganze Stress sehr belastete.
Auch an der Stelle sehe ich von seiner Seite keine klare Haltung. Ich kann mir nun aussuchen, was auf ihn zutrifft.
Von dem was er mir über die Ex-Beziehung erzählt, muss das eine zu großen Teilen ungesunde Beziehung gewesen sein. Die Frau hatte große familiäre Probleme: ihre Kinder haben sie verlassen und sind zu den Großeltern, der Vater hat nichts gezahlt. Außerdem fand sie keinen Job und war finanziell in einer desolaten Lage.
Mein Freund hat sie mehr oder weniger durchgefüttert, ihr alles mögliche finanziert, inklusive Urlaubsreisen, Miete, große Haushaltsgeräte etc.
Diese Haltung spürte ich auch zu Beginn unserer Beziehung als er mir fast alles bezahlen wollte. Ich musste ihm das Geld, das er für eine Reise vorgestreckt hatte quasi aufzwängen. Ich war fast schon sauer, weil er mir wochenlang nicht sagen wollte, wie viel er von mir zu bekommen hat. Hatte ein bisschen den Eindruck, er wollte auch mich unbewusst in so ein Abhängigkeitsding finanzieller Natur manövrieren. Sowas ist mir völlig fremd. Mich musste noch nie ein Partner aushalten.
Nun zurück zum Thema: ich glaube wirklich nicht, dass er mich mit ihr betrügt oder das vorhat. Aber er möchte alles haben: ein gutes Verhältnis zu ihr und zu mir. Vielleicht liegt es auch daran, dass er nicht sehr viele soziale Kontakte hat und/oder das Gefühl mag gebraucht zu werden.
Zudem ist ihm überhaupt nicht klar, was sein Verhalten bei mir auslöst. Er kennt so eine Situation auch nicht, da die Ex-Freundinnen davor den Kontakt konsequent abbrachen, sprich hat keine Erfahrungen auf diesem Gebiet. Er ist ohnehin nicht besonders reflektiert, sondern ein Mensch, der Probleme gut ausblenden kann und sich ablenkt.
Das ist der Hauptgrund, weshalb ich noch nicht weg bin. Ich glaube er meint es gut, glaubt das richtige zu tun. Ist sich über die Konsequenzen seines Handelns nicht bewusst, weil er nicht der Mensch ist, der weiter denkt.
Grundlegende Ehrlichkeit, zum Lebenspartner deutlich stehen, auch wenn es schwierig sein kann, sind für mich grundlegende Faktoren für eine gesunde und stabile Beziehung.
Gleiches gilt für Freundschaften.
Bei mir wird immer im Hinterkopf bleiben, dass er nicht 100% zu mir steht bzw. mir seine Loyalität erkämpfen muss, da ich diese anscheinend nach 5 Monaten noch nicht verdient habe.
Seine Ex bekommt von ihm scheinbar Unterstützung und hat einen Freund, der in jeder Lage zu ihr steht. Aber was für ein Freund ist das, der einem nicht erzählen kann, dass er eine neue Partnerin hat zumal sie das kaum betrifft. Bestimmt wird sie an der einen oder anderen Stelle auf seine Unterstützung hoffen, sie hat ja gar keine Ahnung, dass er wieder gebunden ist.
Wenn sie es dann mal erfährt - hoffentlich von ihm - bleibt ebenfalls ein fader Beigeschmack. Ich erwarte auch in einer Freundschaft Offenheit bezüglich zentraler Themen.
Und dieses: Ich sag es ihr, wenn sie konkret fragt ist doch eine Ausrede. Sie wird ihn sicherlich gefragt haben, was es neues in seinem Leben gibt. Er sagt nix dazu. Das ist doch eine Halbwahrheit.
Wenn er es ihr dann sagt, ist es ebenfalls ein Zeichen an sie, dass es mit unserer Beziehung nicht weit her sein kann. Wiederum unklare Grenzen.
Die Frau muss erwachsen werden. Diese Opferrolle mit Depressionen und sich von anderen abhängig machen wird ihr nicht weiterhelfen.
Auch deswegen wäre es, denkt man die Sache zu Ende, für sie das Beste, wenn sie Bescheid weiß, dass sie sich selbst aus ihren Problemen raushelfen muss und mein Freund dafür nicht mehr die Verantwortung trägt.
Auch ich befinde mich aktuell in einem ungesunden Beziehungsdreieck, weil mir Informationen verschwiegen wurden. Hätte ich zu Beginn gewusst wie vertrackt das alles ist, hätte ich mich nicht darauf eingelassen.
Fakt ist, dass ich mich nicht wohlfühle. Ich halte das schon noch eine Weile aus und kann schauen wie es sich entwickelt. Für gesund halte ich es nicht, für keinen der Beteiligten.
Selbst wenn die Frau bald keine Rolle mehr spielen sollte, muss ich mich mit der Frage ausienandersetzen ob ich mich langfristig an einen Mann binden möchte, der so handelt. Geht es ihm wirklich um das Wohl anderer?
Möglicherweise geht es nur um ihn - er hat schlichtweg keine Lust auf Konflikte. Laviert deswegen rum.
07.01.2017 03:16 •
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