Zitat von derefelix: Wie zB. das Küssen. Habe ihm ein paar Mal gesagt, ich finde seinen Mund so anziehend und würde ihm gerne länger küssen als nur so einen Begrüßungskuss. ( mit Zunge mag er überhaupt nicht, muss auch für mich nicht). Aber nein......macht er nicht.
Wenn er das nicht mag, dann kann er das auch nicht mit Lust und Wonne tun, weil er einen Widerwillen verspürt. Aber mal ehrlich, mit dem stimmt doch was nicht. Er will Dich nicht richtig küssen und Du akzeptierst das? Schräger Vogel, den Du Dir da an Land gezogen hast.
Und jetzt ist er also 5 Tage weg und Du weißt nicht, meldet er sich und wenn ja wann und wie oft? Und wann er wieder bei Dir aufzuschlagen gedenkt, das weißt Du auch nicht. Du hängst mit diesem Typen doch total in der Luft!
Für ihn ist das prima, ein Frauchen, das keine Ansprüche stellt und nicht viele Wünsche äußert. Im Gegenteil, Du möchtest ihm am liebsten die häusliche Vollpension und Rundumversorgung bei Dir schmackhaft machen. Aber wann er denn mal antanzt, steht in den Sternen. Und zu sagen traust Du Dir auch nichts, weil Du dem gnädigen Herrn ja kein Feuer unter dem Hintern machen willst und darfst. Denn merke: wenn Du ihn überfrachtest, driftet er ab. Was Du willst, ist für Dich zweitrangig und das macht Dich auch handlungsunfähig. Du träumst von einer gemeinsamen Zukunft, die es nicht geben wird. Er stellt Dich ja nicht mal seiner Familie vor. Schlimmer noch, er sagt seinen Eltern nicht die Wahrheit über seine Lebensführung. Das spricht doch schon alles für eine gewisse Bindungsunfähigkeit und mangelnde Rücksicht, denn man lügt seine Eltern doch nicht an.
Ich glaube, Du handelst gegen Deine inneren Wünsche und Werte und merkst allmählich, dass Dir das nicht gut tut, weil er Dich hängen lässt. Du weißt im Grund genommen gar nichts, aber spürst die Fragilität und die Ungewissheit dieser sogenannten Beziehung und versuchst dagegen zu arbeiten. Und genau das kann ich Dir gut nachfühlen. So was hatte ich auch mal und so was tut auf längere Sicht nicht gut. Denn der Mann ist wie ein glitschiger Fisch, der einem durch die Finger flutscht, wenn man glaubt, ihn in Händen zu halten.
Ferner glaube ich nicht, dass Du ihn liebst. Aber Du fühlst es so, als wäre es Liebe. Es ist wohl eher emotionale Abhängigkeit, die Du Dir selbst schön redest, schon weil Dir nichts anderes übrig bleibt. Dann ist es halt Liebe, wenn Du meinst.
Ich glaubte das damals auch, erkannte aber hinterher, dass es das nicht war. Es war wie ein innerer Zwang, ihn nicht mit neutralem Blick anschauen und bewerten zu können. Ich dachte immer nur, oh Gott, was soll ich nur tun, was wird das? Ich habe ja so viel Angst ihn zu verlieren (dabei hatte ich ihn ja nie richtig!), denn ich liebe ihn ja so. Und ich darf ihn keinesfalls unter Druck setzen, denn Druck erzeugt Gegendruck oder Flucht. Beides wollte ich nicht riskieren. Und so passte ich mich an, harrte der Dinge, die da kamen oder auch nicht und er entschied weiterhin allein darüber, was er machte und tat. Ich wurde vielleicht mal so nebenbei informiert, dass er auf dieses und jenes Festival fahren würde. Damit wusste ich auch gleich, dass ich nicht als Begleitung vorgesehen war. Dann spürte ich halt wieder diesen Stachel im Herzen und schluckte die Kränkung brav herunter.
Oder er überlegte, ob er auf das Konzert von ... im Herbst gehen sollte und das hielt er dann immer im Ungewissen. Ich begriff dann recht schnell, dass das eine bewährte Taktik von bindungsschwachen Menschen ist.
Halt Dir alles offen, entscheide spontan und halte einen klammernden Partner im Ungewissen, dann musst Du nicht klar Position beziehen.
Es war schön damals, wie er sich oft wand und wie er verschwurbelte Äußerungen von sich gab, die alles und nichts bedeuten konnten.
Im Zweifelsfall war er dann noch so geschickt, dass er mir den schwarzen Peter zuschob und ich noch anfing, mich in Zweifel zu ziehen. Ich müsste eben souveräner sein und selbstbewusster auftreten, aber wer innerlich Angst hat, ist von Souveränität so weit entfernt wie der Nordpol von Brasilien.
Und dann hat Dein Exemplar noch Probleme mit körperlicher Nähe. Du bist in dieser Beziehung ja eigentlich auf Diät gesetzt, glaubst aber immer noch, eines Tages das ganze Essen zu bekommen. Und dann wird alles besser, mein Warten, meine Geduld werden belohnt, ganz sicher. Nur dass die Belohnung nicht kommt, weil er - wenn es hart uanf hart kommt - seine Freiheit und Unabhängigkeit verteidigen wird ohne Rücksicht auf Deine Befindlichkeiten, die er ja gar nicht kennt, weil Du sie nicht äußerst. Und außerdem will er sie nicht wissen, denn das würde ja Einschränkungen bedeuten, die er ja gar nicht will.
Aus dem machst Du keinen Mann, der am Samstag glücklich den Grill anwirft, nachdem er den Rasen gemäht hat und sich auf einen netten Grillabend mit Dir freut.
Er will glücklich und frei sein, aber er will Dich nicht glücklich machen. Du bist bequem zu händeln, stellst keine hohen Ansprüche und die fixe Idee mit dem Zusammenziehen werde ich ihr schon noch austreiben, sagt er sich wahrscheinlich. So ist es ja ganz nett, sie kocht gerne, ich bekomme ein gutes Essen, dann noch 5 + 1, aber bitte ohne diese ekligen Zungenküsse und dann gehe ich wieder und lebe wie ich will und mag.
Bleibst Du als die schwächere in der Beziehung, weil Du Wünsche hast und wer Wünsche hat, ist nicht souverän, vor allem wenn sie sich nicht erfüllen lassen.
Ich gebe Euch ehrlich gesagt keine Chance. Wenn es ihm zu unbequem wird mit Dir, ist er sowieso weg. Und so schnell schaust Du gar nicht.
Ich wurde übrigens per Mail verabschiedet, als ich endlich die untergeordnete Position verließ und mutiger auftrat und Wünsche äußerte.
Ich wollte mal ein Wochenende mit ihm verreisen, einmal ein ganzes WE mit ihm wo anders verbringen. Ein Wunsch, den ich schon Monate mit mir rumtrug. Und als ich dann mich endlich traute, diesen Wunsch vorzutragen, ging es schon los mit den Ausweichmanövern.
Er: Ja, wo wolltest Du denn hinfahren? (beliebte Taktik, sag weder ja noch nein, sondern spiel den Ball sofort zum Gegner zurück).
Ich (leicht verwirrt): Wäre mir egal, aber ich stelle es mir schön vor, wenn wir mal ein WE zum Bodensee oder so fahren würden.
Er: Hmmm, pfff, jaha, mal sehen. Lass uns doch lieber am Montag nochmals darüber reden ( es war ein Telefonat am Freitag).
Ich: Ja, klar, eilt ja nicht, ich meinte ja nur, irgendwann mal (Schon gab ich wieder klein ei und machte einen momentanen Rückzieher, weil ich ja schon wieder merkte, dass ich ihn damit überforderte).
Den Rest des WE, das wir getrennt verbrachten, kamen weder ein Anruf noch eine SMS von ihm (WA gab es damals noch nicht), was ungewöhnich war.
Am Samstag Funkstille. Am Sonntag auch. Ich wurde unruhig, was war da los, wo war er? War er krank geworden? Lag er womöglich nach einem Zusammenbruch allein in seiner Wohnung? Hatte er einen Unfall? Oder hatte er sein Handy verloren, aber es hätte ja auch noch das Festnetz gegeben.
Eine innere Panik stellte sich ein. Ich schrieb ihm zweimal, ehe er endlich ca. eine Stunde später reagierte. Kurz angebunden: ich bin grade mit dem Menzels unterwegs und kann nicht reden.
Aha, wenigstens war er nicht krank geworden. Dennoch ein seltsames Gefühl stellte sich ein ... Eine dumpfe Vorahnung, die ich beiseite schieben wollte.
Am Montag dann öffnete ich eine Mail, abgeschickt morgens um 0.30 Uhr. Er wolle die Beziehung beenden. Es tue ihm leid, aber er könne das nicht mehr. Ich weiß, ich müsste es können, aber ich schaffe es nicht, denn alles in mir schreit Nein!
Das war das Ende, unwiederbringlich. Es ging mir schlecht, ich litt unter Trauer, Herzschmerz, Heulattacken und Sehnsucht. Aber er wollte mich nicht mehr.
Ich hatte meine Bauchgefühle, die mich seit Monaten plagten, überhört, weggedacht und wollte es nicht wahrhaben, dass ich niemals eine richtige Beziehung mit diesem Mann haben würde.
Dass ich selbst bindungsgestört war, begriff ich erst viel später. Aber gerade weil ich ihn ja nie zu fassen kriegte, weil er mir immer wieder entglitt, mich im Ungewissen ließt, eröffnete mir das die Möglichkeit, ihm hinterher zu laufen und mich nicht zu lösen. Denn Leiden ist leichter als Lösen. Lösen hätte eine Entscheidung für mich bedeutet, die ich nicht treffen wollte. Alles, nur das nicht! Nun, dann traf eben er eine Entscheidung. Und das war das Beste, was er für mich tun konnte.
Auf eine Beziehung in einem Zwischenstatus mit unklaren Positionen würde ich mich heute nicht mehr einlassen. Keine Zeit mehr für so was und dafür bin ich mir auch zu schade. Aber auch das musste ich erst lernen, dass man sich für manche Dinge einfach zu schade sein sollte.