Hallo Aenneken!
Weißt Du, daß es zu solchen Rückfällen kommt, das ist durchaus normal. Manchmal glaubt man, man sei schon darüber hinweg, dann fühlt man sich wieder wie am Anfang oder sogar noch schlimmer. Das verläuft immer wellenförmig, allen ergeht es so.
Du darfst ja auch nicht vergessen, daß man zunächst meist in eine Art Schockstarre verfällt, sich dann noch längere Zeit Hoffnungen macht, die Realität verleugnet usw. - und in dieser Phase setzt noch keine Verarbeitung ein, sondern man ist nach wie vor nur mit dem Ex beschäftigt und mit allen möglichen Fragen. Das verhindert klarerweise jede Verarbeitung. Und wenn man dann den Punkt erreicht, an dem man das ganze überhaupt erst einmal realisiert, dann wirft es einen erst einmal wieder so richtig auf den Boden zurück. Doch das ist durchaus wichtig, weil erst dann die Verarbeitung wirklich beginnen kann.
Und wenn Du schreibst, Dein Lebenstraum sei geplatzt. Das verstehe ich zwar, und es muß Dir im Moment auch so erscheinen. Doch es gibt viele Lebensträume, und diese werden sich auch Dir wieder auftun, dessen kannst Du Dir sicher sein.
Ich glaube, Du solltest Dich auch einmal ehrlich und ganz sachlich fragen, ob es überhaupt möglich gewesen, Dir diesen Lebenstraum mit Deinem Ex zu erfüllen. Daß Du Dich nicht auf ihn verlassen kannst, hast Du ja erlebt, daran gibt es auch nichts zu beschönigen. Und einen Lebenstraum kann man sich realistischerweise nur mit jemanden erfüllen, auf dem man sich zumindest so halbwegs verlassen kann (eine absolute Gewißheit gibt es ohnehin nie) - ansonsten kann er jederzeit zerbrechen, also auch an anderen Stellen, an denen ein Bruch dann noch viel schlimmer ist (also wenn man etwa bereits gemeinsame Kinder hat).
Du meinst zwar, wenn es die andere nicht gegeben hätte, wärt Ihr noch zusammen. Wenn es sie nicht gegeben hätte, dann eben eine andere, vielleicht nicht zum selben Zeitpunkt, sondern irgendwann. Wenn zwei Menschen in inniger Liebe verbunden sind, hat ein Dritter keine Chance. Man ist so verschossen in den anderen, daß einen andere gar nicht interessieren.
Und seine Ansage, er hat sich getrennt, weil er nie mehr fremdgehen möchte - das ist ja wohl eines der kuriosesten Argumente, die man vorbringen kann und dient letztlich nur dazu, sein Verhalten nicht nur zu begründen, sondern es sogar als edel aussehen zu lassen.
Daß Du ihn geliebt hast und liebst, das ist ja offensichtlich. Aber es ist auch offensichtlich, daß sich auf seiner Seite etwas verändert hat, denn sonst wäre es nicht zur Trennung gekommen. Natürlich, es mag eine Chaosaktion gewesen sein - aber ein solcher Amoklauf könnte ja jederzeit wieder passieren.
Ich glaube Dir auch, daß sich für Dich alles so harmonisch, stimmig und perfekt angefühlt hat bzw. es Dir so erschienen ist. Das Problem ist nur, daß man nie sehen kann, was unter der Oberfläche abläuft. Auch darf man nie vergessen, daß manches, das für einen perfekt ist, es nicht auch für den anderen sein muß und dann alles zu einem Schauspiel wird.
Man darf sich ja nie an dem orientieren, was jemand sagt oder vorspielt, sondern an dem, was er tatsächlich tut. Das Entscheidende ist immer sein reales Verhalten.
Aber wie auch immer. Ich glaube, Du solltest wirklich versuchen, wieder zu Dir selber zu finden, wenn es nicht anders geht mit therapeutischer Hilfe. Denn es geht nun darum, Dich und Dein Leben und Deine Zukunft in den Mittelpunkt zu rücken. Dann findest Du mit Gewißheit auch wieder Lebensträume, die sich auch realisieren lassen. Das Wichtige ist, daß Du diesen Lebensträumen auch Raum gibst. Denn solange Du an diesem Lebenstraum festhältst, hat nichts anderes Platz, Du kannst keine neuen Phantasien entwickeln, sondern hängst, gefangen wie in einem Spinnennetz, immer an den alten fest.
Liebe Grüße