Als ich etwas jünger war als Du, habe ich mich von einem jungen Mann getrennt, der unter Psychosen und Zwangserkrankungen litt. Zudem war er spielsüchtig. Ich dachte lange, wenn ich nur zu ihm halte, in begleite bei seiner Therapie, das aushalte, seine Fortschritte sehe usw. würde meine Liebe genügen.
Sie tat es nicht. Ich war jung, ich wollte etwas vom Leben haben. Ich wollte mich weiter entwickeln, feiern, ausgehen, unbekümmert sein, beruflichen Erfolg haben. Die Einschränkungen, die ich durch ihn in Kauf nehmen musste (nicht weggehen können, seine Zwänge aushalten, seine Eifersucht und Rituale, das 100malige Gute-Nacht-Sagen, das genau in dem Wortlaut und der Betonung erfolgen musste, in dem es für ihn kein Unglück verhieß) waren zu groß für mich. Normalität war nicht mehr möglich.
Er liebte mich. Ich war sein einziger Anker neben den Daddelautomaten zu dieser Zeit. Doch ich konnte es nicht noch länger sein, ohne selber dabei zu Grunde zu gehen. Ich ging noch zur Schule, ich jobbte jeden Tag, ich fuhr jeden Tag zu ihm, denn er mied die Öffentlichkeit. Das führte mich tagtäglich kreuz und quer durch die Stadt. Ich hatte Angst, er würde sich das Leben nehmen, wenn ich mich trenne weil der das angedroht hatte und krank genug dazu war. Er stalkte mich danach noch ca. 2 Jahre. Es ging noch weiter bergab mit ihm. Er tat mir unendlich leid, aber ich hatte das Richtige getan.
Es war es die beste Entscheidung. Nicht nur für mich. Auch für ihn. Denn er konnte sich auf sich besinnen, seine Therapien durchziehen und lernte irgendwann eine Frau kennen, die er später auch heiratete und mit der er heute noch zusammen ist.
30.10.2017 14:42 •
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