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Freund entfernt sich weil Ex im Sterben liegt?

Eswirdbesser
also wenn du alles bei dir unter Kontrolle hast, geht es dir gut...

Wenn du dich fallen lässt bekommst du Angst, sprich Panik...

hm, das klingt ein wenig nach bindungsangst...

Wie du ja weißt kommen diese Muster aus deiner Kindheit und hat nix mit dem Partner zu tun...

Der spiegelt nur, wobei er das noch alles sehr gut hinbekommt...

Dein kopfkino springt an...

Jetzt zeigen sich deine Verlustängste. ..

Ich kann dir da ein Buch ans Herz legen...

Von Stefanie Stahl
Das Kind in dir muss Heimat finden..

11.01.2017 18:30 • x 1 #106


E
Was du da beschreibst, das kenne ich zu gut. Diese Ängste habe ich in den letzten Monaten auch durchlebt. Und auch ich bin der Meinung das mein Bauchgefühl mir in Sachen Angst etwas vorspielt.
Manche Dinge deuten daraufhin das mein Mann eine andere hat, andere wieder nicht. Und ich versuche dieses detaillierte Betrachten der Fakten zu vermeiden. Denn es sind Fakten die ich mir zurecht lege. Das könnte er bei mir genauso tun (was er auch macht!) und das ist eine ganz schlimmer Kreislauf!

Du sagst du hast die Beziehungen vorher immer beendet, bevor es zu einem möglichen Betrug kam?!?! Woher willst du wissen das es dazu gekommen wäre? Vielleicht solltest du genau das in deiner Beziehung jetzt testen. Nicht gehen. Aushalten. Gucken ob deine Angst sich bewahrheitet und staunen wenn es nicht so ist

Mal im Ernst. Du kannst nicht von jeder Beziehung annehmen das da mal fremdgegangen wird. Man sollte auch nicht vom Gegenteil ausgehen, aber wieso sollte man sich überhaupt Gedanken darüber machen? Vor allem gleich zu Beginn und wenn es gar nicht im Raum steht?

Blindes Vertrauen gibt es nicht. Nur dir selbst gegenüber. Zumindest ist es bei mir so. Mir vertraue ich, aber bei allen anderen habe ich eine gesunde Skepsis. Bisher bin ich damit auch ganz gut gefahren.

Wie ist denn das bei dir in Freundschaften? Kannst du da vertrauen?

11.01.2017 19:02 • #107


A


Freund entfernt sich weil Ex im Sterben liegt?

x 3


J
Zitat von JungeRoemer:
Und ich sach noch lachs dazu: Mädel, lass laufen.
lax

11.01.2017 21:26 • #108


E
@ente:

Ja, das kenne ich genauso wie du. Wenn du ein Problem mit Vertrauen hast, dann kannst du in allem Möglichen Beweise für einen möglichen Betrug sehen. Wenn du dann ohnehin in schlechter Verfassung bist und die Beziehung nicht rund läuft wird die Phantasie zu deiner Realität.

In Freundschaften kann ich Gott sei Dank gut vertrauen.

Was mich grundsätzlich in Liebesbeziehungen so skeptisch macht ist, dass ich einfach weiß wie oft der Hase läuft. Im Grunde haben doch die meisten in ihrem Leben bezüglich Treue und Ehrlichkeit nicht wirklich konsequent gehandelt. Das muss nicht unbedingt heißen, dass man de facto etwas mit jemand anderem hatte, sondern da gibt es zig Zwischenstufen.
ZB zu Beginn der Beziehung sich noch jemand anderen warmgehalten, das natürlich verschwiegen, Treffen mit der Ex, wo man nicht ehrlich war, denn es ist ja nix passiert und man will den Partner nicht beunruhigen, mit der netten Kollegin öfter mal die Mittagspause verbracht - auch nicht erzählt usw.

Selbst wenn man keine Beweise hat - die Möglichkeit besteht immer und wenn man sich so die Statistiken anschaut, dann war das bei fast jedem irgendwann mal der Fall. Aus diesem Grund finde ich es fast schon naiv zu glauben, dass der Partner immer 100% treu war und ist.

Die logische Konsequenz wäre demnach, dass man sich gar nicht mehr auf irgendwas einlässt, das halten wohl die wenigsten durch.

Unterm Strich bleibt eben nur das beste Hoffen, nicht alles auf die Goldwaage legen und eigenständig bleiben.

Mir hat wie dir heute das Arbeiten geholfen, das ist auch für mich der beste Anker die Dinge wieder entspannter zu sehen.

12.01.2017 15:19 • #109


E
Hattest du nicht mal etwas bezüglich Statistiken gesagt?

Beziehungen sollte man nicht statistisch betrachten und ich glaube das was du meinst, Mittagspause mit der Kollegin etc. das ist eben eine Frage der Definition wo Untreue anfängt. Für den einen ist es schon der Gedanke an eine andere, schreiben mit jemandem, Körperkontakt... für die anderen ist körperlicher Betrug nicht wichtig, solange kein Gefühl dabei ist.

Ich für mich habe auch überlegt was ich schlimmer finde. Und ganz ehrlich: es ist wenn mein Mann eine emotionale Bindung zu einer anderen Frau aufbauen würde. Wenn diese Frau an Wertigkeit hat.
Das körperliche finde ich auch nicht prickelnd, ich würde es aber sortierter sehen können. Denke ich zumindest.

Laut deinen Worten, merkst du dann ja auch das es an dir liegt. Das es deine Gedanken sind die so kribbelig machen.
Ich ertappe mich auch immer wieder dabei. Aussagen meines Mannes, Unternehmungen, Ungereimtheiten... aber dann schaut er mich an und sagt mir ganz klar, das da niemand ist.
Ich muss genauso lernen zu vertrauen.
Wir können nichts und niemanden kontrollieren und das ist auch gut so.

Siehst du deinen Freund denn oft in der Woche?

Was gibt er dir denn sonst noch für einen Anlass misstrauisch zu sein?

Kopf hoch und toll das die Arbeit dich ablenken konnte!

12.01.2017 16:47 • #110


W
@elisabeth123
Nein, die logische Konsequenz wäre nicht, sich auf gar nichts mehr einzulassen, sondern die logische Konsequenz wäre, sich mit dem Leben, wie es wirklich ist, anzufreunden.
Denn das ist doch das eigentliche Problem: Mit den Realitäten des Lebens nicht leben zu können. Etwas wie diese sogenannte Treue ganz in den Mittelpunkt zu stellen und dann immerfort darauf zu starren wie eine Maus auf die Schlange - das kann nicht gutgehen. Allein die Ängste und das Mißtrauen machen schon alles zunichte mit der Zeit.
Und es liegt an einem selber, daran etwas zu ändern - sonst wird Dir auch der treueste Mann nicht gerecht werden können. Das Zerstörerische liegt nicht irgendwo draußen in der Welt, sondern das liegt in Dir selber. Und daher kannst auch nur Du selber etwas daran ändern, indem Du mehr, und zwar viel mehr Vertrauen in Dich und das Leben gewinnst und nicht alles von jemand anderem anhängig machst und fragwürdige Prioritäten setzt, die Dich allein schon in Gedanken immer wieder zu Fall bringen. Es sind Deine eigenen Schatten, die Dir im Wege stehen.

13.01.2017 03:12 • x 4 #111


E
Whynot60 super in Worte gefasst! Vielen vielen Dank!
So ist es!

13.01.2017 07:43 • x 1 #112


E
Es gibt Neuigkeiten!

Was die kranke Exfreundin anbelangt habe ich mehrere Informationen:

1. ihr Zustand ist aktuell wirklich sehr kritisch. Es geht tatsächlich um Leben und Tod. Es ist aber unklar, ob sie jetzt morgen oder in einigen Monaten erst gehen muss. Zumindest in dem Punkt waren seinen Angaben relativ korrekt. Allerdings ist es eben nicht so wie er meinte, dass sie bereits im Sterben liegt und quasi alle Familienmitglieder, Freunde nochmal vorbei kamen, um sich zu verabschieden. In dem Punkt hat er die Situation dramatisiert.

2. Es ist relativ sicher, dass seine Ex zu Beginn der Beziehung, also innerhalb der ersten Wochen, schon nochmal bei ihm war. Also eine glatte Lüge.

Was ich daraus für Konsequenzen ziehen soll, bin ich mir noch nicht sicher. Er spricht von sich ja immer als ob der die ehrlichste und treueste Seele wäre und ich denke, er glaubt dies wirklich von sich.
Ich denke weiterhin, dass er der Überzeugung ist vollkommen korrekt gehandelt zu haben. Für ihn ist die Liebesbeziehung zu seiner Ex wohl wirklich abgeschlossen, er möchte sie während ihrer letzten Monate komplett schonen und mich auch, in dem er bestimmte Sachen nicht erzählt bzw. so darstellt, dass ich mir keine unnötigen Sorgen mache.

In diese Denkweise passt auch das Verschweigen seines Alters zu Beginn der Beziehung: er dachte: ich mache mich nur ein paar Jahre jünger, um meine Chancen zu erhöhen. Ist nur eine kleine Lüge und ich sehe eben auch jünger aus.
Damals war ich aber schon etwas erschrocken, weil ich mehrere Male wegen seines Alters nachfragte und er über Wochen seine Lüge durchzog. Dies machte er seiner Aussage nach, weil er den richtigen Zeitpunkt abwarten wollte, um die Wahrheit zu sagen,

Jetzt habe ich 2 Möglichkeiten damit umzugehen:

1. ich arrangiere mich damit, dass er nicht immer ehrlich ist, trotzdem ein treuer Partner ist. So Leute gibt es: die immer mal wieder bei Kleinigkeiten flunkern, dennoch niemals ihren Partner mit jemand anderem betrügen würden. So schätze ich ihn ehrlich gesagt auch ein. Ist ja auch möglich, dass mit zunehmender Dauer der Beziehung auch seine Offenheit mir gegenüber wächst. Es eine Chance für Entwicklung gibt.

2. ich bleibe bei meiner Sicht der Dinge, dass grundlegende Ehrlichkeit die absolute Basis für eine feste Beziehung sind und gehe. Wobei ich eben nicht wirklich einschätzen kann, ob mein Bedürfnis nach Ehrlichkeit überhaupt möglich ist.

16.01.2017 07:08 • x 2 #113


Gwenwhyfar
Man spürt, ob man vertrauen kann oder nicht. Ob das nun an ihm liegt oder an Dir selbst, musst Du beantworten. Ich habe mich jedenfalls nie getäuscht, wenn ich merkte, da grummelt was. Und dann ist da einfach keine Basis. Das kannst Du im Grunde mit ratio jetzt auch nicht negieren.

16.01.2017 07:26 • x 2 #114


Scarlett2016
Punkt 1 käme für mich überhaupt nicht in Frage.

Was willst Du mit einem Partner, der immer mal wieder flunkert? Vor allem, bei harmlosen Dingen?

Das bedeutet doch, dass dieser Mensch sich nicht traut, Dinge beim Namen zu nennen. Keinen Selbstwert, Realität nicht ins Auge schaut oder verleugnet und nicht erwachsen kommunziert?

Er flunkert schon bei Kleinigkeiten. Was ist, wenn es was größeres zu verbergen gibt?

Und wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, kommst Du auch mit Flunkern nicht klar.

16.01.2017 09:52 • #115


J
Menschen flunkern um ihre Ziele zu erreichen. Du flunkerst. Ich flunkere. Heute nenne ich niemanden mehr Armleuchter deshalb. Ich ziehe mich diskret zurück. Diese Menschen belasten mich auf Dauer, die mir ständig etwas vorflunkern. Dat nervt nur oder langweilt mich. Meine Stunden und mein Tag sind kostbar.

16.01.2017 10:21 • x 1 #116


Tiefes Meer
Ich glaube nicht, dass es Menschen gibt, die überhaupt nicht flunkern. Es gab vor einiger Zeit mal ein Buch, wo jemand das Experiment radikaler Ehrlichkeit für eine Zeitlang durchgezogen hat. Beliebt hat er sich damit nicht gemacht.
Ich glaube aber auch, dass man als Paar eine Chance hat, sich miteinander auf den Weg radikaler Offenheit zu begeben bzw. sich dorthin zu entwickeln. So denn beide dies wollen, mutig sind und stark genug, es auszuhalten.

16.01.2017 10:50 • x 3 #117


E
@whynot:

Ich weiß, dass du in Sachen Treue in Beziehungen wesentlich tolerantere Ansichten hast als ich.

Ich habe andere Maßstäbe, die ich auch selbst erfülle, mal abgesehen von einigen unschönen Verhaltensweisen meinerseits in jüngeren Jahren.
Treue in Beziehungen heißt für mich in erster Linie Loyalität und Verantwortung für das Wohlergehen meines Partners zu haben, weiterhin völlige s.uelle Treue und auch keine großartigen Flirtereien online, im Real Life oder sonstwo.
Dh natürlich nicht, dass ich immun dagegen bin jemand anderen gut zu finden, aber man, zumindest ich, habe es in der Hand sowas im Keim zu ersticken oder Taten folgen zu lassen. Das ist meine Realität und natürlich möchte ich einen Partner, der das genauso sieht.

Das ist mir eine feste Beziehung absolut wert, gerade weil ich weiß wie wichtig Vertrauen in einer Beziehung ist und ich finde es eine ziemliche Milchmädchenrechnung zu sagen: Wenn du einen guten Selbstwert hast, dann ist es auch nicht mehr so dramatisch, wenn der Partner den ein oder anderen Blick riskiert.

Für mich ist Selbstbewusstsein nichts statisches, sondern unterliegt vielen Faktoren, die eben nicht nur in einem selbst liegen.

Für meinen Partner heiligt der Zweck die Mittel. Er möchte gut dastehen, es sich mit niemanden verbauen, eine blütenweiße Weste nach außen präsentieren, Konflikten aus dem Weg gehen.
Das versucht er, indem er sich die Welt so macht, wie sie ihm gefällt durch Halbwahrheiten bzw. handfeste Lügen, die er schönredet, in dem er diese damit rechtfertigt, dass es um das Wohl anderer geht.

Letztendlich bringt er aber dadurch die Leute gegen sich auf, sie distanzieren sich.
Es sind ja zu einem guten Teil keine haltlosen Verdächtigungen meinerseits, sondern in zwei Fällen sichere Wahrheiten.

Auch bei Streitigkeiten zwischen ihm und mir, passierten immer wieder kuriosen Szenen:
Er leugnete steif und fest irgendetwas gesagt zu haben, SELBST WENN ich seine Worte per Chatverlauf vor seine Nase legen konnte.
Dann reagiert er aber nicht entschuldigend, sondern verdreht seine Worte wieder so, dass es ihm in den Kram passt oder brüllt rum.
Ich bin wirklich keine Freundin von Küchenpsychologie aber für mich hat sein Verhalten ziemlich narzisstische Züge.
Völlig überzogenes Bild von sich selbst, nicht in der Lage sich glaubhaft zu entschuldigen und komplett fehlende Empathie.

Auch seine vermeintliche Wohlfahrt hinsichtlich der Ex, dient doch in erster Linie seinem eigenen Nutzen: er stellt sich der Außenwelt als Retter in der Not dar, eigentlich geht es um Konfliktvermeidung und Aufwertung nach außen.

Seltsam fand ich auch schon immer sein Verhalten nach Konflikten: er kann selbst nach dem übelsten Konflikt komplett umschalten, sofort Freude an Dingen haben, sich blendend auf anderes konzentrieren, so als ob ihn das alles nicht sonders berührt.

16.01.2017 16:02 • x 1 #118


Y
Zitat:

.....Völlig überzogenes Bild von sich selbst, nicht in der Lage sich glaubhaft zu entschuldigen und komplett fehlende Empathie.

Auch seine vermeintliche Wohlfahrt hinsichtlich der Ex, dient doch in erster Linie seinem eigenen Nutzen: er stellt sich der Außenwelt als Retter in der Not dar, eigentlich geht es um Konfliktvermeidung und Aufwertung nach außen.




Puh, das finde ich eine harte Interpretation, wenngleich ich nachvollziehen, wie du zu so einer Schlussfolgerung kommst.
Nichtsdestotrotz halte ich deine Entscheidung, die Trennung einer Fortführung der Beziehung vorzuziehen für plausibel, denn ich finde auch, dass man auf Fragen ehrlich antworten sollte und halte die Unwahrheit an dieser Stelle nicht für eine verniedlichte Flunkerei, sondern für eine ganz gewöhnliche Lüge.

Dass du also deinem Partner nicht vertrauen kannst, hängt nicht mit Bindungsunfähigkeit zusammen, sondern beruht auf Fakten. Dass dir dein Partner mit seiner Konfliktunfähigkeit und schlechten Frustrationstoleranz zu anstrengend ist, halte ich für gesunde Abgrenzung!

16.01.2017 21:10 • x 1 #119


W
@elisabeth123

Ich glaube, Du fühlst Dich von mir manchmal vielleicht etwas angegriffen oder in eine Ecke gedrängt.
Aber das ist durchaus nicht meine Absicht.
Es geht auch nicht grundlegend um s..uelle Treue, Ehrlichkeit usw. auf der einen und Toleranz auf der anderen Seite.
Sondern das, worum es geht, ist etwas ganz anderes: Wenn jemand sehr starre, eiserne Prinzipien hat (egal, worauf sie sich beziehen), dann werden ihm diese selber immer wieder zum Verhängnis und zerquetschen ihn.
Dasselbe ist es mit der Toleranz: Toleranz ist ja nicht etwas, das vor allem anderen zugute kommt - sondern in erster Linie kommt die eigene Toleranz einem selber zugute. Was glaubst Du, um wie vieles leichter, freundlicher, ungestörter, ruhiger das Leben wird, wenn man sich im Lauf der Zeit wegen immer weniger Dingen die Haare ausreißt? Und das hat durchaus nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, sondern mit einem erweiterten Verständnis des Lebens, wenn man so will. Und darauf kommt es ja an: Dem realen Leben, samt seinen Widrigkeiten, Freund zu werden - denn nur dann wird es auch selber zum Freund.
Du kannst mir zumindest das eine glauben: Ich kenne beides. Weil ich früher, so bis zu meinem 20. Lebensjahr, selber sehr eifersüchtig war (und das hat sehr wohl etwas mit dem Selbstbewußtsein zu tun), sich die Dinge danach aber grundlegend gewandelt haben. Und wäre ich nun vor die Wahl gestellt: Will ich das Vorher oder das Nachher - ich bräuchte keine Sekunde zu überlegen!

Nehmen wir z. B. einmal die so geheiligte Ehrlichkeit:
Nur ein paar Zitate von Dir selber:

Die Nachricht werde ich frühestens morgen in aller Ruhe lesen, damit er nicht auch das Gefühl hat, dass mich das alles sonderlich berührt.
Für zwei weitere Familientreffen an Weihnachten werde ich mir eine weitere Ausrede überlegen.
Da hilft genauso gut meinen aktuellen Plan durchzuziehen: Rückzug und schauen wie er sich weiter verhält.
Seine Nachrichten öffne ich frühestens ein paar Stunden später und werde dafür Sorge tragen, dass von mir nur Verständnis und positives rüberkommt.

Auch all das ist Taktik, Verheimlichung, Täuschung, Vorspiegelung falscher Tatsachen. Wozu? Wenn Dir Ehrlichkeit doch so über alles wichtig ist?
Mir ist schon klar, daß dahinter Absichten stecken, die nicht von vornherein verwerflich sein müssen. Man will sich vielleicht stärker, gelassener darstellen als man ist, man hat vielleicht gerade keinen Bock auf einen Konflikt, man will nicht zum 100x über dasselbe Thema diskutieren usw. Alles gute, verständlich Gründe. Die man allerdings auch allen anderen zugestehen muß. Jede Unehrlichkeit hat ihren Grund, und sehr oft ist dieser ein völlig harmloser.
Legt man nun aber dieses Prinzip der absoluten Ehrlichkeit zugrunde (obwohl man dem selber nicht gerecht wird und auch gar nicht gerecht werden kann), dann wird das zu einem Selbstläufer und jede Kleinigkeit zur Tragödie, weil es eben nicht mehr um das (vielleicht harmlose) Gelogene oder Verschwiegene geht, das gar nicht der Rede wert wäre, sondern um den Verstoß gegen das Prinzip der absoluten Ehrlichkeit.
Und das kann nur fatal sein, weil Du keinen Menschen auf dieser Welt finden wirst, der nicht auch einmal eine Ausrede benützt oder Dir etwas verheimlicht (so, wie Du es ja auch selber machst). Und wenn so etwas in Dir gleich ein grundsätzliches Mißtrauen heraufbeschwört oder gar das Verlangen nach Konsequenzen (wegen der Prinzipverletzung), dann wirst Du immer wieder an Deinen eigenen eisernen Prinzipien scheitern, so hoch Du sie auch halten magst (und je höher Du sie hältest, um so schwerer fallen sie Dir selber auch auf den Kopf).
Auch die Ehrlichkeit hat ja zwei Seiten: Auf der einen die Wahrheit (sofern diese überhaupt tatsächlich ganz erfaßbar bzw. vermittelbar ist), auf der anderen ihren Empfänger, der sie auch aushalten muß. Jemandem etwas zu verheimlichen kann bisweilen (im Sinne von Rücksichtnahme, Taktgefühl) mehr Anzeichen von Zuneigung sein als ihm alles ungebremst und ungehemmt ins Gesicht zu schleudern. Absolute Offenheit kann man zwar einfordern, aber dann sollte man auch absolutes Aushalten mit einbringen. Zudem kann es durchaus auch vorkommen, daß etwas ganz ohne Absicht verheimlicht wird - man wird ja nicht lückenlos sein ganzes Leben erzählen können, erinnert sich an manches selber gar nicht mehr, mißt ihm gar keine Bedeutung zu. Und wenn der mißtrauische Partner es dann entdeckt, steht man auch schon als Lügner da.

Zur s...ellen Treue habe ich Dir, wenn ich mich recht erinnere, ja schon einmal gesagt, daß ich selber überhaupt nicht zur Untreue neige. Aber ich mache mir keine Moral daraus. Es liegt einfach daran, daß S. für mich nicht im Zentrum einer Beziehung steht (und auch nicht im Zentrum des Lebens) und mir andere Formen von Treue bei weitem wichtiger sind.
Wenn man S. einmal ganz entspannt betrachtet, dann wird man ja nicht gerade sagen können, daß es sich dabei um das höchste Gut des Menschen handelt. Wenn mir eine Frau nicht mehr zu bieten hätte als den treuen Schoß (bzw. mir nichts wichtiger wäre an ihr als dieser), dann wäre mir das jedenfalls bei weitem zu dürftig.

Eine ganz andere Geschichte aber ist es, wenn es tatsächlich so ist, daß Dein Partner vor allen gut dastehen will, er herumbrüllt, wenn Du ihn mit falschen Aussagen konfrontierst, er gefühlsmäßig schnell umschalten kann, und auch sein anfänglicher Überschwang mit Heirat und Kind (wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe) käme mir verdächtig vor.
Wenn Du es nun nicht definitiv wüßtest, daß das mit seiner todkranken Ex stimmt, hätte ich daran meine Zweifel, ehrlich gesagt. Solche Übertreibungen kommen bei gewissen Menschen, die sehr wichtig sein wollen, des öfteren vor, und dann kann auch schon eine Schuppenflechte zur tödlichen Krankheit werden. Da es darüber nun aber offenbar keinen Zweifel mehr gibt, wäre zumindest in diesem Fall etwas mehr Toleranz doch angebracht. Denn jemanden, der einem (noch immer) nahesteht, und sei es auch nur freundschaftlich, in seinen letzten Tagen zu begleiten und beizustehen, kann nichts Verwerfliches sein, sondern zeugt vielmehr von menschlicher Größe (die allermeisten machen sich dann ja schnell aus dem Staub).

17.01.2017 02:32 • x 8 #120


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