Hallo liebes Forum, ich möchte hier mein inneres Dilemma niederschreiben und hoffe, dass mir vielleicht der ein oder andere einen guten Ratschlag geben kann. Mein damaliger Freund und ich waren ca. 2 Jahre zusammen, wir hatten schon unsere Probleme und Konflikte gehabt, aber haben uns so sehr geliebt, dass wir es nicht ohne einander aushalten konnten. Dann bin ich ins Auslandssemester gegangen und wir hatten vorher über das Thema einer offenen Beziehung gesprochen, aber in dieser Situation konnte ich mir noch das noch nicht vorstellen, und so haben wir ausgemacht, dass wir uns treu bleiben wollen.
Nach ein paar Monaten im Ausland wurde es immer schwieriger. ständig neue Leute kennenlernen, eine tolle Zeit haben. Es kam bei mir fast zu einem Seitensprung. Daraufhin habe ich mit meinem Freund am Telefon gesprochen und unter Tränen haben wir es geschafft, uns darauf zu einigen, dass es OK ist wenn mal ein unbedeutender ONS passiert.
Wir sollten es uns aber nicht erzählen. Ich wollte nicht wissen, was bei ihm läuft, und er nicht, was bei mir läuft. Soweit sogut. Ich konnte wieder viel entspannter mit den Jungs dort umgehen, und es sind auch zwei ONS passiert. Den Typen habe ich danach natürlich nie wieder geschrieben- versteht sich. Es war wirklich nur rein körperliches Ausleben des S.. Dazu hatte ich noch ein paar Mädels am Start, mit zwei wurde ich auch intim (ich bin nicht wirklich Bi aber sehr kuschelbedürftig und mag schon auch Mädels, aber das war nie ein Problem und das habe ich meinem damaligen Freund auch besprochen und er fand die Vorstellung sogar toll)
Dann kam er mich besuchen und wir sind 6 Wochen zusammen gereist. Klar ist es krass, nachdem man sich so lange nicht gesehen hat plötzlich wieder jede Sekunde zusammen zu verbringen, aber im großen und ganzen haben wir das ziemlich gut hinbekommen und hatten wirklich eine unglaublich schöne Zeit.
Dann ging die gemeinsame Zeit dem ende nah, ich blieb aber noch vier weitere Monate dort. Da kamen plötzlich wieder sehr viele Konflikte hoch. Am Ende wollte er wissen, mit wie vielen Typen ich denn jetzt was gehabt habe. Ich war ehrlich und sagte, zwei Mädels und zwei Jungs. Dann wurde es sehr verletzend und unwürdig, denn für ihn war diese Bilanz schon total übertrieben und ich hätte ja so über die Stränge geschlagen. Für mich war das noch die Möglichkeiten, die ich gehabt hätte, auf einem absoluten Minimum gehalten zu haben. Aber da gingen unsere Meinungen so krass auseinander, und wir konnten keine Lösung finden. Er sagte, er will von mir das Versprechen haben, dass in meinen letzten 4 Monaten mit keinem irgendwas passiert. Ich konnte ihm dieses Versprechen nicht geben, nicht weil ich vorhatte, noch großartig rumzubumsen, sondern weil ich nicht den selben Fehler machen wollte wie vor dem Auslandssemester, und etwas versprechen, was ich danach nicht halten könnte. Da ich es nicht versprechen konnte, sah er die Beziehung als beendet an, und wir gingen auseinander in dem Glauben, nun getrennt zu sein. Das hielt jedoch nicht lange an, denn auch wenn wir wieder auf anderen Kontinenten waren, zogen wir uns an wie Magneten, und nach vielen Telefonaten entschieden wir uns, es doch weiter zu versuchen, da wir auf den Gedanken der Trennung nicht klar kamen. Außerdem wollten wir, wenn ich zurück kam, zusammenziehen. Wir hatten davor schon sogutwie zusammengelebt. Da wir beide keine feste Wohnung hatten bot es sich auch an.
So ging die Zeit weiter, wir telefonierten viel, waren uns emotional nah. Ich arbeitete eine Woche lang auf einem Filmfestival und hatte auch sonst sehr viel Programm und Action. Während dem Filmfestival gab es ein paar Situationen, wo aus der Gruppendynamik heraus (wir waren eine Truppe von ca. 30 mitte 20er Studenten und es gab jeden Abend alles umsonst an den Bars) ein bisschen rumgeknutscht wurde. Das war für mich aber absolut kein Vetrauensmissbrauch, und daher erzählte ich es auch nicht, wozu auch, er hätte es in den völlig falschen Hals bekommen.
und JETZT kommt das eigentliche Problem. In meiner letzten WG, in der ich 6 Wochen wohnte, gab es einen Mitbewohner, der offensichtlich auf mich stand. Ich fand ihn ganz süß, aber wollte auf Abstand gehen. Im Laufe der Zeit haben wir gemeinsam mit der WG sehr viel unternommen, Ausflüge, Parties, usw. Zwischen uns war die ganze Zeit dieses Knistern in der Luft, aber ich habe es immer versucht zu ignorieren.
Je näher mein Abschied rückte, desto verwirrter wurde ich. Wollte ich wirklich mit meinem Freund zusammenziehen? Diese Freiheit aufgeben und etwas langfristiges mit ihm aufbauen? Meine Gefühle für ihn waren wirklich krass, das erste mal dass ich mich so in jemanden verliebt hatte. Aber schwierig war es mit seinen Lebensumständen, seinem Umfeld. Ich habe mich mit seinen Kumpels nie wohl gefühlt und das immer ignoriert weil ich dachte, es geht nur um uns beide. Die Vorstellung, mit ihm zu wohnen, einerseits wunderwunderschön, andererseits PANIK vor dem, was damit zusammenhängen könnte. Seine Lebensrealität als meine Lebensrealität akzeptieren. Sein Umfeld in mein Umfeld zu Ich wurde immer unsicherer, wie ich mit meinem heranrückenden Abschied/Ankunft umgehen sollte. Wie ich mit ihm darüber sprechen sollte. Er hatte schon ein Zimmer für uns organisiert, zusammen mit einem befreundeten Pärchen, die wirklich super lieb sind. Ich hatte mich eigentlich schon darauf gefreut. Er hat wirklich alles getan, um es mir recht zu machen, meinen Anforderungen zu entsprechen, er hat super viel an sich geändert um meinen Vorstellungen von einem guten Leben näher zu kommen. Doch ich war trotzdem immernoch total unsicher.
In dieser Verwirrtheit passierte es dann, dass ich mit meinem Mitbewohner schlief. Die Situation und alles war einfach stimmig und es war wirklich der beste S., den ich in meinem Leben je gehabt habe. sch. Danach wusste ich garnicht mehr wo mir der Kopf steht. Das war eine Woche vor meiner Abreise. Soll ich es meinem Freund sagen? Am Telefon? Ihm die Freude auf meine Ankunft nehmen? Gleich zu einer Freundin gehen, wenn ich ankomme? Oder es ihm sagen, wenn ich ihn sehe? Erstmal schauen, wie es läuft und dann weitersehen? Ich war total überfordert, und habe es einfach auf mich zukommen lassen. Habe mich auch gefreut wieder bei ihm zu sein, aber ich wusste, es würde nie mehr so sein können wie es war. Ich musste aus der Situation raus. Ich hatte mit ein paar Freundinnen gesprochen, die mir alle gesagt hatten: Sag es ihm nicht! Im Nachhinein bereuhe ich es krass, es ihm nicht sofort gesagt zu haben. Im Grunde war es total feige von mir. Nach zwei Nächten sagte ich ihm (in einer absolut unpassenden Situation, kurz vor dem S.) dass ich nicht mehr weiss, ob es eine gute Idee ist, dass wir zusammenziehen. Er war natürlich total perplex und meinte nur: du machst mit mir Schluss beim S.?! pack deine Sachen und geh. Danach haben wir uns noch einmal getroffen und über unsere Trennung gesprochen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich jetzt, nach dieser Zeit im Ausland, erstmal Raum für mich und meinen Kopf brauche, um zu sehen wie ich weitermache und wie ich mein Leben gestalten möchte. Ich habe das mit dem Seitensprung verschwiegen. Im Endeffekt denke ich schon, dass der Seitensprung der Auslöser für die Trennung war. Der Grund aber bestimmt nicht. Danach war absolute Funkstille- bis heute.
Mein Problem: ich habe krasse Gewissensbisse, weil ich diesen Seitensprung verschwiegen habe. Ich habe den richtigen Zeitpunkt verpasst, es zu sagen, und im Nachhinein meinten alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, dass ich es ihm auf keinen Fall sagen sollte, es wäre nur egoistisch, im Nachhinein mein Gewissen erleichtern zu wollen und ihm nochmal einen Dolch ins Herz zu rammen. Also habe ich weiter geschwiegen.
Das ist jetzt alles ca. 4-5 Monate her. Die Gewissensbisse lassen mich nicht los. Ich gehe immer wieder im Kopf die Trennung durch und werfe mir diese Unehrlichkeit so krass vor. Ich denke manchmal, dass ich jedes Leiden verdiene, weil ich so falsch war. Jeden Tag holen mich diese Gedanken ein. Ich habe schon vieles versucht, Meditation, Sport, Ablenkung, Briefe schreiben und nicht abschicken. Aber es verfolgt mich immernoch. Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit und brauche eigentlich meine volle Konzentration dafür. Aber mein Kopf ist so voll mit diesen Gedanken, dass ich mich nur extrem schwer konzentrieren kann. Ich dachte, vielleicht hilft noch ein letztes, klärendes Gespräch mit meinem Exfreund. Ich habe ihm auf FB geschrieben, doch er meinte, wenn wir uns treffen, dann sollte das Freundschaftlich sein, und er weiss nicht ob wir überhaupt Freunde sein können, denn seine Lebenshaltung ist anders als meine, und durch mein Gehen aus seinem Leben ist auch viel gutes mit mir gegangen ist. Ich möchte nur, dass es ihm gut geht und er klar kommt. Aber ich möchte auch selber klarkommen. Ist es wirklich notwendig, dass ich im Nachhinein noch beichte? Muss ich mit meinen eigenen Schuldgefühlen klarkommen? Brauche ich sein Verzeihen, um damit abschließen zu können? Ich stecke hier seit Monaten in den selben belastenden Gedankenschlaufen fest, und weiss nicht weiter. Ich will auf keinen Fall dass ihn das wieder in ein Gefühlshorror zieht. Andererseits hat er wohl auch schon jemand neues, und kann es vielleicht inzwischen aufnehmen, ohne verletzt zu werden? Was würdet ihr denken, wenn eure Freundin mit einer total komischen Begründung Schluss macht und dann Monate später ankommt und sagt, ach übrigens, ich hab da noch so einen Mexikaner gev. Total kacke?! oder gut, endlich die Wahrheit zu wissen? Oder messe ich diesem Seitensprung viel zu viel Bedeutung zu? Ich habe kein Kontakt mehr zu dem Typen und auch kein Interesse, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Nach der Trennung habe ich noch ab und zu mit ihm telefoniert, was nur eine Verzögerung des eigentlichen Trennungsschmerzes zur Folge hatte.
So, vielleicht hat hier ja der ein oder andere was ähnliches erlebt und kann mir eine Einschätzung geben, was das richtige zu tun wäre, und wie ich wieder selbst klar kommen kann.
31.08.2017 11:14 •
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