Ich weiß momentan nicht, ob ich 1. nur noch aus Mitleid mit meinem Freund zusammen bin oder 2. Aus Gewohnheit oder 3. Weil ich schon sehr viele Dinge an ihm mag, obwohl ich ihn nicht ganz vollständig akzeptieren kann.
Wir haben uns im letzten Herbst kennengelernt bei unserem gemeinsamen Hobby. Ich liebe es genauso wie er und es war toll, jemanden zu treffen, der zu den Besten gehört und mit mir dieses Hobby ausführt. Das war ein großer Attraktivitätspunkt. Dann kam dazu, dass er allgemeine eine große Anziehung auf Frauen hat, komischerweise aber eher S. Natur. Er ist groß, breit gebaut, und hat allgemein eine laute, männliche Art und kann sehr charmant und lustig sein. Ich bin jetzt kein One-Night-Stand Typ und fand ihn eben auch sonst interessant.
Ganz am Anfang ist mir schon aufgefallen, dass er Unterschiede in unseren Wahrnehmungen gibt. Als wir uns geküsst haben, hatte ich das Gefühl, er will mich am liebsten vom Fleck weg heiraten, und ich war eher noch so in der wir lernen uns mal kennen-Phase. Er hat sich sogar die Uhrzeit unseres ersten Kusses gemerkt. Er bezeichnet sich als Herz-Mensch, mich als Kopf-Mensch.
Unabhängig davon, was alles in den letzten Monaten vorgefallen ist (ständiger Streit bis spät in die Nacht, Diskussionen, laut werden, teilweise Beleidigungen und Vorhaltungen und dann der Wechsel zum liebsten und nettesten Menschen, der einen stundenlang massiert und alles für einen erledigt), kann ich so mit etwas Abstand ehrlich sagen, was ich an ihm mag und was nicht:
Ich mag:
· Dass ich zum ersten Mal einen Mann wirklich anziehend fand von seiner Art her. Sein bisheriges Leben war sehr spannend und facettenreich, fast wie ein Roman. Aber ist er es auch als Mensch?
· Er ist sehr leidenschaftlich in dem was er tut und nicht auf den Kopf gefallen.
· Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben unglaublich guten, hingebungsvollen S.
· Er ist sehr lustig und oft zum knuddeln süß
· Er kann gut mit Menschen umgehen, ist charmant und unterhaltsam. Manchmal auf eine sehr selbstbewusste Art, die Leute erinnern sich eigentlich immer an ihn und die meisten kommen sehr gerne zum ihm und begrüßen ihn freudig. Die meisten finden seine leidenschaftliche Art toll und wie er hinter seinen Hobbys steht, sie finden ihn lustig. Allerdings manchmal ist er auch auf eine etwas infantile und manchmal auch trottelige Art charmant, die dann süß rüberkommt.
· Er ist ein Praktiker, kein Nerd.
· Er ist unternehmungslustig und keine Couchpotatoe
· Er liebt das gleiche Hobby wie ich
· Ich liebe es, in seinen Armen zu liegen, das ist das schönste Gefühl, dass ich jemals hatte. Er streichelt und krault mich dann ohne jemals aufzuhören.
· Manchmal, leider selten, haben wir gute Gespräche. Dann hab ich das Gefühl, dass er der erste ist, der die Menschen um sich rum gut einschätzen kann. Das hat er gelernt, das kann er. Er hat viel Erfahrung, was das betrifft.
· Er kann sehr herzlich sein und sehr hilfsbereit.
Ich mag nicht:
· Seine Hilfsbereitschaft hat für mich oft den Beigeschmack Kontrolle nach dem Motto, wenn er es macht, kontrolliert er auch alles.
· Er hat eine völlig andere Sozialisation als ich. Obwohl er nicht dumm ist, merkt man das. Er versteht mich oft nicht, ob das jetzt daran liegt, dass ich besser/genauer argumentieren kann oder wir einfach komplett anders denken, weiß ich nicht. Er wird schnell laut, lässt mich nicht ausreden, wenn ich sachlich diskutiere oder versehentlich Fremdwörter benutze, nennt er mich herablassend. Er sieht meine sachliche Art dann als Beleidigung und findet mich aggressiv. Er meinte mal, er sei aggressiv mit Lautstärke und Wörtern, ich rede dann herablassend und bin passiv aggressiv. Das kann sein, aber ich finde Beleidigungen und sein Lautwerden viel schlimmer, er denkt andersrum.
· Ich bin eher introvertiert und schaue manchmal einfach ins Nichts und ordne meine Gedanken. Einerseits finde ich es schön, dass er dann gleich fragt, was ich denke, andererseits aber auch manchmal echt belastend. Wenn ich bis oben voll mit Gedanken bin irgendwann, kann ich gar nicht mehr anders als mich etwas abzugrenzen und für mich zu sein und mit meinen Gedanken, das nimmt er sofort als ablehnende Distanz wahr, was ich auch irgendwo verstehen kann, aber manchmal wird er dann auch beleidigend oder richtig wütend und traurig. Er will mich jeden Tag sehen und es war echt ein Kampf, Zeit freizuschaufeln, ich treffe mich jetzt häufig mit Freundinnen, die ich erst in den letzten Monaten kennengelernt habe. Danach kommt eigentlich immer die Frage gabs irgendwelche Männerbekanntschaften. Als ob ich nur durch die Stadt mit einer Freundin laufen müsste, und ständig angelabert würde (das passiert nie und ganz ehrlich selbst wenn, wäre es doch nur ein Lacher wert).
· Am Anfang hat er regelmäßig meine Chats im Handy gecheckt, ob ich anderen Männern schreibe oder mit Freundinnen/Schwestern über ihn rede. Das macht er jetzt nicht mehr seit 3 Monaten. Dafür ist es normal geworden, dass er fast täglich weißt du was, *beep" dich zu mir sagt.
· Seine laute, männliche Art, die in bestimmten Situationen anziehend ist (bei unserem Hobby, wenn wir in der Stadt spazieren,. ), finde ich in anderen Situationen unangenehm. Z.B. will ich ihn automatisch nicht zu meiner Arbeit nehmen, wenn dort Veranstaltungen sind, weil ich Angst habe, er kann sich nicht benehmen, also zurückhaltend, leise, eloquent sein, sich auf sachliche Art an Diskussionen beteiligen,
· Ich finde es total normal, dass man sich mit Menschen richtig unterhält, nicht nur Witze macht. Einmal hab ich das getan mit einem Mann, der ungefährlich für ihn war, d.h. die Freundin von dem Mann stand daneben und er mochte ihn auch, das waren vielleicht 5 Minuten Unterhaltung über seinen Job und wies in unserer Branche so aussieht, also eigentlich eher immer noch oberflächlicher Small Talk und mein Freund meinte danach sofort scherzhaft du fandest ihn ja sehr interessant, dabei war das für mich eigentlich immer noch oberflächlich und relativ langweilig.
· Seine Eifersucht. Das wäre nicht so schlimm, wenn er mir nicht gleichzeitig nicht nur unterstellt, dass mich ständig Männer anmachen, sondern eben auch, dass es mir bestimmt gefällt und ich eh zum fremdgehen neige. Ständig gibt es Streit und Diskussionen deswegen. Z.B. fand ich einen Mann sehr unangenehm bei einer Veranstaltung, der mich penetrant angeglotzt hat. Ich habe mit meinem Freund gesprochen und gelästert, wie nervig der sei usw. und er meinte ich weiß ja, dass es dir gefällt. Oder ein Kumpel hat sich mal vor uns umgezogen am See und sich dabei komplett ausgezogen, was ich etwas komisch fand und er meinte leise zu mir der macht sich ja ganz nackig und ich stimmt, hat er letztes Mal plötzlich vor mir schon, da brauch ich dann ewig, um das Bild wieder zu löschen und lache und er ich frag mich eher, wieso du dorthin schaust, dabei habe ich das logischerweise nicht mit Absicht gemacht, v.a. wenn ich sage, dass ich es komisch finde.
· Beim letzten Mal als wir Schluss gemacht haben Anfang Mai, waren wir 3 Wochen getrennt und danach wieder zusammen. In der Zeit hatte ich Angst zu Veranstaltungen unseres Hobbys zu gehen, weil ich dachte, er redet schlecht über mich. Er hatte sich nämlich immer beschwert, dass ich mich manchmal bei einer Schwester oder Freundin über ihn auskotze oder Probleme bespreche, dass man das nicht macht, und alles, was mit unserer Beziehung zu tun hat, nicht nach außen getragen werden darf. Ich sehe das überhaupt nicht, so mit einer guten Freundin darf man doch reden, v.a. wenn man die Situation selbst bei all dem Streit nicht mehr einschätzen kann. Er meinte dann eben beim Schluss machen, er macht das jetzt auch so und erzählt allen wie ich wirklich bin. Leider wusste ich nicht, was er überhaupt erzählen soll, denn ich habe nix getan, und bin davon ausgegangen, dass er Lügen erzählt. Als wir wieder zusammen waren, war er irritiert, dass ich sowas geglaubt habe, er würde sowas niemals tun, und hat nichtmal mit irgendjemanden außer seiner Schwester über mich geredet (was auch stimmte, aber wieso dann so niveaulos androhen?)
· Er war auch irritiert, dass ich damals einmal die Polizei gerufen habe, weil ich Angst hatte, dass er vor meiner Wohnung übernachtet. Sowas würde er nie tun. Aber wieso hab ich dann so ein schlechtes Gefühl und sperr meine Garage ab und sowas? Dieses Gefühl kriege ich auch jetzt nicht weg. Ich hab oft das Gefühl, dass er mir nicht alles erzählt, er sagt dann, er vergisst es, das kann sein und es sind keine wichtigen Dinge, aber wieso will er dann immer jedes Detail von mir wissen. Er sagt dann, das will er gar nicht, er will nur das Gefühl haben, dass ich ihn liebe und vermisse, wenn ich nicht da bin. Irgendwie glaube ich das alles ja, was er sagt, ich denke wirklich, dass da nicht mehr ist, als er sagt, er ist gar nicht so spannend usw., aber ich finde es halt ätzend, dass ich trotzdem immer dieses nicht ganz klare Gefühl bei der Sache habe, egal ob begründet oder nicht.
· Noch so ein Punkt, ich will auch mal Zeit mit Freunden haben und die dann auch voll genießen. Dann vermisse ich ihn auch nicht zwingend. Ist das so schlimm?
· Die meisten aus meiner Familie finden ihn nicht gut für mich (nett ausgedrückt). Weil er lange beim Militär war, wird er von meiner Mutter abgelehnt und von einer meiner Schwestern. Von der anderen Schwester, weil sie mitbekommen hat, wie ich damals Angst vor ihm hatte, als ich die Polizei gerufen habe. Da hab ich danach ein paar Tage bei ihr gewohnt. Eine Freundin von mir lehnt ihn ab, obwohl sie ihn noch nie getroffen hat, glaube auch wegen der Militär Geschichte und danach dann, weil ich immer mal wieder was erzählt habe. Meine dritte Schwester hat ihn richtig kennengelernt, und sagt, sie versteht, warum ich ihn mag und dass er sehr unterhaltsam ist, aber mich doch sehr einschränkt, und er wäre als Kumpel vielleicht toll aber doch nicht als Partner. Als ich bei der ersten Schwester mal zu Besuch war für einen Abend, hab ich ihn mitgenommen. Sie meinte danach, dass er zwar zu unattraktiv wäre für mich, aber als Mensch sich sozial gut eingefügt hat, aber wie ein Riesen-Tier wirkte, also sehr bedrohlich und gefährlich. Ein Freund von ihr (den ich an dem Abend kurz gesehen und kurz geredet hatte, aber sonst nicht kenne), kam ein paar Tage später zu ihr und hat gefragt, wen ich denn da mitgebracht hätte, das wäre aber ein großer Altersunterschied und dass er sehr aggressiv wirkte und ob ihre kleine Schwester Hilfe bräuchte (er ist Therapeut).
· Ich kann mir nicht vorstellen, mit jemanden, mit dem ich ständig wegen totalen Lappalien streite, eine Familie zu gründen. Z.B. habe ich ihm letztens ein Bild von meinen Beinen geschickt (also eigentlich das was auf den Beinen lag als Info) und er meinte hast du keine Hose an? ich dachte er macht einen Witz und habe ironisch geantwortet ja na klar, ich fahre immer ohne Hose und da fühlte er sich sofort angegriffen und schrieb verarsch mich nicht, ich finde das nicht witzig, wo ist die Hose? ich habe ihn gefragt, ob er wirklich meint, dass ich öffentlich ohne Hose herumlaufe, dass ich eine ganz normale Hose anhabe. Er daraufhin wollte ein Foto und wollte wohl, dass ich auf ihn eingehe indem ich ihm ein Foto von meinem Outfit schicke. Keine Ahnung, was der *beep* sollte. Jedenfalls hat er das nachdem ich wieder zu Hause war, total zum Thema gemacht und ich fand das so lächerlich.
es ist aber eigentlich so unfair. Manchmal habe ich gesehen, wie ihn Leute grundlos dumm anmachen aufgrund seines Aussehens. Er ist extrem liebesbedürftig und braucht jemanden, der ihn versteht. Ich finde es blöd, dass ich das anscheinend nicht kann.
Ja nagut was sagt ihr dazu?
01.08.2018 10:29 •
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