Zitat von was-tun: Ich glaube mittlerweile auch, dass ich - hätte sich der Trainer um mich bemüht - in ernsthafte Schwierigkeiten geraten wäre. Bin heilfroh, dass er ein integrer Mensch ist und mich dadurch ein Stück weit vor mir selbst bzw. meinem Hormonsturm geschützt hat -
Da wird mir ganz anders, wenn ich das lese und mir gerade vorstelle, der Trainer hätte die Initiative ergriffen. Daher birgt weiterer Kontakt nartürlich auch ein Risiko, vor allem wenn man sich nicht selbst ein wenig an die Hand nimmt und den Verstand einschaltet.
Zumindest steht Deine Beziehung nicht auf dem Prüfstand, aber Gleichgültigkeit gegenüber dem Trainer sieht natürlich anders aus. Er reizt Dich immer noch ein wenig. Aber zum Glück sind die Fronten klar abgesteckt.
Ich habe mir noch Gedanken darüber gemacht, ob man dem Partner derlei Dinge unbedingt beichten muss oder sollte. Ich sehe das genauso wie Du. Jeder Mensch hat seine Geheimnisse und man muss nicht jede Teenie-Schwärmerei weitererzählen. Zumal das ja auch dem Partner passieren könnte, dass da auf einmal jemand ist, der interessanter ist als andere Menschen. Der Glaube, ich müsste meinem Partner jede Kleinigkeit die mir durch den Kopf geht erzählen, ist nicht realistisch. Und jeder hat auch sein Recht auf seine ureigensten Geheimnisse, da es ja keine Folgeerscheinungen gab. Das hat für mich etwas mit einem Wunscb nach Absolution zu tun, die mir mein Mann dann geben soll.
Ist ja nix passiert, mach Dir keine Gedanken, das hat ja nichts mit uns zu tun - will man sowas vom Partner hören vielleicht noch mit einem Lob wegen der Standhaftigkeit? Oder der Partner reagiert ungehalten und sagt: Was, wie soll ich mich da noch auf Dich verlassen können?
Dann steht man da als die Schuldige, die was Schlimmes getan hat.
Gefühle lassen sich nicht verordnen, aber auch nicht klein reden und klein denken, denn sie sind mächtige Instanzen bei jedem Menschen.Und sie streben nach Erfüllung und dem Erreichen eines idealen Zustandes, der in der Realität nur selten erreichbar ist. Gefühle stehen für unerfüllte innere Sehnsüchte und manchmal geht es dabei gar nicht so um diesen Mann, den man als reizvoll und gefährlich betrachtet. Gefühle können sich maskieren und gaukeln Dir etwas vor, aber dahinter steckt etwas anderes.
Z.B. der zetiweise Wunsch nach einem anderen, freieren Leben ohne Alltagsverpflichtungen und Verantwortlichkeiten und 1000 Pflichten, die bis dahin zu erfüllen sind. Man ersäuft im Alltagstrott und vieles kommt einfach zu kurz, weil der Tag nur 24 Stunden hat, von denen der Mensch ja auch noch etliche Stunden für den Schlaf reseriveren muss. Somit steht eine Schwärmerei auch für einen momentanen Abstand aus dem Alltagsleben mit seinen Anforderungen. Eine kleine Flucht, um den Alltag wieder besser bewältigen zu können. Genauso gut könntest Du von einer Reise mit dem Rucksack nach Thailand träumen, aber dafür würde Dich keiner aburteilen.
Weil es halt jetzt mal ein anderer Mann ist, ist gleich die Ehe in Gefahr und alles müsste gebeichtet werden, damit der Partner auch weiß, was für eine schlimme und unmoralische Frau er da hat.
Nein, ausnahmslos jeder hat seinen Bereich in den keiner hineinsieht und das ist auch gut so. Ich möchte von meinem Partner auch nicht jede Kleinigkeit, die er mal denkt und fühlt, wissen. Wer glaubt, er müsse alles, wirklich alles mit dem Partner teilen, lügt entweder oder lebt in einer Traumwelt, in der er eine symbiotische Beziehung idealisiert, die es in der Realität oft nicht gibt.
Wenn Ehepaare schon eine gemeinsame Mailadresse haben, damit ja nichts verborgen bleibt und sei es auch nur die Info, dass Deine Freundin sich jetzt doch die rote Hose gekauft hat, die ihr seit Wochen im Kopf rumgeht, stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Ich habe meine kleinen Geheimnisse und mein Mann darf seine haben. Ich muss nicht alles wissen, nur die wichtigen Dinge..
Schlimmer wird es, wenn tiefe und unerfüllte und auch unerfüllbare innere Bedürfnisse zu einer Schwärmerei führen. Wer sich in einer Beziehung einsam fühlt, übergangen wird und vom Partner wie ein Alltagsgegenstand behandelt wir, strebt oft nach Beachtung, um sich besser zu fühlen. Da ist dann der Weg für einen anderen Mann leicht frei, weil der einem das gibt, was im real life zu wenig bis gar nicht da ist.
Oder es ist schlichtweg der Egopush. Ich kann den haben, ich bin noch nicht zu alt, ich bin begeherenswert trotz der Fältchen um die Augen uhd das pusht mich. Hach, ich bin endlich wieder wichtig und bekomme Bestätigung.
Mein Therapeut seinerzeit sagte, Affären sind Mangelerscheinungen, die damit kompensiert werden sollen. Es war für mich entlastend das zu hören und gleichzeitig befremdlich, weil er die Affäre mit diesem Mann, der mir ja so viel bedeutet hatte dass ich ihn ewig lieben würde, notfalls eben unglücklich, nicht weiter thematisierte. Der Affärenmann war ein Symptom in meinem traurigen Leben, dem ich trotz Ehe und geordneten finanziellen Verhältnissen viel zu wenig abgewinnen konnte. Er war unwichtig, denn jetzt ging es um mich und nicht um die unerfüllten Träume und Sehnsüchte und die Bedeutung, die ich diesem Mann beigemessen hatte.
Ich fühlte mich oft leer, eines Glückes unwert, unzufrieden und haderte mit mir und der Welt. Alles war irgendwie sinnlos und wenige Dinge machten mich noch froh. Rückblickend würde ich sage, ich steckte in einer Lebens-, einer Sinnkrise. Und dann kam die Lichtgestalt, mit der auf einmal alles anders war. Endlich wurde ich wahrgenommen, endlich bekam ich mal wieder Komplimente, endlich hatte mein Leben wieder Farbe bekommen, endlich war ich wichtig. Dazu noch eine riesige Portion an prima Eigenschaften die ich diesem Wunderwesen zuschrieb ( er ist ja so gebildet, er ist ja so interessant, er hat ja soviele Interessen im Gegensatz zu mir, er ist ja so klug und intelligent) und die zum allergrößten Teil nur meinen Wünschen entsprangen. Ich bildete mir ein, er wäre so was wie mein Lebensretter.
Heute möchte ich diesen Typen nicht mal mehr geschenkt, denn die Wirklichkeit sah dann ganz anders aus.
Vor allem mein Selbstwertgefühl, das schon immer zu schwach war, bekam durch ihn momentan mächtig Futter. Der liebt mich ,was muss ich toll sein! Es war damals viel Selbsbestätigung dabei.
Als mir das alles weit nach der Ablösung von der Affäre klar wurde, schämte ich mich vor mir selbst, weil mir bewusst wurde, dass ich alles, was ich selbst nicht zustande brachte, von ihm erledigen lassen wollte.
Gib Du mir das Gefühl dass ich Deiner Liebe wert bin, damit ich endlich glauben kann, dass ich (doch) liebenswert bin. Richte Du mein schei., damit es mir endlich wieder gut gefällt. Zeige Du mir, dass ich wertvoll bin, damit ich endlich glauben kann , dass ich einen Wert habe.
Es war peinlich es hintether klar zu sehen, dass ich ihn unbewusst zur Verbesserung meiner Gefühls- und Gedankenwelt benützt hatte. Er hatte Recht dass er sich trennte, denn ich hatte völlig übersehen, dass ich ihn damit zum Problemlöser meiner eigenen Probleme machen wollte.
Aber das war ein jämmerlicher Teil meiner Person, die es nicht geschafft hatte, auch mal für sich selbst zu sorgen.
Ich bin gottfroh, dass diese Phase damals ein gutes Ende fand, auch für mich persönlich, denn von derlei Fluchten bin ich jetzt geheilt. Und ein weiterer positiver Nebeneffekt war auch, dass mir durch die negativen Eigenschaften des Affärenmannes die positiven meines Mannes wieder auffielen. Seine Zuverlässigkeit, seine Pünktlichkeit, die ich früher manchmal als langweilig ansah, lernte ich durch den Kontrast ganz anders schätzen. Wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle.
Manchmal muss man auf die Schnauze fliegen, damit man sein Leben wieder schätzt und die inneren Fallstricke erkennt. Und dabei sind auch Schwärmereien und Fremdverlieben sogar hilfreich, weil sie uns anregen, uns selbst zu hinterfragen. Sie sind manchmal auch Wegweiser und Richtungsweiser, was man selbst ändern kann anstatt Hilfe bei anderen zu suchen.