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Fremdverliebt trotz Langzeitbeziehung

S
Hallo,

Ich bin 29 und seit fast 11 Jahren in einer Beziehung mit einem 1,5 Jahre jüngerem Mann. Seit fast 3 Jahren leben wir zusammen und kommen auch gut zurecht. Streit oder Streitthemen gibt es bei uns nur sehr selten. Ich hatte immer das Vertrauen, dass wir zusammen gehören, habe eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit empfunden.

In den letzten Monaten sind jedoch einige Dinge passiert und die Gefühle haben sich verändert.

Irgendwie habe ich mich nicht mehr gefreut nach Hause zu kommen, wenn er da ist, es gab Zickereien wegen Kleinigkeiten, oft Missverständnisse, dass Gesagtes falsch ankam beim anderen. Seine Laune wirkte auf mich insgesamt schlechter und negativ in Bezug auf die Welt (die Welt ist krank, verlogen, machtgeil).

Ich habe mehrfach das Thema Hochzeit und Kinder angesprochen. Er wollte da immer sichtlich ungern drüber reden. Die Ehe als Insitution hat er in Frage gestellt, dass es teuer sei zu feiern und er könne sich ja gerade nicht mal um sich selbst kümmern, wie dann um Kinder.
S. fühle ich mich nicht mehr zu ihm hingezogen, da die Attraktivität innerlich wie äußerlich abgehoben abgenommen hat. Ich bin/war aber auch der Meinung, dass ich wenig S. brauche. Ihm war es zu wenig.
Bei einem Bekannten habe ich dann dieses Kribbeln und Anziehung wieder gespürt, wir haben geflirtet und es kam irgendwann zum Kuss (auf einer Party unter Alk.). Ich habe es meinen Partner sofort erzählt und mich schreckliche entschuldigt. vorher war Treue für uns selbstverständlich.
Dieser Ausrutscher hat mich nachdenklich gemacht. Da mein Freund bisher mein einziger s.ueller Kontakt war und ich davon ausgegangen bin, dass wir bis ins Alter zusammenbleiben, habe ich eine offene Beziehung vorgeschlagen. Er hatte was ähnliches sich schon mal geäußert und hat zugestimmt.
Ich bin nicht aktiv auf die Suche gegangen und hatte auch zu dem Bekannten, den ich geküsst hatte keinen Kontakt mehr.

Vor einigen Wochen hat mir ein Freund gestanden, dass er Gefühle für mich hat. Wir haben uns ein paar Mal getroffen und auch bei mir sind Gefühle entstanden. U.a. denke ich, weil er im Vergleich zu meinem Freund so positiv ist. Er ist 10 Jahre älter, hat schon einiges erlebt, weiß was er will und nicht will.
Das hat meine Gefühle zu meinem Freund noch mehr in Frage gestellt. Wie haben darüber geredet und er hat mir einen Tag später gestanden, dass er soziale Ängste hat, die u.a. dazu geführt haben, dass er seit einem Jahr nicht mehr zur Uni gegangen ist ohne mir oder wem anders davon zu erzählen. Zu Beginn unserer Beziehung gab es eine ganz ähnliche Situation die verheimlicht wurde, nämlich, dass er seit Monaten die Schule geschwänzt hatte.

Auch die Verhaltensweisen wie erhöhter Alk., rauchen, *beep* ließen sich auf die sozialen Ängste zurück führen. Gesundheitliche Probleme die er hat, hat er versucht zu verheimlichen, weil es ihm unangenehm war, er aber nicht zum Arzt gehen konnte aufgrund der Angst. Er sagt, dadurch ist er auch weniger Zärtlichkeiten mit mir eingegangen. Durch das beichten geht es ihm besser, er hat seine Familie eingeweiht und kann sich endlich Hilfe holen.

Mein Freund möchte sich für sich und uns ändern (positiver denken, sich weniger aufregen) und zeigt da auch Engagement und erste Erfolge.
Ich weiß aber nicht, ob ich ihn noch liebe.
Mein Problem ist, dass meine Gefühle gerade nicht richtig greifbar sind für mich und ich auch sachlich nicht zufriedenstellend über diese Situation nachdenken kann.

Mittlerweile ist die Situation so, dass der andere den Kontakt zu mir eingeschränkt hat, da er sich selbst schützen möchte solange meine Situation noch nicht geklärt ist. Seit dem war ich mit meinem Freund zweimal bei der Paarberatung, kurzzeitig räumlich getrennt und es gab einige heftige Streits, Ausraster, Verletzungen, aber auch versöhnliche Momente.

Ich komme aus dem Gedankenkreisen nicht raus.
Auf der einen Seite mag ich meinen Freund und schätze ihn. Bin aber momentan genervt von seinen Eigenarten, wie er redet, gestikuliert. ich fühle keine Liebe mehr. Aber wie fühlt sich Liebe nach der langen Zeit an? Endgültig Schluss machen kann ich irgendwie auch nicht.
Auf der anderen Seite denke ich immer wieder an den anderen, habe Herzklopfen, wenn ich ihn sehe und möchte mit ihm Zeit verbringen.
Ich würde mir vom Forum hier Impulse erhoffen, die mein Denken anregen, sodass ich mich endlich endlich entscheiden kann!

07.09.2017 08:36 • x 1 #1


Mairenn
ich schätze, Du stehst grade vor dem Anfang der Ende Eurer Beziehung.
Dass Du nicht in Null Koma nichts bereit für eine Trennung bist, ist es nach so einer langen Zeit des Zusammenseins allzu natürlich.

Ich schätze ihr beide braucht jetzt Zeit jeder für sich.
Wenn eine Trennung, dann besser jetzt (denn darauf wird es früher oder später hinaus laufen, denke ich), bis der Bilanz der Zeit des Zusammenseins noch einigermaßen positiv ausfällt. Bis noch mehr Verletzungen dazu kommen und ihr euch die Erinnerung an die guten Zeiten, die ihr hattet, ungenießbar macht.

Der andere Typ da, der ist bloß Katalysator. Verwechsle es nicht mit was anderem.

Alles Gute für euch!

07.09.2017 09:13 • #2


A


Fremdverliebt trotz Langzeitbeziehung

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Sabine
@sonnenblume30

Hm. . . Der Stoff aus dem Affären entstehen. Gehe dort mal rein und lese.

Das Ergebnis, warum man sich in jemanden anderen verliebt, gefühlt, ist dass in dir ein Mangel entstanden ist. Auf sich zu schauen, ergründen, woran es liegt ist eine schwere Herausforderung. Sich mit sich auseinandersetzen.

Etwas ablegen, etwas neues beginnen. Einfach. Dich nimmst du dabei nun einmal mit. Irgendwann holt es dich erneut ein.

Nimm den Ball auf, von deinem Freund.

Was gut helfen kann, dich neu zu sortieren, eine Trennung auf Zeit. Ja, dem vertraut man nicht. Man hat Angst, dass etwas stirbt, man etwas aufgibt.

Liebe geht nicht einfach sooooo. Wir verändern uns im Leben. Wir nehmen es erst mit der inneren Unzufriedenheit wahr.
Suchen die Gründe außen, weil einfach einfach einfach ist. Und nein, du machst es dir nicht einfach.

Denke einmal darüber nach.

Dir alles Liebe

Lilly

07.09.2017 09:25 • x 1 #3


K
Von hier liest sich das so als ob du ihn definitiv ad acta legen wirst. Du bist 29, genieße dein Leben. Das Leben ist zu kurz um sich runterziehen zu lassen oder die Freude draußen vor der Türe.

Du wirst ihn vielleicht sogar einen gefallen tun wenn du ihn verlässt. Das wird ihn aufrütteln, er bekommt die Chance ein schönerer und besserer Mensch zu werden.

07.09.2017 09:49 • #4


scallisia
Ich denke auch, du bist am Ende eurer Beziehung angelangt. Diese negativen Gefühle werden nicht vergehen. Sie werden, denke ich, eher noch zunehmen. Am Ende könnt ihr euch gar nicht mehr in die Augen sehen. Macht dich die Beziehung überhaupt noch glücklich? Oder willst du ihn nicht verlassen aus Angst vor der Zukunft oder gar Mitleid mit ihm? Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, ziehe das Ende nicht allzuweit heraus, es wird für euch beide eher noch schlimmer, denn besser.

07.09.2017 09:58 • #5


B
Zitat von Sonnenblume30:
...
Mein Freund möchte sich für sich und uns ändern (positiver denken, sich weniger aufregen) und zeigt da auch Engagement und erste Erfolge.
...
Auf der anderen Seite denke ich immer wieder an den anderen, habe Herzklopfen, wenn ich ihn sehe und möchte mit ihm Zeit verbringen.
Ich würde mir vom Forum hier Impulse erhoffen, die mein Denken anregen, sodass ich mich endlich endlich entscheiden kann!


kann es sein, dass du dort etwas suchst, was du bei deinem freund gerade nicht findest? was du dir vielleicht auch selbst nicht geben kannst?
denn warum such man überhaupt etwas?

der einfache weg, etwas neues zu beginnen und dabei zu vergessen, dass man altes trotzdem mitnimmt und sich dinge wiederholen. kein mensch ist perfekt, keine Beziehung ist perfekt.

wenn man 11 jahre zusammen war - will man das wirklich wegwerfen? ich habe die anderen Kommentare hier gelesen und überwiegend wird dir gesagt, dass das der anfang vom ende ist und du dich trennen sollst.
hmmmm, die frage ist, was willst du?
ich kann diese Meinung hier nicht teilen. der anfang vom ende ... wenn ihr es schafft richtig damit umzugehen, kann es auch der anfang von etwas viel schönerem und besseren sein, als ihr es bisher hattet und zwar zusammen und nicht getrennt.

dein freund macht fortschritte und bemüht sich. vielleicht erkennt er den rechten weg noch nicht, weiß noch nicht genau, wie er was bewerkstelligen soll, wo er anfangen soll, aber zumindest fängt er an.
warum macht er das wohl? ist es das nicht wert, dem ganzen eine Chance zu geben?

jeder muss seinen weg für sich gehen. vielleicht für eine zeit getrennt, aber warum soll dieser weg nicht wieder zusammenführen können?

07.09.2017 10:49 • x 3 #6


Sabine
ich sehe das genau so, wie @bassT

Und ich sehe noch etwas. BassT und ich haben etwas an Jahre voraus. . . . .

Es fehlt an Weitsicht, der jüngeren Generation, was man der so nicht nachtragen kann.

Du fühlst dich hin und her gerissen. Das eine ist gut und richtig, das andere neu und ... Schmetterlinge.

Liebe verändert sich. Schmetterlinge gehen dann verloren und was dann kommt, kann so schön sein. Es zu sehen, schwer, wenn man noch am Anfang des Lebens steht.

07.09.2017 10:58 • x 3 #7


unbel-Leberwurst
Zitat von Sonnenblume30:
Dieser Ausrutscher hat mich nachdenklich gemacht. Da mein Freund bisher mein einziger S. Kontakt war und ich davon ausgegangen bin, dass wir bis ins Alter zusammenbleiben, habe ich eine offene Beziehung vorgeschlagen. Er hatte was ähnliches sich schon mal geäußert und hat zugestimmt.


Das liest sich, als wäre die offene Beziehung mal eben so zwischen Tür und Angel besprochen worden, ohne dass sich beide über die Konsequenzen dessen bewusst gewesen sind.

Genau hier zeigt sich, dass eine offene Beziehung für eine angeschlagene Beziehung nicht geeignet ist.

07.09.2017 11:02 • #8


S
Danke euch für eure ehrlichen Antworten.

@Mairenn
Ja, ich fühle mich verliebt in den anderen, denke sehr oft an ihn und bewundere ihn als Menschen sehr. Ich denke auch das Zusammenleben würde gut funktionieren.
Aber ich frage mich auch ab und zu, ob es nicht nur das Verliebtsein-Gefühl ist, dass ich toll finde...
Im Moment habe ich aber auch starke Befürchtungen, dass es ein Fehler ist, wenn ich ihm eine Abfuhr erteile. Dass ich dann großes Glück verpasse. (@Kayleena, Auch wenn es sich egoitisch anhört, ich habe Lust mein Leben zu genießen und glücklich zu sein!)

@machiennelilly
Was meinst du mit Der Stoff aus dem Affären sind. Ist das ein Buch oder kannst du Texte in die Richtung empfehlen?
Den Gedanken an eine Trennung auf Zeit finde ich gut. Jeder kann dann mal für sich alleine feststellen, was ihm wichtig ist.

@bassT
Einfach so wegwerfen möchte ich die Beziehung auch nicht. Dafür sind die gemeinsamen Jahre und die Vertrautheit die wir hatten/ haben viel zu wichtig.
Andererseits habe ich das Gefühl meinen Partner gar nicht mehr richtig zu kennen. Und erst als er extrem unter Druck was (Angst vor der Trennung) gestand er mir seine Probleme und ändert sich. Diese psychischen Probleme (Ängste) bestanden seit Jahren und ich wusste nichts davon! Bzw. wurde ich auch vor einiger Zeit abgewiesen, als ich mal in die Richtung nachgebohrt habe (das ist halt mein Charakter, damit musst du klar kommen).
Und das stellt meine Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft ganz schön in Frage. Die Befürchtung, dass sowas wie das verheimlichen nochmal vorkommt.

Entscheidungen für oder gegen eine Trennung zu treffen ist verdammt schwer und wird sich wahrscheinlich nie ganz eindeutig und klar anfühlen...

08.09.2017 16:18 • #9


A


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