Fremdgehen aus Sicht eines Fremdgehers

@Massio
Wenn man aber eigentlich doch weiß, dass dieses tolle Gefühl bei keinem neuen Partner ewig so bleibt, kann man eigentlich beim ersten bleiben. Schade dass nach so einer langen Zeit dann alles weg geworfen wird. Umso kostbarer finde ich es, umso länger man schon zusammen ist. Am Sterbebett wird dann oft bereut...

Bleibt man ein Leben lang mit dem selben Partner zusammen, heißt es: Hätte ich doch noch was anderes ausprobiert.
Verlässt man den Partner, heißt es am Ende: Was wäre gewesen wenn ich mit ihm alt geworden wär?

Ich finde es hat einfach was mit Einstellung und Ansicht zu tun.

Ich bin auch mit meinem Partner zwar nur 13 Jahre zusammen gewesen, weil er ging,auch wegen einer anderen. Aber ich war fest überzeugt, mit ihm alt zu werden. Hatte nicht mal Interesse an anderen Männern, in keinsterweise. Nicht weil er soooo toll war, sondern weil ich das für mich selbst so wollte

Zitat von Gänseblümchen21:

Wenn man aber eigentlich doch weiß, dass dieses tolle Gefühl bei keinem neuen Partner ewig so bleibt, kann man eigentlich beim ersten bleiben.

Das weiß man vorher nie, es wird erst einem bewusst, wenn man Mist gebaut hat.
Wie gesagt, keiner kann so richtig beantworten, warum man sich auf eine Affäre einlässt, es sei denn, man ist ein notorischer Betrüger und das bin ich zB nicht.

Man merkt erst im Nachhinein, was für Fehler man gemacht hat und dadurch den Menschen den man über alles liebt, verlieren kann.

@Massio
Da ist der Punkt. Ich habe mir aber während der Ehe vor Augen gehalten, was ich zu verlieren hätte. Das hat mich vom fremdvergucken mit abgehalten. Habe irgendwann immer mehr die positiven Dinge geschätzt, das hat mich zufriedener gemacht.

Zitat von Gänseblümchen21:

Ich habe mir aber während der Ehe vor Augen gehalten, was ich zu verlieren hätte.

Das hab ich leider nicht gemacht. Das Hirn hat ausgesetzt und da hatte ich den Salat!
Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber dann ist es meist zu spät

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Das war bei mir nicht so. Das würde ich nie behaupten, das war gewollt, und zwar von mir.

Danke für diese ehrliche Antwort!
Ich denke auch das ein Fremdgehen, Affäre eine bewusste Entscheidung ist und nichts was einen wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft.
Wenn Frau und Mann sich näher kommen, es persönlicher wird und der Kontakt sich intensiviert, dann ist S....x meist oft der logiische nächste Schritt...und bis dahin hat immer die Möglichkeit anders abzubiegen.

@Trust_him So kann man es auch sagen, ich denke, ich meine es auch so. Meine Ehe, meine Frau, das ist der oder ein wesentlicher, zentraler Bestandteil meines Lebens und so komme ich mit Deinem Mann in der Bewertung wieder zusammen: Ich war in meinem Leben unzufrieden und das bestand / besteht zu einem großen Teil aus meiner Partnerschaft.

Ansonsten finde ich die Übereinstimmungen, die Du schilderst, faszinierend.

Zitat von Massio:

Die gibt es tatsächlich. Solange der Partner sich nicht trennt und bei der EF bleibt, die Affäre aber beendet ist, möchten manche das nicht wissen. Ich kenne da einige, die mir das gesagt haben. Ich gehe davon aus, dass meine EF das auch nicht wissen möchte, denn ich glaube sie hat es geahnt. Aber was ist denn ...

Absolut die Kernfrage. Ich habe mal was über Familiengeheimnisse gelesen. Sie sind wirksam auch wenn das Subjekt des Geheimnisses es nicht weiß. Das heisst, es steht sowieso im Raum, von beiden Seiten. Und dieses Gefühl, irgendetwas stimmt nicht aber man beisst beim Partner nur auf Granit, das ist auch eine Tortur sonder gleichen.

Es gibt keine Alternative als es zu sagen oder eben sich zu trennen. Aber damit leben und glauben, dass einfach so alles gut wird, das glaube ich nicht. Frauen wissen, wenn da was war. Wenn nicht, ist ihnen ihr Mann sowieso schon egal. Ich gehe so weit, dass auch Männer diesen Instinkt besitzen, ich habe ihn. Seitdem ich meinem Bauchgefühl traue, treffe ich fast immer ins Schwarze.

Meine Frau muss mir nicht alles erzählen, damit ich alles spüre. Das meine ich damit.

Zitat von Massio:

Das bedeutet aber nicht, dass ich mich an die Zeit mit der Affäre nicht mehr erinnern möchte.
Es war eine wunderschöne Zeit, die ich nie vergessen werde.

Ich denke so geht es vielen Affärengänger und das macht eine Neuanfang, Beziehung 2.0 auch sehr schwierig.
Denn das wissen die betrogenden auch.

@Wurstmopped Richtig. Aber eine Affäre ist aus meiner Sicht keine logische Konsequenz von Nähe. Das habe ich von meiner Frau gelernt, die sehr viel - manchmal auch zu viel - Nähe zulässt und dennoch nicht in eine körperliche Anziehung abgleitet. Der zu beneidende Mann vielleicht, aber dann bekommt er auf die Finger bzw. sie signalisiert, dass es nichts zu holen gibt in der Richtung. Das glaube ich ihr, aber immer wegschauen und beten, das mache ich auch nicht mehr. Liebe ist eine Schaukel, da müssen beide mal Schwung holen...

Es gibt doch eindeutige Zeichen, wenn eine Frau was will oder Interesse hat. Manchmal spielen sie auch nur, flirten eben. Am einfachsten ist dann, von der eigenen Frau zu sprechen, den Kindern und dem Leben, das man hat. Natürlich positiv. Fast nichts setzt aus meiner Sicht ein deutlicheres Signal. Wenn sie Anstand besitzt, nimmt sie dadurch Abstand.

Aber ich bin jetzt hier nicht der Experte, ich teile nur meine persönlichen Ansichten, die auch falsch sein können....

Zitat von Massio:

keiner kann so richtig beantworten, warum man sich auf eine Affäre einlässt,

Ich denke die allermeisten wissen warum sie eine Affäre eingehen, der Mann, die Frau befriedigt Bedürfnisse, die in der Beziehung schon lange nicht mehr bedient werden, ganz einfach.
Die Frage ist also eher, warum verliert man den Respekt vor dem Partner und kann die Beziehung nicht mehr wertschätzen.
Verlieben kann man sich, ja klar, jedoch der Respekt vor meinem Partner sagt mir dann, dass ich offen mit ihm darüber spreche, damit beide eine Chance bekommen sich im Leben neu auszurichten und zu entscheiden was man möchte.

Zitat von Wurstmopped:

Ich denke so geht es vielen Affärengänger und das macht eine Neuanfang, Beziehung 2.0 auch sehr schwierig. Denn das wissen die betrogenden auch.

Stimme Dir 100% zu. Das spürt man bestimmt, ob der Partner mit einer Affäre - aber auch mit anderen Fehlleistungen wie Verrat durch ist. Es liegt in die Luft und meine Frau wollte es daher damals extrem genau wissen. Sie hat mich immer und immer wieder auf den heißen Stuhl gesetzt und geprüft, ob sich Widersprüche in meiner Geschichte ergeben. Das hätte ich niemals so lange durchgehalten, wenn ich was zu verbergen gehabt hätte. Sie hat damals richtig Feuer gelegt, dem kann man sich nur entziehen, wenn man diesen Menschen nicht mehr liebt, wenn man nur aus niederen Gründen zusammenbleiben will. Ich finde, sie hat das sehr gut gemacht, gut für sich gesorgt und mir keine andere Wahl gelassen, als mich mit ihr, mit uns, mit mir wirklich und ernsthaft auseinanderzusetzen.

Zitat von Massio:

Man merkt erst im Nachhinein, was für Fehler man gemacht hat und dadurch den Menschen den man über alles liebt, verlieren kann.

Ich finde das seltsam.
Denn sind wir mal ehrlich...jeder fände es beschissen, betrogen zu werden!
Wir lernen doch alle schon als Kinder: Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem ander'n zu.
Warum kommt dann eine solche Erkenntnis erst, wenn es zu spät ist?
Sorry, aber da macht es sich der ein oder andere Fremdgeher schlicht zu leicht.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Und dieses Gefühl, irgendetwas stimmt nicht aber man beisst beim Partner nur auf Granit, das ist auch eine Tortur sonder gleichen.

Das kann ich bestätigen. Die Zeit zwischen Ende der Affäre und Auffliegen merkte ich zwar eine große Veränderung bei meinem Mann, aber eben auch eine Mauer zwischen uns.
Ich wechselte immer wieder zwischen Es ist jetzt so schön zwischen uns zu Irgendetwas ist da noch, von dem ich nichts weiß.
Das ist anstrengend und zermürbend.

@Wurstmopped Weil man eigentlich den Respekt vor sich selbst verliert, wenn man das macht. Dann ist es nicht so schwierig, auch den Respekt vor anderen zu verlieren...man verhält sich pubertär, kindisch, unreif, und das ist echt peinlich. Das muss ja dann durch Scheinlogiken von dem inneren Kind begründet werden. Man baut sich eine ungesunde Konstruktion, die zum Scheitern verurteilt ist. Schade, dass ich es nötig hatte, diesen Weg zu gehen, anstatt einen anderen zu nehmen.

Fakt ist, Affären sind scheixxe und bringen immer Leid und Schmerz mit sich, deswegen kann ich Menschen nicht verstehen, die immer wieder eine Affäre eingehen.
Ich hab es einmal getan, bereue es wie ein Hund und werde nie wieder eine Affäre eingehen.

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

@Wurstmopped Weil man eigentlich den Respekt vor sich selbst verliert, wenn man das macht. Dann ist es nicht so schwierig, auch den Respekt vor ...

Das mit der gespaltenen Persönlichkeit denke ich ist in den meisten Affären der Fall.
Man lebt in zwei Persönlichkeiten und wenn man das bei langen Affären nicht therapiert dann wird man sich davon auch nur schwer lösen können.