Fremdgehen aus Sicht eines Fremdgehers

Zitat von Ich_hab_Ruecken:

Beziehung, Nähe, Austausch von Gefühlen und privaten Informationen. Das ist für mich persönlich - bitte nicht schlagen - mindestens so bedeutsam wie reiner 6 ohne all das.

Danke für deine Antwort.

Und nein, deine Antwort finde ich nicht schlimm, sehr nachvollziehbar.
Aber bitte erlaube mir folgendes zu schreiben, ich führe Beziehungen auf unterschiedliche Art und Weise, zb in Form einer Freundschaft.

Ich bin vielen Menschen nah und sie mir, allein beruflich schon, da geht's gar nicht näher als nah.

Ich tausche mich sehr viel aus, bsp dieses Forum. Was zur Folge hat, das ich viel von meinen Gefühlen erzähle, hier und im echten Leben. Ich trage diese auf der Zunge ( Segen und Fluch zugleich). Was aber nicht heißt, das ich fremd gehen würde. Oder meinen Partner damit eifersüchtig machen möchte.

Und ich teile private Infos, zb Hobbies via Instagram oder im Freundeskreis.

Aber ich würde es schon, komisch finden wenn der Mann an meiner Seite, wegen diesen Dingen eifersüchtig wird.
Weil eigentlich ist das nur ein Bestandteil meines Charakters.

Zitat von mitBauchweh:

Keine Ahnung, wie das bei dir gelaufen ist bzw. läuft mit den Eifersuchtsszenen.

Bei mir gab es keine Szenen. So bin ich nicht. Ich sage einfach, was mich stört. Das aber ohne Vorwurf oder gar Anklage. Einfach ruhig, aber direkt. Und ich bin definitiv nicht krankhaft eifersüchtig.

Nochmal...mein Mann hat mich so kennengelernt und es hat ihn nie gestört.

Mal abgesehen von den bewusst eingegangen (reinen S.)Affären gibt es ja auch noch die Affären, die aus einer Verliebtheit heraus entstehen.

Diese Menschen befinden sich in einem emotionalen Ausnahmezustand, wissen nicht wie sie mit der Fremdverliebtheit umgehen sollen und sind durch ihren inneren Konflikt massiv überfordert, da ihr Verlangen nicht mit ihren Werten übereinstimmt.

Selbst wenn sie sich dann auf eine Affäre einlassen, tun sie das sicher nicht aus Boshaftigkeit oder fehlender Moral, sondern weil sie nun mal Menschen sind, die Fehler machen und schwach werden können.

Ich will damit Affären weder verharmlosen noch damit ausdrücken, dass man ganz willenlos sich dem nicht entziehen kann.

Aber man darf nicht vergessen, dass man in so einer Extremsituation nicht immer in der Lage ist, fehlerfrei und moralisch richtig zu handeln.

Das bedeutet aber nicht, dass man keine Werte hat oder per se ein vertrauensunwürdier Mensch ist.

Deshalb haben für mich Aussagen wie ich kann nicht mehr vertrauen, jetzt da ich weiß wozu er/sie fähig ist immer einen faden Beigeschmack.

Das klingt so, als ob es zwei Klassen von Menschen gibt, die Einen, die unter allen Umständen immer treu sind und die Anderen, die es aufgrund eines (moralisches) Defizites nicht hinbekommen.

Wozu ist er/sie denn fähig? Fehler zu machen? Mensch zu sein? Das sind wir doch alle.

Es ist natürlich leicht zu sagen, dass man immer treu ist, wenn man noch nie so eine Belastungsprobe wie Fremdverliebtheit durchmachen musste.

Viele Menschen die eine Affäre hatten, haben selbst ihr ganzes Leben lang gedacht, dass sie so etwas niemals machen würden und dann kamen sie doch in so eine Situation.

Niemand kann eine 100%ige Garantie geben. Das ist eine falsche Sicherheit, die man sich da vorgaukelt.

Ich finde die Umstände sind immer mit zu berücksichtigen und so manch einer würde sich wundern, zu welchen Entscheidungen er fähig ist, wenn er sich in der entsprechenden Situation befindet.

Auch macht es ja einen Unterschied, ob einer eiskalt den Partner jahrlang belügt und hintergeht oder ob einer aus einem emotionalen Notstand heraus handelt und seine Taten bereut.

@PuMa Dann lass mich präzisieren: Ich meine eine gewisse Vertraulichkeit, Geheimnisse, inhaltliche Ausgrenzung des Partners. Also diese tiefe Verbundenheit ohne S. zwischen dennoch potentiellen Partnern. Es gibt für mich einfach private Themen, die gehen nur die beiden Partner etwas an. Aber bitte, ich verstehe Dich natürlich und auch ich kenne viele Leute, die das lockerer sehen. Ich bin da anders, ich grenze mich auch sofort ab, wenn mir intime Dinge bekanntgegeben werden, die mich nach meinen Vorstellungen nichts angehen. Ich hoffe, Du kannst das verstehen.

Zitat von Anonymous123:

Ich finde die Umstände sind immer mit zu berücksichtigen und so manch einer würde sich wundern, zu welchen Entscheidungen er fähig ist, wenn er sich in der entsprechenden Situation befindet

Zitat von Anonymous123:

Wozu ist er/sie denn fähig? Fehler zu machen? Mensch zu sein? Das sind wir doch alle.

Eben. Aber wir alle.
Dazu gehört als erwachsener Mensch aber auch der respektvolle Umgang mit dem langjährigen Partner.

Zitat von Trust_him:

Ich war immer skeptisch. Ich war immer eifersüchtig

OK, für mich keine Basis für eine Beziehung.
Wenn meine Partnerin mit nicht das Gefühl vermitteln kann... tschüss
Aber ok, jeder Jeck ist anders.

Zitat von Anonymous123:

wissen nicht wie sie mit der Fremdverliebtheit umgehen sollen und sind durch ihren inneren Konflikt massiv überfordert

Ich denke ihnen fehlt der Mut mit offenen Karten zu spielen.
Sie wollen erst einmal schauen wie sich das entwickelt und dann ggf. Warm wechseln
..oder besser nicht allein ohne alles, Partner darstehen.
OK, Ego Like...wenn ich aber eine lange Beziehung führe und vertrauen geschenkt bekomme, den Partner den nötigen Respekt entgegen bringe ,dann handelt man nicht so.
Sorry, habe ich kein Verständnis.
Für mich eine klare Aussage der mangelnden Wertschätzung und da bin ich dann raus.

Zitat von Wurstmopped:

Wenn meine Partnerin mit nicht das Gefühl vermitteln kann

Das lag nicht an meinem Mann. Das hat was mit mir zu tun. Dessen war ich mir schon vor unserer Beziehung bewusst und habe das auch gesagt. Ihm jedoch war es von Anfang an egal. Wie gesagt, es hat ihn nie gestört.

Und kommt es letztlich nicht genau darauf an, dass man den Menschen findet, für den man sich eben nicht verbiegen muss, sondern um seiner selbst Willen geliebt wird?

@Trust_him absolut!

Ich habe die ganze Diskussion durchgelesen, und ich stimme vielem zu, aber ein Punkt kam für meinen Geschmack zu kurz...

Mag sein, dass sich Fremdverlieben und alles erklären lässt - der kaltschnäuzige Partner hat einen so arg vernachlässigt man fühlte sich ungeliebt, alleine etc..

Aber warum sind nur wenige Leute so fair, direkt den ehrlichen Weg der Trennung zu gehen?

Sobald ich wirklich Interesse an einem anderen Mann verspüren würde, wäre es für mich absolut kein Thema, die Beziehung fortzusetzen und den anderen zu belügen.

Fremdverlieben kann theoretisch wirklich jedem passieren.

Aber den Partner auf Dauer zu betrügen und ihm täglich ins Gesicht zu lügen, das ist doch nochmal eine ganz andere Nummer.

Damit kommt zum Glück nicht jeder innerlich zurecht, und deswegen macht es auch nicht jeder einzelne.

Eine Affäre lässt sich in meinen Augen nie wirklich rechtfertigen, es sei denn man würde bei Trennungsabsicht mit dem Tode bedroht und käme da nicht raus.
(Wie Frauen in manchen Kulturkreisen oder religiösen Sekten)

Ansonsten steht es doch jedem frei zu gehen wann und wie er mag.

Und wenn schon nicht direkt nach der der allerersten Begegnung mit dem neuen Traumprinzen/der neuen Traumprinzessin, so doch wenigstens dann, wenn sich reell etwas anbahnt.

Alles andere ist wohl Bequemlichkeit... warm wechseln ist für viele natürlich angenehmer als ehrlich und fair alleine neu zu starten.

@thegirlnextdoor stimme Dir zu! Ich habe mich jedoch zb nicht verliebt, sondern hatte damals ein kurze Affäre ohne Ziel oder Sinn. Bin ich nicht stolz drauf und passiert mir nie wieder.

Warmwechseln hat viel mit vermeiden zu tun. Sich mit dem Partner auseinandersetzen. Seine eigenen Anteile zu sehen. Unzufriedenheiten früh genug ansprechen.
Meistens von beiden Seiten.
Dann werden Fehler und Gründe gesucht und gefunden um den betrug zu rechtfertigen.
Die meisten unwissenden Betrogenen können ein Lied davon singen.
Die positiven Seiten des partners werden nicht mehr gesehen.

Das sind dynamiken, die da ablaufen. Schwer für alle Seiten.

Ich glaube nicht, dass das immer die große Liebe ist, sondern eher der lückenfüller für was auch immer.

@Effie75 sehe ich auch so.

Ich hab jetzt hier sehr wenig mitgelesen, aber würde mal meine Meinung dazu sagen und was mich dazu gebracht hat, fremd zu gehen:

Im ersten Moment? Ehrlich gesagt keine Ahnung! Ich hatte in meiner Ehe alles was ich wollte, dachte ich zumindest.
Eine glückliche Ehe 20
Jahre lang, mit Höhen und Tiefen, eine Frau die immer an meiner Seite stand, egal wie schwer es war!

Aber im Unterbewusstsein schien doch etwas zu fehlen, deswegen lies ich mich auf diese Affäre ein.
Zu Beginn wusste ich nicht was es war, aber nach einiger Zeit merkte ich es und die Affäre fing an mir zu gefallen und ich verliebte mich.

Die AF gab mir Dinge, die mir meine EF nicht mehr geben konnte, ich diese aber während der Ehe nicht sah, sondern erst dann, als die AF mir sie gab.
Erst dann merkte ich, dass mir in der Ehe etwas fehlte und ich es ohne es zu wissen, vermisst hatte.

@Massio

Und warum hast du dich nicht lieber getrennt anstatt eine Affäre zu führen..?

Das ist ein Punkt, der mich allgemein interessieren würde. (Frage an alle, die Affären geführt haben...)

Wenn ich neu verliebt wäre, würde ich das voll ausleben und auskosten wollen.

Nicht meine Zeit damit verschwenden, mich jeden Tag absolut mies und schäbig und wie das Allerletzte zu fühlen, weil ich einen guten, loyalen Menschen belüge.