Hallo zusammen und einen schönen 2. Advent.
Es ist wohl mal an der Zeit für ein kleines Update:
In den letzten Wochen konnte ich für mich eine ganze Menge erreichen. Viele Dinge, die ich während der Beziehung vernachlässigt habe, habe ich nun geregelt und das nimmt eine große Last von meinen Schultern. Eine Angststörung, die ich in diesem Jahr entwickelt habe, konnte ich auch erfolgreich besiegen. Es hat mir hier sehr geholfen, mit teilweilse fremden Personen wie z.B. der Telefonsselsorge oder der Diakonie über dieses Thema zu sprechen und mir mein eigenes Verhalten vor Augen zu führen. Dass ich mich dann praktisch selber aus der Angst befreien konnte zeigt mir, dass meine alte Stärke noch immer vorhanden ist.
An S. (meine Ex) denke ich noch immer sehr oft, aber im öfter anders als vorher. Sie fehlt mir zwar, aber ich bekomme es immer öfter hin, einfach eine Dankbarkeit für die schöne Zeit mit ihr zu entwickeln und ihr nicht nur nachzutrauern. Gefühle wie sauer auf sie zu sein lasse ich nicht zu, weil auch diese mir Energie rauben, die ich aktuell für mich selber brauche. Durch die Trennung habe ich für mich erkannt, dass meine Verlustangst zu präsent und nicht gesund für mich und eine Beziehung ist. Hier arbeite ich an mir, mache viele Kurse, lese Bücher und reflektiere mich und meine Vergangenheit. Durch den frühen Weggang meines Vaters und die sehr besitzergreifende Art meiner Mutter ist es um mein Urvertrauen nicht wirklich gut bestellt, aber ich sehe hier einen guten Weg für mich durch genau diese Erkenntnis eine Änderung herbeizuführen. Vorwürfe mache ich mir deshalb keine, denn ich habe mir meine Vergangenheit nicht ausgesucht, kann sie aber auch nicht ändern und nur für mich an der Zukunft arbeiten und diese gestalten.
Essen und schlafen klappt auch wieder einigermaßen und ich habe wieder mit Sport angefangen. Was ich sehr interessant finde ist, dass ich mal gehört habe, dass toxische Beziehungen sich auch körperlich äußern und zwar meist in Entzündungen. Als ich damals mit S. zusammen kam bildeten sich praktisch über Nacht auf einer Seite meines Rückens kleine entzündliche Knuppel. Diese sind einfach nicht wieder verschwunden, aber mittlerweile ohne jedes Zutun komplett abgeheilt. Schon sehr sonderbar....
Natürlich ist nicht alles super und viele Fragen bzgl. meiner Beziehung mit S. kreisen noch in meinem Kopf und ich finde noch keine Antwort. Mir ist klar, dass diese Verbindung zwischen einer bindungstängstlichen Frau und einem verlustängstlichen Mann sehr gefährlich war und keine gute Prognose haben konnte. Trotzdem sehe ich immer wieder die guten Dinge zwischen uns, denn ich habe noch nie eine so entspannte und innige Beziehung gehabt. Zumindest hat es sich angefühlt und ich kann auch nicht leugnen, dass die äußeren Gegebenheiten einfach gepasst haben. Mir ist aber klar, dass dies nicht ausreicht und dann komme ich immer wieder an den Punkt, dass zumindest S. ihre Beziehungsangst sehr genau erkannt hat und daran arbeiten wollte. Meine Verlustangst habe ich leider zu spät erkannt, aber zumindest arbeite ich jetzt an mir und sage nicht So bin ich eben!. Ich möchte so auch nicht mehr sein, weil ich weiß, dass ich sehr viele positive Eigenschaften mitbringe, die mich von vielen anderen Männern abheben. Dafür bin ich dankbar und ich möchte nun erreichen, dass meine Verlustangst mir nicht immer im Weg steht und diese positiven Eigenschaften letztendlich überstrahlt.
Es liegt sicher noch ein langer Weg vor mir, aber ich habe mir fest vorgenommen, dass ich ihn bis zum Ende gehen werde. Daher bin ich S. letztendlich dankbar, denn sie hat mir die Augen geöffnet und mir so die Möglichkeit gegeben, ein besser bzw. anderer Mensch zu werden. Für sie erhoffe ich mich nur das Beste und wünsche ihr, dass auch sie ihren Weg gehen wird. Wie gesagt, ich bin ihr nicht böse oder verurteile sie für ihr Handeln. Es war nicht richtig, dass sie mich so sehr im Stich gelassen hat, aber ich weiß, dass sie gar nicht anders konnte, weil ich ihre Autonomie bedroht habe. Verantwortung für einen anderen zu übernehmen ist für sie undenkbar und auch wenn ich das nie erwartet habe, so kam es doch genau so bei ihr an. Ich habe mich oft gefragt, wie ich reagiert hätte, wenn sie in meiner Situation gewesen wäre und ich musste feststellen, dass meine Reaktion eine andere gewesen wäre. Ist aber auch logisch, denn letztendlich habe ich immer alles versucht, um sie noch fester an mich zu binden, weil ich sie einfach nicht verlieren wollte. Dies hat sie am Ende immer weiter von mir weggetrieben, weil ich zu viel Nähe und Bindung Angst machen. Sie kann sich nicht zu 100% auf einen anderen Menschen einlassen, weil sie genau das verletzlich macht und sie glaubt, sich vor jeder weiteren Verletzung schützen zu müssen. Wir sind in diesem Punkt wohl einfach nicht kompatibel und dann ist es eigentlich auch egal, ob sonst alles passt. Gerne hätte ich gemeinsam mit ihr an uns gearbeitet, aber ich respektiere ihr Nein und schaue nach vorne und nicht zurück.
06.12.2020 13:55 •
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