Ich habe diese Forum vor einigen Wochen entdeckt, nachdem meine Frau angefangen hat von fehlender Liebe und Trennung zu sprechen. Jetzt geht alles plötzlich Schlag auf Schlag und in 2 Wochen wird sie eine eigene Wohnung beziehen. Meine Gefühle fahren dabei Achterbahn. Mal freue ich mich über die Klarheit die nach Monaten der Unsicherheit und Krise entsteht, in der nächsten Minute kriecht die Angst vor Einsamkeit und Verlust hoch. Zudem bin ich noch zusätzlich niedergeschlagen weil zwischen Weihnachten und Neujahr mitten in der Ehekrise mein Vater an Covid verstorben ist. All das lastet jetzt gleichzeitig auf meinem Herzen und die durch Lockdown- und Homeoffice bedingte Einsamkeit tut ihr übriges.
Dies ist mein erster Post hier und ich hoffe er entspricht den Regeln und Gepflogenheiten. Ich muss mir hier gerade einiges von der Seele schreiben, sorry schonmal für die Länge des Posts.
Vorneweg ein paar Fakten: Ich bin 40 Jahre alt, wohne in der Schweiz und bin mit meiner Frau seit 7 Jahren verheiratet. Vor der Heirat lebten wir bereits 6 Jahre zusammen. Wir haben keine Kinder.
Meine Frau und ich hatten eine aus meiner Sicht intakte Beziehung und natürlich hatten wir unsere Probleme, über die ich aber meist gut hinwegsehen konnte. Für mich muss in einer langjährigen Ehe nicht immer alles perfekt sein und ein gewisses Mass an Toleranz gehört in einer Beziehung dazu. Zudem sind wir alle Individuen mit unseren Ecken und Kanten, da bin ich selber nicht ausgeschlossen.
Und ja, es gab auch Sachen die mich gestört haben. Vor allem habe ich in den letzten Jahren immer wieder gemerkt, dass sie mir gar nicht richtig zugehört hat. Ich hab was gesagt und sie hat ein paar Minuten später eine Frage gestellt, bei der ich genau gewusst habe, dass meine Worte bei einem Ohr rein und beim anderen wieder raus sind. Einfaches Beispiel: Ich: Gute Nacht ich stehe morgen um 8 Uhr auf Sie: Gute Nacht, wann stehst du morgen auf? ich hab sie dann jeweils darauf angesprochen, auch weil ich mich nicht ernst genommen fühlte. Später hat sie mir dies als dauerndes Gemecker vorgeworfen.
Was mir auch aufgefallen ist, dass sie gerne Sachen die ich gesagt habe sehr negativ aufgenommen hat. Ich habe ihr z.B. mal gesagt, dass ich gesehen habe, dass sie es in den letzten Jahren beruflich und gesundheitlich nicht immer leicht hatte und sie dadurch permanent irgend eine Baustelle offen hatte. Ich habe das bewusst nicht wertend gesagt und auch nicht so gemeint, es war aus meiner Sicht eher einfühlsam. Später hat sie dann gemeint ich hätte ja gesagt ich hätte die Schnauze voll von ihren dauernden Problemen. Ich hab sie auch ein paarmal darauf angesprochen, dass ich sehe, dass meine Worte sehr negativ bei ihr ankommen. Als Reaktion hat sie sich dann darüber genervt, dass ich das immer wieder sage.
Lustigerweise hat sie mir vor einigen Wochen dann vorgeworfen, dass wir ja nie über unsere Probleme reden und ich imme rnur meckern würde. Krass diese unterschiedliche Sichtweisen. Was aus ihrer Sicht Gemecker war, war mein Versuch die Dinge anzusprechen, damit sie sich nicht aufstauen.
Und ja, S. gabs seit etwa 4 Jahren auch keinen mehr und zuvor auch nur selten. Ich hatte ehrlich gesagt auch nicht so viel Lust, aber wenn ich mal hatte dann hat sie abgeblockt.
Wir haben auch unsere eigenen Leben und Leidenschaften ausgelebt aber immer auch miteinander und ich hatte das Gefühl, dass wir eigentlich eine gute Balance zwischen Individuum sein und Paar sein hatten. Mich hat es z.B. auch nicht gestört dass wir unterschiedliche Vorlieben bezgl. TV hatten und halt meist jeder für sich geschaut hat was ihn interessiert hat.
Mitte November hat mich meine Frau darauf angesprochen, dass es ihr nicht mehr so weh tun würde, falls ich sie nicht mehr wollen würde. Ja das war ein wenig verquer und ich habe mir nicht so viel dabei gedacht. Im Nachhinein: Schwerer Fehler, es war quasi die gelbe Karte an mich und ich hab sie nicht gesehen. Im Gegenteil, ich hab versucht mich davon nicht runterziehen zu lassen und die ganze Sache nicht so ernst genommen wie ich es wohl hätte tun sollen.
Danach gings im Wochentakt bergab und ca. Mitte Dezember hat sie sich dann offenbart, dass sie mich eigentlich nicht mehr liebt und dass sie sich überlegt auszuziehen. Zudem überlegt sie sich nicht mit mir in der ersten Märzwoche in den geplanten Urlaub zu fahren sondern zu einem früheren Zeitpunkt wegzufahren um Abstand zu gewinnen und nachzudenken.
Zwischen Weihnachten und Neujahr kam dann der Supergau. Am Weihnachtstag der positive Covid-Test und am Silvestertag der Tod meines Vaters. Wieder eine Woche später war die Beerdigung. Das waren die traurigsten und einsamsten Weihnachten meines Lebens! Ich hatte auch echt keine Lust weiter an unserer Beziehung zu arbeiten oder Trost bei der Person zu suchen, die sagt, dass sie mich nicht mehr liebt. Umarmungen meiner Frau nur aus Mitleid wollte ich nicht, das hat sich für mich so richtig falsch angefühlt. Wenn ich Umarmungen von meiner Frau möchte, dann darum weil sie mich liebt und mir nahe sein will. Nicht weil sie mich aus Mitleid trösten will.
Danach kamen natürlich die ganzen administrativen Sachen, Wohnung räumen usw. Ehrlich gesagt war's sogar fast ne willkommene Ablenkung vom ganzen Müll und der Ehekrise. Es hat mich auf jeden Fall beschäftigt gehalten.
Eine Woche nach der Beerdigung ging es dann aber wieder weiter und meine Frau hat mir Passivität vorgeworfen und dass ich mich für unsere Probleme zu wenig interessiere. Was ich ihr anrechnen muss, sie hat ein paar mal die Türe einen Spalt offen gelassen und die Möglichkeit einer Paartherapie erwähnt. Ich bin nicht begeistert drauf eingegangen resp. habe ihr gesagt dass ich finde, dass wir eigentlich noch ganz gut reden können. Wir verhalten uns zivilisiert und ich finde die Dinge kommen auf den Tisch. Weiter fand ich es auch auf Grund der ganzen Covid-Situation als schwierig, jetzt sowas mit einem Therapeuten und evtl. noch vor Ort mit Masken und Abstand durchzuziehen. Ich war zwar nicht dagegen, aber hab mir auch nicht gedacht dass es in unserer Situation viel helfen könnte. Wahrscheinlich auch wieder ein Fehler, mit dem ich sie von mir weg getrieben habe.
Am selben Tag hat sie mir mitgeteilt, dass sie Ende Januar alleine eine Woche in einer Ferienwohnung verbringen wird. Die Woche kam und sie fuhr fort, ich blieb zuhause und hab weiter im Homeoffice gearbeitet. Sie hat mir nach Ankunft eine Whatsapp-Nachricht geschickt mit Bildern aus der Ferienwohnung. Ich hab nicht geantwortet - Auch das hat sie gekränkt wie sich später herausstellte. Aber ich dachte mir, sie fährt doch jetzt weg um alleine zu sein und um Nachzudenken. Soll ich jetzt zurückschreiben. Tolle Wohnung, schön hast du's schön, melde dich mal wenn du weisst ob du mich noch liebst? Hat sich für mich auch doof angefühlt drum habe ich es gelassen.
Als sie zurückkam sind wir zusammengesessen und ich habe sie gefragt, ob sich etwas für sie geändert hat. Die Antwort war ein klares nein. Also hab ich vorgeschlagen, dass sie sich eine Wohnung sucht und wir auch über Scheidung nachdenken sollten. Ich wollte auf beides nicht bestehen, aber in mir ist langsam der Wunsch nach einem Ende des Dramas und klaren Verhältnissen hochgekommen. Denn ewig kann es so nicht weitergehen und die Situation zermürbte mich zusehends.
Zudem kam dazu, dass meine Frau wegen Covid nun den ganzen Tag auch zuhause bleiben musste, da der Laden in dem sie arbeitet schliessen musste. Wir sitzen uns also seit fast 2 Monaten 24h auf der Pelle. Sie hat zugesagt sich eine Wohnung zu finden, die Sache mit der Scheidung irritiert sie aber, sie will ja zunächst nur mal ausziehen.
Für mich ist die Scheidung jetzt auch nicht super dringend, aber ich habe das Gefühl wenn einer schon so weit ist, dass er auszieht, dann muss man ja auch nicht mehr verheiratet sein Finanziell und rechtlich ist man weiterhin verbunden. Ganz übel wird's dann wenn sie sich wieder verliebt und vielleicht ungewollt ein Kind entsteht. Ich bin dann per Gesetz der Vater. Ich will ihr hier nichts unterstellen und ich denke auch sie ist vorsichtig. Aber trotzdem schmeckt mir der Gedanke nicht, getrennt zu Leben und trotzdem noch solche gegenseitigen Verpflichtungen zu haben.
Sie hat dann wirklich aktiv angefangen Wohnungen zu besichtigen und war fast jeden Tag deswegen irgendwo unterwegs. Ich hab mir daraufhin Gedanken gemacht, wie wir die weitere Nutzung des gemeinsamen Autos lösen können. Ich hab ihr angeboten, dass sie es behalten kann und ich kauf mir ein anderes. Alles andere fände ich auch unfair, ich verdiene deutlich mehr als sie. In der Zwischenzeit habe ich einen Kaufvertrag für einen gebrauchten unterschrieben, da sich abgezeichnet hat, dass es mit der Wohnung schneller gehen könnte als ich mir das vorgestellt habe. Aber auch der Autokauf an sich hat natürlich wieder dazu geführt, dass sie sich darin bestärkt fühlt, dass es zwischen uns aus ist. Willkommen in der Abwärtsspirale.
Tja und heute war es dann soweit, sie hat eine Wohnung gefunden, sie erzählt mir das und strahlt über beide Ohren. Da kann ich einfach nicht mitgehen, soll ich mich jetzt mit ihr freuen, dass sie einen Weg gefunden hat von mir loszukommen? Am Anfang habe ich es gut weggesteckt, aber heute Abend musste ich mich um 20 Uhr ins Bett verkriechen um einfach mal loszuheulen.
Tja, und jetzt sind wir auf der Gefühlsebene angekommen. Was ist bei mir los? Ein heilloses auf und ab. Wenn sie mal nicht so aktiv war, habe ich gedacht sie zieht das eh nicht durch und hab mich gefreut, dass sie erstmal bleiben wird. Dann gibt's Momente in denen ich sie super vermisse und an gemeinsame Stunden und unsere Pläne zurückdenke. Dann kommen Momente in denen ich alle Situation in denen sie mich genervt hat wieder durchlebe. Und immer wieder lande ich gedanklich bei den selben drei Sachen:
1) Reisende soll man nicht aufhalten
2) Wenn sie mich nicht will, dann will ich sie auch nicht
3) Nur wegen miener Angst vor der Einsamkeit will ich nicht versuchen sie zurückzuerobern.
Und ja, dass Gefühl der Einsamkeit ist das was mich am meisten fertig macht. Ich hab das schon in der getrennten Urlaubswoche gemerkt. Einfach zu hören dass sie in der Nacht aufsteht und danach die Klo-Spühlung geht. Nur schon solche klitzekleinen Momente geben mir das Gefühl der Geborgenheit. Du bist nicht allein, da ist noch jemand. Und ja ich habe eine verdammte Angst, dass ich in meinem Homeoffice hier versauere. Ich hab auch schon Kopfkino was alles passieren kann wenn ich mal zuhause einen Unfall habe, länger krank bin oder sogar noch Covid erwische und in Quarantäne muss. Und es wird auch ein furchtbares Gefühl sein wenn ich aus meinem Urlaub zurückkomme und sie ist nicht mehr da. Weil so wie die Dinge liegen, wird sie jetzt genau an dem Tag in die neue Wohnung einziehen können, an dem ich wegfahre.
Aber reicht das alles? Der Funke ist bei mir noch da, aber es ist eben auch nur noch ein glimmendes Elend und kein Feuer mehr. Und ihre Unzufriedenheit und die Pläne, das Absagen des Urlaubs, all das hat die Flamme auch bei mir jedes mal ein wenig kleiner werden lassen. Und ich muss ehrlich zugeben, bei mir ist es wohl v.A. die Angst vor der Einsamkeit und eben auch nicht (mehr) der ganz grosse Herzschmerz. Und trotzdem hoffe ich manchmal, dass sie mich zwickt, ich aus diesem Albtraum aufwache, sie mich anlächelt und es wieder so ist wie in den guten alten Zeiten.
Alle, die es bis hier durchgehalten haben: Vielen Dank fürs mitlesen .Ich glaube ich musste diesen Text vor allem für mich selber schreiben. Eine richtig konkrete Frage habe ich nicht an euch, aber jegliche Anregungen und Gedanken sind willkommen. Danke.
19.02.2021 00:40 •
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