Hallo und guten Morgen.
Mein Anliegen reiht sich hier wohl 1:1 in viele vorgebrachte Probleme anderer ein.
Ich bin 50, meine Frau 42, und wir haben zwei gemeinsame Kinder, Mädels im Alter von knapp 11 und 13 Jahren.
Auch ich befinde mich seit 5 Tagen in der Situation, aus heiterem Himmel den Boden unter den Füßen komplett weggezogen bekommen zu haben.
Angefangen hat eigentlich alles, eben vor 5 Tagen, weil meine Frau eigentlich nur ihren Vater besuchen wollte.
An sich normal, das hatte sie ja bisher regelmäßig immer wieder mal unternommen.
Nur diesmal spürte ich, daß da was nicht stimmte, weil die Nachrichten am Handy nicht durchgingen.
Ich fuhr dann spätnachts noch zum Anwesen ihres Vater und traf sie dort nicht an.
Auch bei ihrer, vom Vater getrennten Mutter, 10 km entfernt, war sie nicht, und das um zwei Uhr früh.
Am nächsten Morgen kam dann eine Nachricht, daß sie bereits tief und fest geschlafen hätte und sich nach dem Frühstück dann auf den Heimweg macht.
Drei Stunden später war sie immer noch nicht zuhause, obwohl die Fahrzeit nur 1 Std. ausmachte.
Ich kam dann nachmittags vom Arbeiten wieder heim, sie war dann bereits ebenfalls da, und ich fragte sie, wo sie war, weil ich sah, daß sie offensichtlich nicht zuhause bei ihrem Vater übernachtete, worauf sie reagierte mit der Frage, ob ich sie stalke.
Sie erklärte, daß sie mit ihrem Vater bei einem langjährigen Bekannten ihres Vaters waren (den sie auch erwähnte), um sich wohl hauptsächlich über ihr derzeitiges Problem auszutauschen, nämlich den Ausstieg aus einer Sekte.
Hierbei tranken sie gemeinsam Alk., so daß sie meinte, nicht mehr fahren haben können und deswegen dort gemeinsam übernachteten.
Und nun eröffnete sie mir dann auch, daß sie sich trennen will.
Vor zwei Jahren schon war sie ebenfalls dort in ihrer Kindesheimat, auf einem Klassentreffen, und hatte mich, aufgrund starkem Alk., dort mit einem Klassenfreund betrogen.
Das eröffnete sie mit zwei Tage später.
Damals gab ich ihr die Chance, es nochmal zu probieren, da sie diesen Fehler bereute.
Als Trennungsgrund gibt sie jetzt an, daß sie seit Jahren keine Liebe und Zuneigung mehr für mich im Herzen hat.
Es ist alles in ihr erkaltet, weil sie sich bestätigt sieht, daß viele Vorkommnisse und Verhaltensweisen meinerseits sich in den letzten Jahren nicht gebessert haben.
Ich muß jetzt erklären, daß erschwerenderweise noch dazukommt, daß meine Frau seit frühester Kindheit in die Gemeinschaft der Sekte Zeugen Jehovas eingebunden (noch) ist.
Noch deswegen, weil sie seit geraumer Zeit jetzt den Entschluß gefaßt hat, dieser Glaubensansicht endgültig den Rücken zu kehren, nachdem sie sich täglich mit neuen Erkenntnissen stärkt, die sie aus Leseberichten und Videos aus dem Internet bekommt.
Zusätzlich sie sich am neuen Arbeitsplatz sehr wohl fühlt, was ihr ganz offensichtlich einen immensen Motivationsschub an Positivität jeden Morgen verschafft.
Und im Zuge dessen, so meine Meinung, hat sie hier einen Freiheitsdrang entwickelt bzw. in greifbarer Nähe, der sich so weit ausweitet, daß sie meint, vollkommene Freiheit nur erlangen zu können, wenn sie sie nunmehr von mir trennt.
Noch vor wenigen Tagen, als sie wieder mal mit dem Fahrrad unterwegs war, rief sie an und bittete mich, sie unterwegs abzuholen, weil sie Probleme mit dem Rad hätte und damit nicht mehr fahren kann.
Ich traf sie dort an, weinend mit Tränen in den Augen, nahm sie mit und fuhr erst mal eine Runde mit ihr.
Hierbei hatte sie dann einen Nervenzusammenbruch erlitten, weinte verzweifelt wegen der Erkenntnis, daß sie 42 Jahre ihres Lebens verheizt bekommen hätte, aufgrund der fragwürdigen Mitgliedschaft in dieser Sekte.
Sie tat mir unendlich leid, ich konnte sie nicht fest genug in meinen Armen drücken, um sie zu trösten und ihr Beistand zu geben, wie so oft schon vorher.
Immer wieder gabs auch vorher schon Momente, wo ich ihr stets versprach, immer für sie da zu sein, wenn andere längst weg wären.
Meine Frau legt hier nun plötzlich einen geradezu erschreckenden Sinneswandel an den Tag.
Sie eröffnete mir, einen so immensen Drang zu verspüren, sich nunmehr selbst zu finden, wer sie eigentlich ist,
und das Leben in all seinen Facetten zu erfahren und genießen.
Was sie eben einschränken würde, wenn sie weiter mit mir zusammenlebt.
Als Trennungsgrund führt sie die Probleme auf, die seit mehreren Jahren hinterherhinkten, wofür sie nicht den Willen hatte, das am Tisch zu klären und stattdessen schluckte.
Was sie allerdings angab, muß ich mir ehrlicherweise selbst vorhalten, eben daß ich in der Kinderzeit wohl unzureichend Zeit investierte mich im Wachstum der Kinder (in den Augen meiner Frau) genügend einzubringen, bzw. auch meiner Frau mehr Aufmerksamkeit zu geben, wo ich mich stattdessen lieber selbst mit irgendwas beschäftigte.
Was ich jedoch nie vernachlässigte, war, daß ich ihr regelmäßig, mit Nachdruck und Herzlichkeit meine Liebe zu ihr bekundete.
Zusätzlich kommt auch noch hinzu, daß meine Frau permanent Unsicherheitsgefühle entwickelte, aufgrund meiner beruflichen Situation.
Sie kam nicht klar, daß ich ein paarmal den Job wechselte, weil es eben einfach nicht paßte.
Trotzdem aber nie auf der Straße stand, sondern kostant immer gleich was Neues hatte.
Nunmehr aber, da sie an ihrem neuen Arbeitsplatz Potential hat, sagt sie, könnte sie mehr arbeiten.
Dazu hatte sie mich vor kurzer Zeit auch gedrängt, ich solle meine Lohnsteuerklasse hierzu ändern lassen.
Mittlerweile ist mit klar, daß sie das deswegen will, um sich zukünftig auf eigenen Beinen halten zu können.
Zusätzlich wolle sie sogar noch nebenher jobben, um so gut als möglich unabhängig zu sein / werden.
Und nun stehe ich, konfrontiert mit diesem Stich ins Herz, vor quasi vollendeten Tatsachen und weiß überhaupt nicht, wie ich mich ordnen soll, da meine Frau hier die Familie zerreißt.
Bezüglich der Kinder meint sie, die seien schon in einem Alter, wo sie das wegstecken.
Die große Tochter wohl eher, da sie schon sichtlich selbständig agiert, was uns natürlich sehr stolz erstaunt.
Jedoch die Kleine allem Anschein nach richtig in den Seilen hängt und das offensichtlich wenn nur schwer verkraftet, da sie eher der introvertierte Typ ist.
Dem Text meiner Frau nach will sie den Kindern alle Freiheiten ermöglichen, bei mir zu sein.
Will auch ihre Wohnung möglichst nah in der näheren Umgebung hier in unseren Stadtteil finden.
Ja, das ist meine Geschichte.
Ich freue mich herzlichst über jede Zuschrift von Hilfestellern, Tippgebern und Herzensmenschen.
20.08.2021 08:09 •
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