Liebes Forum!
Dies ist mein erster Eintrag und daher stelle ich mich kurz stichwortartig vor:
Männlich, 34, guter, sicherer Job mit gehobenem Einkommen, (noch verheiratet mit meiner Frau 33) keine Kinder, allerhand Haustiere (Hund, 2 Katzen, Aquarium, Schlange, Ameisen), Haus mit großem Garten zur Miete.
Wie jede Geschichte die so eine lange Zeit überspannt, ist es komplex.
2005 lernten wir uns in jugendlichen Jahren kennen und entwickelten eine echte Freundschaft. Ich wollte steht's mehr bzw. war es für mich die Liebe auf den ersten Blick und musste sie ansprechen und erobern. 2008 kamen wir als Paar zusammen. 2009 zogen wir zusammen in eine eigene Wohnung. 2012 heirateten wir. Wir waren sehr glücklich. Sind wegen meinem Beruf 2015 nach Salzburg gezogen. Seit April 2021 sind wir wieder zurück in unserem Heimatort in Oberösterreich (wieder wegen unserer beiden Jobs) Das gemietete Haus ist toll und wir waren überglücklich das gefunden zu haben. Kaum eine Woche nach dem Einzug in das neue Haus verstarb unser alter Hund (10 Jahre). Wir waren sehr traurig. Im August entschieden wir uns dann dafür einen neuen Hund zu holen. Sie liebt Hunde und ich jetzt auch.
Seit 10.11.2021 sind wir getrennt. Nachdem wir am Abend zwei Filme gesehen und Lasagne gegessen hatten, sagte sie mir (leicht beschwipst) mit Tränen in den Augen Ich will nicht für immer mit dir zusammen sein - ich bin nicht glücklich. Ich war im Schock und ging vor die Tür eine Zig. zu rauchen. Sie ging mit Koffer und Hund an mir vorbei und stieg ins Auto. Ich ging ihr nach kurzem Zögern nach und fragte, ob ich etwas sagen könnte? Sie meinte nein. Ich war gekränkt: Kein Gespräch nach fast 14 Jahren Beziehung?
Was war geschehen? Sie war 5 Tage vorher alleine auf Kroatien-Urlaub (was auch lange bei uns diskutiert wurde, weil das Konzept alleine ohne Partner wegzufahren mir fremd und ich sehr misstrauisch war), kam erkältet zurück und dann das. War was passiert?
Ich mache mir Sorgen, da sie getrunken hatte. Sie fahre zu ihrer Schwester (ca 15min).
In Wirklichkeit fuhr sie rund 1.300km nach Frankreich. Wir haben zwei kurzen Telefonate geführt, in denen sie sagte, dass sie mich liebe. Sonst sprach eigentlich nur ich. Auch wie ich den Haushalt mache und nicht ganz so dramatisches Beziehungszeugs. Aber stets liebevoll.
Nach meinen recht umfangreichen Verzeihung für mein Verhalten, wir haben Probleme, und das müsste man angehen und das ist unsere erste Krise, darüber muss man mal reden und dran arbeiten in einer Ehe und ich verstehe sie und respektiere, dass sie Abstand braucht - Nachrichten antwortete sie nur, dass es ihr leid tut, sie Zeit braucht das alles zu verdauen und wir reden würden wenn sie zurückkommt.
Ich konnte Wochenlang nicht schlafen und nahm schließlich starke Medikamente zu mir. Ich bekam dann täglich ein Video von unserem gemeinsamen jungen Hund. Ich schickte ihr Fotos von unseren anderen Tieren zurück. Bei einem weiteren Telefonat konnte ich ihr entlocken, dass sie am 30.11. zurück sein werde. Also war sie 3 Wochen geflohen und es war eine quasi Kontaktsperre von beiden Seiten.
Ich schrieb ihr in der Zeit von Hand einen 35(!) seitigen Brief. Natürlich zahlreiche Liebesgeständnisse, aber auch eine ehrliche Analyse meiner und auch ihrer, unserer Fehler in den letzten 2-3 Jahren wo es schon Anzeichen darauf gab, dass wir emotionalen Ballast in uns Anhäufen und uns nicht mehr so nahe zu sein scheinen.
Sie umarmte mich als sie zur Tür hereinkam. Drei Wochen der Ungewissheit gingen zu Ende. Wir redeten ein wenig, aber nur sehr oberflächlich. Sie hatte Mitleid mit mir, denke ich. Ich gab ihr den Brief bzw. das Buch. Sie nahm sich viel Zeit ihn zu studieren. Grinste mich dann an und meinte, dann ist ja alles gesagt und lächelte, sichtlich erfreut von dem Inhalt.
Wir schütteten dann unser Herz aus wie lange schon nicht mehr und waren endlich ehrlich zueinander. Es gab keine Seitensprünge.
Es war durch größere und kleinere Kränkungen und Kleinkriege und Missverständnisse und dem ständigen aufeinander hocken einfach eine gewisse Kälte und Gleichgültigkeit eingetreten. Keiner von uns hatte eine Identität, einen Freundeskreis, eigene Hobbys außer jene die wir teilten. Wir definierten uns stets durch den Anderen. Sie trank auch neuerlich recht viel starkes Zeug. Auch ich genieße Alk. (B.), aber nicht bis zu Stadien wie sie auf einer fast regelmäßigen Basis. Naja sie wollte sich die Probleme die wir hatten, aber nie aussprachen, weg trinken.
Ich lehnte sie neuerlich auch im Schlafzimmer ab, da sie sehr aggressiv und gemein wird wenn sie trinkt. Das hat mich oft sehr in meiner Männlichkeit gekränkt und dadurch war Intimität mit ihr dann stets etwas unter Druck und ein gewisser Zwang, obwohl sie körperlich eine Wucht ist. Wenn dann was war, dabei konnten am Ende schon mal 1-2 Wochen vergehen, dann war es aber wirklich innig und mit Leidenschaft. Ich hingegen habe es ihren Kochkünsten zu verdanken seit unserer Hochzeit 15Kg zugelegt zu haben. Diesbezüglich war mein Selbstwertgefühl also auch nicht unbedingt im grünen Bereich. Ich fühlte mich nicht wohl, obwohl sie stets sagte, dass es ihr nichts ausmacht
Sie wohnte ca. 10 Tage hier. Es kam wieder die Routine rein, aber aufgepeppt. Wir kochten jetzt gemeinsam oder ich alleine. Ich ging einkaufen und kümmerte mich um die Wohnung. (Anmerkung: Ich war immer die alleinige Geldquelle Vollzeit. Sie machte immer Haushalt und studierte eine Weile nebenbei, aber jetzt schon länger nicht mehr, d.h. sie arbeitete die ganze Zeit über nicht durchgängig bzw. nur im Sommer von März-Oktober, da dann dafür aber wie ein Tier).
Sie schlief unten auf dem Sofa. Sie umarmte mich einige Male. Wenn es ihr zu lange wurde zuckte sie komisch zurück. Einmal drückte sie mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie nahm meine Hand und legte sie wieder beiseite. Sie wollte, aber konnte nicht, sie liebt mich, aber wohl eher platonisch. Das sagte sie ganz am Ende auch. Nach diesen 10 Tagen Probebetrieb, also am 11.12. fragte ich dann, ob wir am richtigen Weg seien, ob es ihr besser ginge? Sie meinte kühl, es hat sich nichts geändert. Sie fühle nichts und will die Trennung da wir eher wie Geschwister sind und das gehe schon so an die zwei Jahre so. Außerdem habe sie in Frankreich jemanden beim Spazieren gehen kennengelernt. Dabei habe sie mich mental / emotional betrogen. Weil man nur jemanden so mögen darf, wenn man nicht verheiratet ist.
Ich war am Boden und hatte mir Hoffnungen gemacht. Ich war sauer. Ich war zum ersten mal böse und sehr vorwurfsvoll. Wieso mir 2 Tage bevor vor ihrer Flucht vorschlagen einen gemeinsamen Urlaub zu buchen fürs Frühjahr? Wies noch gemeinsam einen Hund anschaffen? Wieso mir noch 2 Wochen vorher sagen, dass sie mich sofort ein zweites Mal heiraten würde?
Es war nur mehr eine Glut. Ein Klammern, dass noch was kommt. Und dann ging das letzte Feuer aus. und nun steht hier eine vollkommen verwandelte Frau vor mir.
Sie weiß, dass ich sie nicht aufgebe und ich von einer Chance, dieses Gefühl wieder aufflammen zu lassen, überzeugt bin. Wie viele Paare lassen sich beraten? Wir hatten in 14 JAHREN vielleicht 3x gestritten und das wegen NICHTS und uns sofort wieder vertragen und jetzt verdienen wir nicht mal eine Chance nach der ersten Krise? Also dieses ich mag dich ja aber als Freund kann ich überhaupt nicht. Sagte ich ihr gleich.
Wie kam es dazu? Was war geschehen? Was für eine Person ist das in der Haut meiner Frau?
Sie zog am nächsten Tag temporär zu ihrer Schwester. In der Zeit gab es kaum Kontakt (Whatsapp)
Hat seit 20.12 eine eigene Wohnung in der Nähe. Ich half ihr unser gerade eben eingerichtes Haus zu zerlegen. Gab ihr alle Hochzeitsfotos, Erinnerungsstücke und alles mit. Danach redeten wir nochmal über die Gründe und unsere Gefühle. Wie sich jeder von uns die Zukunft ohne den Anderen vorstellt. Bittersüss. Und dann Lebwohl.
Wir hatten eigentlich Spaß dabei und hatten eine (für die Situation zumindest) gute Zeit.
Ich wollte, dass sie endlich selbständig ist. Vielleicht will sie auf Augenhöhe sich selbst finden und dann lernen wir uns neu kennen. bla bla bla
Ich hatte tatkräftige Unterstützung von meinen Freunden, auch von ihrer Familie die das alles nicht verstehen, und auch meiner Familie. Sie öffnete sich niemandem. Dazu sei gesagt, dass die Ehe ihrer Eltern auch ähnlich zu Ende ging. Absolute Vergötterung 28 Jahre lang. Sofortiges aus wegen Gefühle weg. Sie geht in eine Beziehung mit einem 20 Jahre jüngerem Typen.
Seit ihrem Auszug am 20.12. wechselten wir also kein Wort mehr. Ich hab sehr viel Zeit seither verbracht mir allerhand Trennungscoach und Ex-zurück Seiten reinzuziehen. Ich wollte nach Strategie vorgehen und mich Ende Jänner mal ungezwungen melden, etc. ihr wisst was ich meine - bis gestern der Paukenschlag kam.
Ich hatte noch einige Wäsche und persönliche Gegenstände von ihr im Haus gefunden. Ich wusste wo sie wohnte. Sie sagte es mir und wollte mir die Wohnung damals zeigen, doch ich lehnte ab. Am Abend dachte ich mir, ich kann ihr Zeug nicht mehr sehen und stand (unangemeldet vor ihrer Tür). Das Fenster war offen. Ich höre sie lachen. Und eine Männerstimme. Sie reden auf englisch.
Das Gefühl dabei erspare ich euch. Ich zitterte am ganzen Körper, klopfte dennoch an. Sie öffnete. Freute sich mich zu sehen. Ich stammelte, ob sie denn Besuch habe. Ja, der Typ aus Frankreich ist gekommen und nein wir haben nichts miteinander. Wir schreiben seither und er wusste, dass es mir sehr schlecht geht wegen der Trennung. Also ist er in den Bus gestiegen und 22h hergefahren um mich zu unterstützen. Wir schlafen getrennt und so und da läuft echt nichts, ich würde es dir sagen, versprochen. Willst du dir die Wohnung anschauen und ihn kennenlernen, er ist echt nett.
Anfangs lehnte ich ab. Ich brachte kaum einen Satz heraus und zitterte. Danach wollte ich mir das einfach alles vor Augen führen, wer ist das? Wie wohnt sie jetzt?
Ich erwartete mir einen Berg von Mann. Er, kurze Hosen, keine Socken steht am Herd und kocht. Ein 19 jähriger schmächtiger Typ. Sympathisch. Wir gaben uns die Corona-Faust Nice to meet you. Sie führte mich stolz durch die noch sehr chaotische aber nette Wohnung. Danach sprachen wir noch ein wenig. Ich fragte sie ob sie ihn wolle? Sie meinte er ist nett, aber momentan will ich überhaupt nichts in der Richtung. Ich liebe dich und ich habe hart an der Sache zu kämpfen. Ich habe keinen einzigen Freund und meine Familie versteht mich nicht. Er ist ein Freund. Ich möchte zu dir, aber ich kann nicht.
Ich schüttete mein Herz aus und dass ich nach einer gewissen Kontaktsperre mit ihr hätte ungezwungen Kontakt aufnehmen wollen. Einfach Spaß haben gemeinsam. Die gescheiterte Beziehung ruhen lassen.
Sie war überrascht. Sie sagte: Ich wollte dir so oft schreiben, aber du wolltest ja keinen Kontakt mehr und mich nicht mehr sehen. Ich respektiere das (klingt nach Friendzone). Sie hat mir sogar einen Schrein gebaut, mit all unseren Erinnerungsstücken und Fotos und Anzahl an Kerzen unserer gemeinsamen Jahre. Wir quatschten noch ein wenig. Danach eine innige Umarmung. Ich kehrte ihr den Rücken und ging im Regen die dunkle Straße runter. Sie kam mit ihren plüschigen Hausschuhen nochmals rausgerannt, um die Ecke und rief mir fast aufgeregt nach: Können wir wirklich mal einen Kaffee trinken gehen? und ich sagte ruhig und freundlich: Wenn du willst, dann ging ich.
Ich bin an einem für mich sehr verwirrendem Punkt der Trennung angelangt. Ich glaube und vertraue ihr mit dem unangenehm sympathischen jungen Typen. Auch wenn das sehr sehr SEHR schräg für mich ist. Welcher 19 Jährige fährt 22h mit dem Bus um eine verlassene Frau zu trösten ohne Hintergedanken?
Ich will immer noch glauben, dass wir eine gemeinsame Chance verdient haben. Jetzt wo wir beide sehen, welche Gründe und Ursachen wir hätten bearbeiten und nicht hineinschweigen müssen.
Aber ich kann an dieser Stelle nichts tun. Sie hat mich angesehen wie einen Bekannten, wie einen lieben Hund, aber dann war da noch Liebe. Es fehlt aber Anziehung.
Sie hat mir in den ersten 6 Jahren der Beziehung durch eine gewaltige klinische Depression geholfen. Seither bin ich gestärkt und ein anderer Mensch. Viele Bekannte vermuten einen Helfer-Komplex. Jetzt da ich funktioniere bin ich nicht mehr interessant (auch ihre Mutter nahm dann einen Komplexler als der eigene Mann selbständig und geheilt war). Kann aber auch weit hergeholt sein.
Mein Leben ist nun seit gestern sehr chaotisch. Ich bin fast erleichtert seit gestern. Vielleicht weil ich aufgeben kann? Vielleicht weil ich froh bin, dass sie nicht ganz allein ist und auch ihren Teil der Trennung verarbeiten kann?
Ihr kennt nun meine Geschichte und danke euch für eure Zeit, für das Interesse und für etwaige Antworten.
Für den Moment arbeite ich an meinem neuen Ich - einen Tag nach dem anderen.
M.
30.12.2021 10:57 •
#1