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Frau vergrault und verloren

H
@Winza
Ich bin mittlerweile ausgezogen und der Kontakt beschränkt sich auf das nötigste, weil Dinge zu Regel sind.
Ich habe mich in Therapie begeben, weil ich weder für mich noch für jemanden anderen so sein möchte.
Es gab einige Erkenntnisse.

17.11.2023 15:05 • #46


H
Hallo an alle.
Ich dachte ich gebe mal ein wirkliches Feedback, wie es mir in den mehr als 1 Jahr ergangen ist.
Wenn ich meinen Anfangsthread durchlese fühle ich noch, wie unfassbar mies es mir damals ging.
Zeit heilt Wunden, ja. Aber eine Narbe bleibt.

Viele Dinge meines Eingangsposts sind von mir geschrieben worden, als ich fassungslos dastand und mir das Ende der Ehe vorgeklatscht wurde, ebenso wie viele meiner Fehler.
Ja, ich habe Fehler gemacht und glaubt mir, ich bin die Monate danach mit mir ins Gericht gegangen. Schonungslos und ehrlich und ja, ich habe viele Fehler gemacht, die ich hoffe, in der Art nicht wieder zu machen.

Und mit etwas Abstand und fortschreitender Therapie konnte ich aber auch klarer sehen: ich war nicht alleine verantwortlich oder schuld. Natürlich hat hier auch zu einem Teil die Schuldumkehr, die meine Ex gemacht hat, ihren Dienst getan, denn es gab einige Dinge, die meine mittlerweile Ex-Frau und ich beide gemeinsam versemmelt haben. U.a. eine aufrichtige und ehrliche Kommunikation. Das Hinsehen, wie geht es der anderen. Das Miteinander und nicht Gegeneinander.
Und ein Betrug blieb halt trotzdem stehen. Den ich sogar nachvollziehen kann, dafür verurteile ich sie nicht.
Einige Dinge haben sich eben immer weiter hochgeschaukelt, ohne dass wir einen Weg daraus zurückgefunden haben. Wir haben und aufgerieben und jede von uns hat ihre Anteile daran, bis meine Ex-Frau sich einen (nachvollziehbaren) Ausweg gesucht hat.

Mein Verhalten ist nicht mein Grundverhalten im Leben. Es sind einige Dinge zutage gekommen, die ich zum Zeitpunkt des Erstellens des Threads nicht auf dem Schirm hatte. Die nicht entschuldigen sollen, wie ich teilweise reagiert und mich verhalten habe, die mir aber eine Erklärung geben und bei denen ich mittlerweile weiß, welche Mechanismen in mir wirken und wie ich entgegen wirken kann.
Dazu kam eine völlige Überarbeitung, die ich selber nicht sehen wollte oder konnte, bis es oder besser ich, eskaliert bin. Da hätte ich viel viel früher selber die Anzeichen sehen und beheben müssen. Mir selber Pausen nehmen und die Bedürfnisse meiner Partnerin befriedigen müssen und nicht (nur) meine eigenen.
Eine große Baustelle der letzten Monate war ebenso: Warum muss ich immer höher, schneller, weiter kommen? Ich habe einen guten Job, hatte ein Haus, einen Hund, eine tolle Frau... Und trotzdem wollte ich nebenbei ein Startup haben. Also quasi zwei Jobs parallel. Das hält man auf Dauer nicht gesund durch und die Frage nach dem Warum? war eine zentrale Baustelle. Auch hier konnte ich Erkenntnisse gewinnen, die weit in meine Jugend zurückreichen. (Anerkennung durch Eltern durch Leistung bekommen etc.)
So hart es klingt: Wäre diese Trennung nicht passiert, wäre es alles so weitergegangen. Wir (zumindest meine Ex-Frau) wäre weiterhin unglücklich gewesen. Das sollte niemand auf Dauer sein und ich wünsche ihr nur das Beste im Leben. Es war nicht meine Absicht einen Menschen unglücklich zu machen und das tut mir aufrichtig Leid. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen.
Vermutlich hat es diesen Knall gebraucht, damit ich an mir arbeite. Damit ich mit Mitte dreißig mal Themen anfasse, die ich seit gut 20 Jahre mitschleife und die mir auf die Füße gefallen sind. Und ich mich selber mal frage: Was will ich eigentlich im Leben? Sind es die Momente, in denen ich arbeite wie eine verrückte? Und wofür das ganze?

Ja, bis zum Zeitpunkt der Trennung habe ich große Anteile, dass es so gekommen ist, wie es ist. Ich habe versucht und versuche es noch, an mir zu arbeiten. Um selber wieder glücklich zu werden und auch zu akzeptieren:
Ich bin ein Mensch mit Fehlern und Macken, genauso wie meine Ex-Frau und jede*r andere Mensch auch. Wir sind halt die Summe unserer Erfahrungen im Leben.
Ich habe das alles nicht mit Absicht gemacht, aber ich habe es halt gemacht. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und muss lernen, damit umzugehen und mich nicht für alle Zeit selbst zu geißeln.

Ich habe mich seitdem versucht in allen Bereich zurückzuhalten und zumindest in der Trennung/Scheidung in Ordnung zu sein. Das hat größtenteils auch geklappt, allerdings hat zu diesem Zeitpunkt meine Ex in Teilen aufgedreht und das ist eben ihr Anteil. Das kann ich klar so sehen und Abgrenzen.

Das Leben geht weiter, meistens versuche ich positiv in die Zukunft zu blicken und zeitweise kommen immer noch die Gedanken daran, was ich verloren habe und wie sehr ich vieles davon vermisse.

Beruflich habe ich nur noch meinen normalen Job und versuche viel Zeit mit meinem Hund zu verbringen. Wir haben quasi ein Wechselmodell, das funktioniert ziemlich gut.

Bei den Übergaben können wir Smalltalk halten und miteinander reden, also es pendelt sich mehr und mehr ein.

Ich lese hier regelmäßig im Forum mit und werde vermutlich auch weiterhin hier sein, ich habe die unterschiedlichen Denkweisen und Anregungen sehr schätzen gelernt.

Ich wünsche euch alles Liebe für das Jahr 2025!

Gestern 09:24 • x 3 #47


A


Frau vergrault und verloren

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GarstigeGräte
@Heidi12345

Wie schön von dir zu hören und vielen Dank für den Zwischenbericht.

Zitat von Heidi12345:
So hart es klingt: Wäre diese Trennung nicht passiert, wäre es alles so weitergegangen.

Genau das Gleiche habe ich erst vor ein paar Tagen in einem anderen Thread geschrieben: Ich hätte wahrscheinlich mein Leben lang genau so weitergemacht wie bisher, wäre ich nach der Trennung nicht ganz unten am Boden gewesen.

Ja, es ist hart und verdammt bitter, dass es oft erst eskalieren muss, damit man aufwacht. Ich würde gerne sagen: und so unnötig. Aber das entspricht ja nicht der Wahrheit. Es wäre schön gewesen, wäre es unnötig gewesen, aber leider war es ja doch nötig.

Gleichzeitig finde ich es immer wieder faszinierend, wie viel die Psyche in Wirklichkeit aushalten kann und welcher Schutzmaßnahmen sie sich bedient, um dafür zu sorgen, dass man funktioniert.
Trotzdem sendet sie ja unentwegt Warnsignale, die man aber oft ignoriert. Und dann *boom*.

Zitat von Heidi12345:
Das Leben geht weiter, meistens versuche ich positiv in die Zukunft zu blicken und zeitweise kommen immer noch die Gedanken daran, was ich verloren habe und wie sehr ich vieles davon vermisse.

So ist es. Das Leben geht weiter. Und wenn man die Chance nutzt, seine Lehren aus diesem ganzen Mist zu ziehen, wird es auch wieder gut. Eher sogar noch besser, weil man im Anschluss achtsamer mit sich umgeht.
Die Nachwehen sind normal und gehören, glaube ich, einfach dazu.
Aber von dem, was ich lese, bist du auf einem guten Weg.

Gestern 17:49 • x 1 #48


H
@GarstigeGräte
Ja, vermutlich ist es so, dass immer diese Narbe bleibt und ein Teil von mir meine Ex auch immer lieben wird, denn bis zu dieser Trennung kann ich ihr absolut 0,00 irgendwas vorwerfen. Also zumindest nichts, was irgendwie unmenschlich wäre.
Aber gut, sie hat für sich gewählt, ihren Weg mit jemand anderem zu gehen und das muss ich akzeptieren.

Und leider sieht man auch genug Geschichten hier, bei denen der Partner ein völlig netter Mensch war und trotzdem betrogen und verlassen wird... Wir wissen eben nicht, was das Leben mit uns vor hat und das ist auch gut so.

Viel spannender ist es, was man durchhält in dieser tiefen Phase, also zu welchen Kraftanstrengungen man so möglich ist.
Ich hoffe, dass wir alle gestärkt aus diesen Tiefschlägen gehen und nicht zuuu viel Schaden bekommen und irgendwann wieder vorbehaltlos lieben und vertrauen können.

Die meiste Zeit fühle ich mich recht aufgeräumt, auch wenn es hier und da mal knatscht im Gebälk, weil mir (noch) nicht in allen Bereichen klar ist, wie mein Leben weitergehen wird.
Aber ich hoffe auf irgendein wegweisendes Zeichen

Ich lese gerne deine Beiträge und wünsche dir alles Glück und Liebe der Welt

Heute 08:12 • x 1 #49


M
Zitat von Heidi12345:
Und mit etwas Abstand und fortschreitender Therapie konnte ich aber auch klarer sehen: ich war nicht alleine verantwortlich oder schuld.

Es sind immer beide Parteien beteiligt, meist sogar zu ziemlich gleichen Teilen, aber das kann man erst aus einer emotionalen Distanz heraus erkennen. Und es nimmt auch Dir einen Schuldanteil, denn nicht Du allein hast die Ehe an die Wand gefahren.
Es gibt Dynamiiken in Beziehungen, die man erst später als weitgehend unbeteiligter Sicht sieht.


Zitat von Heidi12345:
Auch hier konnte ich Erkenntnisse gewinnen, die weit in meine Jugend zurückreichen. (Anerkennung durch Eltern durch Leistung bekommen etc.)

Es ist gut, wenn du die Ursprünge Deines Handelns erkennst. Genau das kenne ich auch. Liebe und Bestätigung durch Leistung. Daher habe ich lange Liebe mit Leistung verknüpft, auch in dem Sinn, dass ich mir Liebe verdienen muss. Durch Anpassung, Fürsorge und wie es mir ging, war mir dabei egal. ich habe es gar nicht gemerkt. Da ist auch bei mir viel passiert, dass ich viele Dinge erkenne, die ich in der Kindheit so gelernt habe. Es ist faszinierend, was man alles aus der Kindheit ins Erwachsenenleben mit schleift´, dabei ist ja da der Ursprung von allem.
Ein österreichischer Psychologe sagt: Mit 5 ist der Mensch fertig, alles was danach kommt, ist Wiederholung.
Leider wiederholt man meist das innere Dilemma, bis man es auf die bewusste Ebene holt. Ab da wird es leichter und man kann sich auch von mehr eingepflanzten Mechanismen lösen.


Zitat von Heidi12345:
Viel spannender ist es, was man durchhält in dieser tiefen Phase, also zu welchen Kraftanstrengungen man so möglich ist.
Ich hoffe, dass wir alle gestärkt aus diesen Tiefschlägen gehen und nicht zuuu viel Schaden bekommen und irgendwann wieder vorbehaltlos lieben und vertrauen können.

Die meiste Zeit fühle ich mich recht aufgeräumt, auch wenn es hier und da mal knatscht im Gebälk, weil mir (noch) nicht in allen Bereichen klar ist, wie mein Leben weitergehen wird.
Aber ich hoffe auf irgendein wegweisendes Zeichen

Doch, daran glaube ich fest. Der Mensch lernt ja nur aus Krisen, denn vorher besteht ja kein Handlungsbedarf. Insofern sind es gerade die Krisen, die einen vorwärts bringen können. Krisen sind nützlich, weil sie zum Innehalten, Nachdenken und einer Neuorientierung führen können, wenn man sie nützt.


Zitat von GarstigeGräte:
Ich hätte wahrscheinlich mein Leben lang genau so weitergemacht wie bisher, wäre ich nach der Trennung nicht ganz unten am Boden gewesen.

Stimmt genau. Nur dadurch kam es zu Erkenntnissen über Dich selbst und einer Neuausrichtung. Insofern musste sowas kommen und es stellt sich trotz der Blessuren heraus, dass es einfach notwendig war und das Leben Dir damit auch einen Dienst erwiesen hat. Du machst auf mich einen geläuterten und reifen Eindruck und hast andere Schwerpunkte gesetzt. Es hat Dir auch genützt, trotz allem.

Gerade eben • #50




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