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Frau mit Bindungsangst nimmt Abstand - wie verhalten?

silberpfeil
Es ist jetzt Tag 14 ohne Kontakt oder Lebenszeichen. Ich bin stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe bis jetzt und mich nicht gemeldet habe. Manchmal habe ich den Drang dazu, aber ich kann es bisher immer gut unterdrücken. Möchte ich denn überhaupt bei jemandem sein, der einfach abhaut ohne große Erklärungen? Bei jemandem, der kein Problem damit hat mich alleine zu lassen ohne eine Aussprache? Nein, das möchte ich eigentlich nicht. Ich vermisse ihre Art und ihr Lachen. Ich fühle mich so tief gespalten.

11.04.2022 12:53 • x 1 #46


alleswirdbesser
Zitat von silberpfeil:
Nein, das möchte ich eigentlich nicht.

Noch ein paar Wochen und das Wörtchen eigentlich fällt auch weg

11.04.2022 12:55 • x 1 #47


A


Frau mit Bindungsangst nimmt Abstand - wie verhalten?

x 3


Charla
Zitat von silberpfeil:
Ich fühle mich so tief gespalten.

Welchen Anteil in dir spaltest du ab ? Das kann der Anteil sein um den du dich jetzt kümmern kannst und so die Spaltung beheben und dich auch ohne sie wieder ganz zu fühlen.

11.04.2022 12:57 • #48


silberpfeil
Zitat von Charla:
Welchen Anteil in dir spaltest du ab ? Das kann der Anteil sein um den du dich jetzt kümmern kannst und so die Spaltung beheben und dich auch ohne ...

Ich fühle mich einfach irgendwie ambivalent. In der einen Sekunde vermisse ich sie einfach sehr und in der anderen Sekunde bin ich plötzlich wütend oder einfach nur leer. Es ändert sich sehr schnell und mein Kopf rattert extrem. Ich versuche alles aufzuschreiben, aber da komme ich manchmal nicht hinterher. Manchmal habe ich Angst, dass sie sich wieder meldet. Manchmal wünsche ich es mir. Manchmal genieße ich die Ruhe und das Gefühl, dass ich nichts tun muss und keine Rücksicht nehmen muss.

11.04.2022 13:49 • x 1 #49


Charla
Vermisst du sie als Person ? Oder ist es ihre Art, die in dir Lachen auslösen konnte ?

Das Problem, was ich bei mir erkannte war auch meine Ambivalenz und diese Verunsicherung den ehemaligen Partner als beides annehmen zu können, dass er sowohl Lachen, Freude, Spass und Spiel war und auch die andere von mir abgelehnte Seite in mein Leben brachte - also ein und dieselbe Person war.

11.04.2022 13:56 • #50


silberpfeil
Ich vermisse sie schon sehr als Person, aber ich vermisse auch unseren Umgang. Sie war immer mein erster Ansprechpartner. Sie fehlt mir einfach sehr.

Ich weiß nicht, was diese Ambivalenz zu bedeuten hat. Dieses extreme Gefühlschaos. In der einen Sekunde vermissen, in der anderen bin ich wütend, dann wieder traurig. Ich schreibe alles fleißig auf, um meine Gedanken zu sortieren und ein bisschen Ordnung reinzubringen. Vielleicht ist es auch zum Durchlesen rückblickend ganz hilfreich.

Morgen ist der Geburtstag eines toten Elternteils von ihr. Ich denke, deswegen ist sie auch so durchgedreht und ist abgehauen. Ich möchte ihr Verhalten nicht rechtfertigen oder entschuldigen - aber ich denke, dass das auch ein Grund ist, warum sie fort ist. Da kommt natürlich noch mehr dazu und ich bin auch nicht ganz unschuldig. Ich hab auch meine Anteile an dieser Situation. Ich weiß nur nicht, ob ich morgen irgendwie reagieren soll oder nicht. Ich würde ihr so gerne helfen, das durchzustehen. Ich stelle es mir so schlimm vor, wenn man so einen Tag alleine durchmachen muss. Aber ich will sie auch nicht belästigen oder irgendwelche Grenzen überschreiten..

12.04.2022 13:10 • #51


Charla
Zitat von silberpfeil:
Ich vermisse sie schon sehr als Person, aber ich vermisse auch unseren Umgang. Sie war immer mein erster Ansprechpartner. Sie fehlt mir einfach sehr.

Ja, dieses Vermissen und die Sehnsucht nach dem, was mal war, ist nachvollziehbar und gehört mit zum Trennungsschmerz.

Zitat von silberpfeil:
Dieses extreme Gefühlschaos. In der einen Sekunde vermissen, in der anderen bin ich wütend, dann wieder traurig. I

Es ist wohl dieses WirrWarr, was vielen von uns zu schaffen macht weil all diese Gefühle miteinander verbunden sind und hinter allem steht unsere Verlustangst. Das Chaos braucht seine Zeit um sich zu lösen, denn es kommen ja nicht nur die aktuellen, sondern auch alle selbstähnlichen unverarbeiteten Erfahrungen aus der Tiefe nach oben.

Zitat von silberpfeil:
Ich weiß nur nicht, ob ich morgen irgendwie reagieren soll oder nicht.

Ich würde ihr so gerne helfen, das durchzustehen. Ich stelle es mir so schlimm vor, wenn man so einen Tag alleine durchmachen muss.

Aber ich will sie auch nicht belästigen oder irgendwelche Grenzen überschreiten..

Sofern du auch diesen Elternteil kanntest finde ich dein Beileid auszusprechen nicht falsch.
Natürlich rührt es sie auch an wenn du dich meldest, aber aufdringlich würde ich das nicht finden.

Eine Möglichkeit wäre, dass du ihr schreibst wie schlimm dieser Tag wohl für sie sein muss und das du für sie da bist, falls sie dich braucht.
Musst dir dann aber klar darüber sein, dass diese Aktion für euch beide schmerzlich sein kann und du jetzt schon einige Zeit ohne diesen Kontakt sein konntest und deshalb wieder bei Null anfangen musst.

12.04.2022 13:42 • #52


silberpfeil
Zitat von Charla:
Ja, dieses Vermissen und die Sehnsucht nach dem, was mal war, ist nachvollziehbar und gehört mit zum Trennungsschmerz. Es ist wohl dieses WirrWarr, ...

Das fällt mir auch auf, dass auch sehr viel von früheren Beziehungen momentan hochkommt. Ich versuche es einfach mit dem Tagebuch weiter. Es sortiert zumindest etwas.

Ich kannte leider diesen Elternteil nicht, aber ich weiß, dass ihre Mutter alles für sie war und das einer der schlimmsten Tage für sie ist. Ich kann den Schmerz nur erahnen, da ich bisher noch nicht diesen Kontakt zum Tod hatte wie sie.

Als sie gegangen ist, meinte sie ja, dass sie niemanden braucht und vor allem nicht an diesem Tag. Sie braucht niemanden, der ihr sowas schreibt, sondern sie in den Arm nimmt. Aber das kann ich ja nicht machen gerade. Ich denke, dass sie allein sein möchte, aber mein Bauchgefühl sagt mir irgendwie, dass ich was tun muss. Ich möchte sie nicht alleine damit lassen. Ich würde es ihr so gerne erleichtern und für sie da sein. Ich bin einfach verunsichert. Sie wird sicherlich einen Beistand aus ihrer Familie oder aus ihrem Freundeskreis haben. Ich würde sie wahrscheinlich noch zusätzlich aufwühlen und es verschlimmern. Aber ich hab einfach ein schlechtes Gewissen dabei. Ich hab ihr immer gesagt, dass ich sie nicht alleine lass und hab es ihr immer gezeigt. Mehr kann ich leider nicht tun.. wenn sie das wollen würde, wäre sie auch schon wieder da.

12.04.2022 13:56 • #53


Charla
Ich habe schon sehr früh im Leben, bis heute viele Verluste hinnehmen müssen besonders in den letzten 3 Jahren, Schwester, Mutter, Vater, einige Jugendfreunde und bin auch jemand der sich zunächst erstmal zurückzieht und diese Zeit für sich braucht.

Daher könnte es möglich sein, dass sie ähnlich ist und es könnte ihre Trauerzeit beeinträchtigen falls du Kontakt suchst. Sofern sie nahe Verwandte/Freunde hat wird sie Stützen haben, die sie auffangen.

Um gemeinsam trauern ist können ist viel Nähe nötig, diese versucht sie ja zu vermeiden weil sie so tiefgründig sind.

Ihr macht beide emotional ähnliches durch und nicht du hast sie verlassen, sie tat es.
Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben wenn du sie respektierst und ihrem Wunsch entsprichst, darauf legte sie ja wert.

Sorge gut für dich, tue dir gut, du hast dein Bestmöglichstes versucht, leider ist es nicht bei ihr angekommen.

12.04.2022 14:09 • x 2 #54


E-Claire
Zitat von silberpfeil:
aber mein Bauchgefühl sagt mir irgendwie, dass ich was tun muss. Ich möchte sie nicht alleine damit lassen. Ich würde es ihr so gerne erleichtern und für sie da sein. Ich bin einfach verunsichert.


Bitte verstehe das jetzt nicht falsch, aber bei Deinem Wunsch geht es eigentlich nicht so sehr darum für Sie dazu zu sein, sondern um Deinen (!) Wunsch ihr zu helfen.

Wenn Du selbst die Erfahrung (noch) nicht gemacht hast, eine wichtige Bezugsperson von deren Zeit, wie es immer so schön heißt, zu verlieren und dieser Verlust auf ohnehin schon bestehende Bindungsdefizite aus der Kindheit trifft, dann ist es schwer sich angemessen in den anderen hineinzuversetzen.

Ich kann dir nicht sagen, was sie denkt und fühlt, für mich ist an der Stelle etwas kaputt gegangen, was nicht mehr zu reparieren ist.
Das wird nicht mehr gut. auch nicht durch Liebe, auch nicht dadurch, daß sich jemand ganz besonders anstrengt, das bleibt kaputt.

Das für mich nach wie vor unerträglichste an solchen bestimmten Tagen, sind Menschen, die diese Wahrheit nicht aushalten können.
Die um jeden Preis einen Weg suchen, das zu heilen, immer so ein bißchen davon beseelt, daß ich das ja alles nicht verdient habe, aber letztlich ihren Schmerz nur mit meinem vermengen.

Es gibt Dinge, die gehen kaputt und die kann man nicht wieder ganz machen und wer das nicht aushält, ist denkbar schlecht geeignet als Partner.
Richtig ist, daß bei dem, was Du über die Ex beschreibst, die Wahrscheinlichkeit von nachhaltiger Veränderung für sie ohne Therapie ziemlich gering ist, aber Therapie ist kein Allheilmittel, therapie macht dich nicht einfach mal so wieder ganz. In guten Momenten kann Dir Therapie helfen aus den Scherben des zerbrochenen Spiegels eine Diskokugel zu basteln, in schlechten Momenten macht Dir Therapie nur klar, wie tief die Verletzung geht und kann Dir helfen, wenigstens Worte zu finden.

In jedem Fall aber kommt aber für einen bindungsambivalenten oder -gestörten Menschen mit solchen Erfahrungen nur ein in sich ruhenden Mensch mit absolut gesunden Abgrenzungsmechanismen als Partner in Frage.
Es tut mir wirklich leid, daß Du jetzt gerade so leidest, aber vielleicht kannst Du es für Dich auch als Chance sehen, denn wieviel mehr würdest Du in einem halben Jahr oder in drei leiden?

Alles Gute für dich!

12.04.2022 15:35 • x 3 #55


silberpfeil
Zitat von E-Claire:
Bitte verstehe das jetzt nicht falsch, aber bei Deinem Wunsch geht es eigentlich nicht so sehr darum für Sie dazu zu sein, sondern um Deinen (!) ...

Ich weiß, dass ich sie nicht heilen kann und dass auch eine Therapie den Schaden nicht rückgängig machen wird. Das ist nicht möglich. Ich bin mir dessen sehr bewusst. Ich hätte ihr eben nur gerne beigestanden, ich weiß nur, dass sie gerne in den Arm genommen werden würde, mehr nicht. Ich brauche da keine großen Worte, sie sowieso nicht. Ich kann das sowieso nicht besonders gut da große Worte zu schwingen. Ein bisschen Beistand tut doch trotzdem gut, oder nicht?

Was genau meinst du mit gesunden Abgrenzungsmechanismen? Was zeichnet das für dich aus?

12.04.2022 16:35 • #56


silberpfeil
Und nun ist der besagte Geburtstag ihres toten Elternteils gekommen. Ich versuche mich schon den ganzen Tag abzulenken, aber es fällt mir sehr schwer. Ich drifte überall mit meinen Gedanken ab, egal was ich mache. Ich versuche es mir zu verbieten, aber es funktioniert einfach nicht. Ich habe mal wieder den Drang mich zu melden, vor allem heute. Ich vermisse sie unheimlich.

Ich weiß, dass sie sehr leidet und ich habe auch irgendwie Angst, dass sie sich innerlich vielleicht wünscht, dass ich mich melde. Wenn ich mich quasi nicht melde, dass das Ende dann zu 100% besiegelt ist. Aber vielleicht ist es das ja auch so schon, auch wenn sie meinte, dass wir uns ja nicht trennen, "sondern Raum zum Wachsen" schaffen. Ich weiß auch nicht mehr weiter. Ich dachte nicht, dass es so hart wird. Wir hatten eine extrem intensive Zeit zusammen. Ich hatte zuvor noch nie so eine Chemie mit einer Frau. Ich hätte sie so gerne zurück. Ich wünsche mir so sehr, dass sie sich irgendwann wieder bei mir meldet. Ich möchte ihr ihren Freiraum lassen, den sie scheinbar sehr braucht und das ist auch in Ordnung. Ich habe aber auch Angst, dass sie jetzt merkt, dass das Leben für sie einfacher ohne mich ist und dass sie die Freiheit und die Ruhe genießt. Sie sagte immer, dass sie bei mir so runterkommt und ich sie immer so glücklich mache, auch wenn sie mal Stress wegen der Arbeit, Freunden usw. hat. Sie fehlt mir so unendlich. Ich habe heute den schlimmsten Tag, den ich bisher hatte in der Zeit ohne sie. Ich hoffe, dass ich heute noch irgendwie mal Ruhe finde..

13.04.2022 15:08 • #57


B
Diesen Drang sich zu melden, kennt jeder. Etwas in einem drängt einen und sagt, los, schreib was, bleib in Verbindung, bring Dich in Erinnerung, zeige, dass Du an sie denkst usw.

Ich habe mir damals die 24-h-Regel angewöhnt. Wenn es mich wieder in den Fingern juckte und einfach nicht weggehen wollte, sagte ich mir: Moment, nichts überstürzen, Du wartest jetzt 24 Stunden. Und erst dann überlegst Du neu.
Waren die 24 Stunden rum, stellte ich oft fest, dass ich gelassener geworden war, dieser Drang sich abgeschwächt hatte und überlegte neu. Dann sagte ich mir, ich habe das jetzt geschafft, also verlängere ich nochmals 24 Stunden.

Gib diesem momentanen Drang nicht nach. Er ist oft ein schlechter Ratgeber, sondern sieh zu, dass Du ihn abschwächst. Eine längere Fristsetzung ist dazu eine Möglichkeit.

Und da der Elternteil tot ist, brauchst Du auch nicht zum Geburtstag zu gratulieren.

13.04.2022 15:28 • x 2 #58


E-Claire
Zitat von silberpfeil:
und ich habe auch irgendwie Angst, dass sie sich innerlich vielleicht wünscht, dass ich mich melde.


Schau mal, sie war diejenige, die auf Abstand gegangen ist, sie ist diejenige die flieht, wenn Du Dich jetzt bei ihr meldest, dann respektierst du das nicht und du bestätigst sie nur in ihrem Muster.

Ja jetzt gerade ist es hart. Sehr hart.

Bleib stark, es geht vorbei.

13.04.2022 15:34 • x 2 #59


silberpfeil
Das mit der 24 Stunden Regel ist wirklich ein extrem guter Tipp. Das hat mir vorhin wirklich sehr geholfen, vielen Dank!

Ich versuche mich noch weiter abzulenken. Es klappt so semi gut. Die Gedanken kreisen wie gesagt leider sehr. Ich kriege ständig den Gedanken in den Kopf, dass sie sich demnächst meldet und mich dann endgültig abschießt und für immer aus ihrem Leben streicht. Irgendwie hab ich Angst davor. Klar, sie ist dann auch nicht da, eigentlich wäre in dem Fall ja nichts anders als jetzt gerade im Moment. Aber vor dieser Endgültigkeit hab ich einfach total Angst. Ich versuche einfach kein Jammerlappen zu sein und weiterzumachen. Vor ihr hatte ich ja auch ein Leben. Dann muss ich das ja jetzt auch irgendwie hinbekommen.

13.04.2022 19:45 • x 1 #60


A


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