Wie am Besten anfangen? Also los ging eigentlich alles im Herbst/Winter 2012. Es war ein ganz normaler Tag auf Arbeit, als ich mich irgendwie komisch fühlte. Also nicht so direkt, aber etwas stimmte nicht mit der Stimmung. Diese sank einfach so ab. Sonst eigentlich sehr aktiv und bester Laune. Die folgenden Tage waren von einer Trägheit und vor allem Lustlosigkeit geprägt. Dies verschlimmerte sich im Laufe von Wochen, bis mich meine Frau zum Arzt schickte. Dort wurde Winterdepression diagnostiziert. Johanniskraut wurde brav geschluckt. Es wurde auch leicht besser einige Zeit lang, aber nicht so wie gewünscht. Immer noch war der Tag von einer gesenkten Stimmung begleitet, und einer Lustlosigkeit, die so langsam anfing meinen Schatz gewaltig zu nerven. Das ging so bis Mitte/Ende 2013. Sie forderte mich auf, mich doch „zusammenzureißen“.
Tja, das wurde dann auch versucht. Nur wurde da nix besser. Also wieder Gang zum Arzt, dieses mal wurde Sertralin versucht.
Monate wurde das Zeug geschluckt; eine Besserung stellte sich ein. So 2014 wurde das Zeug dann ausgeschlichen. Die Stimmung und der Antrieb rutschten wieder ab. Neue Versuche mit verschiedenen Antidepressive folgten, bei manchen waren die Nebenwirkungen zu stark oder sie wirkten schlecht. Also beschloss meine Frau, das wir doch mal in Urlaub fahren könnten. Bis dahin waren wir nur bei ihren Eltern in Urlaub. Nun wollten wir also mal richtig weg. 2 Wochen Ostsee im Sommer 2016. Es war ein unbeschwerte Zeit für uns und die Kinder. Es machte riesig Spaß. Die Depression war einfach weg. Nach dem Urlaub, als ich so 4 Wochen stabil war, wurden dann auch die Tabletten abgesetzt. Es blieb bei der stabilen Phase. Aber es sollte noch schlimmer kommen später!
Im Herbst 2016 bekam mein Erzeuger (ich nenne ihn mit Absicht so, weil er nichts anderes ist) schweren Leberkrebs. Rasch verstarb er daran. Im Winter 2016 öffnete sich dann unsere Tochter. Sie stellte dar, dass sie von ihm Missbraucht wurde; sie hat sich nichts sagen trauen, da er ihr drohte. Es zog uns unsere Füße vom Boden, alles war auf einen Schlag wie eingefroren, wir waren wie unter Schock. Es folgte Notfalltermin bei einer Jugendpsychiaterin, bei der sie vorher schon war. Sie hatte sich 2015 die Haare selbst ausgerupft, roch daran und schmiß sie dann weg. Jetzt wussten wir warum. Sofort kam uns auch in den Sinn, dass auch die beiden anderen Kinder (Sohn und jüngere Tochter) missbraucht worden sein könnten. Sie erhielten ebenfalls Termin. Beim Sohn bestätigte sich dies nicht, jedoch bei der Jüngeren. Auch sie wurde von diesem Drecksack angefasst.
Es folgte die schlimmste Zeit, die wir als Paar je erlebt haben. Meine Frau distanzierte sich von mit, sie gab mir die Schuld, da sie niemanden zu greifen hatte. Der Sohn des Monsters musste schuld sein. Das wurde von mir sogar verstanden. Ich kam an meine Frau nur noch schlecht ran. Wir hatten dann also einen Familientermin bei einem kirchlichen Träger. Das ging gewaltig zu Ende und auf einen Schlag: Die „Psychologin“ äusserte, dass der Großvater trotz der Verfehlungen, weiter der Großvater bleibt, und daß es weiter mein Vater sei. Wir waren wie versteinert. Ich schrie diese an, dass dieses Schwein ganz bestimmt nicht mehr der Großvater der Kinder und mein Vater war. Ich *beep* auf sein Grab. Seit dieser Zeit verabscheut meine Frau Psychologen, Berater usw. Daher weiß ich, dass sie niemals eine Therapie machen würde. Sie sagte zu mir, dass sie damit alleine klarkommen muss, und dies auch tun wird. Und augenscheinlich machte sie dies auch. Sie hatte eine Methode gefunden, sie zerstörte alles was an diese „Eltern“ erinnerte. Dazu muss auch erwähnt werden, dass meine Erzeugerin mit Sicherheit davon wusste, da sie in einer sehr kleinen Wohnung lebten. Meine Tochter äusserte, dass die Alte wohl immer zum „Blumen gießen“ ging, wenn sich der *beep* an unsrer Tochter verging. Wir haben alle Kontakte abgebrochen zur Familie, da auch die Verwandtschaft, sowie mein „Bruder“ den Sack weiter anhimmelten und unsere Kinder der Lüge bezichtigten. Es folgte eine schier endlose Zeit; man kann es nicht in Worte fassen.
So im Frühjahr 2018 kam dann der Nervenzusammenbruch meinerseits, der in der Psychiatrie endete. Da mein Schatz schon bemerkt hat, dass ich auf ihrer Seite stehe, wachte sie auf. Sie wollte ihren Mann nicht verlieren. Sie versuchte nochmals mit mir in Therapie zu gehen, brach dies jedoch ab. Sie hatte ihren Weg gefunden. Wie es wirklich aussieht wage ich zu erahnen. Sie spricht nicht mehr darüber. Sie ist eine sehr starke Persönlichkeit. Sie verdrängte es in dieser Zeit nicht direkt. Bis heute weiß ich nicht, wie sie es verarbeitete. Aber sie verarbeitete. Hilfreich waren bei ihr Ablenkung, und seither fuhren wir jedes Jahr 2x in Urlaub. Das wollte sie dringend so. Hier ging es ihr gut. Mein Weg ging in der psychiatrischen Ambulanz weiter.
Es herrschten ca. zwei Jahre ohne Körperlichkeit. Ich hatte damit kein Problem und sagte ich warte auf sie. Und sollte sie nicht mehr zurückkommen, dann wird es so sein. War auch nicht schwierig, denn es hatte sich eine massive Libido-und Erektionsstörung entwickelt. Zusätzlich eine Major Depression. Im Rahmen des psych. Konzils wurde auch eine Hochsensibilität festgestellt. Diese hat jedoch keinen Krankheitswert, man wird damit geboren. Ausserdem Belastungsstörung. Seither habe ich massive Probleme mit Verunsicherung. Dies ist ganz leicht durchzuführen bei mir. Die Depression wurde im Laufe der Zeit besser, mündete aber in einer Dysthemie. Hier gaben die Ärzte uns bekannt, dass es sein kann, dass dies bis an mein Lebensende uns begleitet. Daher fragte ich meinen Schatz auch, ob sie mit so einem „Krüppel“ weiterleben will. Wenig Antrieb, schlechte Libido und Erektionsstörungen sind jetzt nicht das, was sich eine Ehefrau wünscht. Aber ihr Satz war: „Wir haben es bis hierher geschafft, dann schaffen wir den Rest auch!“. Haben wir dann auch, auch wieder mit Medikamenten aber es funktioniert.
So ist es bis heute. Meine Frau hat „uns“ nicht aufgegeben. Das „Problem“ mit dem Küssen bestand schon vorher, und es bestätigt, dass sie die Richtige ist. Was eben geblieben ist, ist diese Verunsicherung. Sagt jemand etwas zu mir, auch aus Spaß, nehme ich das sofort ernst. Es beeinflusst sofort mein Gemüt und kann tagelang darüber grübeln. Daher habe ich eben diese Frage gestellt, und sah keine Möglichkeit das zu lösen. Nun hat mir mein Liebling die Frage doch noch beantwortet und ich zweifle nicht an ihrer Erklärung. Trotzdem habt ihr dabei geholfen: Wären nur Antworten gekommen, die ich hören möchte, hätte ich nichts mehr gemacht. Aber so gab es eine ellenlange Nacht, in der wir tief über Gefühle, Wünsche und Abneigungen sprechen konnten. Nun wisst ihr warum ich lange auf einem Problem rumreiten kann. Auch seht ihr jetzt, weshalb ein Problem plötzlich wieder wie der rosa Elefant im Raum steht. Es ist nicht leicht mit dieser Psyche, aber man kann lernen damit zu leben. Das war es jetzt. Ich hoffe, ihr könnt mich etwas besser verstehen. Wurde trotzdem wieder die kurze Fassung, reicht aber.
10.08.2023 16:44 •
x 1 #85