Also manchmal muß ich ja echt schmunzeln. Und ab und zu bin ich baff erstaunt.
Da wird ein Budenzauber um die Frage veranstaltet, wer wen zuerst anschreibt und natürlich auch geschaut, dass man(n)nicht nur auf Partnersuche ist, sondern darüber hinaus auch sein Netzwerk (sic!) erweitert.
Mag ja gut sein, dass ich da irgendwie echt seltsam drauf bin, aber wo bitte issen das Problem einfach nette Leute anzuquatschen?
Klar, wenn ich nie der Lady vom Bäcker mal nen netten Tag wünsche, der Oma im Billa mal helfe, obwohl die am Anfang Ur grantig wirkt und mich nicht beim Busfahrer bedanke, wenn ich aussteige, dann ist es natürlich schwer, wenn plötzlich Kategorie Mr oder Miss Right vor mir steht.
Ich Check nicht ganz, wie einerseits die vermeintliche Wegwerfgesellschaft beklagt wird, im fast gleichen Atemzug aber Exklusivität und Einzigartigkeit sozialer Interaktion ob eines Fotos und eines Statements gefordert wird.
Online-dating wird verteufelt oder mit eigenen Lebensumständen gerechtfertigt und je nach Ausgang bewertet.
Die, die entweder nicht oder noch nicht fündig geworden sind, frustriert das.
Aber weil einfache Frustration über etwas von dem wir eh nur bedingt überzeugt sind, nicht ausreicht, setzten wir dies hübsch in den Kontext von Kapitalismuskritik, die geht ja bekanntlich immer.
Das an sich fände ich ja cool, aber an die echte traut sich halt keiner ran.
Es gibt kein Recht auf einen Partner und es gibt kein Recht auf Partnerschaft.
Und nein, daran hat man eben auch nicht selbst schuld!
Wenn Partnerschaft für einen über einen gewissen Zeitraum nicht passiert, dann heißt das überhaupt nicht, dass man nicht gut genug ist, dass man es nur noch nicht geschafft hat sich auf das richtige Maß selbst zu optimieren.
Es heißt einfach nur, dass es im Moment halt gerade nicht stattfindet.
Es gibt natürlich eine Reihe von Faktoren, die Partnerschaft begünstigen, ein paar davon hat man zudem in der eigenen Hand.
Aber, nicht für jeden wird (glückliche) Partnerschaft passieren.
Der vermeintliche amerikanische Traum, dass es jeder vom einfachen Single Tellerwäscher zum glücklich verheirateten Millionär schaffen kann, wenn er oder sie sich nur genug anstrengt, ist BS.
Und eigentlich wissen wir das auch alle. Wir sehen es, wenn wir uns authentisch mit dem ganzen Kram auseinandersetzen.
Jeder von uns kennt die Filme, Bücher, Kunstwerke, die nicht ohne die Spinster oder den ewigen Bachelor auskommen.
Aber wir reduzieren es, müssen es reduzieren; reden davon, dass es früher nur ein paar von diesen Menschen gab oder man eben allgemein früher an einer Beziehung gearbeitete hätte.
Wieder ohne den ganzen Kontext zu sehen, dass es wirtschaftliche, gesetzliche und soziale Notwendigkeiten gab, die zum Teil ganz fürchterliche Konsequenzen nach sich zogen und vor allem heute so nicht mehr bestehen.
Die kapitalismuskritik sollte nicht lauten, wir leben in einer Wegwerfen-Gesellschaft, die Kritik sollte lauten, warum sind wir bereit so unendlich viel Geld, Zeit und Aufwand in die Idee zu investieren, dass wenn wir uns nur genug anstrengen, wir den/die richtige schon finden oder gefunden werden.
Das aber loszulassen, fällt extrem schwer, denn bei unseren Eltern ging es doch vermeintlich auch oder aber alle meine Freunde und immer wieder gern alle anderen. (...)
Persönlich denke ich, dass der eigentliche Grund, warum es uns so schwer fällt ein andere ist: würden wir zugeben, dass glückliche und endlose Partnerschaft eben nicht für jeden passiert, müssten wir über Angst reden.
Dann müssten wir über Isolation und diese eine Angst reden, die heißt, ich will nicht alleine sterben.
Das aber fällt schwer und deshalb vermeiden wir es, allen Fakten zum Trotz, denn von zwei Leuten muß zwangsläufig immer einer alleine sterben.
Und dann ist da ja noch immer das Ego!
Die Ausgangsfrage, wieso sagt ein Mensch, er bevorzugt es, statt in einer Partnerschaft Single zu sein, war doch eigentlich die Frage wieso sagt ein Mensch ich bin lieber allein.
Dieser Mensch aber sagt vielleicht doch eher folgendes: ich will nicht einen (den!) Menschen.
Ich will viele!
Unser Ego aber (kleine konsumkritik) möchte unbedingt, dass wir für einen (den) alles sind.
Und wenn da ein Mensch hingeht und sagt, ich mag aber lieber für viele, vieles sein und viele, die vieles für mich sind, dann kriegen wir das nicht verbaut.
Zum Ausgangspunkt zurück kommend, ich plauder ständig mit Menschen.
In online dating Zeiten habe ich selbstverständlich coole Profile angeschrieben und ich baue nicht betriebswirtschaftlich an meinem Netzwerk herum, sondern schaue auf Begegnungen, die manchmal nett anfangen, dass ich den anderen (egal wie alt, egal welches Geschlecht) frage, ob wir das jetzt nicht mal weiterspinnen bei einem Kaffee oder einem Hopfen/Rebengetränk.
Für mich passiert Partnerschaft gerade nicht, aber ich gehe auch keine Sachen mehr ein, nur weil ich Angst davor habe allein zu sterben.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hänge ich irgendwann, wie wir alle, auf ner Pflegestation fest und um mich müssen sich Leute kümmern, selbst wenn ich Kinder hätte, wären die entweder sauer auf mich oder mit eigenem Kran beschäftigt. Vielleicht aber verliebe ich mich in meinen letzten Atemzügen noch mal.
Aber weder die wegwerfgesellschaft, noch dass nicht jedem ein Partner zuteil wird, halten mich davon ab, jeden einzelnen Tag mit anderen zu plaudern, noch dieses absurde Ding, was sich da Leben nennt, auch hin und wieder zu genießen.
An all die, die gerade suchen, ich wünsch euch alles Glück der Welt, aber was ist eigentlich Plan B ?
20.06.2019 15:00 •
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