Zitat von williams:Wie recht du hast, dann kann der beste Zweckoptimismus ganz schnell kippen.
Das ist kein Zweckoptimismus. Bis zu dem Zeitpunkt, wo der Blitz einschlägt, vermisst der überzeugte Single nichts. Es ist auch nicht wie bei den Singles hier im Forum, die zwar keinen Partner wollen, trotzdem 24h/d über das andere Geschlecht, Beziehungen, Trennungen, Verhältnis Mann/Frau, korrekte Verhalten Mann/Frau und Dates nachdenken. Sie wollen auf keinen Fall eine Beziehung und die gefühlt 100 Dates im Monat, die sie zum Date-Doktor machen, absolvieren sie augenscheinlich nur aus Pflichtbewusstsein, um im Forum weiter Ratschläge erteilen zu können. ...Ratschläge, die verdächtig nach Beziehungsratgeber klingen. Um die zu lesen und auswendig zu lernen ging ja sicherlich auch viel Zeit drauf.
In meiner Zeit als glücklicher Single habe ich Urlaube geplant, zur Not auch allein, wenn sich sonst niemand für den betreffenden Zeitraum fand. Die Reisen waren trotzdem klasse. Ich habe Freunde getroffen, gelesen, geschrieben, mich beruflich tüchtig vorgearbeitet und den Kopf voll glücklicher Tiere und blühender Gärten gehabt. ...Den Alltag habe ich dann auch voll glücklicher Tiere und blühender Gärten gehabt. Ich habe auch nie darüber nachgedacht, dass es für mich allein nicht lohnt, etwas Aufwendiges zu kochen. Ich bin zwar nicht so de Küchenfee, aber wenn ich Bock auf etwas hatte, habe ich es auch für mich allein zubereitet. Genauso Tee-Zeremonien bei Kerzenschein, die jeden Japaner vor Neid hätten erblassen lassen würden. Was die Nähe anging, tja mei, wofür gibt es denn Freunde? Und wenn es um noch intimere Nähe ging, nu ja, auch dafür gibt es Freunde. Bevorzugt wurden ein Meeresbiologe und Astronom. ...Die waren ziemlich häufig in der Weltgeschichte unterwegs. Ansonsten habe ich wenig über Männer nachgedacht. Wenn ich einen kennengelernt habe (außerhalb von Dates, rein unverfänglich) unterschied ich auch nicht zwischen: potentieller Partner/ Ausschuss, sondern zwischen mag ich und mag ich nicht. ...Das habe ich bei Frauen allerdings auch so gemacht.
Und wenn es einen Dauersingle dann doch erwischt, haben weder Ratgeber noch Expertenempfehlungen etwas damit zu tun, sondern Biochemie gepaart mit charakterlicher Kompatibilität. Da helfen keine Tipps und Regeln, die für Dates gelten. ...Die finde ich nach wie vor abschreckend.
Ich glaube sogar, dass diese ganzen Ratschläge, Statistiken (gerne auch gefakte), Verhaltenskodexe einen eher zum unfreiwilligen Dauersingle machen. Man hat ja anscheinend soviel Angst, sich falsch zu verhalten, abgewiesen zu werden, den Falschen zu wählen, dass man entweder gar keinen mehr wählt, sondern sich im Panzer verkriecht oder aber beim Date soviele Schutzschilde hochgefahren hat, dass man beim Gegenüber nicht sonderlich authentisch rüberkommt und sich die betreffende Person fragt, in was sie sich verlieben soll. Das Elektro-Flux-VollPanzer-Ecochitin-Schutzschild, das sogar kosmische Todesstrahlen und Supernovas abhalten könnte? Außerdem sind die Leute hier so abgerichtet darauf, die Red Flags augenblicklich abzuchecken, da fallen einem vermutlich die guten Eigenschaften gar nicht auf. Man muss ja auf der Hut sein.
Und da würde mich jetzt zum ersten Mal in meinem Troll-Dasein in diesem ehrwürdigen Forum interessieren.
Sind die Leute, die hier wirklich ständig warnen und ver(schlimm)bessern, jemals richtig verliebt gewesen? Haben sie jemals alle Vorsichtsmaßnahmen sausen lassen und sind aufgrund der rauschartigen Gefühle volles Risiko gefahren? Ich meine, hier weisen immer alle gern darauf hin, wie hochintelligent, rational und messerscharf analytisch sie bei der Annäherung vorgehen. Das läuft beim Verliebtsein so aber nicht. Ich hätte da auch keine Lust zu. Wenn es der Falsche ist, merke ich es instinktiv sowieso recht schnell (auch da helfen keine Ratgeber). Sollte ich auf die Schnauze ist das natürlich wirklich unangenehm und traurig. ...Trotzdem rappel ich mich zeitnah wieder hoch. Bis dahin genieße ich es lieber. Ich hätte auch keinen Bock auf jemanden, der mir gegenüber total rational und souverän ist. erinnert mich an alte Socken und eingeschlafene Füße. Wie soll da das Blut in Wallung geraten?
Ich würde mir auch wirklich weniger Gedanken um die Dauersingles machen, ohne den Einsatz von Biochemie ist bei denen nichts zu machen. Ich würde mir lieber Gedanken machen, ob ich nicht in der Lage bin, offen auf Menschen zu zugehen, OHNE mir allzu viele Gedanken zu machen!