Hallo zusammen,
ich wühle mich schon seit Monaten durch dieses Forum und finde es klasse, welch eine tolle Community hier zustande gekommen ist. Nach einiger Zeit habe ich mich nun entschlossen, auch meine Geschichte zu teilen und Euch um Rat zu bitten.
Ich habe mich im Februar 2017 von meiner Ehefrau getrennt, mit der ich 11 Jahre meines Lebens geteilt habe. Davon 2 Jahre verheiratet. Wir sind recht jung zusammengekommen (mit 19) und hatten über Jahre gleiche Perspektiven und Ansichten. Nach dem Bau des Hauses und der Hochzeit habe ich gemerkt, dass aus gemeinsamen Zielen und Anforderungen an das Leben, komplett unterschiedliche Ansichten geworden sind. Wir haben kaum noch Unternehmungen zusammen gemacht und uns sehr eingeigelt. Meine Frau ist sehr eifersüchtig und hat stark geklammert. Ihre Freunde nicht mehr getroffen und keine eigenen Interessen mehr verfolgt. Ihr einziges Ziel bestand aus dem Bau eines Hauses und der Gründung einer Familie. Wenn ich meine Freunde treffen wollte, war dies immer ein Problem.
Ich möchte das hier überhaupt nicht abwerten. Wir haben uns sehr gut verstanden und sie hat eine Menge toller Eigenschaften. Darum habe ich sie auch geheiratet. Das Problem war jedoch, dass ich immer sehr aktiv war und das Leben genossen habe, sie immer zurückhaltender und ruhiger wurde. Keine Aktivitäten oder neue Dinge ausprobieren wollte. Nur noch zuhause sein und das immer alleine. In den letzten 2 Jahren habe ich mich komplett zurückgezogen und war sehr unglücklich. Ich habe mich nicht mehr angezogen gefühlt von ihr und mich immer mehr emotional distanziert. Ich hatte das Gefühl, in eine komplett andere Richtung zu laufen. Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und das hat sie nie verstanden.
Im November 2016 ist dann das passiert, von dem ich ausgegangen bin, dass mir das nie passieren wird: Ich habe mich in eine Arbeitskollegin verliebt und auf der Weihnachtsfeier etwas mit ihr angefangen.
Vorerst habe ich es verdrängt und war innerlich total zerrissen. Ich habe mich unglaublich schlecht gefühlt, meine Frau betrogen und enttäuscht zu haben. Ich bin nie fremd gegangen und bin ein absoluter Beziehungsmensch. Der Ausrutscher hat mir jedoch gezeigt, was ich eigentlich schon wusste und hat alles verändert. Seit dem Zeitpunkt habe ich mich komplett abgeschottet.
Ich habe meine Kollegin nach der Weihnachtsfeier erst einmal nur im Büro gesehen und wir haben geschrieben. Als mir immer klarer wurde, dass ich mehr für Sie empfinde, habe ich mich mit ihr getroffen außerhalb der Arbeit. Diese Zeit war sehr schwer für mich, da ich meine Frau als Mensch sehr schätze und ich mir immer mehr Gedanken um andere Menschen gemacht habe, als um mich selbst. An diesem Punkt konnte ich das nicht mehr.
Ich weiß das dies sehr verwerflich und unfair meine Frau gegenüber war. Deshalb habe ich mich entschieden und mich getrennt. Auch wenn ich nicht wusste, ob aus der anfänglichen Affäre eine Beziehungen werden könne, konnte ich so nicht mit meiner Frau weiterleben. Sie war natürlich am Boden zerstört und ich habe mir regelmäßig viel Zeit genommen um mit ihr über alles zu sprechen. Auch wenn dies für sie mit Sicherheit nicht gut war, habe ich mich dazu verpflichtet gefühlt.
Ich fing eine Beziehung mit meiner Kollegin an, die natürlich zum Scheitern verurteilt war. Nach 11 Jahren Beziehung mit der Verantwortung und Ausgangslage eine reibungslose Beziehung führen zu können war sehr naiv.
Meine Gedanken haben sich immer im Kreis gedreht und ich habe mich jeden Tag und jede Minute gefragt, ob ich das Richtige getan habe (abgesehen von dem Fehler). Ich war natürlich (zu Recht) der Buhmann in der Familie und im Freundeskreis und habe sehr darunter gelitten. Immer diese Schuldgefühle, Ängste im Bezug auf die Zukunft etc. haben mich zerfressen.
Meine Arbeitskollegin hatte am Anfang viel Verständnis und und war sehr reflektiert. Aber auch sie war verliebt und hat daher viel weggesteckt.
Wir haben so unfassbar viel erlebt in der Zeit. Ich habe meine alten Hobbies wieder entdeckt, wir teilten die gleichen Leidenschaften und sie war kaum zu bremsen. Das komplette Gegenteil von meiner Frau. Sie ist extrem leidenschaftlich, teilt meine Interessen und hat mich verstanden. Wir haben in kurzer Zeit so viel erlebt, viele Reisen unternommen und neue Unternehmungen ausprobiert. Ich konnte mich mit ihr stundenlang unterhalten ohne das es langweilig wurde. Mit meiner Frau habe ich viele Filme geguckt. Mit ihr habe ich den Fernseher nie einschalten müssen. Das hat mich total fasziniert und in den Bann gerissen.
Es hatte mich teils auch überfordert, da ich Zeit brauchte um zu mir selbst zu finden und vieles zu regeln, diese aber aufgrund der vielen Aktivitäten und des Unternehmensdranges nicht bekommen habe. Ich wollte meine Frau nicht einfach so abstoßen und so tun, als wenn es die letzten 11 Jahre nicht gegeben hat. Daher habe ich sie immer unterstützt und wir haben über alles gesprochen.
Meine Arbeitskollegin hat später den Druck immer mehr aufgebaut, ich sollte alles offen legen auf der Arbeit, alles entfernen was mit meinem alten Leben zutun hat und sie meinen Eltern vorstellen etc. Das ging mir zu schnell. Ich brauchte Zeit.
Wegen meiner Selbstzweifel und Probleme, habe ich die Beziehung mehrfach fast beendet. Wir haben immer lange geredet und sie hat mich überzeugt, dass wir es nicht aufgeben. Sie hat immer um mich gekämpft.
Man muss dazu sagen, dass sie ebenfalls sehr ehrgeizig ist, viel beruflich reist. Ich brauchte sie an meiner Seite und obwohl sie gekämpft hat und mir gesagt hat was sie für mich empfindet, war immer ich es der mehr Zeit verbringen wollte. Wir haben nie bei einander übernachtet und wann wir uns gesehen haben, hat sie entschieden. Ich hatte das Gefühl, dass ihre Gefühle vielleicht nicht so stark sind wie sie sagt.
Da ich Zeit für mich brauchte, habe ich den Kontakt kurzzeitig abgebrochen und mich abgeschottet. Es war einfach alles zu viel für mich. Das hat sie natürlich verletzt und sie hat sich ebenfalls 1 Woche nicht gemeldet. Da hat sie mir schon so unfassbar gefehlt, dass ich mich wieder bei ihr gemeldet habe. Sie gab mir noch eine Chance nachdem ich gekämpft hatte und es ging weiter. Leider war dies nur von kurzer Dauer, da ich nach 3 Monaten erneut eine Auszeit brauchte. Sie hat sich nicht mehr gemeldet nachdem ich einen Tag Funkstille gehalten habe. Auf meine Nachrichten nicht mehr geantwortet. Sie ist dann in den Urlaub gefahren. Im Anschluss habe ich sie besucht und wollte mit ihr über alles reden. Sie hat es abgeblockt und in 2min alles beendet. Nachrichten und Erklärungsversuche wurde mit einem für mich sehr verletzenden Korb per Nachricht abgeblockt und die Beziehung beendet.
Ich habe viel für diese Frau aufgegeben und war sehr vorsichtig und liebevoll zu ihr. Ich habe ihr und mir etwas Zeit gegeben um klarer denken zu können und viele Änderungen durchzuführen. Ich habe mit meinen Arbeitskollegen über die Trennung gesprochen und klaren Tisch gemacht (natürlich nicht das ich eine Beziehung zu der Kollegin hatte). Habe reinen Tisch gemacht und mein Leben sortiert. Nach 6 Wochen habe ich dann allen Mut zusammengenommen und einen Brief geschrieben, in dem ich ihr alles erklärt habe. Warum ich den Kontakt abgebrochen habe, warum ich die Beziehung in Frage gestellt habe etc. Aber auch was sich geändert hat und ich eine Beziehung ohne wenn und aber möchte. Ohne Einschränkungen und Versteckspiele. Ich habe ihr das erste Mal gesagt, dass ich sie liebe (womit ich gewartet habe, da ich das nur sage, wenn es zu 100% auch so gemeint ist und zutrifft).
Auf den Brief habe ich 2 Wochen keine Antwort erhalten. Dann eine kurze WhatsApp mit dem Hinweis das sich ihre Gefühle geändert haben und sie sich keine Beziehung vorstellen kann mehr. Sie war eiskalt. Im Büro gut gelaunt und wenn wir uns gesehen haben, hat sie extrem locker reagiert (wenn auch abweisend).
Ich weiß das ich einen großen Fehler gemacht habe und 2 Menschen verletzt habe. Ich habe dies nicht absichtlich getan, sondern war das erste Mal in meinem Leben massiv überfordert. Aber ich hätte mir gewünscht, dass wir noch einmal reden oder sie mir es zumindest persönlich sagt. Nachdem was ich aufgegeben habe (mein gesamtes Leben) und ihr gegeben habe, war das sehr verletzend.
Ich habe versucht darüber hinwegzukommen. Tag für Tag war und ist bis heute die Hölle. Die endgültige Trennung ist jetzt 3 Monate her und ich fühle mich noch genauso schlecht wie am ersten Tag. Ich habe erst nach der Trennung gemerkt wie wahnsinnig ich verliebt war und ich solche Gefühle noch nie gespürt habe für eine Frau (auch wenn dies sehr verletzend für meine Frau ist). Ich sehe sie fast täglich im Büro oder höre von ihr. Mein Team hat häufiger mit ihr arbeitstechnisch zutun und ich muss mein Team bei Entscheidungen unterstützen. Dies verletzt mich noch mehr und reisst die Wunde immer wieder auf.
Wenn sie mir begegnet ist sie eiskalt und tut als wäre zwischen uns nie etwas gewesen. Sie hat damals gesprochen, wie glücklich ich sie mache, das es die schönste Zeit in ihrem Leben ist und sie eine Zukunft mit mir möchte. Davon ist nichts übrig geblieben. Ich werde fast wahnsinnig und finde kaum Ablenkung. Auch wenn ich viel unternehme lenkt mich dies 0 ab. Mein Herz ist so dermaßen gebrochen und ich verzweifel daran, diese Chance verloren zu haben. Es erinnert mich einfach alles an sie und sie fehlt mir auch jetzt noch so wie am ersten Tag. Ich weiß nicht wie ich das noch lange durchhalten soll. Ich war immer ein lebensfroher und immer gut gelaunter Mensch. Mich hat so schnell nichts runtergezogen. Seit 3 Monaten habe ich mich so stark verändert. Mir macht nichts mehr Spaß, ich weiß nicht mehr wann ich das letzte Mal richtige Freude empfunden habe. Schlafe kaum noch und kann mich nicht mehr aufraffen.
Auf der Arbeit schaffe ich es gut es zu überspielen und vor meinen Kollegen der Alte zu bleiben. Meine Cheffin kennt die gesamte Geschichte und unterstützt mich. Trotzdem ist es extrem hart und lässt mich langsam verzweifeln. Ich habe sämtliche Tipps, Ratgeber etc. gelesen und weiß in der Theorie was richtig ist und das es Zeit braucht. Es hilft nur leider überhaupt nicht.
Ich weiß langsam wirklich nicht mehr wie ich aus der Spirale herauskommen soll. Heute ist unsere Weihnachtsfeier und alles jährt sich. Ich bin das erste Mal in meiner Betriebszugehörigkeit nicht hingegangen. Ich konnte es einfach nicht und trotzdem ist heute der schlimmste Tag seit der Trennung. Bilder die ich von den Kollegen bekomme, machen es noch schlimmer.
Den Job wechseln kann und will ich nicht, da es mein Traumjob ist und ich an meinen Arbeitskollegen sehr hänge. Sie ebenfalls an mir. Aber ich weiß nicht wie ich das weiter durchhalten kann. Ich liebe diese Frau und weiß das es vorbei ist und ich abschließen muss. Aber egal was ich mache, gelingt es mir nicht. Ich komme nicht über sie hinweg. Ich gehe sogar zu einem Psychologen aber auch das bringt mich nicht weiter.
Ich weiß das ihr mich verurteilen werdet. Ich habe schon so viel geschrieben und schaffe es auch nicht ansatzweise die Geschichte hier wiederzugeben. Viele Details fehlen aber vielleicht könnt ihr mich etwas verstehen.
Und das Wichtigste:
Meiner Frau gegenüber war ich so fair, wie ich es nur in dieser Situation sein konnte. Ich habe ihr (nicht von Anfang an) aber später von der Beziehung und der neuen Frau erzählt. Sie ist weiterhin sehr traurig aber wir können immer noch sehr sachlich und vernünftig miteinander reden. Ich unterstütze sie weiterhin bei allen Themen die auf sie zukommen und mache ihr aber keine Hoffnung. Ich wünsche ihr das Beste, da sie es verdient hat und nicht mich.
Vielleicht habt ihr noch Tipps oder Erfahrungen (außer Zeit heilt alle Wunden, Ablenkung. ) die mir weiterhelfen können.
Vielen lieben Dank schon einmal
24.11.2017 20:35 •
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