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Fragen nach der Trennung auf die ich keine Antwort habe

T
Hallo, ich bins mal wieder.
Mir gehts mal wieder - wie so häufig schlecht, aber ich kann ja nicht jedesmal ein neues Thema eröffnen.
Deshalb versuche ich jetzt mal alle Fragen hier aufzulisten. Fragen, die mich umtreiben. Fragen, auf die ich manchmal gar keine Antwort habe. Oder nur eine Ahnung. Oder meine Antwort, mit der ich mich nicht zufrieden geben will.

1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?

2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?

3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.

4. Kann man den Punkt, ab dem es einem egal wird, beeinflussen?

5. Welche Mittel sind ok?

6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?

7. wann ist es nur Ego? Wann ist es Immer-noch-Liebe?

Es tut mir echt leid, ich kann es grad selbst nicht fassen, was mich da beschäftigt. Ich versuche es immer im Wechsel mit Kopf und Herz.
Ich komme einfach nicht vom Fleck.

Danke. Wirklich Danke.
Tia

05.02.2020 14:50 • x 2 #1


U
Zitat von Tia:
1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?


Es hängt davon ab. Wenn man regelmäßig unter Leute kommt und neue Kandidaten kennenlernt, dann sind 5 Monate ganz schön lang. Aber es gibt Sachen, die einen noch jahrelang beschäftigen.

Zitat:

2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?

3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.



Weil der Verlassende die Trennung klar so abgewogen hat. Er hat entschieden, dass es mit der Trennung besser ist als vorher, also kann es ihm wohl nicht so schlecht gehen.

Zitat:

4. Kann man den Punkt, ab dem es einem egal wird, beeinflussen?

5. Welche Mittel sind ok?



Ja, wenn Du jemand neues kennenlernst.

Zitat:
6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?

7. wann ist es nur Ego? Wann ist es Immer-noch-Liebe?


Die Liebe verschwindet nach 2-3 Monaten spätestens. Das Grübeln über die Ursachen der Trennung, was man hätte sagen oder tun sollen, kann dagegen noch sehr lange anhalten. Die Frage ist, ob man etwas positives, konstruktives daraus lernen kann oder nicht.

05.02.2020 14:57 • x 1 #2


A


Fragen nach der Trennung auf die ich keine Antwort habe

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Nela-Mary
Hallo liebe Tia

Zitat von Tia:
1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?

Das ist sehr individuell und ich finde 5 Monate überhaupt nicht lang. Wie lang ging denn eure Beziehung und wie ernst war sie für dich? Ich zum Beispiel habe damals wirklich gedacht und gefühlt, dass ich mit diesem Mann den Rest meines Lebens verbringen würde. Wäre ja seltsam, wenn man nach ein paar Wochen dann denken würde: Ok, dann halt doch nicht, Nächster! Für mich trifft man die Liebe nicht an jeder Straßenecke und auch nicht jede Woche. Aber das kommt ganz auf die Beziehungseinstellung an.

Zitat von Tia:
2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?

3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.


Man hat an manchen Stellen der Verarbeitung das Gefühl als würde man überhaupt nicht weiterkommen. Das kann ganz schön an der Geduld zehren. Und natürlich redet man sich selbst ein, dass es dem anderen total gut geht/gut gehen MUSS. Fakt ist aber, dass man das gar nicht weiß. Es wäre gut sich davon zu lösen überhaupt darüber nachzudenken wie es dem anderen geht. Nur du zählst.
Und dass man denkt, dass der andere der bessere ist, könnte daran liegen, dass es sehr am Selbstbewusstsein kratzt, wenn jemand einen nicht mehr will. Man fühlt sich abgelehnt, ungeliebt, ggf. wertlos. Man muss mit der Zeit wieder lernen, dass die Meinung des Expartners nicht mehr wichtig ist.

Zitat von Tia:
5. Welche Mittel sind ok?

Alle mit denen du dich wohl fühlst und die für dich vertretbar sind.

Zitat von Tia:
6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?


In meinen Augen nicht. Allerdings ist genau diese Reflektion zum Teil extrem anstrengend und fordert viel - kein Wunder, dass du dich da manchmal richtig schlecht fühlst. Irgendwann wirst du aber merken, dass du echt viel gelernt hast und an alldem gewachsen bist - so war es zumindest bei mir. Nur wenn man sich damit auseinandersetzt, kann man sich weiterentwickeln. Das dauert aber einfach seine Zeit.

05.02.2020 15:43 • x 3 #3


B
Zitat von Tia:
1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?
Was heißt nach vorne schauen?
Ich meine, ja, es ist an der Zeit, seinen Bllickwinkel zu verändern und dem Vergangenem nicht mehr so hinterher zu trauern.
Er ist weg und bleibt weg, das ist nach 5 Monaten Fakt.
Also liegt es an Dir, die Beziehung als abgeschlossen zu betrachten und den Fokus auf das eigene Leben zu richten. Was mache ich gerne, welche Menschen sind mir wichtig, habe ich Interessen, die ich bisher zurückgestellt habe?

In der Zeit nach einer Trennung war es für mich wichtig, Dinge für mich zu tun, die ich bisher nicht getan habe. Z.B. ging ich fast jede Woche ins Kino, einfach zur Ablenkung und das alleine. Ich besuchte Veranstatlungen im Theater und das auch alleine. Und ich fühlte mich nie übrig geblieben und hatte nie das Gefühl: alle kommen zu zweit oder in Gruppen, nur ich nicht.
Ich bin allein auf kleine Reisen gegangen.
Es war mir wichtig, mir selbst zu beweisen, dass ich es auch alleine schaffe und auch alleine schöne Dinge unternehmen kann.

Weg mit dem Selbstmitleid! Das bringt Dich nicht weiter, sondern blockiert nur! Wer leidet, ist und bleibt passiv und verharrt in der Opferrolle. Ein Opfer tut nichts, denn es leidet ja nur. Aus dieser Haltung musst Du weg kommen, denn damit stehst Du Dir nur im Weg.
Das klappt nicht jeden Tag, aber man muss es üben und dann wird es mit der Zeit immer leichter.

2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?
Weil der Zug abgefahren ist. Im Grund genommen hast Du keine Geduld mehr mit Dir selbst, schätze ich. Du hast die Nase voll vom Leiden und Trauern. Es liebt aber nur an Dir selbst, Dir eine Chance auf ein besseres Leben als jetzt zu geben. Die Kraft dafür musst Du in Dir selbst aktivieren, da hilft Dir kein anderer.
Keine Geduld ist ein Wegweiser: schlag einen anderen Weg ein, denn der jetzige taugt nicht mehr. Es ist Zeit für eine Richtungsänderung. Es ist eine Botschaft Deines Unterbewusstseins mit der Aufforderung, was anderes zuzulassen.

3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.

Es ist ganz einfach. Der Verlassende hat seine Entscheidung getroffen. Er hat abgewogen. Was verliere ich durch die Trennung und was gewinne ich.
Wenn er sich jetzt trennt, ist die Botschaft an Dich: Ich gewinne mehr für mich, wenn ich gehe.

Das ist eine Breitseite für Dein Ego und das kann aus scheinbar heiterem Himmel kommen. Du rechnest nicht damit und er trennt sich und Du fühlst Dich weggeworfen und abserviert. Brauch ich nicht mehr, weg damit! Das ist die Botschaft, die bei Dir ankommt.

Zwei Dinge sind wesentlich, denn es geht hier ganz viel um Macht.
1. Der Verlassende ist in der Trennung mächtig und bleibt es für Dich auch. Du dagegen bist diejenige, der er Schmerzen zufügt und Du bist daher in einer ohnmächtigen Situation. Du musst es hinnehmen und die schweren Zeiten durchstehen. Du denkst Dir, er lebt jetzt locker flockig weiter, lässt es sich gut gehen und für mich bleiben nur Kummer, Schmerz, Einsamkeit. Das schafft ein enormes Ungleichgewicht, mit dem man nur schwer umgehen kann.
Erst überrollt Dich der Kummer wie eine riesige Welle und irgendwann kommt vielleicht sogar eine gigantische Wut auf ihn.
Das ist normal, darf aber nicht zum Dauerzustand werden.

2. Eine Trennung ist immer eine Verletzung des Selbstwertgefühls, das dadurch massiv beschädigt wird. Es ist daher ganz wichtig, sich immer wieder selbst zu etwas zu motivieren. Es kommt keiner, der klingelt und Dich raus zieht. Du musst selbst aktiv werden. Raus gehen, Dich mit Freunden treffen, Gitarre lernen oder Mitglied in einer Strickrunde zu werden.
Durch die Beschäftigung mit anderen Dingen gewinnt Dein Selbstwertgefühl wieder. Du kannst Dir sagen, ich sitz nicht nur daheim und hadere mit mir, sondern ich treffe Menschen, die mich mögen, auch wenn der Eine mich verlassen hat. Ich gehe am WE mit Sandra in den Club oder ich suche mir einen Chor, weil ich eigentlich eine schöne Stimme habe, die ich nicht trainiere.


4. Kann man den Punkt, ab dem es einem egal wird, beeinflussen?
Aber selbstverständlich. Allerdings geht es nicht auf Knopfdruck. Aber sei mal ehrlich, es gibt bessere und schlechtere Tage. Heißt für Dich, es bleibt nicht alles so wie es gleich nach der Trennung ist.
Aber je mehr Du für Dich tust, desto eher funktioniert die Ablösung.
Es ist auch Trainingssache. Möglicherweise brauchst Du Monate, vielleicht sogar ein Jahr, bis Du es ganz geschafft hast. Das macht ja nichts, wenn Du dazwischen bessere Phasen hast.

5. Welche Mittel sind ok?
Alles, was Dir gut tut und keinem anderen schadet.
Hier ist es wichtig, ganz fest auf sich selbst zu hören. Suchst Du Dir einen anderen nur für S. kann es sein, dass Du Dich im Endeffekt nur selbst verletzt.
Oder ein Anderer interessiert sich für Dich und Du gehst eine Beziehung ein, obwohl Du weißt, dass es im Moment für Dich nicht das Richtige ist. Das wäre unfair und kommt sowieso zurück. .
Also sei achtsam. Das ist sehr wichtig. Achte auf Dich und Dein Gegenüber. Dann gehst Du gut mit Dir um und es wird Dir besser gehen.
Nimm keine Dro. und keine Tabletten, die Dir vermeintlich Besserung bringen. Chemische Substanzen sind im Endeffekt immer eine Sackgasse. Alk. vermeiden, denn der verstärkt Deine momentane Stimmung und zieht Dich womöglich noch weiter runter oder Du verlierst sogar die Selbstkontrolle. Das wäre wieder nur Gift für Dein Ego.

6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?
Ja, man kann sich damit regelrecht selbst zerfleischen. Selbstreflektion ist durchaus wichtig. Und sie ist gut, weil Du Dich dadurch mit der vergangenen Beziehung beschäftigst. Erinnere Dich an Situationen in der Beziehung. Da war dies und jenes und er hat sich so verhalten und mich so.
Wenn die Trauer vergangen ist, kann man viele Dinge erkennen. Dann kannst Du die Beziehung aus der Zuschauerrolle betrachten. Ein Zweipersonenstück, in dem man sich gegenseitig Leid zugefügt hat und das scheitern musste. Erst dadurch kann man einen halbwegs objektiven Blick auf die Beziehung und auch die Ursachen des Scheiterns haben.
Am Scheitern ist niemals nur einer Schuld, beide tragen ihren Anteil dazu bei. Du bist nicht allein Schuld. Verabschiede Dich auch vor Selbstvorwürfen: Wenn ich so und so gewesen wäre, dann ...

Du musst Dich annehmen wie Du bist, denn Du kannst nicht anders sein. Er hat sich halt anders entschieden und es hat nicht gepasst. Aber Du allein bist nicht der Verursacher der Trennung.

Gedankengänge, Rückblicke sind wichtig, aber auch hier muss man auf sich achten. Sich nicht nur selbst bemitleiden, sondern vielleicht auch sehen, was der eigene Anteil am Scheitern war. Vielleicht warst Du zu anhänglich, zu fordernd, zu anspruchsvoll in Deinen Haltungen.
Denk immer daran: ein Partner ist keine Glücksmaschine. Er ist vielleicht eine Bereicherung, aber er ist nicht dafür zuständig, dass es Dir gut geht und Du mit Dir im Reinen bist. Die Haltung, der muss mich jetzt endlich mal glücklich machen, ist falsch, denn der Andere soll Aufgaben erfüllen, die man auf ihn abwälzt. Du bist allein dafür zuständig, dass es Dir gut geht und Du lernst, mit Dir zufrieden zu sein. Das kann Dir keiner abnehmen.

Also, Selbstreflektion ist gut, aber sie darf nicht dazu führen, dass man sich selbst zerfleischt. Ich habe dies und jenes getan und daher ist er gegangen. Das ist meist nur die halbe Wahrheit, denn Du siehst dadurch nur Dich selbst, bedenkst aber nicht, wie Dein Verhalten auf ihn gewirkt hat oder dass er vielleicht auch oft recht lieblos war.
Ich würde sagen. Selbstreflektion ja, aber im Kontext zum Ex. Der hat auch nicht alles nur richtig gemacht. Der hat Dich sicher auch verletzt, sich nicht richtig verhalten.
Also, Selbstreflektion, nur um in Selbstmitleid zu versinken, tut nicht gut. Du bist nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Und Du bist der Regisseur Deines Lebens. Daher würde ich raten, Selbstreflektion ja, aber nicht nur. Genauso wichtig sind andere Dinge im Leben. Freunde, Beschäftigungen, die Dir Freude machen, eigene Erfolge sehen und sich dafür zu loben, ist sehr wichtig. Das habe ich heute richtig gut gemacht, ich darf stolz auf mich sein. Das steht Dir auch zu, also tu Dir was Gutes.



7. wann ist es nur Ego? Wann ist es Immer-noch-Liebe?
Liebe ist es dann, wenn Du dem Ex. zugestehst, dass er gegangen ist, weil es für ihn die bessere Wahl war und wenn Du ihm deswegen nicht mehr böse bist. Wenn Du erkennst, dass die Trennung auch etwas Gutes für Dich bewirkt hat.
Liebe lässt den Anderen gehen, lässt dem Anderen seine Wahl und wünscht dem Anderen nichts Schlechtes. Liebe lässt frei und Liebe ermöglicht auch Dir, wieder frei zu werden.
Alles andere ist nur verletztes Ego.


Begonie

05.02.2020 15:50 • x 3 #4


L
Hallo Tia,
ich geb mal meinen Senf dazu:

Zitat von Tia:
1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?

Ist grundsätzlich individuell. Aber ich finde es an und für sich immer gut, nach vorn zu sehen.

Zitat von Tia:
2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?

Nicht jeder Tag ist wie der andere. Nicht immer sind die Umstände gleich. Wenn uns etwas nervt und beschäftigt, sind wir mit anderen Dingen automatisch ungeduldiger. Aber meist kommt die wieder.

Zitat von Tia:
3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.

Weil der Verlasser eine Wahl hatte, die er getroffen hat. Der Verlassene kann nur reagieren. Der Verlasser ist emotional schon einiges weiter weg von der Beziehung, und kann schneller nach vorn sehen.

Zitat von Tia:
4. Kann man den Punkt, ab dem es einem egal wird, beeinflussen?

Jein. Man kann sich um sich kümmern, den Fokus auf einen selbst richten, und damit den Kummer nicht unnötig verlängern.

Zitat von Tia:
5. Welche Mittel sind ok?

Wofür? Um den Zeitpunkt nach vorn zu legen?
Naja, zwischen Eiscreme kaufen (völlig okay) und Körperverletzung (gar nicht okay) gibts ja nun einige Grau-Abstufungen....

Zitat von Tia:
6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?

Man kann fast alles zerdenken. Ab einem gewissen Punkt muss man (meiner Ansicht nach) auch einfach mal Dinge akzeptieren, auch wenn man sie nicht verstehen kann. Man kann nicht alles verstehen.
Und wenn die Gedanken dann immer weiter um den Ex kreisen kommen wir wieder zu 4. - Fokus auf sich selbst richten, wenn man das Leid nicht unnötig verlängern will.

Zitat von Tia:
7. wann ist es nur Ego? Wann ist es Immer-noch-Liebe?

Kannst Du von außen nur mutmaßen, Du kannst ja dem anderen immer nur bis vor die Stirn gucken.
Trotzdem: siehe 4.

Kopf hoch

05.02.2020 15:58 • x 1 #5


T
So ich versuche es mal. Ich kenne Deine Geschichte nicht und nehme mal an Dein Ex-Partner trennte sich nach einer funktionalen Beziehung von Dir. Sollte es eine dysfunktionale Beziehung gewesen sein, kann es nochmals andere Auswirkungen auf den Verarbeitungsprozess und die Symptome haben.

Zitat von Tia:
1. ist es nach 5 Monaten nicht langsam an der Zeit, nach vorne zu schauen?

Das entscheidest nur Du ganz allein. Wichtig ist es aus meiner Sicht sich nicht selbst zu verurteilen und sich zu sagen, ich muss jetzt funktionieren. Es braucht so lange, wie es eben braucht.
Bei mir war es ca. 1 Jahr bis ich meine dysfunktionale Beziehung so aufgearbeitet hatte, dass ich auch eine Veränderung in mir spürte. Jetzt fällt sie auch anderen auf.
Wenn Du Dir dennoch eine Zeitspanne geben möchtest, dann halte Dich an das klassische Trauerjahr und sage Dir in 7 Monaten möchte ich eine bewusste Veränderung spüren. Dann kannst Du Dir überlegen, wie Du da hingelangen kannst. Dir den Weg ausmalen und vielleicht schon wieder kleine Visionen entwickeln. Der Weg ist das Ziel.

Zitat von Tia:
2. Geduld. Hatte ich - jetzt geht sie weg. Warum?

Ich denke, dass ist nicht unüblich, dass man immer wieder kleine Rückschritte macht, die aber keine Rückschritte sind, da zwischen dem ersten und dem letzten etwas in Dir passiert. Bei mir hat sich zum Beispiel das Gefühl verändert beim Weinen, erst war es anstrengend und ich wollte das nicht. Ich war im Widerstand. Dann war es irgendwann ein Ventil und ich fühlte mich befreit.
Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht allen Emotionen und Gefühlen, die da so kommen, Raum zu geben, sie nicht wegzudrücken, sondern da sein zu lassen und zuzulassen für den Moment. Es ging dann auch immer schneller, dass ich mich wieder besser gefühlt habe. Das fand ich interessant, es bewusst zu reflektieren und irgendwann die Gewissheit zu haben, es bleibt nicht, sondern es geht auch wieder.

Bei mir folgten auf Hochs meistens das ein oder andere Tief. Stimmungsschwankungen sozusagen, kam mir erst schräg vor und ich dachte meh das ist anstrengend. Aber ich denke es ist eine übliche Reaktion, der Körper befindet sich nach einer Trennung in einem Ausnahmezustand und memoriert die negativen Gefühle zunächst. Es braucht Zeit und wie eine andere Userin hier im Thread schrieb Achtsamkeit, ich würde Wiederholung ergänzen.
Versuche Dich im bewussten Umgang mit den Dingen zu üben, also Hirnen aber nicht absichtslos. Übe ein anderes Denken ein, gebe Deinem Gehirn die Möglichkeit Deine Nervenenden neu zu verschalten. Da gibt es eine Reihe von Techniken, die hier auch immer wieder genannt werden: Meditation, Sport, insbesondere Yoga, NLP, The work, neue Routinen und Rituale.

Zitat von Tia:
3. Wieso denkt man als Verlassener, dass der andere (Verlasser) irgendwie der bessere Part ist?
Und ich meine nicht seine Situation im Moment der Trennung.


Weil Verlassen etwas Starkes hat, man entscheidet sich bewusst für die Trennung von einem Mensch, den man liebt oder geliebt hat. Es ist eine Entscheidung für sich/mich. Als Verlassender wird diese Entscheidung als gegen einen selbst empfunden. Es trifft einen auf einer sehr persönlichen Ebene, denn wen lassen wir so nah und gleichzeitig intim an uns ran, wie den eigenen Partner. Eigentlich nur uns selbst. Er hat uns möglicherweise tief im inneren berührt. Das schmerzt unglaublich, weil uns der andere zu sagen scheint, so wie Du bist, liebe ich Dich nicht, passt Du nicht mehr, finde ich was passenderes etc. pp.. Und klar ein bisschen Ego ist auch dabei.

Ich denke im Grunde überwindet man auch diese Phase gut, denn es wird irgendwann unwichtig, welches Motiv der andere jetzt hatte oder warum er sich gegen einen entschieden hat. Mit dem Fokus auf Dich, merkst Du erst mal, was für Dich wichtig ist und das Du Dich genauso jeden Tag für Dich entscheiden kannst. Trennungen können eine Fundgrube an wahnsinnig mächtigen Self-Empowerment-Strategien sein.

Zitat von Tia:
4. Kann man den Punkt, ab dem es einem egal wird, beeinflussen?

Ich glaube nicht, dass man das bewusst steuern kann. Es wird irgendwann kommen. Vielleicht kann man es üben, aber dann wäre man meiner Meinung nach wieder im Widerstand und der erzeugt meist Fokus auf das, was man ablehnt und einen Gegendruck.

Zitat von Tia:
5. Welche Mittel sind ok?

Die anderen schrieben bereits, alles womit es Dir besser geht und Du weder Dir, noch jemand anderen schadest. Trostbeziehungen zähle ich zu den Dingen, die schaden. Aber das war evtl. nicht Deine Intention. Mittel können ja auch etwas stoffliches sein oder eine Sache wie Sport. Vielleicht kannst Du da nochmals drauf eingehen, wovon Du hier sprichst?

Zitat von Tia:
6. Kann es sein, dass man durch Selbstreflektion genau das Gegenteil erreicht? Man fühlt sich immer schlechter? Vor lauter Analyse fast gar nichts mehr weiß?

Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung und in Gesprächen mit anderen, sowie aus vielen Podcasts, Blogs, Büchern und Artikeln, die ich gelesen habe, kann ich sagen, dass Selbstreflexion ein Geschenk sein kann. Damit meine ich bewusste Schattenarbeit. Jupp, ich kann nicht umhin, da eine spirituelle Rhetorik zu bemühen, aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und sich diese mal anzusehen, kann einen erheblich weiterbringen. Du musst Dich nicht im Leid suhlen, obwohl es auch solche Phasen gibt, aber Dir selbst bewusst machen, dass diese Trennung und die daraus entstandenen Schmerzen eine Chance für Weiterentwicklung, Wachstum, Neuausrichtung, mehr Selbst-Bewusstsein sein kann, hilft die ganze Sache neu zu bewerten.
Nicht als Niederlage, sondern als Teil des Lebens und so kannst Du in die Annahme eines natürlichen Prozesses kommen. Im besten Fall verändert sich Deine Perspektive auf ganz viele Dinge grundlegend, was Dir mehr innere Zufriedenheit, Gelassenheit und, das fand ich so faszinierend, ein tieferes Erleben von Dingen ermöglicht.
Und als Ergänzung: Wenn wir uns etwas anschauen, was bisher im Verborgenen blieb, tut es erst mal mehr weh. Es kann auch sein, dass da eben Urwunden auftauchen. Es wird erst schlimmer, um dann evtl. anders oder besser als vorher zu werden. Du wächst jeden Tag und eine Trennung als ungenutzte Chance verstreichen zu lassen, wäre doch eigentlich schade.

[quote=Tia]7. wann ist es nur Ego? Wann ist es Immer-noch-Liebe? [quote]
Das finde ich persönlich schwer zu beantworten, weil das Ego sich nicht auflösen lässt, auch wenn manche das behaupten. Da kann man wieder mit Bewusstheit arbeiten, wann meine ich spricht das Ego in mir, wann nicht, wie kann ich das beeinflussen, damit es nicht mehr ganz so laut schreit.

Soviel dazu. Ich hoffe du kannst mit den ganzen guten Tipps hier in Deinem Thread etwas anfangen und dass sie Dir helfen.

05.02.2020 20:37 • x 4 #6


T
Danke. An alle.
Natürlich kann ich was damit anfangen. Im Grunde weiß ich das alles. Manchmal erhofft man sich einen ganz neuen Strohhalm. Aber ich merke, dass es normal ist, ihn nicht zu finden.
Tia

05.02.2020 21:13 • #7


B
In Dir steckt mehr als Du jetzt glaubst. Du wirst den Strohhalm finden, verlass Dich darauf. Und dann wirst Du Dich fragen, warum Du ihn nicht früher gesehen hast, obwohl er doch vor Deiner Nase lag.

Begonie

06.02.2020 09:57 • x 2 #8


T
Zitat von Tia:
Danke. An alle.
Natürlich kann ich was damit anfangen. Im Grunde weiß ich das alles. Manchmal erhofft man sich einen ganz neuen Strohhalm. Aber ich merke, dass es normal ist, ihn nicht zu finden.
Tia


Orientierungslosigkeit zählt auch zu einer der Empfindungen, die nach der Trennung auftauchen können. Und der Strohhalm, den du dir wünschst, haben wir uns alle glaube ich an dem ein oder anderen Punkt herbeigesehnt.

Es gibt keine einfache Lösung, es gibt aber einen Weg. Und den kannst du gestalten. Das ist das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann.

Kopf hoch, auch wenn der Hals schmutzig ist.

06.02.2020 11:21 • x 2 #9


A


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