Warum klammern so viele Menschen an Beziehungen, die eh nicht funktionieren und ihnen nicht gut tun?
Ich glaube man muss erstmal grundsätzlich eines dazu verstehen: Man kennt die Menschen, die man liebt nicht. Man ist zu nah dran, projiziert zu viele von seinen Hoffnungen auf sie, teilt zu viel. Man übernimmt zu viel von dem, was der andere über sich denkt. Und was wissen Menschen schon über sich selbst?
Außerdem liebt man Menschen. Liebe lässt einen Dinge nicht mehr klar sehen. Man weiß nichts über das Leben des Anderen außer dem, was er erzählt.
Der Grund liegt in einem selbst. Der Grund, warum man nicht Schluss machen kann oder warum man trotzdem immer wieder nach der Trennung zurück kehrt. Man hofft, dass irgendetwas anders wird, weil man es braucht. Und mit Hoffnung ist das so eine Sache. Hoffnung ist ein Verräter. Hoffnung lässt dich kämpfen und hält dir den Sieg vor Augen, immer wieder, egal wie klar es ist, dass du verlierst. Kommt die Niederlage dann, ist sie weg. Keine Hoffnung mehr. Keine Aussicht, dass Dinge sich doch noch zum Guten wenden. Hoffnung ist so irrational wie Angst. Zusammen sind die beiden unschlagbar. Und dieser Hüpfer, den jede Andeutung macht, dass wir doch noch bekommen was wir brauchen, treibt uns weiter. Das fühlt sich gut an. Ja, am Ende halten wir das für Liebe.
Ach ja, wenn man damit klar kommt, tut der Trieb noch sein Übriges hinzu. S. lässt einen so viel besser fühlen, oder? Guter S. und eine schlechte Beziehung sind eine echt miese Kombination. Echt mies. Aber witzigerweise scheint gerade der Umstand, dass Beziehungen kaputt sind, irgendwie zu ebenso kaputtem S. zu führen.
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Warum Sie Ihre Liebe nicht loslassen können
von: Sebastian Leyendecker
Warum klammern so viele Menschen an Beziehungen, die eh nicht funktionieren und ihnen nicht gut tun?
Warum Sie Ihre Liebe nicht loslassen können
Es bleibt eines meiner Lieblingsthemen. Die Frage, warum sich Menschen eigentlich nicht manchmal einfach trennen. In den letzten Monaten hat sich dabei eine ganz neue Gruppe in meinem Leben aufgetan. Vielleicht habe ich früher nicht darauf geachtet, oder es nicht verstanden. Aber nicht nur viele meiner Freunde, sondern auch ich selbst, litten in den letzten Jahren darunter, in einer Beziehung zu stecken und gegen jede Vernunft nicht Schluss machen zu können. Man hängt fest. Loslassen geht einfach nicht. Auch wenn man sich immer wieder sagt, dass man es gleich tut. Bald. An einem Termin, wenn etwas Bestimmtes passiert. Halt nur nicht jetzt. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit über den Teufelskreis des Nichtloslassens geschrieben. Aber so richtig losgelassen hat mich das Thema seitdem nicht. Ich selbst weiß gar nicht, warum es mir auch so ging. Ich habe nie dazu geneigt, mich in etwas zu verbeißen. Eigentlich habe ich immer schnell Schluss gemacht. Bei mir hielt keine Beziehung länger als vier Monate. Aber ich kenne Menschen bei denen geht das über Jahre.
Warum ist das so?
Ich glaube man muss erstmal grundsätzlich eines dazu verstehen: Man kennt die Menschen, die man liebt nicht. Man ist zu nah dran, projiziert zu viele von seinen Hoffnungen auf sie, teilt zu viel. Man übernimmt zu viel von dem, was der andere über sich denkt. Und was wissen Menschen schon über sich selbst?
Außerdem liebt man Menschen. Liebe lässt einen Dinge nicht mehr klar sehen. Man weiß nichts über das Leben des Anderen außer dem, was er erzählt. Selbst wenn man das realistisch beurteilen kann, erfährt man nur, was der andere erzählen will und kann. Das, was der andere für wichtig hält. Das Peinliche, Unerträgliche, Geheime, Unverzeihliche, Perverse, Lapidare, lang Vergangene ist nicht mehr da. Die Kindheit? Fragmente! Die Ex? Weichgespülte Versionen, die im besten Fall ein bisschen Eifersucht kreieren! Karriere? Nur das Best of! Frühere Beziehungen? Gott, ich kann nicht mals mehr die Lieblingsgerichte oder Wandfarben all meiner Ex-Freundinnen aufzählen. Klar, ich weiß noch wie ich mit ihnen zusammen kam und wie es endete. Aber wie lebte ich mit ihnen? Wie war das neben ihnen aufzuwachen? Wie neben ihnen einzuschlafen. Jetzt fallen mir die zehn besten und schlimmsten Momente ein, aber kein einziger, der neutral und gewöhnlich war. Kurzum, ich erinnere mich nicht mehr. Nur noch an das Skelett aus Drama und Spektakel. Was kann ich also über mich und Frauen sagen? Nur die paar Dinge, die ich für mich selbst als „Wahrheit über Sebastian Leyendecker“ ausgemacht habe, kann ich weiter geben. Und meine Partner können sagen, dass die wahr oder falsch sind. Wow, das sind ja eine Menge Infos, oder? Und der Rest? Weg. Nicht zugänglich.
Nein, wir kennen uns nicht. Ebenso wenig kennen wir die Menschen, die wir lieben. Und sicher kennen wir sie nicht, wenn wir sie nicht kennen wollen. Denn man stelle sich vor, dein Partner sagt etwas über dich selbst. Was bedeutet es dann, wenn …
Der Grund liegt in einem selbst. Der Grund, warum man nicht Schluss machen kann. Man hofft, dass irgendetwas anders wird, weil man es braucht. Und mit Hoffnung ist das so eine Sache. Hoffnung ist ein Verräter. Hoffnung lässt dich kämpfen und hält dir den Sieg vor Augen, immer wieder, egal wie klar es ist, dass du verlierst. Kommt die Niederlage dann, ist sie weg. Keine Hoffnung mehr. Keine Aussicht, dass Dinge sich doch noch zum Guten wenden. Hoffnung ist so irrational wie Angst. Zusammen sind die beiden unschlagbar. Und dieser Hüpfer, den jede Andeutung macht, dass wir doch noch bekommen was wir brauchen, treibt uns weiter. Das fühlt sich gut an. Ja, am Ende halten wir das für Liebe. Was immer Liebe ist. Eine Definitionssache eben. Aber Liebe ist immer gut, oder? Das sagen doch alle, oder? Liebe überwindet jede Grenze und so weiter, richtig? Nein, tut sie nicht. Liebe ist ein Gefühl. Und keine Heiligsprechung. Man kann aus Liebe töten, Fehler machen und sich selbst weh tun. Wenn man erstmal in diesem Spiel ist, dann ist Liebe bestimmt die „Liebe“, die man mal gesucht hat. Es ist ein Etikettenschwindel.
Ach ja, wenn man damit klar kommt, tut der Trieb noch sein Übriges hinzu. S. lässt einen so viel besser fühlen, oder? Guter S. und eine schlechte Beziehung sind eine echt miese Kombination. Echt mies. Aber witzigerweise scheint gerade der Umstand, dass Beziehungen kaputt sind, irgendwie zu ebenso kaputtem S. zu führen. Was meistens erstaunlich viel Spaß macht. Komisch, oder? Das überlasse ich jetzt aber mal dem S..
Andere Faktoren: Angst vor Einsamkeit, schlechtes Gewissen. Die Befürchtung, nichts Besseres mehr zu bekommen. Die perverse Neigung, Typen toll zu finden, die einen mies behandeln oder die die typisch männliche Eigenschaft pflegen, nicht auf Angebereien verzichten zu können. Finanzielle Abhängigkeiten. Gemeinsame Kinder. Oder Kinderwunsch. Zusammen leben.....
Nicht loszulassen ist eine der schmerzhaftesten Möglichkeiten mit einer kaputten Beziehung umzugehen oder nach einer Trennung immer noch extrem am Ex zu klammern....
21.11.2015 21:46 •
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