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Flashback - Langzeitwirkung Vertrauensbruch

Average
Hallo zusammen,

ich lese mich auch aus aktuellem Anlass gerade querbeet durch die Geschichten.
Meine Geschichte ist manchen sehr ähnlich, dennoch ein neuer Thread um nicht einen anderen zu kapern.
Es war vor ca. 20 Jahren. Meine Frau, damals 30J, wir waren 5Jahre verheiratet, und der etwas älterere Mann meiner Schwester hatten eine intensive Affäre. Zu ihm hatte ich eine bedingungslose Vertrauensbasis, da er während meiner Jugend so etwas wie ein Ersatzvater für mich war, ich sehr viel Zeit mit ihm verbrachte und dabei auch vieles gelernt habe.

Während ich in jeder freien Minute buchstäblich an der gemeinsamen Zukunft gebaut habe, haben die beiden die Gunst der Stunde(n) genutzt. Auch ich hatte damals dieses Bauchgefühl und konkrete Verdachtsmomente. Darauf angesprochen haben mir beide mehrmals miteinander und auch einzeln schamlos ins Gesicht gelogen, über mehrere Wochen. Erst nach einer Inflagranti-Situation gab es nichts mehr zu leugnen. Mein Schwager verschwand von der Bildfläche und ließ den Scherbenhaufen zurück.
Wir haben nach einer kurzen Trennungsphase wieder zusammengefunden, es verbanden uns 2 (gemeinsame) Kinder, damals 5 u. 3, eine hohe finanzielle Verpflichtung für das noch nicht fertiggestellte Haus, meine Frau hatte zudem eine intensive Betreuungsverpflichtung ihrer Mutter gegenüber.
Kurzum, es war nicht nur die nicht ganz erloschene Liebe und die Verantwortung für die Kinder, es waren auch materielle Sachzwänge die mich damals über meinen Schatten springen ließen. Wir waren zu dieser Zeit auch beide völlig vom Leben überfordert, sie sagte es ging von ihm aus, dies nahm ich für mich als Erklärung zur Absolution meiner Frau. Der Vertrauensbruch durch den Mann meiner Schwester wurde der dann folgenden Trennung seiner Ehe untergeordnet. (Auch da waren 2 Kinder, beide im Jugendalter).
Unsere Ehe verlief dann mit natürlichen Höhen und Tiefen aber auf Augenhöhe ohne weitere diesbezügliche (mir bekannten) Vorkommnisse. Wir haben zusammen einiges erreicht, waren in eigentlich jeder Hinsicht ein gutes Team, die Familie funktionierte gut.

Nun sind die, mittlerweile 4 Kinder, ausgewildert und die Felder bestellt, wir schätzen und achten uns mit gemeinsamen Interessen und Wertesystem und könnten uns eigentlich auf die gemeinsame Zukunft freuen und das Leben genießen. Mit unsereren Schwächen und Fehlern haben wir gegenseitig umzugehen gelernt.
Eigentlich, wenn da nicht der lange und spitze Stachel von damals wäre, der eben nur oberflächlich abgebrochen wurde aber unter der Haut noch tief im Fleisch sitzt. Jetzt, nachdem die Kinder auf eigenen Wegen unterwegs sind, die materielle Situation gesichert ist, holt mich die Vergangenheit mit bisher nicht gekannter Macht ein. Seit Monaten habe ich absolut detaillierte, realistische und sehr intensive Träume die weiteren Schlaf verhindern. Dabei geht es um Situationen aus der längeren und jüngeren Vergangenheit die zwar rational zu erklären sind, aber emotional von mir ganz anders interpretiert werden, kurzum um Zweifel an der Aufrichtigkeit meiner Frau mir gegenüber und auch vielleicht gegenüber sich selbst.

Rational kann ich nicht an ein Doppelleben meiner Frau glauben, die Zweifel nagen mich jedoch auf. Wir sprechen offen darüber, sie ist glücklich, vermisst nichts und beteuert, daß ich der Mensch und Mann bin mit dem sie alt werden möchte. Das damals geschehene bereut sie zutiefst und weiß auch welchen Schmerz dies ausgelöst hat, es kann aber nicht mehr ungeschehen gemacht werden.

Sie lebt den Alltag als ob nichts wäre, ist sich wohl aber des Risikos bewußt daß ich mich emotional auf einem Grat bewege. Ich bin sicherlich kein Engel, habe natürlich in den Jahren auch Dinge getan mit denen sie nicht einverstanden war, dies aber immer offen, nie hinter ihrem Rücken, bin zu meinen Fehlern gestanden und habe auch ganz klar die Konsequenzen getragen, ich habe sie niemals belogen, auch wenns manchmal bequemer und auch ohne Risiko gewesen wäre. Ich möchte das Leben mit ihr fortführen, aber eine Zukunft ohne zurückgewonnenem, unbedingtem Vertrauen ist für mich nicht mehr vorstellbar.

Wenn alte Scheunen brennen, dann brennen sie lichterloh.

Kann kann man da überhaupt noch löschen ?

Danke schon mal,
Average

12.08.2016 11:46 • x 1 #1


R
Kids aus dem Haus? Auf zu neuen Aufgaben.

Das Luder hat Dir ins Gesicht gelogen.
Und jetzt sind die Sachzwänge fort und die Karten werden neu gemischt.

Seid offen zueinander.....jetzt ist es an der Zeit.

Macht ´ne Paartherapie. Da geht noch was

12.08.2016 12:02 • x 2 #2


A


Flashback - Langzeitwirkung Vertrauensbruch

x 3


Vegetari
20 Jahre ist verdammt lange her und irgendwie, sehrrrrr verständlich !, kommen bei Dir manchmal noch Flasbacks , Zweifel. Das ist ja auch eine krasse Geschichte und dann noch in Deiner Familie passiert! Für mich liest es sich so , dass Dein Schwager damals mehr wollte, aber deine Frau so nicht. Du musst ihr schon jetzt vertrauen, finde ich , das was sie Dir sagt , klingt für mich so, dass die alte Geschichte für sie abgehakt ist . Aber es bleibt bei Dir ein ungutes Gefühl über, wie verhält es sich generell mit ihr mit Vertrauen , magst Du vielleicht denken ? Damals war es sehr heftig, was Du gelitten hast. Ich habe das auch hinter mir mit Betrug ,aber noch nicht ganz verwunden und Flashbacks habe ich manchmal auch noch. Es ist wie bei Kriegsverletzten , eine postraumatische Belastungsstörung, so muss man sich das vorstellen. Ich würde Dir und Deiner Frau ein paar Sitzungen Paarberatung raten , um Deine Zweifel abzuschwächen. Und Dir würde ich Einzeltherapie empfehlen, um das Trauma endlich mal loszuwerden. Gut soll auch EMDR -Therapie sein, um diese Bilder zu löschen!
Alles Gute!

12.08.2016 13:52 • #3


C
Zitat:
Zweifel an der Aufrichtigkeit meiner Frau mir gegenüber und auch vielleicht gegenüber sich selbst.

Bedauerlich das du gut 20 Jahre dafür gebraucht hast, oder besser gesagt bedauerlich das du es 20 Jahre lang gut verdrängt hast.



Zitat:
Ich möchte das Leben mit ihr fortführen, aber eine Zukunft ohne zurückgewonnenem, unbedingtem Vertrauen ist für mich nicht mehr vorstellbar.

Dieses Vertrauen wirst du auch nicht mehr bekommen, zurecht. Selbst nach 20 Jahren änderte sich nichts daran. Warum es also nicht gut sein lassen und dir selbst die Chance geben, einen Menschen kennenzulernen der dir dasselbe bieten kann wie deine Frau, womöglich sogar viel besser, und nebenbei auch keine schwerwiegenden Vertrauensprobleme vorhanden sind.

13.08.2016 00:53 • #4


N
Ich kann mich gut in deine Lage reinversetzten !
In meiner Ehe war Betrug bei ihr auch vorgekommen .
Es hat mich zerfressen und mich psychisch so labil gemacht das ich immer die
Bilder sah , davon träumte und den Schmerz immer fühlte .
Ich begab mich in Therapie - lies mich einweisen weil ich Depressionen bekam .
Es half alles nichts dieses Kapitel musste beendet werden bevor es mich beendet und da half dann nur noch den Schluss strich zu ziehen .
Das soll dich nicht animieren dich zu trennen , es ist nur das was mir da geholfen hat .
Ich habe damit immer noch zu knacken weil es auf meine jetzt Beziehung überspringt mit den Vertrauensbruch und das ist teilweise echt anstrengend .
Lass dich erstmal beraten beim Arzt und dann seh weiter

13.08.2016 13:15 • x 1 #5


Vegetari
Zitat von NoMenLove:
Ich habe damit immer noch zu knacken weil es auf meine jetzt Beziehung überspringt


Lieber @nomenlove,
Du tust mir echt leid, solange hast Du daran immer noch zu knapsen!. Betrugstrauma ist m.E. wie bei Kriegsverletzten , eine postraumatische Belastungsstörung, so muss man sich das vorstellen. Gut soll auch EMDR -Therapie sein, um diese Bilder zu löschen!
Meine Freundin meinte nach 20 Jahren ( damals betrog sie ihr Mann ) die Beziehung ist mit Paatherapie besser geworden, heute leben beide glücklich. Trotzdem ist es wie ein Sprung in der Schüssel. Die Schüssel wird nie wieder ganz heil . Sie liebt ihren Mann, er sie auch, aber sie hat sich eine innere Distanz zu ihm bewahrt.


Alles Gute!

13.08.2016 13:32 • x 1 #6


R
Distanz muss ja nicht schaden, wenn es nicht zu Unehrlichkeit führt und/oder ab und an große Nähe verhindert.
So in Richtung autark meine ich.

Und wenn eine sprunglose Schüssel heisst, blindes Vertrauen, kann das sogar langweilig sein. Aber ganz bestimmt nicht realistisch.
So ein bissl was geht denn ab? hält wach.
Zeig mir mal ne Langzeitbeziehung ohne Schüsselsprung.

Nach Jahren noch Bilder im Kopf. Ja das ist dann wirklich nix.
Man hat ja die Bilder von Typen vor der Beziehung auch nicht im Kopf. So ganz wird mir das nicht klar.

13.08.2016 14:09 • x 1 #7


Konrad
Zitat :Man hat ja die Bilder von Typen vor der Beziehung auch nicht im Kopf.[/quote]

Man weiß das Sie keine Jungfrau war, deshalb geht das, selbst hatte man auch nicht mehr die Knabenschaft.

Bei den Bildern ist es anders- an wen denkt Sie wenn sie mit mir Verkehr hat? Wird der Betrug in Ihren Gedanken
immer fortgeführt werden? Wird man permanent verglichen, kann man den Honeymoon den der Partner/in erlebt
hat übertreffen ?Will man das überhaupt noch?

Hat Sie mir eigendlich einen Aids- Test vorgelegt. Stimmt es das Sie mit der Affäre geschützt verkehrt hat oder lügt Sie schon wieder ?
Ist Sie auf TBC geprüft worden ? auf Syphilis? diese und wahrscheinlich viele andere Krankheiten müssen nicht ausbrechen, können sich im Rückenmark verkapseln. Warum hatte ich vor zwei Jahren Herpes, hatte ich noch nie.

Nein, bei einer über Jahre geführten Beziehung , in der man sein Innerstes nach außen gekehrt, sich der Liebe
und Zusammengehörigkeit versichert, gemeinsame Ziele gesteckt hat ist nach dem Betrug der über einen versehendlichen Ein,- oder Mehrmaligen Kontakt hinaus geht der unter Tränen mit großer Reue entschuldigt
wird ein Anknüpfen an altes Vertrauen in allen Belangen der Beziehung nicht möglich.( aus meiner Sicht).
Eine Zweckgemeinschaft oder WG in Respekt unter einer anderen Art von Liebe je nach Alter evtl. um die Form zu wahren und Sozialen Status zu wahren schon.
Bei einer Beziehung mit Psychisch kranken besonders Narz: Rennen, so weit wie möglich

14.08.2016 01:32 • x 3 #8


VictoriaSiempre
Ich sehe es anders als manche Vorschreiber. Du hast 20 Jahre alles verdrängt und gedeckelt, um jetzt - die Kinder sind aus dem Haus und Du/Ihr müsst Euch neu sortieren - die damalige Geschichte wieder hervorzukramen und präsent werden zu lassen?

Das finde ich mindestens genauso schlimm wie den Betrug Deiner Frau von vor 20 Jahren. Du hast genauso beschissen, aber über einen deutlich längeren Zeitraum: Du hast Verzeihen und Vergeben, evtl. (noch schlimmer, weil ich denke, das geht nicht!) Vergessen vorgegaukelt. Um JETZT ein Problem damit zu haben!?

Trenn Dich. So tief sitzender Groll tut weder Dir noch Deiner Frau gut.

14.08.2016 02:43 • x 4 #9


W
Hallo!

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das, was Dir gegenwärtig zu schaffen macht, 20 Jahre her.
In diesem Fall solltest Du das Problem bei Dir und nicht bei Deiner Frau suchen. Dazu wäre eine psychologische Hilfe sicher sehr nützlich und empfehlenswert. Denn alleine und für Dich wirst Du das nicht bewältigen können. Offensichtlich liegt hier ein tiefsitzenders Problem vor, denn ansonsten wäre es nicht denkbar, daß Du nach 20 Jahren einen solchen Flashback erleidest.
Es könnte aber auch sein, daß Du selber die Beziehung mit Deiner Frau (unbewußt) nicht mehr willst und nun einen guten (oder schlechten, wie man will) Grund für eine Trennung oder zumindest eine Krise suchst.

LG

14.08.2016 03:09 • x 2 #10


R
Letztlich ist der einzige Unterschied zwischen früheren LiebesBeziehungen und einer Affäre der Betrug.

Ich sehe das so wie Victoria.

Der Mensch ist schon sehr kompliziert.
Und viele sind große Meister, wenn es darum geht, eigene Verantwortung auf andere abzuwälzen.

Hier hat (wenn es überhaupt möglich ist) verzeihen nie wirklich stattgefunden.
Und es ist auch sehr schwer zu verzeihen, jemanden für immer in der Schuld zu lassen.

Und wenn deine Frau ein Kaliber ist, wird sie in einer Therapie, in der Du auf dem hohen moralischen Ross sitzt, die Reißleine ziehen.

14.08.2016 06:32 • #11


Konrad
Irgendwie ist die gesamte Story von beginn an nicht wirklich schlüssig, aber spinnen wir mal weiter wie so oft.
Ich meinte das Du Average es bereits viel früher hättest platzen lassen sollen, trotz Kind und Kegel.
Ein solch plichtbewußtes Kerlchen das 20 Jahre gedeckelt hat ohne zu murren muß selbst krank sein
(whynot 60) oder so was von Zwanghaft das selbst die Kinder mit 17 aus dem Elternhaus abgehauen wären und
die Frau gleich mit.
Victoria/s Ansicht ist auch richtig, der Fall ist gelöst, das Thema war wieder sehr gut, bitte das nächste Thema.

14.08.2016 11:55 • #12


Average
Vielen Dank Euch allen für die Antworten und Einschätzungen bisher.
Da ist schon sehr vieles zum nachdenken dabei. Und wohl auch überall ein Stück Wahrheit enthalten.
Bin gerade ungeplant übers lange WE unterwegs, ( mit EF ), melde mich am Dienstag dann ausführlich zu einzelnen Sichtweisen.

Average

14.08.2016 16:28 • #13


W
@Konrad
Nur zur Klarstellung: von krank habe ich nicht gesprochen, und davon kann auch keine Rede sein.

14.08.2016 18:12 • x 1 #14


Konrad
Hallo whynot60, wenn Du Jemandem vorschlägst mal zum Psychologen zu gehen wird das eben Salobb so verstanden.
Aber nimm das nicht so ernst, das innterresiert hier wohl sowieso Niemanden.
Der Thread ist außerdem nur ein Langeweile- Schuß in der Mittagspause.
Die Hauptaufmerksamkeit des TE liegt ganz woanders.
Das verdrehen war nicht beabsichtigt. Bewußt passiert es in den thread`s aber oft, am besten nicht darauf
eingehen, hier ist sowieso das meißte oberflächlich.

14.08.2016 19:50 • #15


A


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