In der letzten Beziehung war ich die Übergangsfrau, die schnellstmöglich gegen etwas Passenderes ausgetauscht wurde. Das Ende war sehr unschön, er hat mich betrogen, mich hingehalten und dann kurzfristig ausgetauscht. Davon habe ich allerdings erst nach der Trennung erfahren, er hat es mir bei der Übergabe der Sachen gesagt.
Seitdem ist in meinem Leben nichts mehr wie es war. Ich habe mein früher unerschütterliches Vertrauen ins Leben verloren und kämpfe jeden Tag mit meinen Dämonen ohne diesen etwas anhaben zu können.
Ich weiß, dass man das eigene Lebensglück nicht von anderen abhängig machen soll. Und natürlich ist es so, dass es man das schillernde Äußere eines Anderen niemals mit dem Chaos im eigenen Inneren vergleichen soll. Und doch tue ich genau das. Das wenige, was ich über meinen Ex noch weiß ist das, an dem ich mich reibe, das mich unglücklich macht, das mich verzweifeln und mit mir selber unglücklich sein lässt. Er scheint in seinem glücklichen Leben angekommen zu sein.
Gestern habe ich erfahren, dass es sogar noch besser für ihn läuft als ich dachte. Er hat sogar den Kontakt zu seiner Ex wieder, holt ihr in der Kneipe was zu trinken und treibt mit ihr Sport. Er ist auch weiterhin mit der Neuen zusammen, alle drei selig vereint in der gleichen Kneipe, die ich seit der Trennung meide wie der Teufel das Weihwasser.
Nur ich höre nichts mehr von ihm, er hat sich von mir getrennt, wir hatten eine kurze Aussprache die ich schnell beendet habe, weil jedes weitere Wort die Tatsache ja nicht ändert das er mich betrogen und sich für die andere, eigentlich ein ONS (sie hat ihn angesprochen, er sagt, das war gut für sein Ego), entschieden hat. Wir hatten Ende Februar noch kurz SMS Kontakt, er hat mir versichert wie toll ich bin, das er sich getrennt hat, weil er sich schämt und mir nicht mehr in die Augen sehen könnte und mir Freundschaft angeboten, weil ich nicht einfach so aus seinem Leben verschwinden soll. Ich habe abgelehnt, weil ich noch Gefühle für ihn hatte. Ich habe ihm auch geschrieben, dass ich mit fehlender Wertschätzung und Respekt auch in einer Freundschaft nicht umgehen kann, dass er mich einfach zu sehr verletzt hat. Ich bekam keine Antwort mehr, seit über zwei Monaten herrscht Funkstille, wir waren grade mal fünf Monate zusammen. Wir haben seit zwei Monaten überhaupt keinen Kontakt mehr, wenn man von zwei zufälligen, wortlosen, sekundenkurzen Aufeinandertreffen einmal absieht.
Seitdem suche ich einen Abschluss, will loslassen können, ihm vergeben und auch mir. Es gelingt mir nicht, ich drehe mich im Kreis und weiß nicht was ich noch tun soll. Vielleicht stelle ich die falschen Fragen, vielleicht habe ich die Antwort schon und sehe sie nur nicht, vielleicht sollte ich Demut lernen und nichts wollen, dass ich nicht haben kann. Mir ist bewusst, dass alle Träume und Hoffnungen umsonst sind, dass es kein zueinander mehr geben wird, eine Beziehung würde ich nicht mehr wollen.
Ich führe immer noch täglich in Gedanken Gespräche mit meinem Ex, versuche die Verstrickungen zu lösen und einen Standpunkt zu finden. Das alles ohne die geringste Ahnung zu haben, wie es ihm tatsächlich geht, wie er zu mir steht. Alles was ich annehme ist bloße Spekulation, die wahrscheinlichste Realität und damit völlig nutzlos.
Für ihn läuft es perfekt und ich erkenne mit Schrecken dass es daran liegt, dass ich eben keinerlei Rolle mehr für ihn spiele. Warum also sollte er sich melden? Eine Tatsache, die er schon so lange vor mir erkannt hat, während in mir immer noch die Hoffnung war.
Für mich ist kein Platz und das treibt mir die Tränen in die Augen. Ich bin überflüssig und kann mich auch nicht einreihen in die Riege der friedlichen Ex. Ich hätte niemals so entspannt sein können die Ex in seinem Leben zu dulden. Weil er mit seinen Aussagen über sie selber dafür gesorgt hat, uns panisch voneinander ferngehalten hat, weil Sie seine Erklärung dafür war, dass es ihm schlecht ging.
Ich passe überhaupt nicht zu ihm, seinem Leben, seinem Umgang. Ich komme mir vor wie das naive Dummchen vom Dorf, das nicht klug genug war zu erkennen wie unrealistisch das mit uns war. Und fühle mich ihm unterlegen.
Doch heißt anders zu sein tatsächlich das etwas besser oder schlechter ist? Ich bin nicht so cool wie er, nicht so beliebt, kenne nicht so viele Leute und fühle mich wie das Mädchen in der Schule, das nicht mit den angesagten Leuten rumhängt.
Ich bilde mir ein, dass er über mich lacht, mich bemitleidet, auf mich herabsieht und ich ihm vielleicht sogar peinlich bin. Und das alles nur, weil ich mir selbst nicht hübsch genug vorkomme. Selbst wenn ich denke dies ist nicht meine Welt, ich will gar nicht dazu passen, dann fühlt es sich an, als ob dies nur aus gekränktem Stolz heraus passiert, wie die trotzige Reaktion eines unreifen Kindes.
Ich kenne meine Qualitäten, ich habe Werte und lebe diese, ich bin klug, liebevoll und loyal. Ich erkenne aber gleichzeitig wie selbstgerecht auch ich manchmal bin. Wie sehr auch ich über andere urteile, die in ihrem Handeln nicht meinem Maßstab entsprechen. Und alles aus verletztem Stolz heraus. Es ist schwer großzügig und herzlich zu sein, wenn man wie ein panisches Tier in der Falle sitzt. Ich vergeude meine Energie damit mir selber zu beweisen wie aufregend mein Leben ist und scheitere einsam auf der Couch an einem Samstagabend. Nichts erscheint mir genug, weil ich immer darum kreise es ihm beweisen zu wollen, seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihm zu zeigen was er verloren hat. Alles in dem Wissen, dass es für ihn gar kein Verlust war.
Währenddessen verkrieche ich mich und habe Angst ihn zu treffen, vor allem mit der Neuen im Arm. Den direkten Vergleich verliere ich. Aber auch alleine mit ihm könnte ich nicht sein. Denn es gibt nichts, was sich zurückerobern ließe, keinen Raum für mich bei ihm. Immer wenn ich mir vorstelle eine Gelegenheit zu haben ihm etwas zu sagen, dann bin ich zynisch, sarkastisch und will ihn verletzten, so wie er mich verletzt hat. Dabei weiß ich, dass ich dazu überhaupt nicht die Macht habe. Also würde ich bei einem realen Treffen stumm bleiben, vielleicht ein paar höfliche Floskeln austauschen und hoffen, dass mich die Erleuchtung trifft. Hoffen, dass seine Gefühle für mich nicht völliges Desinteresse sind. Wir wohnen nah beieinander, ein plötzliches Zusammentreffen ist nie ausgeschlossen, ihm am Wochenende abends irgendwo zu begegnen erst recht nicht. Ich kapsel mich ab, damit er mich nicht zufällig allein, an einem schlechten Tag sieht.
Es wäre mutig, menschlich, erwachsen ihm stattdessen für die schöne Zeit zu danken, die er mir geschenkt hat. Ihm zu danken, dass ich jetzt weiß, wie sehr ich lieben kann, wie es ist einen Partner an der Seite zu haben mit dem ich meine Erlebnisse teilen darf. Ich möchte voller Dankbarkeit auf zwei der schönsten Abende in meinem Leben blicken können und diese Erinnerungen nutzen bei der Suche nach meinem eigenen Glück.
Ich will nicht, dass fünf Monate mit ihm mein Leben vergiften. Was genau ist nur passiert, dass plötzlich alles in Frage gestellt ist? Ich kann aber nicht über meinen eigenen Schatten springen und ihn aus der Verantwortung entlassen. Ich schaffe es nicht ihm zu sagen, dass es nicht sein Fehler war. Er hat mich betrogen, angelogen und benutzt. Wie schaffe ich es, ihm für das Schöne zu danken und loszulassen? Ihm gegenüber gleichgültig zu sein, nicht auch noch sein Ego zu füttern nachdem er meines in den Boden gestampft hast? Warum ist es mir nicht egal, wenn er und seine Freunde mich vielleicht armselig finden?
Dabei wünsche ich mir nichts mehr, als dass er mich noch nicht vergessen hat, dass auch er noch an die schönen Momente zurückdenkt und ich kein Fehler für ihn war.
Wenn ich etwas von ihm will, und sei es nur ein nettes Wort, werde ich die Initiative ergreifen müssen. Ich weiß nicht wie ich dies bewerkstelligen soll und gleichzeitig noch etwas Würde bewahren kann. Doch mir wird immer klarer, dass ich ohne nochmaligen Kontakt zu ihm nicht bei mir ankommen kann.
Was soll ich bloß tun?
24.04.2014 14:50 •
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