Finde keinen Abschluss - nach 5 Jahren

Lange Geschichte kurz: Meine Ex-Frau hat sich vor ungefähr 5 Jahren von mir getrennt, weil sie jemanden kennengelernt hat (mit dem sie seither lebt). Wir betreuen unsere Kinder im Wechselmodell, haben entsprechend regelmäßig Kontakt, als Eltern haben wir uns sehr gut eingespielt. Persönlich grenzen wir uns freundlich voneinander ab.

Mein Problem: Ich kriege den Abschluss nicht hin. Habe immer wiederkehrende Phasen,bin denen ich viel Wut und Traurigkeit verspüre. Ich träume viel von ihr.

Ich lasse das alles bei mir und mir auch nach außen nichts anmerken, rein verstandesmäßig bin ich klar. Ich habe mein Leben in den vergangenen Jahren stark umgebaut und bin sehr zufrieden damit.

Mancher sagt mir, dass Corona mein Thema verstärkt und ich mehr Daten soll (dazu mein anderer Thread).

Ich möchte mein Leben nicht mehr so stark aus meiner Vergangenheit bestimmen lassen, jedoch komme ich nicht wirklich weiter. Echt frustrierend.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen (über so lange Zeit) gemacht oder einen guten Tipp für mich (obwohl es mir an Ratgeberliteratur nicht mangelt. )?

ich glaube, dass ratgeber ganz gut für die heiße phase der trennung sind und einem helfen können, ein paar abläufe, verhaltensweisen und rückfälle zu erklären, aber das war es schon.

was ein immens wichtiger schritt wäre, dass du mal eine ganz klare entscheidung dir selber gegenüber triffst -nämlic, dass du das ganze jetzt gefälligst abschließt und dir kleine meilensteine setzt, wie du diese entscheidung manifestieren wirst. was verändere ich in einem kontaktverhalten, was schmeiße ich an dingen weg, die erinnerungen hochspülen, wie verändere ich mein aussehen, meine abläufe, meine hobbies... wie gehe ich das leben endlich neu an.

und corona ist zwar tatsächlich eine ganz schöne bremse gewesen, aber mit den langsamen öffnungen kann man doch eine menge unternehmen. in vielen städten gibt es singlestammtische, oder ähnliches. die sind nicht dazu da, den menschen zum leben zu finden, sondern um gemeinsam etwas zu unternehmen - und wenn dann doch jemand dabei ist...

Hm, bei mir sind es jetzt 1 1/2 Jahre und wir haben bis jetzt eine Freundschaft gepflegt. Grad ist er am anbandeln, was mich meiner Priorität beraubt und mich etwas traurig macht. Aber ich Grenze mich jetzt selber schon ab.

Gibt es bei euch neue Partner ?

Du schreibst, dass du dein ganzes Leben umgekrempelt hast, das ist auf jeden Fall gut, aber dir fehlt sie anscheinend immer noch. Konntest du dich den schon auf wen neues einlassen ? Das hat mir sehr geholfen glaube ich. Auch wenn das wiederum ein bisschen zu erneutem Herzschmerz bei mir gesorgt hat, der aber inzwischen verkraftet ist.

Ansonsten gibt es glaube ich keine Tipps außer so viel Abstand wie möglich.

Hallo ,

Ich kann mich @DieSeherin nur anschließen. Ganz egal , wenn ich emotional war, habe ich mir alles wieder ins Gedächtnis gerufen und die Gründe für die Trennung analysiert - immer und immer wieder ,dass geht irgendwann ganz fix von alleine.

Momentan hast Du vielleicht immer noch das Gefühl auf der Stelle zu treten , ich kann auch nur raten, mal ins kalte Wasser zu springen und einfach mal offen gegenüber neuen Bekanntschaften zu sein , neue Eindrücke zu suchen - dadurch findest du schneller wieder zu Dir .

Mir hat auch insofern der Blick nach hinten geholfen , wie war ich bzw das Lebensgefühl vor der Partnerschaft? Gab es Träume, Wünsche , Ziele ? In Kombination mit der inneren Kind / Teenager / Erwachsenen/ schattenarbeit - habe ich alles schnell be- verarbeiten können . Vielleicht suchst Du Dir darüber noch mal Inspirationen.

Es will natürlich geklärt werden , woher insbesondere die Wut kommt ? Ist da noch etwas unausgesprochenes ? Kannst Du es formulieren ?

Das ist eine echt lange Zeit. Und so langsam solltest Du den Fokus wieder auf Dich legen können. Nein müssen. Aber träumen ist auch eine Art von Abschluss und trägt zur Verarbeitung bei. Beschäftigst Du dich gedanklich noch oft mit dem Thema? Vielleicht doch professionelle Hilfe suchen?

Vermutlich geht es gar nicht mehr um deine Ex, sie löst möglicherwiese wegen der Kontakte durch eure Kinder nur deine alten unverarbeiteten Verlassenheits- und Einsamkeitsgefühle usw. unbewusst immer wieder aus, sie ist also nur Auslöser, nicht die Ursache dafür.
Hinter Wut und Trauer steht Angst, deine Psyche arbeitet dann auch mit Träumen, gibt dir Zeichen.
Du kannst hinterfragen woran das liegen kann und versuchen das zu akzeptieren und integrieren.

Zitat von TheArtist:

Mancher sagt mir, dass Corona mein Thema verstärkt und ich mehr Daten soll (dazu mein anderer Thread).

Ich möchte mein Leben nicht mehr so stark aus meiner Vergangenheit bestimmen lassen, jedoch komme ich nicht wirklich weiter. Echt frustrierend...

Hallo TheArtist,

ich spiele mich jetzt mal als Vertreterin der Frauenwelt auf und rate dir: Bitte date erst, wenn du Vergangenes abgehakt hast! Eine neue Flamme als Ausweg aus der eigenen Krise zu entfachen, wäre unfair und führt meist ins Nichts. Es bringt dich nicht weiter und beschert dir und deiner Datingpartnerin neue Enttäuschungen. Das will kein Mensch!

Zum anderen möchte ich dir sagen, dass Menschen, die einfach so hopplahopp mit einer langjährigen Beziehung abschließen und diese ad acta legen können, nicht wirklich geliebt haben.
Ich finde es daher nicht unnormal, nach 5 Jahren noch nicht aus dem Verarbeitungsmodus raus zu sein. Du brauchst eben ein bisschen länger dafür. Erschwerend kommen eure Kontakte hinsichtlich der Kinder dazu. Das verlängert den Prozess ohnehin.

Was du brauchst ist Zeit und Geduld. Geduld mit dir selbst. Du kannst nichts erzwingen. Und dass du von ihr träumst, zeigt eigentlich nur, dass du am Verarbeiten bist. Du bist also auf dem besten Weg.

Also nicht verzweifeln und nicht mit Macht etwas umsetzen wollen, wozu du gar nicht stehst.
Der Rest ergibt sich mit der Zeit von allein.

Zitat von TheArtist:

Wir betreuen unsere Kinder im Wechselmodell, haben entsprechend regelmäßig Kontakt,

Das macht es nicht leichter. Wenn man sich quasi täglich vor der Nase hat. Gerade wenn Kinder mit ihm Spiel sind, das bleibt dir ja nichts anderes übrig.

Wie ich schon in deinem anderen Thread geschreiben habe, ich glaube es ist nicht nur das Problem mit deiner Exfrau und feinen Dating Dilemma. Ich glaube du bist allgemein etwas unzufrieden mit dir selbst, mit deiner Lage, dann die Pandemie. Ich glaube, gerade jetzt im der Pandemie, sehnen sich noch mehr Menschen als zuvor, nach Liebe.

Nach jemanden der auf sie zu Hause wartet, bei dem man sich fallen lassen kann und das Chaos da draußen einfach ausblenden kann.

Deswegen schwellgst du in Erinnerungen mit deiner Ex-Frau. Oder? Du weißt was du hattest und stehst was du jetzt gerade nicht hast. Ich glaube nicht dass du deine Ex-Frau noch liebst... Sondern nur das Gefühl dass du damals hattest.

Nicht mehr und nicht weniger.

Du bist jedoch nicht der einzige, so geht es sicherlich vielen.
Aber wie willst du das ändern, wenn du nicht offener wirst?

Zitat von DieSeherin:

kleine meilensteine

Danke für eure Impulse.
Ich denke, dass habe ich als Person und für die allermeisten Lebensbereiche bereits erfolgreich gemacht. Ich habe echt viel geändert und Neues gemacht (Persönliches, Äußerlichkeiten, Hobbies, Arbeit, Wohnumfeld, Soziales Umfeld). Mit viel positiver Resonanz in meinem Umfeld. Potential haben das Emotionale und der soziale Bereich (der bisher von eher eigenbrödlerisch bzw. männerdominiert geprägt ist :mrgreen.).

Zitat von Matroschka:

woher insbesondere die Wut kommt ?

Das ist ein Inneres Kind-Thema. Die Kränkung mit einem großen Tritt in den Allerwertesten und einem kleinen Koffer ganz schnell vor die Tür meines bisherigen Lebens gesetzt worden zu sein, weil Platz für jemand anderes her musste, sitzt tief. Ich kann inzwischen damit umgehen, nicht mehr und nicht weniger.

Zitat von Charla:

deine alten unverarbeiteten Verlassenheits- und Einsamkeitsgefühle usw. unbewusst immer wieder aus, sie ist also nur Auslöser, nicht die Ursache dafür.

Dass passt zu dem oben. Das ist ein gut formulierter Gedanke. Ich liebe meine Ex-Frau nicht mehr, ich möchte nicht mit ihr zusammen sein. Alles idealisierte Geschichte. Ich beschäftige mich viel mit diesen Gefühlen (siehe inneres Kind). Ich verstehe den Zusammenhang, emotional hilft mir das nicht.

Zitat von PuMa:

Aber wie willst du das ändern, wenn du nicht offener wirst?

Ja, ich denke, das ist der letzte Schlüssel den ich noch nicht ausgiebig probiert habe. Ich hab mir vorgenommen mein soziales Umfeld zu erweitern und offener zu werden. Der Witz ist, dass ich grundsätzlich sehr offen und kommunikativ bin. Nur eben nicht im Kontakt mit Frauen, die mich potentiell interessieren. Und da sind wir auch schon wieder bei der Auseinandersetzung mit dem inneren Kind und den eigenen Ängsten.
Mir geht es nicht darum, mich mit all meinen unbearbeiteten Baustellen in eine Beziehung zu stürzen, sondern einfach wieder in Kontakt zu kommen und zu schauen, was das mit mir macht.

Zitat von TheArtist:

Potential haben das Emotionale und der soziale Bereich (der bisher von eher eigenbrödlerisch bzw. männerdominiert geprägt

tja... dann ist ja klar, mit was du anfangen kannst frauendominierte hobbies?

Zitat von DieSeherin:

tja... dann ist ja klar, mit was du anfangen kannst frauendominierte hobbies?

So sieht's aus. Ich freue mich schon auf die Tanzkurse und Yogastunden

... und auf synchronschwimmen und häkelkurse?

Zitat von TheArtist:

Ich beschäftige mich viel mit diesen Gefühlen (siehe inneres Kind). Ich verstehe den Zusammenhang, emotional hilft mir das nicht.

Wenn die Kenntnis da ist, ist das ein erster Schritt. Dich jetzt von deiner Prägung zu befreien geht nicht, weil dein leeres (Hirn) Blatt, mit dem du auf die Welt kamst, inzwischen schon von Mutter/Vater, Lehrer überschrieben wurde, weil du dich ihnen anpassen musstest und hast dich damit selbst verraten müssen, das tut weh.
Befreiung davon geht dennoch wenn du ,z.B. durch Meditation, in deinen ursprünglichen Zustand, zu dir findest und begreifst wer du wirklich bist und es auch so fühlen kannst. Das ist die Erleuchtung, du bist frei, fühlst Frieden, Freude, Liebe, Freiheit, Weite etc. Alles ist noch da, Meditation kann helfen dir darüber bewusst zu werden, um so langsam Schritt für Schritt durch dieses Ankommen in dir, dir immer näher zu kommen und das Alte, belastende, in dir zu erneuern.

Zitat von TheArtist:

Der Witz ist, dass ich grundsätzlich sehr offen und kommunikativ bin. Nur eben nicht im Kontakt mit Frauen, die mich potentiell interessieren.

Also geht es dir wie vielen Männern, das hab ich schon oft gehört dass einige Männer sich nicht trauen auf Frauen zu zu gehen, die sie wirklich begeistern. Was ansich doch komisch ist. Nicht wahr?!

Du stehst dir also selbst im Weg.

Ich weiß ja nicht auf was für ein Typ Frau du stehst, oder ob du sagst, ob blond ob braun... Ich liebe alle Frauen!

Wenn du eine Frau siehst, die dir optisch wirklich gefällt, was dann? Du suchst also das weite und schmachtest sie aus der Ferne an und gibst dich dann lieber mit einer Frau zufrieden die für erst auf den 4 Blick gefällt?


Würde mich echt interessieren, vielleicht magst du mich/uns aufklären?

Zitat von PuMa:

Würde mich echt interessieren, vielleicht magst du mich/uns aufklären?

Hemmung ist der erste Impuls. Nachdenken über mögliche Maßnahmen zur Überwindung der zweite. Dann ist die Situation meistens schon vorüber.
Mit dem Zufriedengeben mit Frauen, auf die ich nicht stehe, habe ich aufgehört. Ist unbefriedigend.
Ich arbeite an einer Verkürzung der Zeit zwischen 1 und 2, dann wird das.
Wenn ich es mal schaffe in eine Flirtsituation zu kommen, kann ich das wiederum ganz gut.