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Finanzielles Ungleichgewicht in der Beziehung

baieutli
Ihr Lieben,

heute geht es einmal endlich nicht mehr um Liebeskummer in meinem Leben, eher der Gegenteil ist der Fall. Es gibt ganz erfreuliche Nachrichten, ich habe mich letztes Jahr im Frühsommer verliebt und bisher scheint es, als wäre er derjenige mit dem ich eine Familie gründen möchte.
Wir wohnen 120km voneinander weg, er in der Schweiz, ich in Österreich. Es ist also seit 13 Monaten eine Fernbeziehung, wir wechseln uns an den Wochenenden ab. Mal ist er bei mir, mal ich bei ihm. In diesen 13 Monaten haben wir wirklich viel erlebt, ich habe letztens gezählt und wir sind zehn Mal verreist (Kurztrips inclusive).

Nun soll der nächste wichtige Schritt stattfinden. Wir möchten endlich keine Wochenendbeziehung mehr und werden zusammen ziehen. Meine Frage ans Forum kommt jetzt wohl etwas zu spät, ich würde aber trotzdem gerne Meinungen hören. Nachdem wir drei Monate lang gesucht haben, haben wir unser Nest gefunden. Zwischen seiner Arbeit und meiner Arbeit, es wird also die Schweiz. Und hier kommen wir zum eigentlichen Thema.
In Österreich bin ich mit meinem Gehalt super zufrieden, bin auch seit Jahren finanziell unabhängig und liebe das. Nun ist aber natürlich in der Schweiz alles teurer. Hinzukommt, dass mein Freund auf eine große Wohnung bestanden hat. Ich lebe aktuell auf 55m² und bin überglücklich, für mich wären 80m² zu zweit super gewesen. Er hat mich dann aber schlussendlich überzeugt, eine größere Wohnung zu mieten, da wir beide einen Kinderwunsch haben. Jetzt haben wir eine wunderschöne 130m² Wohnung inklusive kleinem Garten. Die Miete ist für die Schweiz mit 1990CHF auch total günstig. Nur für mich nicht. Mein Freund verdient drei Mal so viel wie ich und sieht das ganze nun recht unproblematisch. In seinen Augen ist es selbstverständlich, dass er mehr bezahlt. Er hat vorgeschlagen uns die Ausgaben 1/3 zu 2/3 zu teilen, wobei er auch da nicht den Euro oder Franken umdreht.
Für mich ist das schwierig, ich möchte mich nicht von jemandem aushalten lassen und auf gar keinen Fall abhängig sein. Jetzt haben wir unterschrieben und ich mache mir ständig einen Kopf darum. Was wenn er mir das im Streit dann vorhält?
Ich spreche auch mit ihm darüber, er empfindet auch das als Schwachsinn. Er meint wir vereinbaren einfach zu Beginn wer was zahlt und thats it. Er wollte auf keinen Fall nach Österreich ziehen und meint es war ihm klar, dass ich meinen Lifestyle mit meinem aktuellen Gehalt in der Schweiz nicht halten kann. Auf der anderen Seite denke ich dann immer, später wenn wir ein Kind bekommen, werde ich ja auch anfangs sehr viel weniger Geld beisteuern können. Vielleicht muss ich mich nur daran gewöhnen? Mittlerweile habe ich mich auch an die recht großzügigen Geschenke gewöhnt, das ist mir am Anfang auch schwer gefallen.

Ein Jobwechsel in die Schweiz ist derzeit noch nicht geplant. Die Mutterschutzbedingungen in der Schweiz sind mir einfach ein Dorn im Auge und ich möchte nicht auf die Karenz und das Kinderbetreuungsgeld in Österreich verzichten. Die Stelle möchte ich also erst danach wechseln.

Hat jemand ein bisschen Zuspruch?

19.08.2024 20:45 • #1


T
Ich kenne dein Problem sehr genau. Bei uns war es damals exakt genauso. Zusammengezogen. Große Wohnung, 135qm (ätsch, mehr! ) und sie verdiente weniger als ich. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass ich mehr zahle, da ich auch mehr der Fläche genutzt habe (hatte mir ein schönes Arbeitszimmer eingerichtet).
Sieh es mal aus seiner Sicht: er arbeitet auch viel und hart für sein Gehalt und möchte dafür einen gewissen Lebensstil führen, z.B. eine tolle Wohnung oder Reisen etc. Wenn wegen dir auf all das verzichtet, könnte das der Beziehung auch schaden. Und andersherum: würdest du auf alles andere verzichten, nur um bei der Wohnung 50/50 beisteuern zu können, wärst du bestimmt auch oft gefrustet.
Recht hast du: vorhalten darf er dir das nie, das wäre dann schäbig.

19.08.2024 20:51 • x 4 #2


A


Finanzielles Ungleichgewicht in der Beziehung

x 3


baieutli
@Tony46
Vielen Dank für deine Antwort!
Und das war bei euch dann nie Thema?

19.08.2024 20:54 • #3


T
@baieutli Nein. Also, ihr ging es manchmal wie dir, dass ihr das unangenehm war. Aber das ist dann halt einen Moment so. Spannend war es dann erst, als sie mehr als ich verdient hat und wir neu verhandelt haben Ich hab mein Arbeitszimmer nicht mehr rausgerückt. Also haben wir einfach das Haushaltsbudget aufgestockt und ich war beim Einkaufen etwas weniger sparsam.

19.08.2024 20:57 • x 4 #4


LostFeelings
Zitat von baieutli:
Für mich ist das schwierig, ich möchte mich nicht von jemandem aushalten lassen und auf gar keinen Fall abhängig sein.

Auch in D würde ich die Gehälter heranziehen und den Anteil an der Miete prozentual ausrechnen. 500Euro sind für dich einfach ein größerer Anteil an deinem Gehalt als für ihn und das darf auch berücksichtigt werden, sonst gibst du im Verhältnis mehr aus als er. Und mein Vorredner hat es gut beschrieben - er will seinen Lebensstandard nicht downgraden und dir das mitfinanzieren.

Also genieße es und iwann kannst ja mal über einen Job in der Schweiz nachdenken…

19.08.2024 21:07 • x 3 #5


Gorch_Fock
Eigentlich ja sinnvoll, wenn Kinder geplant sind. Aber Schweiz funktioniert ja nur mit Schweizer Gehältern.
Meine Ex war selber erfolgreich in der Industrie und hatte faktisch mehr Geld zur Verfügung.

Hier entstehen Machtgefälle, die man Anfangs aber nicht sieht. Du sprichst die Geschenke schon an: Du selber kannst in dieser Größenordnung nicht schenken und auch kein Wellnesswochende in einem Skigebiet bezahlen. Irgendwann wird das unangenehm.
Dazu wirst Du ja jetzt von Deinem sozialem Umfeld und Familie getrennt. Gerade Frauen reagieren hier aber stark drauf. Auch fehlt dann Unterstützung beim Kind.

Dazu steigt gerade mit Kind Deine Abhängigkeit stark an. Du wirst locker 1- 2 Jahre aus dem Berufsleben raus sein (wenn das Kind nicht sofort in Fremdbetreuung soll). Jetzt noch ein bisschen Krach weil es nicht mehr 3 mal die Woche S. gibt und schon hängst Du ohne eigene Wohnung mit Kind und ohne Einkommen im Ausland fest. Wäre jetzt nicht so meins.

Auch wenns unsexy ist: Macht eine genaue Festlegung wer was wie zahlt unter Berücksichtigung der hohen Kosten dort. Schafft ein gemeinsames (!) Haushaltskonto an (jeder mit Karte) wo ihr von den Alltag bestreitet und ihr feste Summen einzahlt je nach Fähigkeit. Dann bleibt es auch fair. Und ja, Du behälst Dein Konto und lässt bitte auch ne Reserve für Notfälle von 10-15k drauf, um ggf. einen Notumzug zurück zu managen. Dann sollte das passen.

19.08.2024 21:16 • x 7 #6


M
Zitat von baieutli:
Wir wohnen 120km voneinander weg, er in der Schweiz, ich in Österreich.


Zitat von baieutli:
Es ist also seit 13 Monaten eine Fernbeziehung, wir wechseln uns an den Wochenenden ab.



Du bist mutig! -Nicht nur,
dass Du nach einer einjährigen Fernbeziehung(!)
direkt mit dem anderen zusammenziehst,
sondern Du verlässt auch noch Dein Heimatland und gehst in's (teure) Ausland.
Ich kann Dir da auch nur dringend die Ratschläge von @Gorch_Fock
an's Herz legen!
Und vielleicht kannst Du aus folgendem ähnlichen Thread
noch etwas für Dich herausziehen.:

fuer-den-partner-umziehen-t73871.html

Zur Vollständigkeit halber.:
Wenn Du mittlerweile selbst Zweifel hast,
ob Deine Entscheidung richtig war - Du kannst auch alles wieder
rückgängig machen und Dich umentscheiden !
Wird etwas kosten, aber ist möglich !

21.08.2024 11:29 • x 1 #7


nickwiederda
@baieutli
Also mit mei er Ex und mir waren die finanziellen Verhältnisse auch so. Ich habe 3 Mal so viel verdient. Und wir haben es auch so gehalten das ich mehr bezahlt habe als sie. Essen gehen ging immer auf mich. Kochen auf sie. Einkäufe haben wir auch 1:3 geteilt. Bzw haben wir eine Kasse gemacht. Für Einkäufe. Ich tat doppelt soviel rein wie sie. Hat gut funktioniert. Ich finde es ist nur fair so. Gewöhnt dich schon dran.

21.08.2024 11:34 • x 3 #8


G
Wer mehr verdient, zahlt mehr. Ist doch selbstverständlich.

21.08.2024 11:37 • x 1 #9


M
Zitat von Gast006:
Wer mehr verdient, zahlt mehr. Ist doch selbstverständlich.



Ja, am Anfang hängt der Himmel voller Geigen,
und alles ist wunderschön! -Und ganz selbstverständlich natürlich!
Nur wenn dann die ersten Geigen vom Himmel
runterfallen, und der Sturm kommt,
hat derjenige der weniger Geld hat und mehr aufgibt - also unsere TE
das Nachsehen !
Dann ist es nämlich v o r b e i mit der großen selbstverständlichen
Rücksichtnahme !

21.08.2024 11:48 • x 2 #10


alleswirdbesser
Zitat von baieutli:
Ein Jobwechsel in die Schweiz ist derzeit noch nicht geplant. Die Mutterschutzbedingungen in der Schweiz sind mir einfach ein Dorn im Auge und ich möchte nicht auf die Karenz und das Kinderbetreuungsgeld in Österreich verzichten.

Ist das nicht eher Wohnort bezogen?

21.08.2024 12:19 • x 1 #11


DieSeherin
kicher... wenn ich ein paar der antworten lese, überlege ich, ob es sinnvoll ist, so eine frage in einem trennungsforum zu stellen

ich selber bin mit meinem jetzigen mann zusammen gekommen, als er deutlich mehr verdient hat als ich - und da haben wir alles ungefähr proportional zu dem aufgeteilt, was jeder netto hatte.

irgendwann habe ich deutlich mehr verdient und dann haben wir das halt neu berechnet... und wenn sich demnächst was jobtechnisches verändert, dann schauen wir halt wieder, wie es sich für uns beide richtig anfühlt.

was ich nicht mehr machen würde, ist ein gemeinsames konto zu haben, wo alles drauf geht und weg geht.

21.08.2024 14:33 • x 2 #12


baieutli
@Gorch_Fock
Vielen Dank für deine Antwort!
Das mit dem Machtgefälle ist eben meine Sorge. Auf der anderen Seite denke ich mir aber, dass dieses immer entsteht sobald man gemeinsam ein Kind bekommt. Zumindest wenn die Mutter erst zuhause bleibt und auch die Jahre danach nicht direkt in Vollzeit arbeiten kann.

Ich habe bereits 10 Jahre im Ausland gelebt und kam mit der Trennung von der Familie recht gut klar, zudem sind es diesmal glücklicherweise nur 60km zwischen uns. Ich habe auch die große Hoffnung, dass ich mein soziales Umfeld nicht verliere, ich bin ja trotzdem vier Tage die Woche hier weil ich hier arbeite.

Wir haben vor es genau so zu machen wie auch du empfehlen würdest. Miete zahlt er und für den Rest gibt es ein gemeinsames Haushaltskonto. Dass ich mein Konto nicht behalte, stand nie zur Debatte. Auch er würde das nicht wollen.

21.08.2024 19:23 • x 2 #13


baieutli
@Multiversum
Auch dir vielen Dank für deine Antwort und den ähnlichen Thread. Bei uns ist es aber doch ein bisschen anders. Er wollte sehr gerne in seiner Stadt bleiben und ich wäre gerne bei mir auf dem Land geblieben. Da wir auch beide unsere Jobs nicht aufgeben wollten, aber trotzdem eine gemeinsame Zukunft aufbauen möchten, blieb uns da nur in die Mitte zu ziehen. Nun wird es eine Kleinstadt, damit können wir beide Leben.

Zweifel habe ich nicht direkt. Also an der Entscheidung ist nicht zu rütteln und ich freue mich auch sehr endlich mit ihm den Alltag teilen zu können. Ich mache mir halt immer zu sehr einen Kopf um alles und frage mich was wäre wenn. Hauptsächlich habe ich mir (wie viele hier im Forum) einfach nur ganz viel positiven Zuspruch erhofft. Wobei natürlich auch jeglicher kritische Beitrag seine Daseinsberechtigung hat.

Natürlich gebe ich mehr auf, da ich in ein anderes Land ziehe. Aber auch er gibt einiges auf, seine Freunde sind dann nämlich auch ganz schön weit weg. Zudem hat er vorgeschlagen, dass ich meine Stunden reduziere, da ich so einen langen Arbeitsweg habe. Und wenn das alles so gut klappt wie ich es mir sehr erhoffe, gewinne ich doch einiges dazu. So eine schöne große Wohnung könnte ich mir ohne ihn niemals leisten. Auch in Österreich nicht.

21.08.2024 19:28 • #14


baieutli
@alleswirdbesser
Nein, tatsächlich ist es darauf bezogen wo man in die Sozialversicherung einzahlt. Bei mir wird dies weiterhin im Land des Arbeitsplatzes sein. Ansonsten würde ich mir natürlich schweren Herzens einen Job dort suchen.

21.08.2024 19:32 • x 1 #15


A


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