Guten Morgen, Vivia,
habe deine Geschichte gelesen. Wollte mich ablenken von meiner. Denn sie bedrückt mich immer noch. Und wenn ich nachts aufwache - bin ich hellwach. Gedanken an ihn.
Sehe mich alleine hier und immer noch grüblen... Aber es eine Geschichte, die längst zuende ist - und ich lese immer wieder darin.
Er hat sie abgeschlossen. Er hat das Ende geschrieben. Ohne Happy End für mich...
Wir wohnten auch auseinander. Es machte ihm nichts aus - anscheinend. Erst als er sich dann von mir getrennt hatte, teilte er mir mit, wie sehr er darunter gelitten hätte - in eine leere Wohnung zu kommen, abends alleine zu sein...sich seine Freizeit oft alleine gestalten zu müssen (was er nicht so gut konnte, das weiß ich), wenn wir uns nicht trafen.
Ich konnte wohl besser damit umgehen, denn ich liebte ihn und er war mir nah, auch wenn wir uns gar nicht sahen. Fühlte mich geborgen in unserer Liebe...wenn man das so sagen kann.
Ob und was wir für eine Lösung gefunden hätten, um mehr reale Nähe zu schaffen, weiß ich nicht - die Chance gab er uns nicht.
Die Umstände waren andere als bei dir und deinem Ex. Aber darum geht es nicht wirklich.
Es geht darum, dass die räumliche Distanz ein Grund war für ihn, sich zu trennen. Dass seine Gefühle für mich nicht diesselben waren wie meine für ihn. Nicht genauso stark und tief
Als er unsere Beziehung beendete, schrieb er mir sogar, dass sei jetzt eine Kopfentscheidung. Er hatte da schon eine Frau gefunden - die nicht weit entfernt wohnte von ihm (hatte leider hinter meinem Rücken mit dem Suchen angefangen). Und mit der auch sonst wohl vieles ganz gut passt.
Ich brauch dir hier sicher nicht zu schreiben, wie weh mir das tat. Wie verletzt und enttäuscht ich war. Und es immer noch irgendwie bin, wenn auch Zeit vergangen ist - es langsam vernarbt.
Hab soviel für ihn gefühlt. Hätte nicht gekonnt, was er getan hat. Kann es immer noch nicht nachvollziehen, wie er von Liebe sprechen konnte. Er muss eine andere Art von Liebe gemeint haben als ich, sonst...
Erst neulich schrieb er mir, dass es ihm nicht richtig gut geht...dass halt was fehlt...
Er ist jetzt schon ziemlich lange mit ihr zusammen. Damals schrieb er mir auch mal, es sei anders mit ihr als mit mir...aber Liebe muss eben wachsen.
Weißt du, heute so im Nachhinein, hätte ich wissen müssen, dass er das Alleinsein nicht wirklich erträgt. Auch, wenn er es nicht zugegeben hat. Was ich so von ihm weiß von vor unserer Geschichte: er hing fast immer mit jemandem zusammen, selbst wenn er keine Freundin hatte...dann war er ständig mit einem Kumpel zusammen, am liebsten rund um die Uhr...
Und dein Ex? Er hat sich erst von seiner Frau getrennt als das mit euch beiden mehr wurde. Hat er sie geliebt? Sicher schon länger nicht mehr, sonst hätte er die Beziehung mit dir nicht angefangen. Er hat sie nicht geliebt, aber ist geblieben...
Machen leider viele so. Weil sie das Alleinsein nicht ertragen.
Vielleicht dachte dein Ex auch, er hält es aus - für euch. Aber dann ist er doch daran gescheitert. Und hat seinen weiteren Weg wieder von seiner Vernunft bestimmen lassen (die, die ihn auch vor euch bei seiner damaligen Frau hat bleiben lassen).
Weiß nicht, wie man so praktisch denken kann, wenn es um Gefühle geht...
Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Geschichte auch einfach vernünftig abschließen. Und nicht immer noch traurig sein.
LG mighty