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Fernbeziehung führen oder nicht - unser Weg

A
Hallo mein Schatz,

heute hast Du mir voller Stolz erzählt dass Du das erste Vorstellungsgespräch für die Stelle im Ausland hattest.
Du warst so stolz und glücklich. Und ich bin auch stolz und glücklich.
Stolz, weil Du hart dafür arbeitest um beruflich weiter zu kommen.
Glücklich, weil es Dein Traum ist in diesem Land zu arbeiten.

Und ich bin traurig.

Wir sehen uns nicht so oft wie wir möchten und wir müssen realistisch sein, wenn Du dorthin ziehst, dann werden unsere Treffen nicht häufiger.

Du sagtest Du suchst Dir eine Wohnung, die genug Platz für uns beide hat.
Und für meine Kinder.

Du weißt ich habe schon länger mit dem Papa meiner Kiddies die Vereinbarung, dass er sie ein, zwei Jahre zu sich nimmt, da sie von ihm Ordnung und Struktur lernen können.
Das ist ja etwas, was aufgrund meiner ADS nicht richtig funktioniert. Und selbstverständlich haben die Kinder es verdient dass Beste von ihrem Papa und von mir zu lernen.

Doch die Vorstellung knapp 800 Kilometer von den beiden entfernt zu leben, ist eine ganz heftige Vorstellung.

Ebenso wie die Vorstellung dass Du auf einmal doppel so weit von mir entfernt wohnst.

Ein bisschen habe ich das Gefühl zu ersticken.
Und tausend Ängste durchlaufen meine Gedanken.

Hat unsere Partnerschaft eine echt Chance, wenn wir uns räumlich so weit voneinander entfernen?
Werden wir uns vertrauen können oder fangen wir an Gespenster zu sehen?

Haben wir eine echte Chance eine tolle Zukunft miteinander aufzubauen, wenn wir alle Brücken hinter uns abbrechen und in einem fremden Land gemeinsame Abenteuer erleben?

Wie weh tue ich meinen Kindern, wenn ich in ihrem Leben für 1, 2 Jahre die Rolle der Wochenend/Ferienmama übernehme?
Werden die beiden mich hassen?

Ich weiß dass es nicht in den nächsten 3 Monaten dazu kommt, dass Du ins Ausland ziehst.
Doch ich weiß dass der Weg Dich in diesem Jahr dorthin führt.
Du hast es Dir verdient:)

Aber - ich weiß noch nicht wohin mich mein Weg führt.


Und so schreibe ich Dir hier Briefe.
Um herauszufinden was ich möchte und wie wir uns entwickeln.

Jetzt weiß ich nur dass ich Dich liebe und mir kein Leben ohne Dich vorstellen will.


Deine X

27.01.2022 19:04 • x 5 #1


MafusCage
Warum schreibst du ihm das nicht, sondern hier? Du hast dich ganz wunderbar ausgedrückt und ich verstehe all die Ängste, die du durchlebst.

27.01.2022 19:37 • x 4 #2


A


Fernbeziehung führen oder nicht - unser Weg

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A
Zitat von MafusCage:
Warum schreibst du ihm das nicht, sondern hier? Du hast dich ganz wunderbar ausgedrückt und ich verstehe all die Ängste, die du durchlebst.

Danke

Ich rede natürlich mit ihm über meine Ängste und er kann sie verstehen.
Das hier nutze ich als Möglichkeit um jederzeit darauf zurückzugreifen wenn ich es brauche.

27.01.2022 19:40 • x 3 #3


A
Hey mein Schatz,

heute hast Du die 2te Runde geschafft und ich bin mir sicher Du hast Deine zukünftigen Bosse von Dir überzeugen können
Wir haben ja vorhin darüber geredet dass der Traum langsam Gestalt annimmt und dass es Dir Angst macht.
Und ich sagte Dir dass ich auch Angst davor habe.
Mein Herz pocht wie wild alleine beim Gedanken daran.
Wir beide fangen an übers Loslassen nachzudenken.
Jeder für sich dennoch gemeinsam.
Du hast jenseits vom Urlaub noch nie länger Deine Heimat verlassen, Du brauchst so viel Sicherheit und Du würdest alles was Dir vertraut ist, hinter Dir lassen.
Aber eben weil Du diese Sicherheit brauchst, tust Du nichts was Du nicht ansatzweise verantworten kannst.
Dafür liebe ich Dich.
Du bist mein Fels in der Brandung.

Ich dagegen bin die Frau, die das Leben als Abenteuerspielplatz betrachtet, gerne in die Welt hinauszieht und überall Zuhause ist.
Ich brauche keine feste Sicherheit um mich sicher zu fühlen, denn ich habe genügend Vertrauen in mich selbst um jeden eingeschlagenen Weg mit Hoffnung gehen zu können.
Dafür liebst Du mich. Ich bin Dein Leuchtfeuer.
Unsere Stärken ergänzen sich und mit unseren Schwächen können wir leben.

Natürlich versuche ich den Gedanken meine Kinder für 1, 2 Jahre zurück zu lassen zu verdrängen. Aber sie werden mich ja nicht verlieren, denn ich gebe die beiden ja nicht auf. Ich lasse sie bloß los...
Es gibt ja zum Glück Videoanrufe, Ferien, Urlaub und wenn alles gut läuft auch die Wiederaufnahme meiner Selbstständigkeit, die es mir ermöglichen würde auch mal 3,4 Wochen Zeit mit den Kindern zu verbringen:)
Dennoch bricht es mir der Gedanke daran momentan mein Herz und ich weiß augenblicklich nicht ob es wirklich das ist was ich will.
Und im nächsten Moment will ich das Abenteuer, die Aufregung, den Nervenkitzel. und ich merke dass ich mich danach sehne das alles mit Dir zu erleben.
Es ist klar dass unsere Ängste nicht nach ein paar Gesprächen verschwinden und wir schwanken werden. Ehe eine 100%ige Entscheidung getroffen wird.

Aus ganzem Herzen wünsche ich mir dass wir gemeinsam die richtige Entscheidung für alle treffen

03.02.2022 23:35 • #4


A
Hey mein Schatz

Jetzt steht die 3te Runde und damit große Entscheidungen an

Ich habe unfassbar viel Respekt vor Deinem Mut der Bereitschaft so ein großes Abenteuer zu wagen.
Und selbstverständlich auch vor dem riesigen finanziellen Unterschied, der uns beide erwarten wird.

Du warst schon vorher gut situiert lebst in einer gut liegenden riesigen Eigentumswohnung in einer der teuersten Städte Deutschlands.
Jetzt erwartet Dich wohl ein Gehalt welches Deine kühnsten Erwartungen übertrifft und mich echt fassungslos macht.
Das was ich im Bestfall verdienen würde sind Peanuts im Vergleich zu Deinem Gehalt.
Inklusive dem Verkauf oder Vermietung Deiner Wohnung steuerst Du auf ein monatliches Einkommen zu, welches richtigen Luxus erlaubt.

Das überfordert mich über alle Maßen.
Auch wenn ich weiß dass Du sehr gerne Geld dafür ausgibst um andere Menschen, speziell mich, glücklich zu machen.

Aber hey, ich bin zwar liebend gerne Deine Königin, aber ich weiß nicht ob ich gut damit leben kann richtig verwöhnt zu werden.
Ich war immer hart arbeitende Einzelkämpferin, die das Pech hatte teilweise die Männer mitfinanzieren zu müssen. Und nun soll das anders werden?

Ich habe Angst davor dass wir uns während der Zeit in völlig andere Richtungen entwickeln werden.
Vielleicht brauchst Du irgendwann kein Träumerle mehr an Deiner Seite sondern eine ebenso erfolgreiche Frau.

Aber mit diesen Gedanken will ich mich gar nicht erst verrückt machen.
Du weißt ich habe immer einen Plan B, kann damit leben zu scheitern und nochmal von vorne anzufangen.
Das ist die einzige Sicherheit die ich brauche um diesen Weg mit Dir gehen zu können.

Ich liebe Dich mein Herz und ich drücke Dir die Daumen

07.02.2022 10:20 • #5


A
Am Sonntag gehts in den Kurzurlaub für mich und für Dich zum Probearbeiten.

Die letzte Hürde vor Vertragsunterzeichnung...

Du willst das ich mitkomme. Als Dein Glücksbringer und um Dich zu unterstützen.


Aber auch weil Dir wichtig ist dass ich mir einen ersten Eindruck von unserer potentiellen Heimat machen kann. Dass wir diesen zusammen erleben können.


Ich liebe Dich und heute liebe ich Dich ein kleines bisschen mehr.

Weil Du mich mit tiefstem Respekt liebst Dir mein Wohlergehen so wichtig ist.


Du hast mir geschworen dass Du alles in Deiner Macht stehende tun wirst um mich zu unterstützen.
Beim Fuß fassen vor allem dass ich den Bezug zu meinen Kindern nicht verlieren werde.

Oh meine Babys 

Ich weiß gar nicht wie ich ihnen diesen mehr als großen Schritt erklären kann, obwohl schon lange vorher mit ihrem Papa abgeklärt war, dass er sich wenigstens 1 bis 2 Jahre um die beiden kümmern wird.

Es war unser gemeinsamer Wunsch dass unsere Kinder bei ihm das lernen, was ich ihnen nicht beibringen kann.


Ich habe so viel Angst vor den Tränen der beiden, habe Angst davor dass ich ihre Herzen breche.


Wobei ich der Überzeugung bin dass sie es genießen werden in der Welt Zuhause zu sein, die Ferien, Geburtstage, teilweise die Feiertage in einer wunderschönen Umgebung verbringen zu können.

Die Welt meiner Kinder wird größer.


Doch es ändert nichts daran dass ich, ihre Mutter, dann nicht mehr permanent bei ihnen bin.

Dass ihr Papa sie dann ins Bett bringt und mit ihnen kuschelt.

Sie tröstet und für sie da ist.


Wir müssen natürlich auch damit rechnen dass die Kiddies beginnen Dich dafür zu hassen dass Du ihnen ihre Mama weg genommen hast.

Die Meinung meiner Freunde Familie ist mir diesbezüglich ziemlich egal.
Sie werden es nicht verstehen. Selbst wenn sie wissen dass ihre eigenen Kinder manchmal woanders besser aufgehoben wären.

Gerade wir Frauen bilden uns viel zu häufig ein, dass wir Rabenmütter sind, wenn wir bereit sind unseren Nachwuchs loszulassen ihrem Papa anzuvertrauen.
Dabei ist es absoluter Blödsinn.

Ich habe meinen Kindern gegeben was ich geben konnte.
Nun sind sie fast 11 12.
Langsam lernen sie die Verpflichtungen des Alltags. Ordnung Disziplin werden immer wichtiger und ich habe ja schon während der ersten Schuljahre gemerkt dass ich dabei an meine Grenzen stoße.

Dennoch... dies wird das härteste sein, was ich jemals durchleben werde. Und Du wirst für mich da sein müssen.


Ja, ich schreibe als hätte ich mich entschieden, als hättest Du schon den Vertrag unterschrieben...
Gefühlt wissen wir beide dass wir dorthin ziehen werden dass es das richtige für uns ist.
Weil wir gefühlt dorthin gehören.

Wir haben eben darüber gesprochen was wäre wenn DU doch noch davon abspringst.

Das wäre ok.
Dann zöge ich zu Dir.
Denn wir beide wissen dass ich die stärkere, mutigere und zähere von uns beiden bin.
Während Du zielstrebiger, geduldiger und ehrgeiziger bist.
Egal wie es ist - ich werde Dir das, was wir beide zur Zeit erleben, niemals zum Vorwurf machen.
Denn es ist auch schön zu träumen. Und nur wer träumt, der lebt.

Ich küsse Dich

08.02.2022 18:40 • x 1 #6


B
Sehr schön geschrieben, ich wünsche dir dabei alles Glück dieser Welt und passt auf euch auf.

08.02.2022 20:30 • x 1 #7


A
Zitat von Blake88:
Sehr schön geschrieben, ich wünsche dir dabei alles Glück dieser Welt und passt auf euch auf.

Dankeschön

09.02.2022 06:27 • #8


A
Guten Morgen mein Hübscher,

sooo, Dein Probearbeiten wurde verschoben, da Du Covid19-positiv getestet wurdest
Ist auch in Ordnung.
Ein bisschen auf einer Stelle zu stehen, bedeutet niemals Rückschritt

Ich mache mir seit gestern Abend verstärkt Gedanken darüber wie ich diese Situation bestmöglich für die Kiddies hinbekomme, aber auch welche Faktoren greifen müssen, dass eine Mutter bereit ist zu gehen.
Ich kann es drehen wenden wie ich will, ich laufe gedanklich trotzdem durch einen Kreis.

Nie war ich glücklicher als zu dem Zeitpunkt als ich die beiden kurz nacheinander bekam. und ich war eine gute, geduldige Mama, der es Spaß gemacht hat, ihren Babys beim wachsen und lernen zuzusehen.
Auch wenn ich relativ schnell alleinerziehend war und ihrem Papa das südländische Temperament durchging.
Nein, die Zeit war alles andere als einfach.
Zusätzlich kam ich an den Punkt dass meine Kinder mich triggerten, Wunden aufrissen, von denen ich nie dachte dass es sie gibt.
Je länger ich die beiden liebte, desto schlimmer wurden meine eigenen Kindheitserinnerungen.
Ich erinnerte mich an viele schwere Körperverletzungen, daran dass meine Mutter mich so prügelte dass ich wenigstens eine Gehirnerschütterung hatte, sie nicht mit mir zum Arzt ging um die Misshandlungen zu vertuschen so meinen potentiellen Tod in Kauf nahm.
Auch jetzt - denke ich daran, dann tut es noch immer weh.
Und so kam es dass ich jedes natürliche Maß an mütterlicher Überforderung überbewertete, mich schuldig meinen Kindern gegenüber fühlte und dort wo Glück hätte sein müssen, klaffte ein schwarzes Loch.
Schwer depressiv, zum Dro. neigend, wusste ich ich kann meinen Kindern keine gute Mutter mehr sein.
Ich entschloss mich zu einer Langzeittherapie.
Niemand kann sich vorstellen wie hart es ist freiwillig seine Kinder abzugeben.
Ich dachte ich würde sterben. So weh hat das getan.
Aber sie hatten was besseres verdient als eine Mama, die sie zerstört.
Und auch ich bekam eine wunderbare neue Chance.

Es ist bei weiten nicht mehr so düster und dunkel wie zu den damaligen Zeiten.
Dennoch habe ich schon etwas länger einen Punkt erreicht an dem ich nicht weiß, was sie von mir noch lernen können.
Wie bringe ich ihnen das bei, was ich selbst nie gelernt habe?
Wie erkläre ich ihnen gewisse Notwendigkeiten, wo doch offensichtlich ist, dass diese mir egal sind?
Ich will nicht an meinen Kindern festhalten, nur weil es alle so tun. Ich kann ihre sekundären Bedürfnisse nicht erfüllen, geschweige denn erfassen.
Also bin ich nicht das Beste, was sie haben. Und das ist völlig ok.
Ich habe schon vor Jahren den Punkt überwunden, mich richtig mies zu fühlen, nur weil sich die Mehrheit anders entscheiden würde.
Nicht nur die Kinder profitieren davon.
Auch ich brauche diese Zeit der Veränderung um erneut Kraft zu tanken, um wieder einen Teil meines Lebensbuches zu schließen und ein neues Kapitel mit neuen Erinnerungen anzufangen.

Es ist immer noch ein Kreis indem ich mich befinde.
Aber zumindest sehe ich alles klarer.
Meinen Kindern wird das Herz nicht brechen, weil sie schon früh lernen mussten dass ich für sie da bin, auch wenn ich nicht da bin.
Dass ich sie nicht verlasse, nur weil wir durch Umstände getrennt werden.
Und vor allem habe ich nie eine Entscheidung für alle getroffen, durch die es meinen Kindern langfristig schlechter ging.
Dass es weh tun wird, weiß ich.

Aber ich weiß auch dass wir diesen Weg gemeinsam als Familie gehen können und es schaffen.


- Also mein Schatz, werd Du jetzt erst einmal gesund und dann schauen wir weiter

11.02.2022 09:14 • #9


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