Hallo werte Forenuser und Mitleidende,
vor etwas mehr als einer Woche haben meine Freundin (30) und ich (29) uns voneinander getrennt. Wir waren über 4 1/2 Jahre zusammen und zuvor war sie meine beste Freundin. Traurigerweise handelte es sich bei der Beziehung um eine Fernbeziehung, da ich anfangs noch Student war und sie immer ein wenig Probleme mit dem Geld hatte. Wir litten beide unter der Fernbeziehung, wollten ursprünglich eigentlich so schnell wie möglich zusammenziehen und unser Leben gemeinsam gestalten. Die Distanz und gemeinsamer Urlaub war häufiger ein Streitthema, weil sie leider wenig Elan zeigte, wenn es darum ging auf der Arbeit Urlaub einzufordern, der ihr eigentlich zustand. Das hat alles nicht einfacher gemacht, zumal die Distanz uns nicht erlaubte, uns eben mal am Wochenende zu sehen. Leider wurde sie in den letzten Wochen immer launischer und ich fragte sie, was denn der Grund sei. Eigentlich ging ich in das Gespräch mit der Intention hinein, dass wir gestärkt und sicherer herausgehen würden. Sie gestand mir, dass ihre Gefühle leider nicht mehr reichen würden, um den Schritt zu des Zusammenziehens zu gehen. Es wäre nicht meine Schuld und es täte ihr sehr leid, weil sie sich wünsche, es wäre anders. Sie machte sich auch vorwürfe, dass sie einfach hätte umziehen müssen. Sie ging (genau wie ich) davon aus, dass die ständige Distanz ihre Gefühle hat absterben lassen. Sie empfindet leider nicht mehr als Freundschaft für mich.
Am Abend der Trennung habe ich das ganze erstaunlich gefasst weggesteckt. Das Gespräch lief im Grunde sogar so, dass ich nach außen hin Schluss gemacht habe, weil ich meinte Dann müssen wir hier einen Schlussstrich ziehen und uns trennen. Aber im Grunde hat sie mir ja ohnehin die Pistole auf die Brust gesetzt. Erst am zweiten Tag habe ich wirklich realisiert, was das bedeutet: Ich verliere meine Lebenspartnerin und meine beste Freundin - letzteres vielleicht nur temporär, aber das ist leider kein Trost.
Als ich sie kennenlernte, waren bei wir beide auch noch in einer anderen Beziehung. Beide Beziehung waren gerade zu lieblos. Ich habe mich vollkommen distanziert von meiner damaligen Freundin verhalten (wir wohnten bereits seit 3 Jahren zusammen) und der Ex meiner Verflossenen war ebenfalls ein eiskalter Klotz. Als meine damalige Beziehung zu Bruch ging und diese dann verarbeitet hatte, entwickelte ich Gefühle für meine beste Freundin - die 500km entfernt wohnte. Das mag ersteinmal komisch klingen. Wie kann man sich in einen Menschen verlieben, der so weit weg wohnt. Aber wir hingen tagtäglich dank gleicher Interessen (wir haben beide gemeinsam viel am PC gespielt, liebten die gleiche Musik, die gleichen Festivals) und gegenseitiger Sympathie aufeinander. So kam eines zum anderen und sie gestand mir irgendwann auch nach einigem hin und her und Buhlen meinerseits ihre Gefühle. Wir hatten vor zusammenzuziehen sobald mein Studium zuende ist und wir beide im gleichen Ort problemlos arbeit finden könnten. Leider hat sie aber niemals einen kompletten Schlussstrich mit ihrem Ex gezogen. Sie liebte ihn nicht mehr und da lief auch nichts (da vertraue ich ihr auch im Nachhinein noch immer sehr. Immerhin bekam sie von mir nichts als Liebe und meine Zeit; Als Student hatte ich nichts, wofür man mich hätte verarschen können). Aber nichts desto trotz war er in ihrem Leben, was mich immer sehr störte.
Es kam jedenfalls das Ende meines Studiums. Ich sagte ihr immer wieder, dass mich das Geld nicht mehr interessiert. Ich hatte nun einen festen Job und genug Geld, um sie problemlos zu versorgen, solange sie keinen Job bei mir findet. Aber sie meinte, sie würde gern selbst Geld zurücklegen, damit sie mir nicht in der ersten Zeit auf der Tasche liegen würde. Ich habe das anfangs akzeptiert, aber der Frust in mir wurde immer größer. Wir hätten zusammenziehen können und taten es nicht, vermutlich weil ihr Stolz ihr im Wege stand. Ich habe diesen Frust versucht nie an ihr auszulassen. Ich ließ sie wissen, dass die Distanz mich quält und sie bestätigte mir, dass es bei ihr genau so wäre. Aber sie konnte ihren stolz nicht herunterschlucken, weil sie so erzogen worden ist anderen nicht zur Last zu fallen. Zuletzt haben wir uns auf einem Festival Anfang Juni gesehen, danach hörten wir uns nur. Und wie bereits geschrieben, wurde sie dann auch immer launischer, weil sie sich ihrer eigenen emotionalen Entwicklung bewusst wurde und es nicht mit mir aushielt, weil sie sich und mich zum Ende hin belügen musste.
Nun sind wir seit dem 3.7. getrennt. Mir fällt der Himmel auf den Kopf und ich finde keine Ablenkung. Alles was mir bisher Spaß machte ist vollkommen belanglos, die Arbeit stresst mich tierisch und meine Inspiration, mein Antrieb um überhaupt etwas im Leben zu erreichen ist dahin. Eigentlich heißt es ja, dass Motivation von Innen kommen sollte. Aber im Grunde habe ich alles daran gesetzt, dass ich dieser Frau und mir ein schönes Leben bieten kann, wo ich es im Studium eben nicht konnte. Wären wir zusammengezogen wäre ich sogar bereit gewesen eine Familie zu gründen.
Es mag für einige vielleicht befremdlich wirken, dass ich so viel für eine Person empfinde, die ich wenn dann vorallem über die Webcam sah. Aber wir haben jeden Tag miteinander verbringen können, gemeinsam Hobbies ausleben können. Es fehlte eben nur die Nähe.
Ich realisiere nun so langsam, dass da nichts mehr zu retten ist. Gestern habe ich sie angerufen, nur damit sie es mir noch einmal sagt. Ich sagte ihr, dass sie mir entweder sagen solle, dass es noch eine Chance gibt an den alten Punkt zurück zu kehren, wo wir uns noch keine Sorgen um das Zusammenziehen machten, oder dass sie mir eindeutig, unmissverständlich sagen solle, dass es keine Chance gibt. Nichts mehr als Freundschaft. Sie tat letzteres, was temporär half. Irgendwas in mir machte Klick. Aber alles in allem kann ich leider nichts positives an dieser Sache sehen. Hätte sie ihren Stolz heruntergeschluckt, hätten wir es vielleicht geschafft. Für mich war sie die Eine. Noch nie habe ich in meinem Leben jemanden so sehr geliebt oder war bereit so viele Opfer zu bringen. Obwohl ich anfangs meinte, ich könnte nicht zu ihr ziehen, weil es dort einfach keine wirtschaftliche Zukunft gäbe (Sachsen hat für meine Branche leider keine Jobs), suchte ich am Ende doch in den Städten dort (wenn auch vergebens).
Weiterhin haben wir gestern auch die Fronten geklärt, wenn es irgendwann zu einer erneuten Freundschaft kommen sollte. Sie hält sich erstmal von unserem gemeinsamen (online) Freundeskreis fern und lässt mir die Zeit, die ich brauche - selbst wenn es ein Jahr dauern sollte. Weiterhin forderte ich von ihr, dass sie um Himmels Willen nichts mit ihrem Ex anfange solle. Das würde mir final noch einmal das Herz brechen. Falls sie es doch täte, solle sie bitte so ehrlich sein und es mir sagen. Ich würde dann zwar den Kontakt für immer abbrechen, aber es wäre wenigstens aufrichtig. Sie bestätigte mir jedoch, dass da nichts läuft und sehr wahrscheinlich nie wieder laufen wird. Andernfalls käme ich mir nach 4 1/2 Jahren vor, wie eine Affäre.
Nun sitze ich hier und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Diese Antriebslosigkeit hat aber auch etwas Gutes: Ich habe ich intensiv mit der Trennung und Trennungsphasen auseinander gesetzt. Die fehlende Ablenkung hilft vielleicht, da ich die Sache schmerzhaft aber direkt verarbeite. Aber der Gedanke an die Zukunft weckt in mir eine spürbare Übelkeit. Der Gedanke an andere Frauen ebenfalls. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder jemanden finde, mit dem ich so viel teilen kann. Es ist mir außerordentlich wichtig, dass ich meine Interessen mit der Person teilen kann, die ich liebe. Ansonsten fürchte ich, dass man sich irgendwann wieder auseinander leben würde. Und wie jeder von euch sicherlich bestätigen kann, möchte man dieses Gefühl so selten wie möglich erleben.
Vielleicht hat ja einer von euch einen Rat.
Beste Grüße,
Rhan
12.07.2019 15:37 •
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