Hallo liebe Leidensgenossen,
ich werde jetzt auch mal die Gelegenheit nutzen, mit meinen Frust von der Seele zu schreiben.
Ich habe mich gestern von meinem Freund getrennt. Aber eigentlich hat er sich von mir getrennt. Hat mich die letzten drei Wochen immer mehr ignoriert, seine Nachrichten wurden immer kürzer und dann kam gar nichts mehr. Keine Aussprache nichts. Habe ihm gestern seine Sachen vor die Türe gestellt. Er war nicht da und ging auch nicht ans Telefon. Danach nur eine längere Nachricht auf FB. Das wars.
Wir waren nur 1 1/2 Jahre zusammen, aber in der Zeit ist so viel passiert. Ich war vorher nach einer schweren Trennung lange Jahre Single und auch etwas ängstlich Beziehungen gegenüber. Er wusste das und hat meine Distanz und meine Ängste am Anfang immer gut ausgehalten. Ich war immer offen zu ihm und das hat mir sehr geholfen und mit der Zeit habe ich eine tiefe Liebe zu ihm entwickelt, auch wenn ich wusste, dass wir sehr verschieden sind.
Unter anderem weil er mich mit seinen Vorstellungen von Familie, Kindern usw. immer mehr in seinen Bann gezogen hat. Er ist Musiker, was mich vielleicht ja schon hätte am Anfang zum Weglaufen animieren müssen, da ich selbst einen recht gesetzten, wenn auch spannenden Job habe und recht erfolgreich bin. Aber er hat mich davon überzeugt, dass das alles kein Problem ist, wenn man nur gemeinsam daran arbeitet und wächst, indem man sich ergänzt. Und das habe ich dann auch getan und mich immer mehr geöffnet und mich auf ihn eingelassen. Gott sei Dank ohne mein eigenes Leben zu vernachlässigen. Das habe ich beim letzten Mal schmerzlich lernen müssen. Also immerhin schon mal einen Fehler weniger gemacht .
Ich war richtig glücklich mit ihm an meiner Seite. Im letzten September dann die Überraschung, ich war schwanger. Es war nicht geplant, aber wir haben es drauf ankommen lassen und im Urlaub ist es dann passiert. Er meinte schon vorher immer, dass er gern Vater werden würde und auch er war es, der das mit dem Verhüten nicht so ernst genommen hat. Und da ich selbst auch Kinder will, und im schlimmsten Fall auch alleine für eine Kind sorgen könnte, hatte ich nichts dagegen. Leider war es ein Trisomie 13/18-Kind, dass ich in der 14 SSW verloren habe. Es war sehr schlimm für mich und er war an dem Wochenende auch nicht da, weil er ein paar Tage beruflich unterwegs war. Danach war er aber sehr liebevoll und ich hatte den Eindruck, als hätte uns das Ganze noch enger zusammengeschweißt. Nach ein paar Tagen der intensiven Trauer und noch ein paar mittelmäßigen Wochen hatte ich es einigermaßen verpackt. Wir wollten auf jeden Fall dennoch zusammenziehen, haben uns aber wegen eines Kindes keinen Stress gemacht.
Dann wurde er immer distanzierter, hat nur noch geschlafen, immer neue Projekte an Land gezogen, während ich Projekte zurückgefahren habe, um mehr Zeit für mich zu haben und meinen Stress zu senken und das Leben mehr zu genießen, mit und ohne ihn. Bis ich irgendwann angefangen mir Sorgen zu machen, weil alles doch sehr nach einem anfangenden Burnout aussah. Aber ich kam nicht an ihn heran. Küsse und S. wurden immer weniger. Nur sich auf der Couch an mich kuscheln und mich im Traum fest an sich heranziehen hat mir noch gezeigt, dass er mich liebt. Als ich seine Veränderung vor ein paar Wochen thematisiert habe, begann der Anfang vom Ende. Ich habe mich nicht beschwert, sondern nur meine Sorgen geäußert. Ich dachte es ginge ihm nicht gut und das tat es auch nicht. Aber das warum war ein völlig anderes.
Er hat mir heute mitgeteilt, dass er beziehungsunfähig ist, natürlich nur per FB. Und sein Leben voll und ganz der Musik widmen will. Er ist Pianist und ich kann gerade kein Klavier hören ohne in Tränen auszubrechen. Ich habe sein wahres Gesicht nicht erkannt, bzw. seine wahren Träume. Die, die er mir am Anfang gezeigt hat und auf die ich mich eingelassen habe, sind anscheinend nicht real. Ich halte ihm mal zugute, dass er selbst dran geglaubt haben mag. Er hat sich von allen möglichen Menschen, auch seiner Familie sehr zurückgezogen. Aber schließt eine Depression aus und lehnt Hilfe vehement ab. Vielleicht hat er sich auch einfach entliebt oder gemerkt, dass ihm das alles zu eng wird. Aber die Enge hat er selbst erzeugt und forciert. Ich habe mich eher von seinen Plänen anstecken lassen, was jetzt gerade am meisten wehtut. Es ist schwer, und manchmal trennen sich die Wege zweier Menschen einfach. Wird schon für irgendwas gut sein. Aber ich trauere gerade um die private Zukunftsvision, die ich verloren habe. In wenigen Monaten eine Fehlgeburt und eine Trennung. Das ist gerade echt hart. Auf ihn bin ich nur total wütend, dass er es nicht geschafft hat, Schluss zu machen, sondern mich drei Wochen hat hängen lassen, wo er doch wusste, dass ich gerade aus einer schweren Zeit raus war. Das ist so stillos. Aber ich vermisse ihn dennoch sehr und es tut sooooo weh. Ich will ihn nicht zurück, dafür hat er mich zu sehr verletzt. Aber ich weiss einfach nicht wohin mit meinem Schmerz. Meine Familie und meine Freunde sind zwar alle für mich da. Aber es ist dennoch kaum zum Aushalten. Mit ihm wäre es nicht gut gegangen, dass weiss ich jetzt. Besser jetzt als später. Das Gute ist, ich habe gelernt, dass ich lieben kann. Da hatte ich nach meiner letzten Trennung lange dran gezweifelt. Und ich hoffe, dass ich es auch bald wieder kann. Ich bin 35 und recht erfolgreich. Gehöre also zur Gruppe der schwer Vermittelbaren . Hoffe, dass ich jetzt nicht zum Pessimisten werde, meine Leben lang alleine dazustehen oder keine Kinder zu haben. Bisher war das eigentlich kein Stressthema für mich, aber gerade scheint es eins zu werden. Vielleicht, weil diese Möglichkeiten vor kurzem noch so real waren. Und nun wie eine Seifenblase zerplatzt sind. Nun ja, mein Text ist lang geworden. Entschuldigt bitte. Aber es hat gut getan, dass man aufzuschreiben. Man muss nach vorne schauen. Ich wünsche allen hier, dass ihr glücklich werdet.
Ich_werde_glücklich
10.02.2014 18:59 •
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