Hallo liebes Forum,
tut mir leid, ein etwas längerer Text.
Ich war mit meinem Freund ca. ein halbes Jahr zusammen. Wir beide Mitte 30, er hat ein kleines Kind. Noch auf dem Papier verheiratet, seit ca 2 Jahren getrennt. Wir kennen uns über die Arbeit. Er hat fast 2 Jahre versucht, mich zu daten, aber ich wollte immer nicht, da ich noch nicht bereit für was neues war. Dann letztes Jahr dachte ich mir, ok jetzt machen wir einfach mal was zusammen. Und es war total schön und wir kamen sehr schnell zusammen. Ich dachte, was für ein toller Kerl, nimmt mich so wie ich bin, spricht mit mir wenn was nicht gut läuft, ist einfühlsam und zärtlich. Habe mir das immer so gewünscht. Das ging ungefähr 2 Monate gut.
Bis bei mir meine Bindungsängste kickten. Das habe ich ihm auch in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt nach 2,5 Monaten (fiel mir nicht leicht), dass ich da etwas Zeit brauche und meinte auch, dass ich keinen Raum für eigenes vermissen habe, wenn er mir das 3x am Tag schreibt. Er weiß selber um seine Probleme des Klammerns und Zu viel Wollens. Nach dem Gespräch mussten wir uns beide erst wieder etwas sortieren, aber er meinte er sei froh, dass wir so offen reden können und dass das viel Wert sei. Soweit so gut. Es lief danach weiter ganz gut. Habe sein Kind kennengelernt, das hat mich sehr schnell akzeptiert (nicht selbstverständlich).
Leider bin ich Anfang des Jahres in ein ziemliches mentales Loch gefallen. Ich war ningelig, schlecht gelaunt, unzufrieden mit der Arbeit, Corona Maßnahmen haben nach 2 Jahren genervt (kein Wegfahren so richtig möglich mit Übernachtung), der Beginn des Ukraine Krieges hat mich sehr verunsichert und runtergezogen. Wir hatten wenig Zeit füreinander. Infolge dessen hatte ich nicht mehr so den Kopf für ihn, war abweisend (hatte nicht oft Lust auf S.), war oft einfach nur total kaputt und müde, brauchte Zeit für mich. Konnte nicht wirklich auf ihn eingehen, auf ein ich vermisse dich kam von mir leider ab und an keine Gegenantwort. Ich habe es nicht gefühlt, mir war vieles zu viel. Trotzdem hatten wir immer wieder schöne Momente, haben Ausflüge gemacht, wenn auch nicht mehr so oft.
Weiterhin hatten wir nicht mehr so viel Zeit füreinander. Er alle 2 Wochen das Kind bei sich, da waren Unternehmungen unter der Woche und wegen der Arbeitszeiten (beide in unregelmäßigen Schichten) nicht möglich. Immer nur eher kurze Treffen unter der Woche mit oder ohne Übernachtung, dann wieder früh raus. Wir wollten beide wieder Zeit haben, aber es klappte einfach nicht. Zwei Urlaube fielen ins Wasser wegen Krankheit. Urlaube, die wir dringend für uns benötigt hätten. Ich habe mich in der Zeit natürlich soweit es ging um ihn gekümmert und war für ihn da. Ich fand die ganze Situation genauso belastend wie er. Ich wollte endlich wieder richtig Zeit mit ihm verbringen und nicht immer nur so kurz zwischendurch. Das hat mit mir auch was gemacht. Ich war gefühlsmäßig einfach nicht mehr so da. Leider. Und habe dennoch die ganze Zeit daran geglaubt, das wird schon wieder, es kommen bessere Zeiten, das ist nur ne Phase. Er hat mir auch immer vermittelt, dass alles gut ist, wir kriegen das hin. Und es war nicht alles negativ, es gab dennoch meiner Meinung nach viele schöne Momente, und wenn S. dann auch guten. Von ihm kamen aber ab und an unterschwellige Vorwürfe wir sehen uns so selten (ich empfand 2x/Woche nicht als selten und war für mich auch ok) und du bist ja so selten hier etc. Aber auch keine Vorschläge, wie man es hätte besser machen können ala ich würde mich freuen, wenn wir uns öfter sehen. Was hältst du von XYZ.
Nachdem die Krankheit vorbei war, fuhr er mit seinem Kind eine Woche in den Urlaub. Danach haben wir uns nach mehreren Wochen endlich wieder sehen können, aber so richtig freudig und aufgeregt war ich nicht. Ich habe 7 Tage Vollzeit gearbeitet, hatte einen Tag frei und die nächsten 5 Tage standen an. Ich war dementsprechend kaputt, er ausgeruht. Er kam mit hohen Erwartungen wieder, wollte mehr an dem Abend, ich hätte einfach nur jemanden gebraucht, der mich in den Arm nimmt und kuschelt. Hätte noch einen Tag gebraucht, um mich wieder zu erden. Wir haben unsere Bedürfnisse gegenseitig nicht wahrgenommen.
Am nächsten Tag macht er mit mir am Telefon so quasi Schluss. Wollte erst eine Pause, die als Pause für mich verkaufen, mal Abstand gewinnen, dass da nicht immer wer ist der was von mir will. Er denkt dass wir nicht dasselbe wollen und er nur Freundschaft zwischen uns sieht. Zu viel negatives in letzter Zeit, er spüre ne Distanz, schon seit über einem Monat. Im Endeffekt aber wollte er die Pause. Ich wusste dazu erstmal nicht viel zu sagen. War sehr gestresst, es dauerte ca 3 Tage, bis mir das alles bewusster geworden ist. Hatten dann eine Woche keinen Kontakt. Er gab sich allerdings gerade mal 3 Tage für einen Brief, in dem er mir fast wie ne Bewerbungsabsage schreibt, ich bin zwar toll, für ihn da gewesen, habe zugehört, aber er aktuell nicht mehr als Freundschaft zwischen uns sieht. Dass zu viele Herausforderungen und äußere Umstände auf uns eingewirkt haben. Ich war total fertig, habe ihn um ein Gespräch gebeten, weil wir bis dato kein einziges Mal über unsere Bedürfnisse und Erwartungen gesprochen hatten.
Dem Gespräch hat er sehr zeitnah zugestimmt und wir haben uns gleich getroffen. Er meinte er sei froh dass ich auf ihn zukomme, weil es eine sch. Aktion von ihm war und egoistisch. Und dennoch: keine Gefühle mehr, er fühlt sich leer und taub, will eine Freundschaft mit mir, will mir keine falschen Hoffnungen machen. Hat eingesehen, dass er mit zu hohen Erwartungen wieder gekommen ist. Er weiß gerade nicht was er will, in vielen Bereichen. Ich hätte mich zu viel über diese und jene Sache beschwert (nichts zur Beziehung) aber andersherum habe ich ihm auch immer zugehört, egal was war. Habe mich zB nie beschwert, wenn Kind oder Ex auf dem Plan standen (was auch ok ist weil Kind geht vor). Habe also mindestens genauso Kompromisse gemacht.
Ich habe eine Woche später ihm einen wohl überdachten Brief geschrieben. Habe mich erklärt (Bindungsängste, schwierige Phase, kann nicht gut ausdrücken und zeigen wenn ich jemanden sehr gern hab etc) und mich aufrichtig dafür entschuldigt. Ihm seine blöde Aktion verziehen, weil ich ihn ein Stück weit verstehen kann. Auch er Ängste hat. Wir aber daran arbeiten können, gemeinsam, wenn er das noch will. Wir Zeit brauchen, um uns aufeinander einzustellen, und dass eben nicht so schnell geht. (Mit seiner Ex ging übrigens auch alles sehr sehr schnell, scheint ein Muster bei ihm zu sein.) Ich bin ihm damit einen großen Schritt entgegen gekommen. Wieder eine Woche später kam er dann persönlich auf mich zu, hat sich entschuldigt, dass das alles sch. von ihm war, wie er das gemacht hat, und ob wir nochmal reden können.
Haben wir gleich gemacht. Habe ihn gefragt, wieso er nicht mit mir gesprochen hat vorher. Er wusste nicht wie, hatte Angst zu aufdringlich zu sein, zu viel zu wollen. Er war gesamtfrustriert wegen zu wenig sehen, Zeit und S.. Wollte dass es mit dem Kind und mir besser klappt (aber da hab ich gesagt das liegt am Kind, das braucht doch auch Zeit). Er hat aber nach wie vor nur freundschaftliche Gefühle. Dagegen sprach aber seine Körpersprache: er guckt mich lange an, legt den Arm um mich, gibt mir Küsschen auf die Wange, sagt er findet mich hübsch, ich bin ein toller Mensch. Wir haben uns gut unterhalten, waren da 4h unterwegs, war ein schöner Abend, lange Umarmungen, zum Ende lass es uns langsam angehen von ihm. Konnte das alles nicht einschätzen. Auf Arbeit war dann eher ein gefühltes aus dem Weg gehen, nur mal kurz 2 Minuten reden, er immer er schaut mal dass er mehr Zeit hat und meldet sich, natürlich kam nix, stattdessen pünktlich abends kurze, oberflächliche Nachrichten. Darauf hatte ich dann irgendwann keinen Bock mehr, weil es sich nicht stimmig anfühlte. Wir hatten losen Kontakt, weil er die Kommunikation suchte, mir gute Nacht wünschte und mich bei meinem Kosenamen nannte.
Irgendwann gab ich mir einen Ruck und fragte ihn nach einem Treffen. Das war auch sehr entspannt und lustig. Wir haben nicht über uns gesprochen. Er schlug gleich nächste Treffen vor für nächsten Tag. Ich habe ihn gefragt ob er das wirklich will, er ja. Leider musste ich mich wieder melden obwohl er das wollte, es war alles komisch, habe gefühlt dass er eigentlich keinen Bock hat so richtig. Konnten uns auch irgendwie nicht fallen lassen. Habe ihn darauf angesprochen, dass ich nicht weiß wie ich reagieren soll da ich nicht weiß was er will. Ich Angst habe was kaputt zu machen, er aber meinte wenn dann hat ja er was kaputt gemacht, weil er es beenden wollte. (?) Ich habe ihm nochmal gesagt, was ich will (ihn). Er fragte mich, ob ich es nur ganz oder gar nicht will. Ich so, ja was, sonst was lockeres oder wie? . ja. Da war ich erstmal geschockt und wusste nix dazu zu sagen. Habe angefangen zu weinen, ihm gesagt ich habe das Gefühl, er spielt mit meinen Gefühlen. Wie ich darauf komme. Habe ihm aufgelistet: das Nähe suchen, Küsschen, schreiben, Kosenamen. Er so: war alles nur freundschaftlich gemeint. Aha alles klar. er weiß genau was ich für ihn fühle und macht dann das. Da bin ich sauer auf ihn, weil er dort sehr egoistisch handelt, es sich einfach machen will und es nur um seine Bedürfnisse geht. Und dann, er will momentan keine Beziehung, er will alleine sein. Ihm geht es nicht unbedingt darum, dass es passt, sondern ums Gefühl. Habe gesagt, dann macht das so für mich keinen Sinn, mein Fehler, hier noch Hoffnung zu haben. Was habe ich falsch gemacht? Nix, sagt er, und eine Antwort darauf zu suchen macht auch keinen Sinn. Glaube ich ihm nicht. Ich meinte noch, damit ist er auch nur einer von vielen, die dem ganzen keine Zeit geben und gleich hinschmeißen. Ich habe ihm jedenfalls gewünscht, dass er irgendwann weiß was er will und bin gegangen. Er blieb ziemlich bedröppelt zurück.
Habe über Freunde erfahren, dass er sich den nächsten Tag noch nach mir erkundigte, wie es mir geht. Ich war ziemlich enttäuscht, sauer, unendlich traurig, verstehe die Welt nicht mehr. Vor allem das nix falsch gemacht und es geht mir ums Gefühl fühlt sich so ersetzbar an. Ich denke, er will mir einfach den wahren Grund nicht nennen. Ja es war ne schwierige Phase und nicht einfach. Ich habe allerdings oft genug das Gespräch gesucht, kam ihm entgegen, habe mich entschuldigt wenn ich schlecht drauf oder nicht in Stimmung war, habe gesagt sprich mit mir, wenn er wieder bockig war und mir nicht antwortete. Habe da immer deeskaliert. Er hat mir seine Bedürfnisse und Erwartungen nicht mitgeteilt, hat meiner Meinung nach auch sehr hohe Erwartungen (es muss alles schön sein, gleich alles klappen etc). Ich sehe das entspannter. Sieht zwar ein, dass man Zeit für sowas braucht, aber ohne Gefühl geht es halt nicht. Ich sehe vollkommen ein, dass ich auch einen großen Teil Schuld habe. Wir beide haben daran Schuld. Einerseits denke ich, es war bei ihm nur oberflächliche Verliebtheit, die beim kleinsten Anzeichen von Schwierigkeit bröckelte (dazu passt, dass er meinte, nach 2 Monaten gab es so einen Cut, aber ich war einfach nur hibbelig und wollte was machen) und er gar nicht an mir als Person interessiert war. Ich allerdings verliebe mich über den Zeitraum und dann auch tief in die Person. Deswegen hat es mich sehr hart aus dem kalten erwischt und ich habe sehr sehr gelitten. Ihm ging es auch nicht gut damit, hatte schuldgefühle und weiß, dass er da Mist gebaut hat und auch nicht weiß, was er da tut. Im gesamten ist er ein sehr reflektierter, sensibler Mensch, der viel Nähe, Harmonie und Bestätigung braucht, aber diese Schlussmachaktion(en) waren einfach unter aller Kanone. Das hat enorm an meinem Selbstwert gekratzt.
Wir haben jetzt seit 3 Wochen Funkstille. Weil ich gesagt habe beim letzten Treffen, dass ich für mich erstmal klarkommen muss und mir Schreiberei und sehen auf Arbeit da nicht helfen. Mich macht so fertig, dass wir es nicht mal richtig versucht haben, er mir keine Chance auf Besserung zugestand sondern es einfach mit sich selber ausgemacht hat und ich der Meinung bin, hätte er mal mit mir gesprochen, wie er sich fühlt, wenn ich so oder so bin, es geklappt hätte. Ich denke, hier wird etwas in den Grundzügen richtig gutes weggeworfen, ohne dem Zeit zu lassen, weil es mal etwas schwieriger ist. Kurz nach dem Trennungstelefonat ging es mir dann nämlich auch besser im Sinne von ich hab wieder mehr Zeit und Energie. Die ich gerne mit ihm verbracht hätte.
Also ich weiß nicht, ich verstehe ihn nicht, keiner versteht ihn, dass er erst alles so sehr will und klammerig ist und dann sich 180 Grad dreht. Einmal komplett die Rollen vertauscht (erst wollte ich nicht, aber er, jetzt will ich, aber er nicht.) Es wirkt unsicher mit sich selbst, mit mir, hat Probleme mit sich selbst etc. Man merkt, dass da durchaus ne große Sympathie vorhanden ist. Ich habe ihm ne zweite Chance angeboten. Vielleicht war das alles auch seine Art zu sagen, ok wir probieren es nochmal, ganz langsam und locker, ohne das Label Beziehung, nur ich habe es nicht locker gesehen? Ich finde es halt schwierig, von Beziehung runterzustufen, gerade wenn man noch zu viele Gefühle hat. Ich verstehe, dass er unzufrieden mit uns, mit mir, war und da vielleicht keine Energie mehr hatte. Aber dann hätte er doch mit mir reden können und ich denke mir, dann war es ihm wohl nicht so wichtig. Andererseits, was will ich mit jemandem, der nicht klar kommunizieren kann?
Ich weiß nach so vielen Wochen Kopfzerbrechen nicht mehr, was ich denken und fühlen soll. Belass ich es dabei, melde mich nicht mehr? Hoffnung, dass er sich nach paar Monaten Abstand wieder meldet, obwohl ich meinte, vielleicht in 1 oder 2 Jahren Freundschaft? Oder gehe ich *nochmal* auf ihn zu, allein schon weil ich will, dass wir kein komisches Gefühl auf Arbeit haben? Dass ich ihn verstehe und wir einfach sch. Timing haben und wir es besser können. Aber das wirkt auch eher nach hinterherrennen, keinen Stolz haben und Wert nicht kennen. Überall lese ich, mach dich rar, geh auf Abstand, er muss wissen was ihm fehlt, er muss dich wieder jagen (hat ja schon mal geklappt). Aber wenn er eh keine Gefühle mehr hat. Ich weiß nicht was ich tun soll. Den einen Tag bin ich der Überzeugung, sei du selbst, gib dich fröhlich, er wird mit der Zeit sehen, dass du besser sein kannst als das, was er kennen gelernt hat, und wenn nicht, dann hat er mich nicht verdient. Und dann wieder, ich verstehe ihn, wahrscheinlich hätte ich nicht anders gehandelt, zeig ihm, du kannst es besser und arbeite an dir. (Das tue ich auch unabhängig von ihm.) Aber er sendet so extrem gemischte Gefühle. Freundinnen sagen, ich hätte nix besser machen können, ich habe zu dem Zeitpunkt das getan, was ich konnte. Ich bin da anderer Meinung, ich hätte mich mehr anstrengen müssen. Habe es alles zu selbstverständlich gesehen.
Nur weiß ich nicht, ob das alles noch lohnt. Ob bei ihm die Gefühle wiederkommen können. Nach vielen Jahren ist er einer, mit dem ich es wirklich wirklich versuchen will. Aber er muss es auch wollen. Ich kann ja niemanden zwingen. Ich habe leider noch diesen minimalen Funken Hoffnung, weil ich nicht ganz glaube, dass alle Gefühle weg sind. Dass sie vielleicht wiederkommen können, gerade wenn er mich doch so unbedingt wollte? Ich finde, dass es doch eigentlich gut passt. Und keine Beziehung immer so einfach locker flockig weiter läuft, es immer Arbeit benötigt. Man aber bereit sein muss daran zu arbeiten und zu kommunizieren. Wir kennen doch beide unsere Fehler. Sehe ich das alles so falsch? Sollte ich einfach komplett abhaken? Es ist so schwer. Im Grunde haben wir uns jetzt gegenseitig schön verletzt und unsere blöden Seiten gezeigt. Kann das wieder umschwenken?
Ich bitte um eure Einschätzung und Tipps! Danke!
05.06.2022 09:10 •
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