Hallo.
Wie schreibt man etwas, das einen so zerstört. (Sorry ist mehr geworden als ich wollte)
Naja, ich bin 45 Jahre. Familienvater zweier Söhne (15 13). War 18 Jahre in einer glücklichen Beziehung, natürlich mit diversen upsdowns. Ich bin eigentlich ein ziemlich sportlicher Typ, laufe regelmäßig seit 27 Jahren. Da war auch schon der eine oder andere Marathon dabei. Meist mit Kollegen und Freunden, aber hin und wieder einfach allein. Sport hilft mir nachzudenken und Ruhe zu finden. Natürlich kommen viele andere Sportarten saisonbedingt dazu. Natürlich ein bisschen Bodybuilding, mit 45 n 6pack soll schon sein. Beruflich bin ich viel Herumgekommen habe vieles Erlebt und gesehen. War Fallschirmspringer-Coach und im Winter Snowboard Lehrer, weltweit im Einsatz. Als neben gig haben damals Anfang 2000 noch mit den kleine Sony pc100 oder auch mal mit Profi Equipment Werbe- oder Action-Videos für relativ bekannte Marken gedreht.
Ich bin in einer zerstörten Familie aufgewachsen, mein leiblicher Vater ist Alk., die Erinnerungen an diese Zeit beschränken sich auf Prügel. Ich habe heute noch Narben am Rücken, die auftauchen wenn ich Sonnengebräunt bin. Er bekam Kontaktsperre als ich 5 wurde und ich habe ihn erst mit 21 wiedergesehen. Der Rest meiner Kindheit war ein stetiges auf und ab meiner Mutter. Oft musste ich mir anhören wie schön ihr Leben denn gewesen wäre wenn’s mich nicht gäbe. Meist wurde ich jedoch zu meinen Großeltern abgeschoben. Damals lernte ich wie ich niemals zu meinen Kindern oder meiner Frau sein wollte und Gelassenheit, die Skydiver nannten mich den letzten Stoiker. Da wenn alle schrien, überall Blut war, jemand sich die Seele aus dem leib kotzt und allgemein etwas panische Stimmung aufkam, ich mich ruhig und zügig um alles kümmerte.
Ich versuche stets an mir zu arbeiten, habe mit 38 noch ein Studium abgeschlossen, aber immer die Beziehung und die Kinder als oberste Priorität angesehen. Viel über beziehungsarbeit, Kinder, Psychologie, Soziologie, und so weiter in mich aufgesaugt. Viele Urlaube, Mikro-Abenteuer für die Kinder, zweisame Stunden mit der Frau. Kleine Überraschungen, spontaner oder geplanter S., Kuscheln und Raufen. Natürlich ist mir S. auch immer wichtig gewesen, jedoch bin ich niemand der Forderungen stellt, wir haben einfach immer mal wieder neue Tricks und Techniken ausprobiert und darüber geredet. 16 Jahre lang +2 immer schlimmer werdenden.
Meine Frau ist 5 Jahre jünger als ich. Ich lernte sie kennen da war sie 14 Jahre alt. Damals war da schon ein Funke, wir verstanden uns prima. Jedoch war sie natürlich zu jung um über irgendwas außer Freundschaft nachzudenken. Ich bereiste die Welt, sie machte lehre, matura, usw. Wir verloren uns natürlich aus den Augen. Jedoch hing sie viel mit meiner Jugendclique ab. Somit hatte sie immer kleine updates was ich gerade machte und wo ich war. Ich sah sie wieder als ich mit 26 von einem 1 Jahres Einsatz im Ausland zurückkehrte. Sie hatte sich verändert, aber nicht unbedingt zum Guten. Aus dem grazilen lustigen Teeniegirl ist in der Zeit ein Emo-Kügelchen geworden, das sich permanent fürchtete, dass die Leute sie auslachen. Ich habe sie bei manchen Partys getroffen und immer wieder mit ihr geredet und gut zugeredet. Innerhalb eines halben Jahres hatte sie sich so verändert, das eines zum anderen führen musste. Eines Abends feierten wir in einer Garage, ich kam gerade von einer Dess. mit ein paar Freundinnen zurück. Natürlich wurde Party gemacht und halbbetrunken begannen wir auf den Bierbänken in der Garage rumzuhüpfen. Denke es war damals Tubthumping. Auf jeden Fall sprang ich auf die Kante vom Garagentor. Sie verarztete mich und wir schliefen miteinander. Dann war kurz Pause da sie dachte ich hätte sie nur aus der Situation heraus geschnaxelt. Sie hatte keine Ahnung dass ich komplett in sie verschossen war.
Naja, hin und her, bisschen Drama und wir waren ein Paar Ich 28 sie 23. Bald folgte das erste Kind, 2 Jahre später das zweite. Die Jahre der Beziehung flogen so dahin, mal war es das Beste das man sich vorstellen kann, mal ein Tal der Tränen. Aber immer daran gearbeitet. Leider muss man immer wieder einen Stupser bekommen um nicht alles selbstverständlich anzusehen. Aber trotzdem machte ich unendlich viele Fehler.
Dann starb der Vater meiner Frau. Es hat sie zu tiefst mitgenommen da er ein Ankerpunkt in ihrem Leben war. Wenn es Streit gab, fuhr sie zu ihm, wenn die Kinder nicht folgten und ich nicht da war, fuhr sie zu ihm, wenn ich deprimiert und abgeschlagen war, fuhr sie zu ihm. Eigentlich eine gute Vater-Tochter Beziehung und ich muss sagen, das ich ihn auch als Vaterersatz ansah. Er war nicht der klügste oder sympathischste Mensch, aber jemand der Wärme und Präsenz ausstrahlte. Ich habe schon sehr früh Bekanntschaft mit dem Tod gemacht, sie jedoch hatte sich niemals mit ihrer Sterblichkeit und der Unumgänglichkeit des Todes Gedanken gemacht. Dies stürzte sie in einen Strudel der Zweifel. Ob sie denn ihr Leben so lebt wie es sein sollte, Zukunftsängste, gepaart mit einer stetig schlimmer werdenden social media sucht. Immer die Bilder von vermeintlich Glücklicheren vor den Augen.
Dann wurde sie immer kälter zu mir und den Kindern. Sie hatte immer die Freiheit abends auszugehen und ich kümmerte mich um die Kinder, oder umgekehrt, jedoch begann sie immer mehr zu trinken, wurde von verschiedenen assi Cliquen aufgenommen bei denen sie Bestätigung fand, egal was sie machte. Ich versuchte oft mit ihr zu reden aber die Gespräche wurden immer kürzer und einsilbiger. Sie begann die Kinder anzuschreien und systematisch uns aus ihrem neuen Leben zu verbannen. Wir haben eine kleine Firma und durch Corona wurden wir mehrfach geschlossen. Diese ganzen Faktoren brachten mich an die Grenze meiner Leistungsfähigkeit. Kinder trösten, Frau war wieder bis 11 Vormittag saufen und liegt flach, Firma hat keine Prognose, meine Mutter und der Stiefvater begannen immer mehr Geld von mir zu Bitten (ihre gemeinsame Pension reichte nicht aus), Ihre Mutter wurde obdachlos und ich habe sie in einer kleinen leerstehenden Wohnung mietfrei untergebracht. Mich einfach um alles gekümmert und eine immer schlimmer werdenden Depression überspielt. Papa wird’s schon richten.
Dann waren wir auf der 40er feier einer Freundin. Ich wusste schon lange dass etwas mit ihr nicht stimmt. Konnte aber kaum aus meiner Haut. Den ganzen Abend ignorierte sie ihre alte Clique und baggerte zufällige Leute, den Freund ihrer besten Freundin, irgendwelche vollassis die sie wegen der Arbeit einladen musste, usw an. Nicht nur Flirten, sondern richtig, mit viel Körperkontakt. Wir standen 2 Meter daneben und schüttelten nur die Köpfe, darauf angesprochen lallte sie und begann eine Szene zu machen. 4 Stunden vorher küsste sie mich noch im vorbeigehen. 2 Tage später stellte ich sie zur Rede an einem ruhigen eigentlich wild-romantischen Plätzchen. Aber bekam kaum Antworten. Zwei Woche lang kuschelte sie mit mir jeden Abend. Nach diesen Wochen versuchte ich es nochmal energischer.
Da platzte es aus ihr heraus dass sie seit 1.5 Jahren eine Affäre hat und uns, ihre Kinder, ihre Mutter und Freundinnen die ganze Zeit über belogen und betrogen hat.
Sie hat in der Zeit trotzdem weiter mit mir geschlafen, hat mir und den Kindern die Frau vorgespielt, ist mit uns in den Urlaub gefahren und hat sich nachher von ihre AP nehmen lassen um dann wieder zu mir ins Bett zu kriechen und den bescheidenen Luxus den ich uns ermöglicht habe zu genießen.
Da die Beichte relativ späte am Abend kam, ließ ich sie noch eine Nacht in ihrem Bett schlafen. Eigentlich schlief sie verheult auf meiner Brust auf der Couch ein. Ich schmiss sie trotzdem am nächsten Morgen raus und fuhr sie zu ihrer Mum und befahl ihr den Kontakt zum AP abzubrechen wenn ihr nur irgendwas an mir und den Kinder liegt. 3 Tage Funkstille, dann bitte hol mich zurück. Da die alte Beziehung an diesem Abend für mich gestorben ist, 1.5 Jahre den Mann in seiner depri suppe schwimmen zu lassen, kaum Kommunikation und assi zu den Kindern. Sie immer top gestylt, der Rest verkommt. Stellte ich natürlich Bedingungen, aber auch mit der Hoffnung zu ihr durchzudringen, um meiner selbst willen antworten zu erhalten und ihr zu helfen. Sie hat zwar den Kontakt abgebrochen aber ihn nicht geblockt, so schrieb ihr dieses Schwein immer wieder. Ich kam zufällig drauf und erklärte ihr was Sache ist. Nach viel innerlicher Überwindung hat sie dann geblockt und Erinnerungen gelöscht.
Schreckliche 2 Wochen später an denen ich viel geredet habe und sie viel geschwiegen hat. Hab ich nun ein Bild vor mir, einer 40 jährigen Frau taffen Geschäftsfrau die sich in eine Teenie-Welt verabschiedet hat. Eine ausgeprägte narzisstische Ader an den Tag legt die ich so an ihr nicht kannte, eigentlich an niemanden…. und ich arbeitete lang im B2C Vertrieb…. Weiters hat sie in den 1.5 Jahren sich selbst ein narrativ zurechtgelegt in dem ich und die Kinder schuld an allem haben, sie nie geliebt haben und sie nun eine tolle Person ist, was sie früher nicht war. Ich meine mir ist klar dass man einer labilen Frau viel erzählen kann, aber ihr AP und ihre midlife-crisis hat sie komplett zu einer neuen Person gemacht.
Mir ist dann der Kragen geplatzt, also innerlich, ich habe ihr freundlich aber bestimmt die Leviten gelesen. Ihr einen Spiegel vor gehalten, was aus ihr wurde. Wie sehr sie mich, die Kinder, alle verletzt hat…. Dann habe ich sie wieder zu ihrer Mum gefahren und komplette Kontaktsperre verhängt. Das war gestern.
Ich bin eigentlich ein ziemlich abgebrühter und gelassener Mensch, ich habe kein einziges Mal mit ihr geschrien oder Beleidigungen ausgesprochen. Das Thema neutral-verletzt behandelt und bin eigentlich stolz auf mich in dieser Situation die Fassung halten zu können.
Aber ich bin innerlich so zerrissen das, wenn ich mal allein bin heule, bis ich wieder gebraucht werde. Ist ganz schön sch. in der Firma und beim Text schreiben.
Danke.
11.07.2022 16:57 •
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