Farewell my love! Ich war fast unser halbes Leben der Mann an Deiner Seite. Ich trug Dich durch Dein Studium, lernte mit Dir ganze Nächte für das 2te und später 3te Staatsexamen, auch wenn ich Stunden später mit wenig Schlaf eine Firma zu leiten hatte. Andere Nächte zockten wir mit Scrabble und Monopoly durch, weil Du eine riesen Freude daran hattest und als Kind niemand mit Dir Brettspiele spielte. Wir hatten viele wunderbare Reisen zusammen. Du hast Dein Studium abgeschlossen und wurdest schwanger. Nach der Geburt unseres ersten Kinds bist Du schon nach wenigen Wochen in die Facharztausbildung gestartet. Um das realisieren zu können stellte ich eine Vollzeitkraft für uns ein. Hattest Du Nacht- und Wochenenddienste, übernahm ich unsere Kleine gerne, auch wenn ich eigentlich Stress im Betrieb hatte. Wir ergänzten und prima. Das wir nur noch 3-4mal im Jahr eher Plicht-6 hatten schob ich auf Deinen Stress im Krankenhaus und den Schlafmangel. Das ging bis zu unserem 2ten Kind, dem erfolgreichen Ende Deiner Facharztausbildung und Deinem Start ins reale Berufsleben. Das Haus das ich für Dich baute ich wollte eigentlich noch nicht bauen war am Ende eher ein Palast. Du bekamst Deine tolle Galerie und all das was Du dir gewünscht und erträumt hattest. Ich akzeptierte am Ende sogar, dass ich einfache Strecke 28km vom Unternehmen zur Baustelle hatte und bis zu 3mal am Tag wegen irgendwelcher Probleme dort erscheinen musste, während Du nur 100m entfernt in unserem alten Haus den Fernseher bewachtest und keine Zeit fandst dort nach dem Rechten zu sehen. Auch bei unserem 2ten Kind wolltest Du ganz schnell wieder in den Job zurück. Kann ich gut verstehen. Aber wir liebten uns, oder besser ich Dich. Also gab es weiter eine Vollzeit-Haushälterin. Die Urlaube waren immer noch schön, aber wegen der Kleinen etwas anders und nicht in der Ferne. Die 3-4mal im Jahr 6 nach Terminkalender bürgerten sich über fast 20 Jahre ein. Darunter litt ich zunehmend, ohne dass Du dich dafür interessiert hast. Du hattest ja alles was Du dir immer gewünscht hast. Ein tolles Haus, was selbst für Münchner Verhältnisse groß war, der Haushalt wurde gemanagt und belasten keinen von uns. Warts Du traurig stand ich an Deiner Seite. Als Deine Mutter starb musste ich selbst ins Krankenhaus, blieb aber bis nach der Beerdigung Dein Fels in der Brandung. Weil ich lieber tröstend bei Dir sein wollte ging ich viel zu spät in die Klinik und meine Not-OP verlief gerade noch gut. Ich hörte Dir zu und teilte mit Dir alle Deine kleinen und großen Ereignisse. Sonst nahmen uns die Kids ordentlich in Anspruch. Ich hatte immer ein offenes Ohr für Dich. Sagte Dir unentwegt was Du für eine schöne und tolle Frau bist. Ich war richtig stolz auf Dich. Du liest Dir den Rücken kneten und Dich in den Schlaf streicheln. Wir waren noch wie Teenies verliebt und zärtlich zueinander, oder besser ich zu Dir. Ich sah ja meist nur Deinen bezaubernden Rücken. Alle beneideten Dich um Dein Leben. Und durch einen dummen Zufall erfuhr ich gestern, dass Du, laut Deiner Verteidigungsrede, ohne zu wissen warum, plötzlich einen Liebhaber hattest. Du hast Dich geschämt und wolltest mich nie verletzen, mich den Du so sehr liebst.
Nein Du hast mich nicht verletzt, aber mir die Augen geöffnet. Ich war 24 Jahre ein vor aufrichtiger Liebe verblendeter Narr dem Du alle erdenklichen Vorteile denen Du habhaft werden konntest mit Freude abnahmst. Was habe ich eigentlich je von Dir gehabt? Was hast Du mir je entgegengebracht außer oberflächliche Bussis und die Verwendung meiner Person als Wünsche-Erfüller? Liebe macht offensichtlich nicht nur blind!
Mein Anwalt hat sich übrigens sehr über die Vermittlung der Frau Deines Liebhabers als Mandatin gefreut. Und es tut mir aufrichtig Leid, dass Dein Liebhaber jetzt lieber mit einer 25jährigen ausgeht. Trotz Allem hoffe ich, Ihr hatten in den 3 Wochen die Ihr in großer Liebe verbunden wart, viel Freude miteinander. Farewell my Love!
20.02.2019 17:43 •
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