Hallo, bin verzweifelt und völlig durch den Wind. Ich könnte ein paar objektive Meinungen gebrauchen, darum schreibt mir bitte...
Meine Geschichte: Ich bin verheiratet mit einem wirklich liebevollen und treusorgenden Ehemann, der zudem ein perfekter Vater für meine beiden süßen Kinder ist. Und ich gehe zwei Jobs nach, die mir Spaß machen und mir Herausforderung sind. Ca. 1 Jahr nach der Geburt meines zweiten Kindes habe ich bei einer Freizeitbeschäftigung einen anderen Mann kennen gelernt, der mich von Anfang an interessiert hat - u.a. deshalb, weil er mich an meine Jugendliebe erinnerte. Gleichzeitig hat sich in meinem Inneren eine Leere breitgemacht, die vor allem daraus resultierte, dass ich das Gefühl hatte, alles erreicht zu haben, was ich wollte - aber auch aus einer Angst, in der Weiterführung eines zwar guten, aber durchaus bequemen und spannungslosen Lebens viel zu verpassen. Zu besagten anderem Mann habe ich langsam, aber sicher Gefühle entwickelt, die zweifelsohne stärker wurden, als er mir auf den Kopf zusagte, ich würde in meinem Lebens versauern und somit mich exakt damit in Frage stellte, womit ich mich selbst beschäftigte... Selbiger ist auch verheiratet, seine Frau war damals mit seinem zweiten Kind schwanger, das erste war schwer behindert und auf viel Pflege angewiesen, die den beiden einiges abverlangte. Das Leben dieser Familie, von der Hand in den Mund und auf Harz IV-Basis, unterschied sich sehr wohl von dem unsrigen, gut-bürgerlichen.
Beim regelmäßigen Kontakt entstand zwischen uns so eine Spannung durch intensive Blicke. Meine Gefühle wurden stärker, doch ich wusste nicht, ob und was er für mich empfand. Aber ich lebte auf, wurde sehr viel offener und mutiger, neue Wege zu gehen - es war eine sehr intensive Zeit, in der ich beflügelt durch diese neue Liebe mich selbst neu entdeckte. Ich traute mich aber nicht, ihm etwas zu sagen, auch wegen seiner verzwickten Familiensituation - habe aber schon registriert, dass er in seiner Ehe nicht glücklich war. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich eigentlich den Kontakt abbrechen, es ging mir zu nahe und schien zu aussichtslos. Aber die Ereignisse überschlugen sich schicksalhaft. Nachdem sein zweites Kind geboren wurde und sein erstes in dieser Ehe starb (er hatte zuvor schon ein Kind mit einer anderen Frau, das auch starb), schrieb ich dann doch eine sehr persönliche Trauerkarte. Es war mir irgendwie ein Bedürfnis. Diese wurde zum Anlass für ein kurzes, aber sehr intensives Gespräch wenige Wochen später. Es war ein gelöster Abend, wir hatten viel getrunken und er wirkte entspannt, befreit. Wie selbstverständlich kam es zu Zärtlichkeiten, die sich zu Intimitäten ausweiteten. Mein Mann, der meine zu der Zeit durchaus häufigen Stimmungsschwankungen mit beruflichem Stress entschuldigte, musste die Situation wohl intuitiv erfasst haben, er suchte mich an diesem Abend in der Stadt verzweifelt - obwohl es bei weitem nicht das erste Mal war, dass ich lange wegblieb. Der andere meldete sich bei mir erst Tage später, nachdem ich kritisch nachgefragt habe, ob seine Gefühle für mich nur dem Alk. zu verdanken seien. Er gab mir zu verstehen, dass auch er schon länger in mich verliebt, diese Situation für ihn jedoch sehr schwierig sei. Er initiierte nach einigem Mailkontakt ein Treffen, erzählte mir ziemlich ehrlich viel von seinem Leben, u.a. dass er seit Jahren an Depressionen litt und auch durch den Tod seines Kindes wieder an Lebensmut verloren habe. Er fragte mich, ob ich meinen Mann für ihn verlassen würde. Diese Frage fand ich zwar süß aber viel zu früh gestellt - ihre Dringlichkeit erschloss sich mir jedoch als mir seine Frau eine Mail schrieb. Sie wusste schon Bescheid, beschrieb ihn mir als generell untreu und hielt mich an, mit der Situation offensiv umzugehen, sie suchte außerdem das Gespräch über ihren Mann - mit mir?
Diese Mail brachte eine erste Wende in die Geschichte, ich war völlig verwirrt und überfahren von der Situation, schrieb ihm eine sms, dass die Sache mit uns vorbei sei und ich keinen Kontakt mehr wünsche. Außerdem erzählte ich meinem Mann, dass ich mich in einen anderen verliebt hätte. Der war zwar schockiert, aber fing daraufhin an, mit allen Mittel um mich zu kämpfen. Eine Eigenschaft, die ich bei dem anderen vermisst habe und bis heute vermisse. Er schrieb mir damals lediglich eine Mail, in der er um einen erneuten Kontakt bat, unter der Voraussetzung, dass er sich vorläufig getrennt hätte. Der kam auch zustande, ich konnte nicht widerstehen, und es folgte ein ca. zwei Monate andauerndes Doppelleben, von dem mein Mann nur ahnte. Der andere erzählte mir von seinen Schwierigkeiten, in längeren Beziehungen zu leben, dass er immer der Verlassene gewesen sei und dieser Fall der erste sei, in dem er gehen würde. Als er merkte, dass ich meinem Mann nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, versuchte er sich zeitweise von mir fern zu halten und sich mit seiner Frau auszusöhnen, der er jedoch gleichzeitig die Treffen mit mir beichtete. Ich hatte den Eindruck, er versuchte, sich nicht all zusehr emotional in die Sache zu verstricken, die für ihn so unsicher war. Ich konnte beide Männer nicht mehr leiden sehen, und obwohl meine Gefühle bei der neuen Liebe waren, entschied ich mich schließlich für meinen Mann. Es war eine Entscheidung unter dem Druck der unhaltbaren Situation, die ich fällte, als ich das letzte Mal mit dem anderen zusammen war. Die gemeinsame Freizeitbeschäftigung habe ich aufgegeben.
Das ist jetzt ein dreiviertel Jahr her und seitdem geht es mir sehr schlecht. Immer wieder war ich versucht, diese Entscheidung zu revidieren. Mein Mann, mit dem ich auch über all das reden kann, ist mir mental sehr nahe, bekommt all meine Gefühlsregungen mit, aber er will sich nicht - wie wohl der andere auch nicht - auf eine Menage á trois einlassen. Er leidet verständlicher Weise sehr unter meinem Verlustgefühl. Unsere eheliche Beziehung hat sich seit dem paradoxerweise intensiviert, es war eigentlich nie diese Beziehung, die durch die Außenbeziehung für mich in Frage stand.
Aber was ist Liebe? Mit meinem Mann verbindet mich eine tiefe Freundschaft und trotz meiner Ausbrüche ein starkes Vertrauen - eine ideale Basis für eine Familie. Zu dem anderen zieht mich mein Gefühl, die Leidenschaft und die Suche nach einem unkonventionellen Leben. Aber unabhängig davon, was das für meine Kinder bedeuten würde, bin ich mir so unsicher, was ich eigentlich bekommen würde, wenn ich mein altes Leben aufgäbe. Ich hatte nie das Gefühl, mich ihm wirklich anlehnen zu können. Und hätte ich die Kraft, seine mir wohl bewussten Unzulänglichkeiten zu tragen?
Er hat mir wieder geschrieben, das erste Mal zwei Monate nach meiner Entscheidung. Seine Mails sind zwar selten, aber warmherzig. Ich habe geantwortet und angedeutet, dass es mir schwer fällt, die Zeit mit ihm einfach hinter mir zu lassen. Wir haben uns auf seine Bitte hin noch einmal getroffen, doch dieses nicht einmal eine halbe Stunde andauernde Treffen verlief furchtbar. Er konnte mich nicht anschauen und alle seine Bemerkungen waren ziemlich schroff. Er hatte keine Zeit, und schlug einen anderen Termin vor, an dem er sturmfrei habe? Die sich zwangsläufiger Weise aufbauende Distanz zwischen uns hat er als gut bewertet, weil er nur so dieses Treffen vor deiner Frau rechtfertigen könne. Ich habe ihm nach Tagen eine sms geschrieben, immer noch voller Wut – habe diese Gefühl, abserviert worden zu sein, versucht in Worte zu fassen und habe ihn gefragt, ob uns nicht ein vernünftiger und aufrichtiger Umgang gelingen könnte. Er antwortete erst einen Monat später, nachdem ich ihn darum und um eine erneute Chance zum Reden gebeten habe. Er schrieb kurz, dass es ihm nicht gut gehe und er entschuldigte sich für sein Verhalten, ohne es jedoch zu erklären. Er bemerkte nur, dass seiner Ansicht nach solche persönlichen Treffen mit größeren Missverständnissen verbunden seien, als diese Cyberbeziehung und dass er gerne Mails von mir lese. Missverständnisse? Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Ja und ehrlich, bei all meinen Mails wollte ich hauptsächlich der Frage nachgehen, ob er noch was für mich empfindet, ob es noch einen Weg zurück gibt. Auch mit meiner letzten sms vor ca. einem Monat bezweckte ich dieses. Ich habe ihm zum Geburtstag gratuliert und und ihn gefragt, ob er mich noch vermisse. Tja, wie erwartet - keine Antwort... Und ich wache jeden Morgen weinend auf, verstricke mich in mein Gefühl, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Mir gehen diese Fragen nicht aus dem Kopf: Jenseits aller moralischen Einwände, habe ich mich falsch entschieden? Und wenn ja, sollte ich aktiv etwas unternehmen, um diese Entscheidung rückgängig zu machen?
13.03.2013 15:23 •
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