Liebes Pöttchen,
Das neue Jahr hat begonnen und damit die neuen Aufgaben. Und wer weiß dies eigentlich besser denn Du selbst. So ein Mc im Namen kommt ja nicht von irgendwoher. Kriegste nicht einfach beim Ronald an der Ecke, welcher mit den golden arches und American champaign wirbt. Sondern die gibt es nur in den schottischen Highlands, durch die man sich kämpft, um dann abends friedlich mit dem Wasser des Lebens am Kamin zu sitzen.
Zitat von mcteapot:Wenn du jemanden gern hast, dieser ein sehr wertvoller Mensch ist, und in seiner Verbitterung jeden, der ansatzweise die Wahrheit sagt, auf 0 minimiert - was tut man? Man sagt nichts mehr. Man ist getroffen und geht auf Abstand.
Weil man darf die Wahrheit nicht sagen, lieber belügen - weil dann noch Freund?
Weißt Du wonach das für mich klingt? Schulhof. Es erinnert mich an meine Tage auf dem Pausenhof, in denen darum gestritten wurde, wer denn nun beste/r Freund/in von wem sei. Damals die beste Freundin heute Partnerschaften immer hübsch verknüpft mit Status. Und eben auch Schwarz/Weiß-Denken.
Weil man die Wahrheit nicht sagen kann, lieber belügen? Nö. Andere Perspektive finden. Freundschaften erlauben uns schon heute, wo wir bei Partnerschaften noch sehr am Anfang stehen, viele Modelle sind möglich, viele lebbar. Wir differenzieren zwischen guten Bekannten, Freunden und engen Freunden. Wir haben Menschen um uns, zum feiern, zum Nachdenken, zum Kino gehen oder zum Sport. Nicht immer müssen wir dem abgewandelten Musketier-Spruch, einer für alles, folgen. Wir können WÄHLEN.
oder auch WIR können wählen.
Zitat von mcteapot:Ich hab das jahrelang. Ich will das nicht mehr.
Zitat von mcteapot:Ich bin der Typ für, in mich hinein fressen, schweigsam werden und dann irgendwann zu platzen, weil der Druck weg muss.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Wenn man etwas jahrelang praktiziert, dann ist es unglaublich schwer, auszusteigen, aber nicht unmöglich, sondern eben einfach nur schwer. Ich kenn das von mir, hab lange Zeit vermeintliche Kompromisse geschlossen (diese allerdings nicht wirklich kommuniziert), in der Annahme der andere würde dann auch (auch nicht kommuniziert) und so gut wie immer ist mir Geschichte dann recht schnell um die Ohren geflogen. Ich wurde laut, unschön und na ja, der Rest ist vorstellbar.
In kleinen Schritten habe ich gelernt, bei mir selbst zu bleiben und zwar von Anfang an. Was möchte ich? Im Geben als auch im Bekommen? Warum gebe ich? wie weit gebe ich? Wo ist meine Grenze? Wie merke ich, wann diese erreicht ist?
Es ist unglaublich schwer aus alten Mustern auszusteigen, für mich aber in jedem Fall lohnenswert. Die Frage, ob man jemanden, den man mag, anlügen kann/soll, beinhaltet irgendwie doch auch Rückzug auf vermeintlich moralische Prinzipien, in meinen Augen immer ein Zeichen dafür, daß ich an anderer Stelle schon irgendwie nicht bei mir geblieben bin.
Es gab und gibt Menschen in meinem Leben, die ich mag sehr sogar (oder liebe), dennoch beschränkt sich meine Interaktion mit diesen auf ein Minimum. Weil diese gerade auf einer völlig anderen Seite im Buch des Lebens sind und dadurch all die Dinge, die mir wichtig sind, nicht funktionieren.
Für diese kann ich nicht sein.
Weder wer ich in ihren Augen sein sollte noch, und wichtiger, wer ich sein möchte. Nicht weil ich mich nicht angestrengt hätte sondern, weil, siehe Zitat, es nur im Platzen endet.
Ich für mich habe nach so vielen Jahren des und im Drama wenig Interesse an solchem. Drama allerdings ist ein bißchen wie Tennis, man spielt es eben nicht allein.
Und aller schlauen Worte zum Trotz, wenn man im Muster steckt, ist es so mühsam zu lernen, wann der richtige Zeitpunkt ist, auszusteigen. Aller guter Vorsätze zum Trotz stehe auch ich immer mal wieder auf dem Platz mit dem Schläger in der Hand und frage mich, an welcher Stelle ich eigentlich falsch abgebogen bin. .
Hatte letztes Jahr ne Königsdisziplin, aka Familie, in der ich mich fast wieder auf den Platz gebracht hätte und plötzlich nach Jahren des Bemühens, konnte ich für einen Moment zurücktreten und Luft holen, nachdenken und schließlich formulieren, Du bitte verstehe, daß ich da nicht helfen kann.
War ein großer Moment, dem natürlich dann auch wieder kleine Niederlagen folgten.
Falls Du dies jetzt als Plädoyer für Kontaktabbruch verstehst, dann mag ich das so nicht stehen lassen. Die von denen ich schrieb, daß ich sie mag oder liebe, sind natürlich noch in meinem Leben (oder wieder oder ab und zu), ich mag die ja, die sind mir ja wichtig.
Allerdings versuche ich meine Fähigkeiten, Bedürfnisse und Wünsche zu meinem Maßstab zu machen. Es macht einfach keinen Sinn zB mit meinem Vater Kontakt zu haben, so lange ich mir etwas von ihm wünsche, was er erwiesenermaßen nicht geben kann. (So schaut auch Liebe nicht aus, ne).
Ich habe lange gebraucht, meine berechtigten Wünsche von der Figur meines Vaters zu trennen und als ich dies tat, siehe da, hat das Leben sie mir im Überfluss erfüllt. Das war ziemlich beeindruckend im letzten Jahr. Ein wirkliches Füllhorn elterlicher Liebe, welches wie Sterntaler auf mich nieder prasselte.
Meine Aufgabe dabei war, nicht im Mangel zu bleiben und in der Trauer oder dem Vorwurf, daß, was ich bekam, eben nicht von meinem Vater stammte, sondern die Dankbarkeit zu wählen und mit leuchtenden Augen die Sterntaler aufzusammeln und anzunehmen. Ich wurde mit väterlichem Stolz, mütterlicher Ermutigung, Anerkennung und schließlich einem Akkuschrauber (yeah) beschenkt.
Und als ich sah, daß meine Wünsche erfüllt wurden, konnte ich zurück zur Person kehren und Annäherung versuchen.
Manchmal müssen wir Menschen, die uns am Herzen liegen, verlassen, weil es eben einfach nicht funktioniert. Manchmal müssen wir aber einfach nur zurück treten und darüber nachdenken, wie wir auf diesem Tennisplatz gelandet sind.
Es gibt Menschen, die ziehen mich einfach so auf den Tennisplatz, dann gehe ich auf Abstand. Bis ich gelernt habe, warum die dies tun und an welcher Stelle ich das Bei-Mir-Bleiben verliere. Dabei habe ich aber die Hoffnung, daß, wenn ich es gelernt habe, ich diese Menschen wieder in meine Nähe einladen kann.
Soll man jemanden, den man gern hat, belügen, weil dieser die Wahrheit nicht verträgt?
Ich glaube, dann ist es eher an der Zeit, sich auf die Suche der eigenen McWahrheit zu machen .
Zitat von mcteapot:Kennt das wer? Bestimmt jeder weiß um dies. Treffen dann zwei oder drei aufeinander, die gerade die dünne Seite Fell tragen, wird es blutig unschön.
Ich kenn das, sehr genau.
Ich versuche an dieser Stelle aber weiter zu lernen, daß das nur bedeutet, daß ich nicht gut genug auf meine dünne Seite des Fells aufgepasst habe. Dann habe ich überschätzt, was ich zum jetzigen Zeitpunkt in der Lage bin zu leisten, dann gilt meine Suche nach Menschen, die mir helfen, die dünne Seite langsam nachwachsen zu lassen.
Es ist gut, wenn wir Menschen treffen, die unseren ersten Schmerz teilen. So gut, daß in uns der Wunsch heranreift, diesen hinter sich zu lassen. So wird aus dem Wunsch des Teilens ein Wunsch des Voranschreiten.
Nicht immer nehmen wir unsere Wünsche aber so klar wahr. Wir projizieren, delegieren, interpretieren. Tun wir alle.
Und dann kann es schon sein, daß wir die Star Trek'sche oberste Direktive für ein gereiftes und zufriedenes Leben kurz vergessen und mit einem der andere muß doch aber agieren. Und ich weiß ja nicht, ob das für dich Wert hat, aber auch mir passiert das nach wie vor.
Dennoch hier mal von Sternenflottenkadett zu Dr Mccoy (hat ja ein Mc drin): wir können niemanden ändern oder zu Eisichten zwingen, wir können nur unser Verhalten, unseren Umgang verändern.
Wenn wir das aber tun, dann ändert sich alles.
Also Liebes Teepöttchen für 2019 wünsche ich Dir, daß Du Wege findest, Deine Wünsche besser zu hören und lernst, sie zu respektieren. Auch wenn es schwerfällt.
Und hey, sicher kein leichter Weg. Aber wenn Du genauso wie ich, die Nase voll hast, vom ewigen Platzen (irgendwie fühlt man sich ja doch immer ein bißchen beschämt und bringt dann so Moral und Grundsatzfragen ins Spiel), dann gibt es nur diesen einen Weg, Du bestimmst, wer welche Luft in Deinen Ballon pumpt.
Mein Fell, wenn auch noch längst nicht so dick, wie es sein wird, ist ja schon ein bißchen dicker als Deins, daher schicke ich Dir hier noch ein schönes Fellwachsshampoo und ein paar Streicheinheiten.
Und immer dran denken, daß Gras, äh nein Fell, wächst auch nicht schneller, nur weil man dran zieht.
Zieh also nicht am Fell, sondern zieh Deine Lehren.
Happy New Year.