Liebe Forengemeinde,
bin neu hier und versuche meine Beziehung irgendwie zu verarbeiten.
Wir waren über 8 Jahre zusammen. Mein Ex hat sich vor knapp 2 Monaten für mich plötzlich von mir getrennt, weil er sich vor über einem Jahr heimlich in eine andere verliebt hat, und diese Uschi nun kennen lernen will. Wie weit er damit bisher gekommen ist weiß ich nicht. Wir haben bis auf den Tag, an dem wir unsere Sachen ausgetauscht haben, keinen Kontakt mehr.
Letzte Woche habe ich mit einem seiner 2 besten Freunde gesprochen. Der sagte mir Folgendes:
Mach dir keine Gedanken darum, was du falsch gemacht haben könntest, das hast du nämlich nicht. X schafft es regelmäßig, seine Beziehungen systematisch zu demontieren. Er findet immer Gründe, warum es nicht passt, redet mit niemand darüber, und steigert sich dann so da rein, bis er keinen Ausweg mehr sieht und Hals über Kopf flüchtet. Er ist in der Hinsicht echt schwach. Hör dir den Mist gar nicht erst an, den er dir jetzt erzählt und zieh dir bloß den Schuh nicht an. Dazu hat er seit ich ihn kenne diese depressiven Phasen und will da auch gar nicht raus. Ich hatte schon gehofft, er wäre mit dir endlich erwachsen geworden, aber das war wohl wieder nichts. Du musst einen erwachsenen Mann nicht vor deinen Kindern beschützen.
Es gab viele Anzeichen, dass mein Ex ein Egoist/ Borderliner/ Narzisst/ MLCler oder einfach nur total bindungsgestört ist, aber ich habe sie nicht ernst genug genommen. Ich habe immer gelassen reagiert, bin auf Provokationen nicht eingegangen, habe ihm den Spiegel vorgehalten, habe mich außerdem um mich selber gekümmert und zugesehen, dass es mir immer den Umständen entsprechend gut ging.
Im Nachhinein betrachtet sind so viele schlimme und völlig verrückte Dinge passiert. Er wollte offenbar immer austesten, wie viel meine Liebe zu ihm aushält. Dabei hat er sich immer größere Dinge gesucht, und als es schließlich um meine Kinder ging, habe ich den Riegel vorgeschoben und ihm verboten, sie weiterhin zu erziehen. Daraufhin hat er dann seine Augen nach außen hin geöffnet, wie er sagte.
Dazu hat er in regelmäßigen Abständen psychisch labile Phasen, sei es Panikattacken, Depressionen, Hang zu Alk. und Gras.
Wutausbrüche, für die er sich am nächsten Tag geschämt hat, Ausrufe in der Öffentlichkeit, wenn ihm etwas nicht schnell genug ging, auch dafür hat er sich später geschämt. Als Beifahrer war eine Katastrophe, so dass ich ihn einmal ausgesetzt habe.
Beleidigt sein und Schmollen. Das habe ich ignoriert. Pedanterie und Zwanghaftigkeit. Darüber war ich genervt oder habe ihn ausgelacht wenn es zu albern wurde.
Eins seiner größten Themen war, durch andere gespiegelt zu werden. Er sei ein Spiegelmensch. Wenn er irgendjemand getroffen und sich länger als 1 Minute unterhalten hat, hat er mir danach groß und breit erzählt, wie toll und nett der Andere war. Auch in epischer Breite, wenn jemand ihn irgendwie gelobt oder was Nettes über ihn gesagt hat.
Es gab Phasen intensivster Nähe und dann immer wieder die Zurückweisung. Es musste immer er sein, der anruft oder im Bett den Anfang macht. Kontrolle.
Kurz bevor er Schluß gemacht hat, hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zum Atmen zu haben. Er war wie ein kleines Kind dass immer etwas will. Ich konnte meine Steuererklärung nicht machen, wenn er in der Wohnung war.
In den Wochen vor der Trennung hatte ich eine wahnsinnig schwierige Situation am Arbeitsplatz und war für keine weiteren Probleme ansprechbar. Genau in der Zeit, hat er versucht, mir zu vermitteln wie unglücklich er ist und hat mit Trennungsandeutungen angefangen. Ich bin zwar auch drauf eingegangen, hatte aber keine Kraft, mich damit auseinander zu setzen. Sofort nachdem sich die Situation verbesserte, hat er die Trennung ausgesprochen.
Nach alldem frage ich mich, wieso mich die Trennung so dermaßen gekegelt hat und es immer noch tut. Ich bin auf Entzug von seiner Präsenz, Wärme und Fürsorglichkeit, die er zwischendurch immer wieder herausgeholt hat. Bis zum Schluss war ich seine Liebste. Die ganzen unguten Dinge habe ich nicht richtig sehen wollen bzw gedacht, ich schaffe das damit fertig zu werden. Es gab immer wieder mal kleine Verbesserungen und Phasen von Vernunft, so dass ich die Hoffnung nie aufgegeben habe.
Die ersten Wochen nach der Trennung hatte ich Heulkrämpfe, massive Panik und konnte nächtelang nicht schlafen. Jetzt nur noch Schlafprobleme, 2-3 Phasen am Tag an denen ich weinen muss, und alle paar Tage diffuse Angst für ein paar Stunden. Dazu totale Dauererschöpfung. Alles Entzugserscheinungen.
Meine Kinder sind wie befreit und darüber bin ich sehr, sehr froh.
Zum Glück habe ich mich um mein soziales Netz auch während der Beziehung gekümmert das bis jetzt auch super funktioniert.
Aber dann zweifel ich wieder an mir selbe, an meiner Wahrnehmung, und denke, dass ich mit über 40 nie mehr einen tollen Mann kennen lerne.
Versuche los zu lassen, ertappe mich aber immer wieder in endlosen Gedankenschleifen was wohl mit der anderen ist und was er wohl macht, wenn sie ihn abweist oder sich das Ganze als Murks entpuppt. Ob er dann wieder zurück kommt.
Irgendwann müssen wir miteinander reden, wir sind durch diverse administrative Dinge miteinander verstrickt.
Die beiden Seiten von ihm in Einklang mit meinen Gefühlen zu bringen ist wahnsinnig schwer. Zudem hatte ich mich total auf ihn eingelassen und an ihn gewöhnt. Der Alltag ist bleischwer. Wie schaffe ich es bloß, den Blick auf mich selber zu richten und nicht ständig an ihn zu denken?
06.09.2017 01:19 •
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