@Cabonga1970 dann versuche ich es nochmal, obwohl ich leider auch glaube, dass ich blockiert bin.
Also um das vorweg zu nehmen: für mich steht Kindeswohl immer an erster Stelle. Dafür setze ich mich seit Jahren ein. Wer mich bereits öfter gelesen hat, weiß das. Ich bin da rigoros und wenn ich das Gefühl habe, dass Eltern nicht Kindgerecht handeln, dann knalle ich ihnen das vor den Latz. Da kenne ich kein Pardon. Das bedeutet, dass ich auch dich hart angehe, wenn ich das Gefühl habe, dass das Kindeswohl nicht bei dir ankommt.
Habe ich immer recht? Wohl kaum. Ist mein Vorgehen womöglich sogar kontraproduktiv? Wahrscheinlich. Aber bei Kindern springen bei mir eben automatisch diese Mechanismen an.
Also sieh mir das erstmal nach und lies mich hoffentlich trotzdem.
Ich glaube behaupten zu können, dass ich von psychologischen Mechanismen ziemlich viel Ahnung habe. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass du von dem was ich schreibe durchaus vieles mitnehmen kannst.
Ob du das möchtest und genauso siehst, ist natürlich deine Sache.
Ich sehe durchaus, dass du einen verzweifelten Kampf gegen deine Ex führst. Bist du deswegen ein Narzisst? Vielleicht. Einige deiner Reaktionen deuten durchaus in diese Richtung. Aber jetzt gehen wir mal davon aus, und das fände ich absolut verständlich, dass du schlichtweg von dem ständigen Kampf so müde bist, so leid, dass dir die ganze Zeit Steine im Weg sind, so mürbe, traurig und verzweifelt, dass du dauernd gezwungen bist zuzusehen, wie dein Kind leidet, dass du überfordert bist, weil du nicht mehr weißt wie du ihm noch helfen kannst, dass du einfach am Ende bist. Gehen wir davon einmal aus. Was kannst du dann tun?
1. Sorge für dich. Du zeigst hier deutlich, dass du überfordert bist. Außerdem läufst du gegen eine Wand bei ihr. Es ist wirklich schwer anzuerkennen, dass man die andere Person nicht ändern kann. Aber es ist nun einmal so. Wenn die andere Person nicht zugänglich ist für deine Bitten, Argumente und das alles, dann kann man nur loslassen. Tritt aus dem Konflikt aus und schau, was dir hilft zu verarbeiten, dass du hilflos bist, dass du keine Kontrolle über die Situation hast. Sport, Therapie, Freunde und Rückhalt? Finde ein Ventil für dich, aber lass los. Du erreichst sie nicht.
2. Entlass deinen Sohn aus der Verantwortung. Es ist zu viel für so ein kleines Kind. Er braucht nicht entscheiden, wo er lieber und öfter ist. Wenn er es sagt, dann nimm es zur Kenntnis. Aber signalisiere ihm, dass Mama und Papa ihn lieb haben und die Entscheidung in seinem Sinne treffen werden. Entlass ihn aus der Entscheidung, ob er zur Kur gehen möchte. In dem Alter geht man hin, zieht man hin, macht dort Urlaub, wo die Eltern es einem vorgeben. Hat man genug Vertrauen hinterfragen das Kinder auch nicht. Wenn er Angst vor einer Situation hat, dann nimm ihm die Angst. Aber nimm nicht die Situation weg. Sei der Starke von euch, hab die Kontrolle über ihn, gib ihm einen Rahmen, in dem er sich sicher fühlen kann. Entlass ihn aus der Verantwortung.
3. Ich wiederhole mich, trotzdem nochmal. In der Kindheit gibt es Grundprobleme, die für Kinder essentiell sind. Das eine davon ist die Bindung. Bindung ist de facto überlebenswichtig. Ohne Bindung kein Essen. Ohne Essen Tod.
Kinder müssen also auf Bindung vertrauen, ein Urvertrauen haben. Wenn sie dieses Vertrauen nicht haben oder es zerstört wird, z.b. durch eine Trennung und Rosenkrieg der Eltern, dann ist das auf tiefer Ebene lebensgefährlich für ein Kind. Sie machen also alles, um Bindung zu erhalten. Du kannst also nicht in jedem Fall darauf vertrauen, dass das was dein Kind sagt, auch das ist, was dein Kind meint. Sondern du musst versuchen zu verstehen, was er meint. Wenn er also sagt: ich will mehr bei dir sein, dann meint er vielleicht ich hab Angst dich zu verlieren. Und statt dann mit der Mutter in einen Konflikt zu gehen, bei dem du automatisch ihn aus den Augen verlierst, einfach weil der Konflikt so einnehmend und anstrengend ist, wäre es sinnvoller mit ihm über seine Ängste zu reden.
4. Darüber hinaus würde ich dringend auf Kindertherapie bestehen.
5. Ich finde es klasse, dass du eine schöne neue Beziehung hast und auch das Patchwork gut zu funktionieren scheint. Aber bitte vergiss nicht, dass du diese Beziehung gestartet hast, als deine Ex noch mitten im Trennungsschmerz gewesen sein könnte. Sie hat viel verloren. Und du hast irgendwie nur gewonnen. Und auch, wenn dein Sohn sich mit allen gut versteht, so ist so eine Konstellation in aller Regel eben auch eine Bedrohung für ein Kind. Er muss jetzt, wo er grade erst die Bindung zu den Eltern reißen sah, zusehen, wie er auf einmal Bindung zu dir mit neuen Menschen teilen muss. Bitte unterschätzt die Gefühle der anderen nicht. Wenn du ihnen mit Empathie begegnest, wirst du so viele Kämpfe gewinnen. Ernsthaft. Und unterschätze nicht, dass ihr wirklich noch nicht lange getrennt seid. Wunden brauche Zeit, um zu heilen. Ihr führt einen Stellvertreterkrieg, um das zu überdecken. Aber ihr habt beide etwas verloren und das tut verdammt weh.
Keine Ahnung, ob jemand außer mir diesen Text wertvoll findet. Aber wenn dem so ist, dann würde ich mir wünschen, dass ihn jemand kopiert (kann ihn auch per PN schicken) und teilt von denjenigen, die noch gelesen werden. Denn ich werde es wahrscheinlich nicht.
Gestern 21:22 •
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