Hallo erstmal,
ich bin vollkommen neu hier und hätte nie gedacht, dass ich mich mal in so einem Forum anmelde aber die derzeitige
Situation ist so belastend für mich, dass ich trotz guter Freunde, die mir beistehen einfach etwas mehr Feedback gebrauchen könnte. Ich versuche mich kurz zu fassen, auch wenn die Situation ein wenig kompliziert ist.
Ich bin 31 Jahre alt und studiere noch, befinde mich aber jetzt in meiner Masterthesis, bin demnach also am 1. Oktober fertig.
Ich hatte knapp 3 Jahre lang eine Fernbeziehung mit meiner Ex. Wir haben uns kurz vor meinem Bachelor kennengelernt. Danach wollte ich noch einmal in eine andere Stadt und bin 150 km weit weggezogen für meinen Master.
Ich hatte anfangs die Vermutung, dass meine Ex und ich sowieso nicht lange mit diesem Zustand klar kommen würden, vor allem weil wir irgendwie in diese Beziehung geschlittert waren und ich noch mit meiner damaligen Ex zu kämpfen hatte und sie noch mit ihrem Ex, mit dem sie sogar noch monatelang Kontakt hatte, bis ich sie vor eine Entscheidung gestellt hab - er oder ich.
Sie hatte sich dann logischerweise für mich entschieden.
Ihren Ex hatte sie zuvor betrogen, aufgrund eines Arbeitskollegen, der sie aber dann nicht wollte. danach kam ich über den Weg gelaufen.
Zu meiner Ex: Sie ist 30 Jahre alt und arbeitet seit ihrem 21. Lebensjahr, wohnt immer noch in der Wohnung ihrer verstorbenen Großmutter über der Firma der Eltern und hat bis auf einen Jobwechsel vor einem Jahr niemals ihre Kleinstadt wirklich für längere Zeit verlassen - bis auf 1 Jahr Australien mit ihrem Ex und diversen - sehr häufigen - Urlauben. Aber sie hat an einer Fernuni den Bachelor in BWL nachgeholt. Sie hat Geld, eine sehr wohlhabende sehr tolle intakte Familie aber ist auch jemand der aufgrund dieser Tatsachen nie wirklich zurückstecken und Kompromisse eingehen musste (deshalb die Info).
Wir haben es bis Weihnachten 2022 dennoch geschafft diese Fernbeziehung aufrecht zu erhalten. Sie hatte vor allem anfangs extrem mit der Trennung ihres Ex Freundes zu kämpfen gehabt (5 Jahre lang zusammen) und öfter mal geweint vor mir und ich habe sie aufgebaut. Sie hat damals davon geredet, dass sie sich schuldig fühlt so etwas wegeschmissen zu haben.
Vor allem in den ersten 1 1/2 Jahren war sie absolut verloren. Wusste nicht ob sie nochmal die Welt bereisen will oder was sie genau machen möchte. Sie hat bis heute eigentlich das generelle Probleme einer inneren Aufgewühltheit und der Tatsache, dass sie sich immer wieder irgendwelche Hobbies und Beschäftigungen gesucht hat, die sie nie erfüllt haben für längere Zeit.
Am Anfang war es wildes Shopping zur Befriedigung, dann war es Kraftsport, dann Joggen, Möbel restaurieren, Psychologie-Bücher durchforsten und mit der menschlichen Psyche auseinandersetzen usw. usw. - Alles aber nur Phasen. Kurz angepackt und dann sein gelassen. Ich hab das immer akzeptiert und sie unterstützt aber auch gesagt, dass sie sich mal für längere Zeit irgendwas suchen muss, was sie erfüllt im Leben, um mit sich ins Reine zu kommen. Denn mit sich selbst auseinandersetzen konnte sie nicht und kann es eigentlich immer noch nicht wirklich.
Die Beziehung war davon gespickt, dass ich immer wieder mit diesen Phasen aber auch der Tatsache konfrontiert wurde, dass sie mir Vorwarf abgehauen zu sein und dass sie immer alleine ist, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt und mit diesem Zustand überhaupt nicht klar kommt. Mit Ihrem Ex wohnte sie auch 4 Jahre zusammen. Ich bin sooft wie möglich zu ihr runtergefahren, hab ihr Bilder gemalt und Blumen geschickt - mir extrem viel Mühe gegeben, die ganze Sache aufrecht zu erhalten. Ich konnte sie somit immer davon abhalten das mit uns hinzuschmeissen. Ich habe sehr gelitten darunter, da ich aufgrund dieser Tatsache mir in meiner Studien-Stadt keine wirkliche Existenz aufbauen konnte. Sie sah es aufgrund meiner Wohnheims-Situation auch nicht ein, öfter mal zu Besuch zu kommen. Ich war also definitiv der aktivere Part.
Wir waren trotzdem extrem oft im Urlaub, den ich aufgrund meines Nebenjobs immer finanzieren konnte - auch wenn sie öfter mal Vorzahlung leisten musste. Die Urlaube waren natürlich auch mal von Streiteren gespickt aber insgesamt eigentlich mMn immer schön und der benötigte Ausgleich um sich diese Beziehung erhalten zu können. Wir hatten also immer wieder tolle Momente und konnten sehr gut miteinander reden und hatten ähnliche Ansichten und Werte. Das hat sie auch immer mal wieder gesagt. Dementsprechend konnten wir uns gut eine gemeinsame Zukunft vorstellen.
Anfang 2022 hat es dann angefangen, dass ihr Kinderwunsch immer extremer wurde. Sie hatte sich langsam darauf eingeschossen, dass DAS jetzt die oberste Priorität hat. Sie hat immer mehr angefangen mir Wohnungen zu schicken und potentielle Arbeitgeber rauszusuchen und mich mit dem Thema zu konfrontieren, dass ich so schnell wie möglich fertig werde und wir eine Familie gründen. Alles schön und gut, jedoch meiner Meinung nach viel zu verfrüht. Das Problem war generell, dass ich Corona bedingt anfangs sehr schlecht in das Studium reingekommen war und zeit verplempert hatte. Dementsprechend musste ich diese verlorene Zeit aufholen - neben dem Job und den Wochenende wo wir uns gesehen haben. Ich befand mich also IMMER im Stress. Diese konfrontierende Situation ist leider immer weiter gewachsen, da alle ihre Freundinnen bereits das zweite Kind erwarten und es kamen verrückte Aufforderungen wie: Mach mir doch jetzt einfach sofort ein Kind!.
Ich habe jedes mal rational argumentiert, dass es absoluter Irrsinn wäre, da ich so etwas erst nach dem Studium planen möchte. Irgendwann hat sich die Stimmung so aufgeheizt, dass ich nur noch abweisend reagiert habe: Ich will keine Kinder, nachdem ich fertig bin, dann wartet man erstmal 2 Jahre usw. es hat mich einfach extrem belastet, diese ganze Diskussion über diese Themen. Ich wollte einfach fertig werden mit dem Studium und dann zu ihr kommen.
Und jetzt kommts leider ganz Dicke. wofür ich mich schäme und es im Nachhinein extrem bereue.
Schließlich - vor Weihnachten 2022 rum - hatte sich das ganze auf die Spitze getrieben. Es lief seit Oktober nicht gut, da ich aufgrund des Stresses im Studium einfach ausgebrannt war und kaum noch Nähe zugelassen hatte und genervt war. Zusätzlich hatte ich während des Studiums auf einer Exkursion ein Mädchen kennengelernt hatte, was einfach vollkommen anders war. Mitte 20, aktiv und sportlich, mit einem sehr einnehmenden Hobbie - also vollkommen ausgeglichen. Sie hat einfach ihr Ding durchgezogen. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, waren auf einer Wellenlänge und es musste natürlich so kommen, dass wir etwas miteinander hatten.
Nebenbei hat mir meine Ex immer weiter die Pistole auf die Brust gesetzt - es war also eine Art Flucht. Sie hat mich zudem auch immer mehr persönlich angegriffen und kritisiert. Wir haben uns an den Wochenende gesehen und das erste was sie sagte war irgendeine Form von Kritik über mein Aussehen oder meine Person. Im Dezember, kurz vor Heiligabend haben wir dann ein Gespräch über unsere Beziehung geführt, bei dem ich kurz davor war mich zu trennen - und sie ähnlicher Meinung war und es schließlich ausgesprochen hatte - SIE trennte sich also, ich war nicht absolut dagegen aber fühlte mich nicht wohl damit. Trotzdem war sie vollkommen am Boden und fertig, ist bei mir gegenblieben, hat bei mir übernachtet, ohne Ende geheult und mir Texte verfasst, die sie mir am nächsten Tag ins Notizbuch gelegt hatte, in denen geschrieben war, dass ich sie nicht vergessen sollte.
Ich konnte mich nicht trennen, genauso wenig wie sie und so erhielten wir eigentlich alles beim Alten aufrecht - mit dem Unterschied, dass sie netter wurde. Ich hatte von meiner Seite aus gesagt, dass ich Silvester mit Freunden verbringen möchte und mir das alles sehr wehgetan hat - was sie akzeptierte, auch wenn es sie total runterzog. Die folgenden Monate bis April sahen dann so aus, dass ich sie regelmäßig daran erinnerte, dass SIE sich trennte und ich es verurteilte und es mich verletzte und sie einfach versuchte nett zu mir zu sein. sie akzeptierte auch, dass ich Ostern bei ihren Eltern eingeladen war, sie jedoch nicht bei meinen, da ich keinen Grund darin sah, wenn wir nicht zusammen sind (meine Eltern sind sehr konservativ was sowas betrifft).
Ich lies kaum körperlichen Kontakt zu und wenn sie kuscheln wollte winkte ich ab Nö, kein Bock. Sie fragte mich immer wieder ob ich jemand hätte aber ich verneinte. Und nebenbei fuhr ich die Affäre mit der Studentin fort . Ich glaube, das war meine Art die ganze vergangene Zeit, in der sie mich regelrecht fertig machte und mich aufforderte irgendetwas zu tun - mich regelrecht an die Wand stelle - irgendwie zu verarbeiten.
Sie erwähnte öfter, dass wir beide irgendwie einfach unsere Beziehung nicht beenden wollten, weil wir Angst davor hätten alleine zu sein. Und irgendwie stimmte das. Wir waren beide nicht happy und ich wusste, ich müsste mich endlich entscheiden. Zusätzlich hatte ich die ganze Zeit die Belastung mit Arbeit und Studium im Hinterkopf.
Das Ende:
Anfang April fing es dann an, dass sie immer weniger Kontakt suchte und immer distanzierter wurde, bis sie vor einer Woche schrieb, dass sie das Gefühl hat, wir würden in zwei unterschiedlichen Welten leben und ich nicht bereit dafür wäre und sie versuchen würde auf Distanz zu halten und gar nicht zu ihr ziehen möchte. Nebenbei hatte ich meine Masterthesis angemeldet um endlich fertig werden und zu ihr ziehen zu können. Das sagte ich ihr auch aber sie stritt alles ab und wies mich daraufhin dass ich sie damit total unter Druck setze und ich das alle für mich selbst tun müsste. ihr könnt euch denken was jetzt kommt.
Ich erzählte schon zuvor meiner Affäre von der Situation - also einfach die Wahrheit - und wir beendeten die Sache zwischen uns, in der Hoffnung, dass zwischen mir und meiner Ex alles gut werden würde. Jetzt am Wochenende sahen wir uns (meine Ex und ich) und sie erzählte mir, dass sie mit uns abgeschlossen hätte und einen alten Bekannten aus ihrer Heimat bereits einmal getroffen hätte und sie sich mit ihm etwas vorstellen könnte. wir lagen uns weinend in den Armen und ich erzählte ihr, dass mich der ganze Stress einfach fertig gemacht hat und ich einfach nur endlich bei ihr ankommen wollte - aber es war zu spät. Sie hatte sich in der Zeit auch jemand neues gesucht innerlich damit abgeschlossen.
Wohlgemerkt ohne von meiner Affäre zu wissen - bis heute nicht. Es war jedoch die ganze Zeit - zum ersten mal - die Situation bzw. Phase, seit Oktober 2022, in der ICH nicht mehr hinter der Beziehung stand und mich selbst distanzierte. Mit der Tatsache, dass wir die Rollen getauscht hatten und sie zum ersten mal für 4 - 5 Monate in meine Rolle als Retter/Aufrechterhalter geschlüpft war. Das hatte sie so ausgelaugt und fertig gemacht, dass sie sich schnell eine Lösung in Form einer anderen Person suchte.
Jetzt sitze ich hier und bin 5 Monate vor dem Ende meines Studiums und habe eine innere Leere in mir - wie noch nie. Ich habe fast 3 Jahre lang daran festgehalten und dafür gekämpft, dass es hält und kurz Schwäche gezeigt. Diese Affäre mit der Kommilitonin war anfangs toll und sie ist ein wundervoller, bemerkenswerter Mensch - aber nicht meine Ex. Diese ganze Geschichte die wir hatten + die positiven sowie negativen Eigenschaften ihrerseits, die ich für mich akzeptiert hatte, haben einfach eine Basis zwischen uns aufgebaut, die ICH nicht so schnell wegwerfen kann.
Man spricht ja auch gerne von Rebound-Beziehungen wenn jemand neues in das Leben kommt aber man nach 3/4 Monaten - wenn der Endorphin-Spiegel wieder sinkt - die neue Person nicht mehr feiert und feststellt, dass man niemanden ersetzen kann - so geht es mir gerade. Das Problem ist nur, dass es ihr augenscheinlich nicht so geht. Ich hatte sie gefragt, ob sie noch Gefühle für mich hat, trotz des neuen Typen - und sie sagte ja, aber . das reicht manchmal einfach nicht. Sie hatte damit wohl schon vor ein paar Wochen abgeschlossen und ihn bereits schonmal heimlich getroffen um endlich mal wieder eine gute Zeit zu haben.
Ich bin jetzt irgendwie einfach geschockt. Ja, ich weiß ich habe extreme sch. gebaut und es tut mir schrecklich leid. Aber es war einfach eine falsche Flucht von dem Druck. Jetzt frage ich mich nur, wie sie so einen extremen Schlussstrich darunter ziehen kann und 3 Jahre diese extremen Emotionen so schnell vergessen sein können - auch wenn natürlich der Mammut-Anteil von mir aus bewältigt wurde. Ich hoffe zwar, dass diese Art der Rebound-Beziehung auch gerade bei ihr ihren Lauf nimmt und sie mir irgendwann wieder schreibt aber um ehrlich zu sein zweifle ich doch sehr stark daran, denn bei ihrem Ex hatte sie sich schlussendlich auch für mich statt ihn entschieden - wobei sie sich mit ihm auch definitiv auseinandergelebt hatte und nicht in solch einer Situation steckte.
Ich kenne aber ihren extremen Kinderwunsch und bin mir sehr sicher, dass der neue Typ einfach schon länger einen Job hat, im Arbeitsleben steckt und genau diese Ansprüche erfüllen kann, die in ihr das letzte Jahr extrem angewachsen sind.
Jetzt denke ich die ganze Zeit darüber nach, was gewesen wäre wenn und wie hoch die Chancen stehen, dass der Typ sich nicht als Allerheilmittel für sie herausstellt. Ich habe Angst, dass ich nicht aufhören kann mich an diese Wunschgedanken zu klammern und brauch jetzt einfach mal Statements von außenstehenden Personen, die die Sache bewerten.
Vielen Dank!
Wenn ich irgendwelche Fehler gemacht habe, bitte ich sie zu entschuldigen, Ich schreibe eigentlich nicht in Foren.
26.04.2023 14:56 •
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